Kitzbüheler Anzeiger

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Die Stanglwirts-Buam; von links: Hausal Hauser, Toni Pirchl und Georg Anker Samstag, 3. November 1973 Kitzbüheer Anzeiger Seite 11 Zum 50. Sängertreffen beim Stangiwirt Von Peter Brandstätter Volksschuldirektor, Kitzbühel Es war in den Nachkriegsjahren, die ärgste Not war wieder gebannt, als die Stangiwirtsleute im Kreis von Freunden in der Stube „singerisch" beisammen sa- ßen und den Plan faßten, zu einem Sän- gertreffen zum Stangiwirt einzuladen. Alois Käferböck, ein Freund des Hau- ses, fungierte als Ansager beim ersten Sängertreffen (1948). Aus dem Zillertal war das „Mayrhofner-Trio" mit Albin Moroder, Friedi Pramstaller und Sie- geier (Egger) Max gekommen, aus dem benachbarten Salzburgischen stammte der „Saalfeldner Dreigesang" mit Mitzi Herzog, Mali Fischbacher und Villi Häusl. Toni P r a x m a i r kam mit ei- ner kleinen Gruppe der „Kitzbüheler Nationalsänger". Die vierte Gruppe war das Stangiwirtstrio selbst mit den Wirts- leuten Anna und Lois und dessen Schwe- ster Lisi. Die „Stangl" waren eine der wenigen Gruppen, die im Trio sangen (zwei Frauen- und eine Männerstimme) und es darf festgehalten werden, daß diese Art der Besetzung und zu singen vielen Gruppen in der folgenden Zeit als Vorbild diente. Ein besonderer Umstand dieses ersten Stanglwirts-Sängertreffens sei noch er- wähnt: Obwohl von der Wirtin Anna geplant war, die besten Gruppen zu prämiieren und die Geschenke schon vorbereitet waren, wurde nach reiflicher Ueberlegung auf die Verleihung von Preisen, auf die Prämiierung der Grup- pen verzichtet - und dabei blieb es für alle Sängertreffen beim Stangiwirt! Je- de Gruppe erhielt ein Erinnerungs- geschenk und so entstand beim Stangl- wirt von allem Anfang an jene Atmo- sphäre, die für diese Sängertreffen ty- pisch und grundverschieden von der der Preissingen ist: Die teilnehmenden Gruppen sind keine Konkurrenten, son- dern lernen sich kameradschaftlich ken- nen, horchen gegenseitig auf die Liadln und befruchten einander mit neuem Liedgut; daß das gesellige Beisammen- sein dabei nicht zu kurz kommt, ver- steht sich von selbst. Nachdem das erste Sängertreffen ein so gutes Echo fand, wie es die Veran- stalter kaum erwarteten, erging die Ein- ladung zum Singen nun zweimal im Jahr, im Frühjahr Ende April und im Herbst Ende Oktober. Nach Alois Kä- ferböck waren es die Radiosprecher Fritz Bieler und Siegfried Wagner, Fritz Böck (Kufstein). Sepp Spachtholz aus Kramsach und Lois Plattner (Wörgl), die die Zuhörer durch das Programm führten und die Gruppen vorstellten. Waren es beim ersten Treffen noch ausschließlich Gruppen aus Tirol und Salzburg, so sollte sich in den folgen- den Jahren das Bild mehr und mehr ändern. Wie der Kontakt zu den Bayern hergestellt wurde, sei eigens angeführt: Es dürfte Anfang der fünfziger Jahre gewesen sein, als die Stanglwirtsleute einmal in Innsbruck beim „J5rgeie" zu- kehrten und was wäre naheliegender, als daß man ein „Gsangl" von ihnen er- bat. Der zufällig anwesende Bob-Welt- meister Anderl Ostler war von dem rei- nen und feinen Vortrag der Lieder so begeistert, daß er spontan versprach, mit bayerischen Sängergruppen zum Stanglwirts-Sängertreffen zu kommen. Die Riedringer Buam, die Fischbachauer Dirndln, die Geschwister Hartbichler und die Waakirchner Sänger gehören in den Folgejahren zu den Gruppen, die das Nachbarland Bayern mit ihren echten und sauber vorgetragenen Volks- liedern vertraten. Ein neuer Abschnitt der Sängertref- fen begann, als im Frühjahr 1957 Sepp L a n d m a n n, damals noch Lehrer in Reith bei Brixlegg, als Ansager gewon- nen wurde. Er wuchs über diese Rolle bald hinaus. Mit der Auswahl der Lieder der einzelnen Gruppen und deren An- ordnung, mit der Herstellung von Kon- takten zu den neuen Gruppen wurde Sepp Landmann zum Gestalter der Sän- gertreffen. Mit ihm erhielt die Volks- liedpflege neue Impulse. Was durch ge- lehrte Bücher, Vorträge und Seminare nicht erreicht worden wäre, gelang Sepp Landmann infolge' seiner Zielstre- bigkeit das Publikum zu befähigen, Echtes von Kitsch und Bodenständi- ges von Artfremdem zu unterscheiden. Dabei hielt er sich stets an den Rat des großen bayerischen Volksliedforschers und Wiedererweckers des echten Volks- liedes, des unvergessenen Kiem Pauli, der die Liedtexte stets daraufhin prüf- te, ob sie in der Ausdrucksweise unse- res Landvolkes gehalten sind. Wenn bis zur Mitte der sechziger Jahre herauf die Bayern beim Sängertreffen domi- nierten, so kommt das nicht von unge- fähr, wird doch seit dem Kiem Pauli in Bayern das echte Volkslied von allen öffentlichen Einrichtungen, insbesonde- re dem Rundfunk, sehr gepflegt und gefördert. Und wenn im Laufe der Zeit auch bei unserem Rundfunk in der Auf- fasung über das Volkslied eine Aende- rung eingetreten ist, so hat zu dieser Entwicklung sicher auch das Stangl- wirts-Sängertreffen beigetragen, denn so weit liegen die Jahre noch nicht zu- rück, als bei den Volksliedsendungen noch vom „ewigen Firn und Gletscher- eis", vom „Alpenglühn" und vom „blau- en Bergsee" gesungen wurde. Die Ent- wicklung hat also der Zielsetzung von Sepp Landmann recht gegeben. So brachte auch Herbert Buzas in der Tiroler Tageszeitung seinen Bericht über das 27. Sängertreffen unter der Ueber- schrift „Sängertreffen ohne Schnulzen und Subventionen." Ohne Schnulzen, das Verdienst gebührt Sepp Landmann. Die zweite Feststellung „ohne Subven- tionen" soll freilich auch nicht uner- wähnt bleiben. Wo im ganzen Alpen- raum gibt es eine ähnliche Veranstal- tung von rein privater Seite ohne jede Subvention? Und bei jedem Sängertreffen kommt bestimmt eine neue, bisher noch nicht
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