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Grandhotel Kitzbühel 1905 (vor dem 1912 erstellten Zubau) nach einem Aquarell von Harrison Comoton, London. Das Original befindet sich im Heimatmuseum als Spende von Frau Grete Langer. Samstag, 10, November 1973 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 In einem im Frühjahr 1903 vom damali- gen Fremdenverkehrsverband Kitzbühel herausgegebenen Führer finden wir auf Seite 25 folgende Ankündigung: „Hotel Kitzbühel (Grandhotel) eröffnet am 1. Juli 1903. Saison bis Oktober. Mit modernem Komfort und neuesten hygienischen Einrichtungen ausgestattet. 86 Zimmer, wovon die meisten mit Bal- kon, Dampfheizung, Bäder, elektr. Be- leuchtung in allen Räumen, Lift, große Halle und großer Speisesaal, schöner Restaurationsraum mit großer Glasveran- da und schattiger Garten; Damen-, Mu- sik- und Konservationssalon, Billardzim- mer, photographische Dunkelkammer. Rings um das Hotel Parkanlage, anschlie- ßend Tennisplätze. Eigene Badeanstalt am Schwarzsee".. Die Eröffnung des Grandhotels ist eng mit dem Aufstieg Kitzbühels zum weltbekannten Winter- und Sommerkurort und Sportort verbun- den. Im Jahre 1946 brachte im Weka-Ver- lag Trossingen der frühere Direktor und Gesellschafter Carl K ö n i g eine Bro- schüre heraus unter dem Titel „Welt durch die Drehtür - ein Hotelier er- zählt". Dessen Sohn, Hans F. König, der in Kitzbühel die Schule besuchte, sandte uns kürzlich aus Bonn ein Exemplar die- ses Buches, dem wir, Kitzbühel betref- fend, folgende interessante Einzelheiten entnehmen. „Ein Haus wie das Kitzbüheler Grand- hotel zu führen, wäre in normalen Zei- ten absolut kein Risiko gewesen. Nach einer Besatzung aber (1. Weltkrieg), die Allweil mehr Leit geit's in irisra Gegnd, dö was d' nimma recht kennst. Ma kennt s' wohl, aba ma woaß nit, wo ma s' hitoa sollt. Dös hoaßt: ma ku s' eh ningascht hitoa, os oan paßt oda nit, aba ma mecht halt wissn, wo s' her- send. Wannst heit oan triffst, vo den s d' nit woaßt, is 's a Do-iga oda nit, fangst an Hoangascht u, rödst üba s' Weda und die Steiga und was ma halt so r6dt und aft bringst d' Röd af die Gegnd. Daß Kitzbichi unt' is und Jochberg inn, weascht er no wissn. Bald er dös a no woaß. daß Brixn ent, Hopfgascht unt, Wörgl außt und Kundi öbn is, is er eh scho nimma ganz nui a da Gegnd. Klar natirlich, daß er woaß, daß da Poß Thurn obn is. Etz weascht si si weisn: Von Thurn geht's toiglisch getoi. Wo is etz Mittersü? Sogg er „unt'", hast'n scho. Sogg a aba richtig „ent", aft geht's weida. Föbatauen? Ent! Ost- tirol? Ent! Kärntn? Ent! hast'n scho wieda! Weil es is amol logisch: Reibst das schöne Hotel maßlos herunterge- bracht hatte, und den Wirren der öster- reichischen Inflation, mochte es eine Auf- gabe sein, „als wollten Pygmäen ein Gebirge mit Zahnstochern abtragen. Die Propaganda bei meiner alten Kund- schaft in Europa brachte ungeheuren Zu- lauf, vor allem aus Deutschland. Auch viele hohe Offiziere der englischen Be- satzungstruppen kamen mit ihren Fami- lien. Dabei erhielt ich sicheres Geld, di von Osttirol hi-zua af Kärntn bist unt', reibst di d' oa Seit, bist inn', an Südtiroi. Doscht bist eascht unt, baldst gegn Venedig kimst. Und vo doscht hino bist übaroi unt: an Kriachnland, a da Tirggei, an Heiling Land, z' Ara- bien unt und z' Indien. Ja, Schneggn: ent. Kennt er si richtig aus bis doher, pro- biascht'n hi-zua. Brixn geht's ummi,wia gsagg, Hopfgascht oichi. Bis Landegg leit s' Inntal tiafa wia's Brixntoi. Drum sagg' ma a ganz richtig: z' Kundi obn, z' Schwaz obn, z' Innschbrugg obn. Wannst nit ganz krecht bist, an Hirn obn, kust di z' Hall obn richtn lässn. Geht aba oana auffi und auffi, bis er af Gurgl und Vent kimmb, aft is er fit obn, aft is er inn, an Oetztal. Außt is er an Vorarlberg, bald er nit an Bregenza Woid inn is. Außt is er a a da Schweiz. Außer, er is an Tessin unt'. Deitschiond fahrscht er aussi. Aussi as Boarri, as Schwäbisch, as Rheinland. denn jeder der Gäste mußte in seiner eigenen Währung bezahlen. Man sollte meinen, daß ein Hotel mit starker Anziehungskraft für die Fremden sich immerhin bei der Bevölkerung allge- meiner Beliebtheit erfreute, und daß ihm jede erdenkliche Förderung zuteil gewor- den wäre. Weit gefehlt! Das Hotel war damals in den Augen der Einheimischen eine Vergnügungsstätte, die ihnen die wenigen Lebensmittel auch noch fort- nahm. Um diesen Verdacht von vornherein zu beseitigen, war mir die Auflage gemacht Bis er Hamburg kimmb, wo er so toif unt is, daß, wenn er mog, ebn as Meer eichispaziern ku, aft is er, wia halt mir sagn: z' Hamburg obn. Aft kun er eahm 's aussuachn wo er hifohrn wü mit'n Schinaggl: auffi af Norwegn, ummi af England oda oichi af Spanien. Is a nit so ebn s' Meer wia ma moat! Glust 's ins amoi a d' Hauptstadt z' fahrn, a die schöni Weanastadt, fahrn ma af Kitzbichi, Senehons, Erpfndorf und Woadring oichi, aussi af Reichnhall und Salzburg und wieda oichi af Linz und Wean. Ku ma a weidafahrn as Burgnland oichi. Fragst aba doscht oan, wo' ra hifoscht schiefohrn, aft sogg a: ins Tirol eini. Ja, oafach is's nit' Wann mi zun Beispü oana fragg: Wo is vo do aus St. Veit? außt, inn, ent, obn oda unt, muaß ma do auffi, oichi, urnmi, eichi oaa aussi fahrn, na muaß i sagn: i woaß nit, 1 bi seim eascht guatding viaschzg Jahr do. Woaß aba der, mit den s'd rödtst no richtig, wo Klausn, Ascha, Rußland, China, Bockern, Poln und Wötzing send, is a Einheimischa! Ja und wann i'n glei. frogat? Dassn war a a Möglichkeit. 70 Jahre Grandhotel Kitzbühel Erinnerungen von Direktor Karl König Brixentoiarisch ohne Reim Herbert Jordan fragt heute: Is 's a Einheimiseha?
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