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Komm-Rat Dr. Carl Reissigl überreicht dem Geschäftsführer Hans Hochfilzer die goldene Mitarbeitermedaille. Foto: Rolf Kriesche, St. Johann Seite 18 KitzbÜheler Anzeiger Samstag, 8. Dezember 1973 Mitarbeiterehrungen bei der Firma Sinnesberger, St. Johann Ein Jubiläum des Unternehmens ge- meinsam mit der Ehrung zahlreicher Mitarbeiter durch die Tiroler Handels— kammer feierte vor kurzem die Firma Franz Sinnesberger in St. Johann in Ti- rol. In Anwesenheit der Familie Sinnes- berger, von Bgm. Andreas Mariacher, dem Mitglied des Bezirkswirtschaftsrats Toni Werner, Kitzbühel, Ing. Kunst von der Tiroler Arbeiterkammer und eines Großteils der Belegschaft würdigte der Obmann der Sektion Handel der Tiroler Handelskammer, Komm.-.Rat Dr. Carl Reissigl, den Werdegang des Unterneh- mens und die Leistungen der geehrten Mitarbeiter, die in besonderem Maß zum Erfolg der Firma und zum Nutzen der Wirtschaft des ganzen Bezirkes beige- tragen eige tragen haben. Die Firma Franz Sinnesberger wurde im Oktober 1910 von Franz Sinnesber- ger, geboren am 19. Juni 1888 in St. Jo- hann, gegründet. Firmengründer Franz Sinnesberger wurde nach Absolvierung der Handels- schule in Schwaz und dreijähriger Pra- xis im Handel bereits in jungen Jahren selbständiger Kaufmann, was auf seine Eigenverantwortlichkeit und Unterneh- mungsfreude hinweist. Der Gewerbe- schein, ausgestellt von der Bezirkshaupt- mannschaft Kitzbühel vom 26. Oktober 1910 lautete auf den Betrieb eines „Lan- desproduktenhandels und Speditionsge- schäftes". Dieser Gewerbeschein entsprach der Struktur des damaligen Handels auf dem Lande und erstreckte sich haupt- sächlich auf den Vertrieb von Futter- mitteln und Lebensmitteln wie Mehl, Zucker, Fettstoffe und Salz, woraus sich in der Sparte Lebens- und Futtermittel sehr bald die Funktion eines Großhan- dels entwickelte. Das in Betriebsnähe errichtete „Ma- gazin", ein Holzbau mit Laderampe, konnte bald dem steigenden Warenum- schlag nicht mehr entsprechen und es mußten speziell die Futtermittel auf 2 angemietete Räume ausgelagert werden. Die Zustellung der Ware erfolgte da- mals ausschließlich mit Pferde-Doppel- gespann auf schweren Brückenwagen bzw. im Winter auf Schlitten. Der Aktionsradius des Auslieferungs- bereiches erstreckte sich damals schon bis zu 30 km, so daß die Fuhrleute schon um 3 Uhr früh anspannen mußten. Im Jahre 1914, bald nach Beginn des ersten Weltkrieges, wurde Franz Sin- nesberger d. Ae. von der Bezirkshaupt- mannschaft Kitzbühel mit der Approvi- sionierung, so nannte man damals die Versorgung des Bezirkes mit Lebens- mitteln, ebens mitteln, betraut. Durch diese verantwor- tungsvolle Tätigkeit und in Verbindung mit gesundheitlichen Gründen wurde der Firmeninhaber vom Frontdienst be- freit. Die Jahre nach dem ersten Weltkrieg waren dem weiteren Aufbau und der Konsolidierung der Firma gewidmet. - 1927 wurde der erste „Saurer-Lkw" an- geschafft. Als Markstein gilt der 1928 er- folgte Bau eines dreigeschossigen Lager- hauses in Stahlbeton mit elektrischem Warenaufzug und die Errichtung eines eigenen Eisenbahn-Gleisanschlusses. Das neue Lagerhaus konnte bis zu 40 Wag- gonladungen aufnehmen. Damit wurde eine Zentralisierung des Warenlagers und eine wesentliche Rationalisierung des Betriebes erreicht. Hand in Hand ging damit die Ausdehnung des Waren- sortiments auf Genußmittel, Waschmit- tel, Brennmittel und hauswirtschaftliche Artikel. Ein weiterer Lkw wurde ange- schafft, der aber damals das Pferde- gespann ferde gespann für den Nahverkehr noch nicht zu verdrängen vermochte. Die Jahre nach 1930 waren durch Ar- beitslosigkeit gekennzeichnet. Aber auch die Weltwirtschaftskrise mit ihren da- maligen Auswirkungen auf die Wirt- schaft konnte die Firma gut hinter sich bringen. Das Jahr 1938 brachte durch den An- schluß Oesterreichs an Deutschland mancherlei Umstellungen. (Reichsmark- Bewertung, Meldungen und Ausfüllung einer Menge von Fragebögen der diver- sen Reichsstellen.) Schwere Jahre war- fen ihre Schatten voraus. Am 1. September 1939 begann der zwei- te Weltkrieg. Ueber Nacht wurden sämt- liche Lebensmittel bewirtschaftet. Regel- mäßige Bestands- und Absatzmeldungen der Hauptnahrungsmittel wurden ver- ordnet und streng überwacht. Das Be-. zugsscheinkonto triumphierte über das Kapitalkonto. In den letzten beiden Kriegsjahren waren im Büro nur weib- liche Kräfte tätig. Die Lkw liefen mit Holzgas. Als am 8. Mai 1945 der Krieg zu Ende ging, waren die Kassen und Lagerräu- me leer und die allgemeine wirtschaft- liche Not noch größer als je zuvor. Die Bezugsscheinwirtschaft lief noch vier Jahre weifer. Doch allmählich belebte sich die Wirtschaft wieder und der Wa- renfluß nahm wieder zu. Das Jahr 1946 brachte Erfreuliches. Im November verehelichte sich der Fir- menchef mit Fräulein Katharina Wink- ler. geboren am 14. August 1914 in Waidring. Damit wurde der Grundstein für eine glückliche Familie gelegt. Nach der Tochter Elsa kam am 1. Oktober 1947 der Stammhalter, Franz II., zur Welt. Auch die Belegschaft nahm an die- ser Freude teil. Es folgten drei aufbauende Jahre, dann kam über die Familie und die Firma ein schicksalsschwerer Tag. Am 30. Juli 1950 verstarb der Firmenchef Franz Sinnes- berger unerwartet nach kurzer, schwe- rer Krankheit, erst 62 Jahre alt. Ein neuer, ungewisser Abschnitt muß- te beginnen. Die Firma wurde von der Witwe, Katharina Sinnesberger, als Deszendentenbetrieb weitergeführt. Ihr stand ein Team von langjährigen und gut eingearbeiteten Mitarbeitern zur Seite und dieses Team bemühte sich, nach besten Kräften, die Aufbauarbeit im Sinne des verstorbenen Gründers fortzuführen. Trotz wachsendem Konkurrenzdruck und dem Aufkommen neuer Vertriebs- formen im Lebensmittelgroßhandel (Handelsketten) konnte die Firma ihren Marktanteil laufend vergrößern. Es folg- ten viele Jahre harter Arbeit. 1964 begann ein neuer Abschnitt im
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