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Samstag, 22. Dezember 1973 Kitzbüheler Anzeiger Seite 23 Orgel für die evang. Kirche in Kitzbühel fertiggestellt Die am 18. April des Jahres bei der Orgelbaufirma Fritz Mertel in Salzburg in Auftrag gegebene Orgel für die Chri- stuskirche wurde gerade noch vor dem Weihnachtsfest geliefert, in einer Woche aufgestellt, in der zweiten intoniert und kann daher bereits kommenden Sonn- tag (4. Advent) im Gottesdienst gespielt werden. Als Organistin hat sich dan- kenswerterweise die Gattin des Super- intendenten der Diözese Salzburg-Tirol, Berta Sturm, bereitgefunder:. Wegen der bis zuletzt noch ungewis sen Fertigstellung und der starken Be- anspruchung aller Kirchenmusiker zur Weihnachtszeit, soll die eigentliche Ein- Das Gymnasium von Hall in Tirol feierte heuer den 400jährigen Bestand. Die Schule wurde 1573 von Erzherzogin Magdalena von Oesterreich begründet, genau 200 Jahre lang betreuten Jesuiten die Schule. Nach der Auflösung des Or- dens wurde das Gymnasium den Fran- ziskanern übertragen, die heute noch die Geschicke lenken. Anläßlich der 400-Jahr-Feier erschien eine Festschrift, in der vor allem die letzten 100 Jahre der Schulgeschichte dargelegt werden. Aus der Fülle erfolg- reicher Haller Gymnasiasten sei der frühere Weihbischof von Salzburg DDr. Johannes Filzer, ein gebürtiger Kitzbü-. heler, genannt. Im vorigen Jahrhundert war die Anzahl der Schüler aus dem Be- zirk Kitzbühel, wie eine Statistik in der Festschrift aufgezeigt, relativ groß. Das Studium in Hall war durch eine einma- lige Einführung der Bürgerschaft be- günstigt. Fast in jeder Familie wurden „Koststudenten" aufgenommen, d. h. es konnten Studenten einmal pro Woche weihung zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Orgelkonzert und Gottes dienst vorgenommen werden. Die dem Stil und der Größe der Kir- che angepaßte Orgel besitzt zwei Manu- ale mit je drei bzw. vier Registern, 1 Pedal mit 1 Register, eine mechanische Spiel- und Registertraktur, 1 Manual- koppel und 2 Pedalkoppel. Ein Teil der Orgelpfeifen (vor allem sämtliche Pro- spektpfeifen) wurden aus einer Zinn- legierung gefertigt und die zahlreichen Holzpfeifen aus Fichtenholz. Das Ge- häuse hingegen ist aus Eichenholz, der übrigen Inneneinrichtung der Kirche entsprechend. Die Orgel wurde in die Mitte der rückwärtigen Empore postiert und rundet mit ihren frei im Raum ste- henden Pfeifen, unter dem sichtbaren Dachgebälk, den von Prof. Clemens Holzmeister so harmonisch geschaffe- nen Sakralbau auf das beste ab. Die nicht unbeträchtlichen Anschaf. fungskosten von 235.000 5 (davon allein 32.406.50 Schilling Mehrwertsteuer!) wurden bis auf einen Rest von etwa 30.000 Schilling innerhalb eines Jahres z.T. durch größere Einzelspenden von Gemeindegliedern, z. T. von Institutio- nen, und der Rest von Gaben der got- tesdienstlichen Gemeinde aufgebracht. Man wird der evangelischen Pfarrge- meinde Kitzbühel zu dieser wertvollen Vervollständigung und Ergänzung ihres schmucken Gotteshauses gratulieren können und darüber hinaus auch dank- bar feststellen müssen, daß unser Frem- denverkehrsort damit auch auf dem kirchlichen Sektior - so weit es die protestantischen Gäste betrifft - hin- fort allen Ansprüchen genügen kann. zu einem ausgiebigen Mittagessen ins Haus kommen. Diese Einrichtung war bis zum zweiten Weltkrieg lebendig. In der Festschrift werden die Lehrer am Oeffentlichen Gymnasium der Fran- ziskaner, die seit 1902 tätig waren, in kurzen Lebensbildern vorgestellt. Unter ihnen sind auch wei Fieberbrunner, die Brüder Christian und Josef Troger. Christian Troger wurde am 14. Jän- ner 1843 in Fieberbrunn geboren, er studierte mit ausgezeichnetem Erfolg in Hall und Bozen, in Hall war er auch Präfekt der Studentenkongregation. Am 17. September 1862 wurde er in Salz- burg eingekleidet (Klostername Floren- tin) und am 29. Juli 1866 wurde er zum Priester geweiht. Er war dann Profes- sor für Mathematik und Physik. In Hall unterrichtete er nur ein Jahr, dann kam er nach Bozen. Er fühlte sich aber mehr zur Seelsorge hingezogen,war als Beicht- vater sehr geschätzt und ein Freund der Armen und der Kinder, ein Mann des Gebetes und der Betrachtung. Mehrmals bekleidete er das Amt eines Hausoberen in Schwaz, Graz, Salzburg, Lienz und Baumgarten und schließlich von 1898 bis zu seinem Tode am 6. Oktober 1915 am Kalvarienberg_Klösterl bei Linz. Das allzeit frohe Sfudent]ein Josef Troger war ein jüngerer Bruder von P. Florentjn. Josef kam am 18. Juli 1848 in Fieberbrunn zur Welt, studierte eben- falls in Hall, wurde am 12. August 1867 durch die Einkleidung Franziskaner, am 1. Oktober 1871 wurde er zum Priester geweiht. Als Pater Adjut ging er in die Geschichte des Gymnasiums ein. - Er lehrte vor allem Gesch!hte, wozu ihn sein außergewöhnliches Gedächtnis be- sonders befähigte, im Untergymnasium auch Geographie und Deutsch, in späte- ren Jahren auch Stenographie. Als wis- senschaftlicher und oft sehr streitbarer Schriftsteller veröffentlichte er rund 50 Arbeiten, verfaßte eine Menge Artikel für verschiedene Tiroler Zeitungen und viele Nachrufe auf verstorbene Mitbür- ger. Wegen seiner Strenge - besonders als Direktor von 1896 bis 1898 nannte man ihn den „Tyras". Er war wohl ei- ner der besten Pädagogen seiner Zeit, er war den Studenten Lehrer, Vater und Freund. Kein Gang war ihm zu hart, um einem fleißigen Studenten Kost und Quartier zu beschaffen, denn er hatte als Sohn eines armen Berghüttenman- nes zusammen mti seinem Bruder am eigenen Leib verspürt, was es heißt, mit keinem Heller in der Tasche sich durch die Studienjahre zu ringen. Als Priester zeichnete ihn großer Ei- fer in der Seelsorge aus, besonders als Prediger. Seine Frömmigkeit zeigte sich in inniger Verehrung der Gottesmutter, des heiligen Josef und des Himmelsfür- sten St. Michael. In den letzten Lebens- jahren widmete er sich ganz dem Gebet. Pater Adjut hatte im Jahre 1892 durch eine Gelenksentzündung den linken Fuß verloren und trug deshalb eine Holz- prothese. Er erzählte übrigens in seinen alten Tagen öfters mit Humor, daß er wieder einmal bei den Kapuzinern in Innsbruck gewesen sei, um seinen Fuß zu besuchen, der dort begraben sei. Bis zum letzten Lebenstag nahm P. Adjut am Chorgebet teil. Insgesamt 102 Semester gab P. Adjut Unterricht. Die Ehrungen für diese mü- he- und verdienstvolle Arbeit blieben nicht aus. Er wurde zum Schulrat und Regierungsrat sowie zum Geistlichen Rat seiner Heimatdiözese Salzburg ernannt und war Ehrenbürger seiner Heimat- gemeinde Fieberbrunn und der Stadt Hall. Zu seinen prominentesten Schü- lern gehörten der spätere Weihbischof DDr. Johannes Filzer und der spätere Landeshauptmann Dr. Franz Stumpf. Pater Adjut Troger starb in Hall am 22. November 1931 und ist auf dem Klo- sterfriedhof zur irdischen Ruhe gebet- tet worden. Die 400. Wiederkehr des Gründungs- jahres des Gymnasiums in Hall war ein würdiger Anlaß, der beiden Professoren Zwei Fieberbrunner als Franziskaner Gymnasialprofessoren 400 Jahre Gymnasium in Hall in Tirol Gedenken an P. Florentin u. P. Adjul. Troger aus Fieberbrunn
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