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Samstag, 22. Dezember 1973 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Wirtschafts-Großveranstaltung in Kitzbühel mit Dr. Busek pellierte an die Kreditinstitute, in solchen Härtefällen P,,+r, AIc.fcro Im neuen Festsaal der Handelskammer in Kitzbühel fand vergangene Woche eine Großveranstaltung des Wirtschaftsbun- des irtschaftsbun- des statt. Trotz schlechtester Witterungs- verhältnisse war der Besuch ausgezeich- net. Das Hauptreferat des Tages hielt der Generalsekretär des Oesterreichischen Wirtschaftsbundes, Dr. Erhard Busek. (Darüber berichten wir noch gesondert.) Zu Beginn hatte Bezirksobmann Korn.- Rat Christian Huber, Abgeordneter zum Tiroler Landtag, einen Ueberblick über die Situation im Bezirk Kitzbühel gege- ben. Dabei stellte er fest, daß gegenwär- tig Sorge Nr. 1 die drohenden Wolken am Fremdenverkehrshimmel seien. Der Bezirk Kitzbühel als Oesterreichs Frem- denverkehrsbezirk Nr. 1 beobachtet mit größter Sorge die Entwicklung auf dem Energiesektor. Die Versorgung der Frem- denverkehrsbetriebe mit Heizöl einer- seits und die Einschränkungsmaßnah- men in Westeuropa, besonders das Sonn- tagsfahrverbot in der BRD, sind Grund genug mit allem Nachdruck Maßnahmen der Bundesregierung zu fordern. Einmal die Versorgung mit Heizöl - Tirol bezog bisher fast ausschließlich aus Italien und der BRD - und zum zweiten die Vorsorge für Bahn- und Busersatz- verkehr aus den Ballungsgebieten in Süd- deutschland und Oesterreich snd vor- dringlich. Dazu muß aber auch für Zu- bringerbusse von den Bahnstationen in Kürzlich veranstalteten der Turmbund Innsbruck, Zweigstelle Kitzbühel, und die Galerie Bei Infeld einen Literatur- abend, der dem oberösterreichischen, in Salzburg lebenden Lyriker Josef Hofmann gewidmet war. Der Autor las und gestaltete den Abend selbst. Abei es war weniger ein Lesen, was man hörte, als vielmehr ein „Zelebrieren" von Gedichten. Schon Hofmanns ein- führende und überleitende Worte zeig- ten, daß er den Dingen nicht bloß auf den Grund sieht, sondern daß er die- se in den begleitenden Phänomenen er- faßt, von unten her um-faßt. Seine Ge- dichte sind - dies zeigte die Lesung deutlich - in hohem Maße er selbst in seinem Daseinsverständnis, das sehr ofl in ein aseins-Unverständnis, in ein Nicht-mehr-begreifen-können einmün- det, in ein Nichtbegreifen der „realen Umwelt", die ihm vielfach nur schillern-. dc Oberfläche ist. Die Lesung war in drei Abschnitte gegliedert: Aeußere Landschaft (Lyrik), eingeschobene Prosa, Innere Landshaft (Lyrik). Hofmanns Gedichte stehen da wie griechische Tempelsäulen, und von .Liulen ist auch immer wieder die Rede. Die Säule scheint sein zentrales Bild- erlebnis zu sein. Daraufhin angespro- chen es entwickelte sieh im Anschluß jene Gebiete, die nicht an der Bahn lie- gen, gesorgt werden. LAbg. Huber berichtete weiter, daß nicht nur um den Kurzurlauber Sorge herrsche, sondern die Einsparungsmaß- nahmen noch weitere Kreise ziehen wer- den. So ist bereits bekannt, daß Charter- flüge aus Schweden verboten wurden und andere Länder ähnliche Ueberlegun- gen anstellen. Dazu kommt, daß der Fremdenverkehr, der stets über längere Zeit planen muß, kurzfristig durch die Preiserhöhungen auf dem Mineralölsektor und anderen Gebie- ten vor schwerste Belastungen gestellt wird. Und dann kommt auch noch die Ge- tränkesteuer für Bier ab 1. Jänner 1974. Huber betonte, daß dies alles in keiner Kalkulation berücksichtigt werden konn- te und die Betriebe daher in größte Schwierigkeiten kommen werden. In diesem Zusammenhang richtete er an die Bundesregierung die Forderung, ehest durch Maßnahmen auf dem Steuer- sektor für Erleichterungen zu sorgen und meinte, daß die Konkurrenzfähigkeit mit dem Ausland sicher Grund genug für Ak- tionen wäre. Er betonte darüber hinaus, daß in die- ser sicherlich nicht leichten Situation größte Gefahr bestehe, daß Fremdenver- kehrsbetriebe mit den Zahlungsverpflich- tungen bei Darlehen und Krediten in Schwierigkeiten kommen werden und ap- an die Lesung eine Diskussion - ant- wortete der Autor, daß für ihn die grie- chische Säule „Daseinsvollendung" be- deute. (,‚Silberner Hymnos der Säulen wo der Ewigkeit marmorner Leib aufsteigt zu neuer Vollendung.") Man wird in diesen Gedichten vergeblich nach Leerläufen und bloßen Wertspie- len suchen. Da steht kein Wort zu viel oder zu wenig, und die Zyklen wachsen wie aus einer Hell-Dunkel-Sphäre her- aus, freilich ohne sich nder angestreb- ten Helle ganz behaupten zu können. Immer bleibt der Gedanke in Golgotha- nähe. Dabei sind Hofmanns Gedichte eher schlicht und „ausgespart" und tref- fen in eben dieser Aussparung unmittel- bar. Ja, sie vermögen mehr als nur den Hauch einer Stimmung zu vermitteln, und die Bilder springen unmittelbar auf den Hörer über. Sie sind zudem höchst sensible Organismen, und manches ein- gesprengte harte Bild wirkt deshalb wie ein Stromschlag. Aber sofort ist die je- weilige Grundstimmung man könnte auch sagen die Grundfrage - wieder eingefangen und mündet in die Abge- klärtheit der „Kanneluren". ("Rosen- roter Duft spielt in den Kanneluren der Säulen.") In Hofmanns Gedichten wird zudem die Notwendigkeit der Ver- schmelzung von antikem und christli- streifte er kurz die neue Arbeitsverfas- sung und die Gewerbeordnung und be- richtete über einen neuen Anschlag durch den Sozialminister auf die Bauwirt- schaft, wo künftig die produktive Ar- beitslosenfürsorge nur mehr unter er- schwerten, für unsere Betriebe kaum mehr erfüllbaren Voraussetzungen ge- währt werden soll. Neuerlich urgierte LAbg. Huber auf dem Sektor Straßenbau eine rasche Ab- klärung der Trassenführung in Ost-West wie auch Nord-Südrichtung mit der Fra- ge „Umfahrung Kitzbühel". Huber stellte weiters fest, daß Han- delsminister Dr. Staribacher mit seinen Aeußerungen bei der Bevölkerung auch auf dem Lebensmittelsektor Panikstim- mung hervorgerufen habe, was zu Ham- sterkäufen bei Reis, Mehl und Zucker ge- führt habe, obwohl tatsächlich kein Grund dafür gewesen wäre. Wenn aber in die- sem Zusammenhang die Regale der Ein- zelhandelsbetriebe binnen kürzester Zeit leer geworden sind, so deshalb, weil die Einzelhandelsbetriebe wegen der gerin- gen Rendite selbst nicht in der Lage sind, für genügend Lagerraum zu sorgen und genügend große Mengen auf Lager zu haben. In diesem Zusammenhang meinte er, daß es höchst an der Zeit sei, durch günstige Kredite für den Bau von Lagerräumen zu sorgen, aber auch durch Betriebsmittelkredite den Lebensmittel- chem Geist klar. Sie zeigen, wie Christ- liches erst durch diese antike Vorberei- tung „Träger" wird. In der Vollendung griechischer Kunst sieht er auch ein Symbol für christliche Vollendung. Hofmanns tiefer. religiös-sakramenta- 1er Bezug kam dann vor allem in der eingestreuten Kurzgeschichte „Die Tau- fe" zum Tragen. Diese beinahe proto- kollarisch geschriebene Erzählung chil-.. dert die Konversion eines jüdischen Häftlings - dies der äußere Rahmen! Der Grundgedanke aber ist der gleiche wie in den Gedichten: Leid kann nie sinnlos sein. Es steht immer in der Nachfolge Christi. Der Autor wehrt sich entschieden gegen jedes „Rezept für christliches Leben" - vor allem gegen ein plattes Heilsrezept. Josef Hofmann las schließlich auch Proben aus einem neuen Gedichtband, der in Kürze erscheint. Soweit man dies den wenigen Proben entnehmen konnte. setzt er die bisherige „Linie der Ausspa- rung" konsequent fort. Vielleicht be- rührt er sich in diesen letzten Gedichten in besonderem Maße mit Paul Celan, den er - nach seinen eigenen Worten - besonders schätzt und liebt. Es war eine mutige Lesung, eine Le- sung des Bekenntnisses, weil sie die Dinge beim Namen nannte Lyrik und Prosa eines abgeklärten Menschen, der weiß, „daß einmal Trauer sein muß, weil wir der Tröstung bedürfen". Hugo Bonatti „Abgepflückt sind alle Wunder von meinem Himmel" Zur Lesung Josef Hofmanns (Salzburg) in der Galerie „Bei Infeld", Kitzbühel
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