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Foto: Herta Wach, Karnerakub Fcitzb,hel Bundespräsident Dr. h. c. Franz Jonas bei seiner Ansprache in der Tenne Gudo Reisch bei der Siebenhundertjahrfeier am 5 Juni 1971. Samstag, 4. Mai 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Bundespräsident Dr. h. c. Franz Jonas Am 24. April 1974, kurz nach Anbruch des neuen Tages, verstarb jr Wien Bundespräsi- dent Dr. h. c. Franz Jo- nas im 75. Lebensjahr. Der Verstorbene war Ehrengast der Stadt Kitzbühel anläßlich der Siebenhundertjahr- feiern der Stadterhe- bung. Am 5. Juni 1971 hielt Bundespräsident Jonas in der Tenne Guido Reisch eine An- sprache, die wir nach- stehend in Erinnerung bri nger. Hc hansehnliche Festgemeinde! Kitz- bühel hat seine eige- nen Bürger und seine Freunde eingeladen, an einem seltenen Fest :eilzunehmen. Am 6.Juni 1271, also morgen ge- nau vor 700 Jahren, wurde Kitzbühel von seinem damaligen Lan- desherrn Herzog Lud- wig dem Strengen das Stadtrecht verliehen. Die an diesem Tag ausgestellte Urk-inde hüten die Kitzbüheler heute ro.::h nit Recht gleich einem kostbaren Scbaz. Das Jahr 1271 bedeutet in der GescHc'ite Kitz- bühels nicht einen Anfang, sonoe-n einen ersten Höhepunkt in einer Entwicklung, die lange vorher begonnen hat-.e. Die herrliche Berglandschaft, in der wir ste- hen, ist alter Kulturboden. Aus zahlrei- chen Funden wissen wir daß h e- schon in prähistorischer Zeit nach Kupfer ge- schürft wurde. Der Bergbau bestimmte bis in die Neuzeit das Sci cksal von Kitz- bühel. Zum Abbau von Kupler kam die erfolgreiche Suche nach Silbe-. Aus nah und fern zog die jurge Stadt viele Bergknappen an und de Ort erlebte sei- ne erste wirtschaftliche Blüte. Wer heu- te den Namen Kitzbühel hört, denkt nicht mehr an den Bergbau, der die Stad: einst reich gemacht hat. Die K tzüneler hat- ten einen anderen Schatz enteckt. Schon um die Jahrhundertwende entwik- kelte sich ein reger Fremcer.verkehr und der österreichische Skisp3rt wurde popu- lär gemacht. In der Zeit zwiseher den be. den Weltkriegen wurde Kizb[hel zu e - nem festen Begriff im In- Lnd Ausland. Als Pioniere des Fremdeiverkeirs bau- ten die Kitzbüheler auc-i die ersie Sport- seilbahn, und zwar auf der 1-ahnenkamm, womit ein entscheidencer Schritt zjr Er- schließung der Kitzbübeer Alpen getan war. Die Hahnenkam-irernen erzogen einige Generationen vo SkspDrHem urd schufen die Voraussetzung für fle vielei eindrucksvollen Erfolge bei inte rnation3 len Konkurrenzen. Mit seinen vier Seil- bahnen und rurd 40 Skiliften <ann sich Kitzbähel heute stolz als das göß:e Ski- sDortzentrum Oesterreichs bezeichner. Meine Damen und Herren! Kitzbühel bietet in seinem Jubiläumsjabr ein Bild bftihenden Lebens. Das ist ke'ne alt und mide gewordene Stadt, die von hrer Vergangenheit träumt. Wohl zeigt s e in inrem historischer Teil Beispiele ehrwür- diger Patina as Zeugnis einer bocen- ständigen Kultur. K tzbühel ist jung ge- blieben. Es wird ihm alles zu eng, es muß sicn ausbreiten, damit die mcderne Zeit zu ihrem Recht kcrnmt. Die SIa:istk be- sagt, daß Kitzbüiel nur 8000 E nwohner hai. Aber welch ein Leben in dieser Stadt, denn sie ha: hunderttausend reunde und Gäste in Oesterreici nd Europa, Jugend aus allen Ländern, die Frohsinn und Lebenslu.st mitb- ngt. Wenn sie wieder heinwärfs ziehen, sind se er- füllt von der Sb5nheit der Ti -oler Berg- welt, erfüllt von cer Gastfreurdsc-iaft der vie:lgerühmten Stadt Kitz. Die Stadtväter VDfl Kitzbühel versbwei- gen auch im Jubiäunsjahr nicht, daß sie grDße Sorgen beben. Sie haben recht, es sind gewich.ge Sorgen. Aber iebe Kitzbüheler, diese Sorgen cefallen mir, denn sie kommer davon, daß Ihe Stadt größer und s:ärke, daß sie von einer wachsenden Wirtschat reicher wird und die Bedürfnisse der Menschen weiterhin steigen. Diese So-gen von neute kom- men nicht von Not jnd Arbeitslosigkeit, von Hoffnungslcsigke t und Schrumpfen der Wirtschaft, wie wir es schon einmal erleben mußten. Deshalb keinen Klein- mut wegen der Sorgen der Gegenwart. Sie sind konstruktiv, sie versprechen ein herrliches und schönes Kitzbühel. Schon jetzt kann die Stadt auf große Erfolge in ihrem Modernisierungspro- zeß hinweisen. Unter anderem das neue Krankenhaus, eine neue Hauptschule, eine Kanalisierung, die Sportstätten und hier besonders das Hallenbad. Für die Zukunft sind noch viele be- rechtigte Wünsche vorgemerkt. In allen Fremdenverkehrsstädten sind die Ver- kehrsprobleme besonders drückend ge- worden. Die Verkehrsbauten sind die Forderungen Nr. 1. Deshalb wird auch Kitzbühel große Aufgaben zu erfüllen haben, um seine Bedeutung in der öster- reichischen Fremdenverkehrswirtschaft zu stärken. Die Wünsche der Stadt wer- den, so hoffe ich, im Zusammenwirken aller berufenen Stellen Schritt für Schritt erfüllt werden. Kitzbühel, eine Perle im Kranz der Tiroler Städte, soll mit der modernen Entwicklung Schritt halten und einer neuen Blüte entgegen- gehen. In der Jubiläumswoche kommen Froh- Sinn und Festesfreude zu ihrem Recht. Für die Bürger von Kitzbühel mag es ein Zeichen der Wertschätzung sein, daß an- läßlich ihres Stadtjubiläums so viele Gä- ste erschienen sind, um an der Jubiläums- feier teilzunehmen. Das Bundesland Tirol kann stolz sein, daß es eine so regsame und zielbewußte Gemeinde wie Kitz in seinem Verbande hat. Herr Bürgermeister! Anläßlich des Ju- biläums Ihrer Stadt, wünsche ich Ihnen und Ihren Mitarbeitern im Rathaus viel Erfolg bei Ihren gemeinsamen Bemühun- gen um weitere Fortschritte in Ihrer Stadt. Den Frauen und Männern von Kitz- bühel wünsche ich viel Glück und Erfolg für alle Zukunft. Anläßlich Ihres Stadtjubiläums grüße ich alle Bürger und überbringe ihnen die besten Wünsche unserer gemeinsamen Heimat, der Republik Oesterreich." Die Bezirksgruppe der SPOe hielt am Sonntag, 28. April, in der Arbeiterkam- mer eine Trauersitzung ab, bei welcher der Bezirksobmann, Landtagsvizepräsi- dent Christian H o r n g a c h e r die Ge- denkansprache hielt. In unserer Zeitungsdruckerei Grob- stimm und Heini'nger wurde am Montag zum Gedenken an den prominentesten Schriftsetzer aller Zeiten eine Gedenk- minute eingeschaltet.
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