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Sanstag, 4. Mai 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Die Eisenbahnermusikkapelle Kitz- bühel wurde im Jahre 1924 unter denk- bar schwersten Umständen ins Leben gerufen und 1939 mit der Stadtmusik zusammengeschlossen. Dazu eine kurze Chronik. Als nach dem ersten Weltkrieg die Bewirtschaftung der Lebensmittel nicht mehr so genau genommen wurde, lud die Eisenbahnermusik Saalfelden ihre Arbeitskollegen der Giselabahn (Wörgl- Saalfelden), die im kommenden Jahr das hundertjährige Bestehen feiert, zu einem Konzert nach St. Johann in Tirol ein. Bier gab es schon; die Klänge der Musik und das fröhliche Beisammensein brachte einige Kitzbüheler Eisenbahner auf die Idee, selbst eine Eisenbahner- musikkapelle zu gründen. Schon nach drei Wochen meldeten sich Idealisten aus Kitzbühel. St. Johann und Kirch- Hälfte des Betrages; die andere Hälfte brachten wir selbst auf. Jedes ausüben- de Mitglied sprang mit 1000 Kronen in die Bresche. Obwohl wir noch keinen B-Baß hat- ten, studierten wir bereits mit Kapell- meister Franz Schmalnauer in einer Tischlerwerkstatt am Bahnhof den er- sten Marsch „In Treue fest" ein, den wir nach einigen Proben, um das Bahn- hofgelände herum marschierend, blasen konnten. Großes Glück hatten wir wei- ters nach dem Ankauf des B-Basses. Dieser kostete 60.000 Kronen, aber wir hatten noch keinen Bläser. Da reihte sich der Bergknappe Josef Kerscher bei uns ein, welcher ohne lernen zu müssen, sofort mitspielte. Er war ein musikali- sches Phänomen. Unser Kapellmeister Franz Schmal- iiauer, bedienstet bei der Streckenlei- tung Kitzbühel, war sehr stolz auf uns (19 Mann). Wir konnten in verhältnis- mäßig kurzer Zeit sechs Märsche, drei Walzer und eine Polka einwandfrei spielen. Unter dem Motto: „Es wird schon schief gehen", nahmen wir eine Eisenbahnermusikkapelle Kitzbühel Zur Gründung vor 50 Jahren - von Emmerich Haiss. berg. .' Als Eisenbahner hatten wir damals kerne„Gönner” und waren daher ge- z. ungen von Tür zu Tür zu gehen um . die Gelder für die Beschaffung von . Musikinstrumenten und der Noten auf- zubringen. Da aber bereits die Kronen- ( . . schwierig und im Herbst 1923 hat- A inflation herrschte, war es gar nicht so ten wir bereits die ersten 80.000 Kro- nen - nen beisammen, womit wir den größe- renTeil der Instrumente bezahlen konn- ten.Für die nächsten 30.000 Kronen Von links: 1. Reihe (auf Boden sitzend): Josef Kracker, Karl Koller, Karl Hössen- waren eine kleine und die große Trom- lechner, Edi Obermoser. - 2. Reihe sitzend: Kaspar Haselsberger, Hans Obermoser, mel sowie ein S-Baß zu besorgen. Als Franz Stocker, Josef Antretter (Musikführer), Anton Egger (Kapellmeisterstellvertreter), wir nach erfolgter Verständigung die Anton Pockenauer, Josef Aufschnaiter. - 3. Reihe, stehend: Hans Hofmann, Peter Instrumente abholen wollten, war der Kofler (Kapellmeister), Hans Pichler, Franz Schießl, Emmerich Haiss, Max Kerscher, Preis in den wenigen Tagen um 25.000 Hermann Fohringer, Markus Hechenberger, Josef Kerscher (B-Baß). - 4. Reihe: Hans Kronen gestiegen. Wir hatten diesmal Hofmann Jun., Simon Monitzer, Michael Tatzel, Franz Schießl, Wilhelm Reichl, JoseF aber Glück. Durch einen Zufall erfuhr Obermoser. die Blumenhandlung Karl Faber von (Nach Angaben von Emmerich Haiss. Die Aufnahme stammt vermutlich aus den Jah- unserem Mißgeschick und spendete die ren 1934 - 1936. Ort der Aufnahme: Hausfront des alten Warmbades.) Die Annasäule, die Triumphpforte, das Goldene Dachl - hier ist ihre Ent- s ehung und ihre wechselvolle Geschich- te ebenso verewigt wie jene des ein- schichtigen Hofes weit über dem Tal. ebenso die Ausgaben für „gebranntes Wasser" (Branntwein!) der Landesfür- stin Eleonore von Schottland wie jene für Festungsbauten in Zeiten der Ge- fahr. Jahrhundertalte Rechte sind hier ewissenh aft konserviert, zum Nutzen und 7ur Sicherheit jener, die sie besit- 7Cfl. Was hier dicht gedrängt an Urkun- den, Aktenfaszikeln und Büchern in den Stellagen steht, würde in einer langen Reihe nebeneinander gestellt von Innsbruck bis Schwaz reichen. An die 100.000 Urkunden sind hier aufbe- wahrt und datieren zum Teil weit in die Zeiten der Landeswerdung Tirols zurück. Dieses Archiv, als solches der Tiroler Landesfürsten schon im f. Jhdt entstanden, ist das älteste Oesterreichs. Es erweiterte sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts zum Archiv der Landes- fürsten andes fürsten der ‚.oberösterreichischen" Län- dergruppe (Tirol und Vorlande). - Es greift in seinen Beständen weit über die Grenzen des heutigen und einstigen Tirol hinaus, in den süddeutschen Raum bis zum Elsaß und hinunter zu den ehe- maligen norditalienischen Teilen der Monarchie. Solcherart präsentiert sich das Tiro- ler Landesarchiv als das Archiv der Alpenreion. Maximilian und sein Archiv Vor einem knappen halben Jahrtau- send war dieses Archiv sogar kurzfristig ausersehen, zu einem Zentralarchiv von Gesamtösterreich und des Deutschen Reiches zu werden. Kaiser Maximilian, von dem dezitierte Archivalienschutz- erlässe ausgingen, benutzte es für die Verwaltung seines Riesenreiches. Hier und in dieser Zeit wirkte der erste ge- schichtlich näher faßbare und für lange Zeit bedeutendste Staatsarchivar Öster- reichs und führender Vertreter dieses Berufes in ganz Deutschland, der von Maximilian zum Sekretär und Regi- strator der oberösterreichischen Regie- rung zu Innsbruck ernannte Wilhelm Putsch. Seine in solcher Form epochale, erstmalige Gesamtinventarisierung des Schatzarchivs" in Innsbruck setzte er in der Repertorisierung des niederöster- reichischen Schatzarchivs in Wien und des Görzer Archivs fort. Vorn Schatzarchiv zum Landesarchiv Unter Kaiser Ferdinand I. erfolgte eine gründliche amtsmäßige Organisa- Das Tiroler Landesarchiv— das Gedächtnis des Landes Tirol Ortschroniken für alle Tiroler Gemeinden Von Hofrat Dr. Eduard Widmoser, Landesarchivdirektor
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