Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 1. Juni 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 St. Johann und Waidring verpflichtet. Insgesamt treten in dieser Sendung - ebenfalls Zweites Deutsches Fernsehen -‚ wie uns Willi Gantschnigg mitteilte, an die 18 Gruppen auf. Am 30. Mai 1974 vollendete der Kauf- mann Josef H i 1 s c h e r, St. Johann, in voller Rüstigkeit und geistiger Frische sein 90. Lebensjahr. Aus diesem Anlaß fand am 28. Mai im Gasthof Bären ein Ehrenabend statt (über den wir noch be- richten). Josef Hilscher II. wurde am 30. Mai 1884 in St. Johann in Tirol geboren. Sein Vater, Josef Hilscher 1. pachtete 1881 das Geschäft von Sebastian Mauracher vulgo Sattler-Wast am Hauptplatz, ne- ben dem Bärenwirt (nachmals Haus Preck, heute im Besitz von Hansjörg Moser) und erwarb fünf Jahre später von der Anna Hirnsberger, geb. Koller, das alte Schulhaus in der Dechant-Wieshofer- Straße, das zum Stammhaus wurde. Frau Hirnsberger hatte das Haus im gleichen Jahr von der Gemeinde erworben und übergab es Josef Hilscher uni den eige- nen Ankaufspreis von 2830 Gulden. Nach dem Besuch der Volksschule ab- solvierte unser Jubilar drei Klassen Real- schule und trat dann am 1. Oktober 1898 be: seinem Vater in die Lehre. Nach der Erweiterung seiner Kenntnisse als Kauf- mann in Bregenz, Stuttgart und München kehrte Josef Hlischer wieder in den väter- lichen Betrieb zurück, der damals als Ge- mischtwarenhandlung geführt wurde. Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde Josef Hilscher zum 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger einberufen und der Festungsartillerie-Abtei!ung in Trient zugeteilt. Die Langrohrkanonen aus der Friedenszeit der Festung wurden unver- züglich ausgebaut und im Felddienst ein- gesetzt. Hilscher wurde im Laufe des Krieges bis zum Zugsführer befördert, er- ihrer kraftstrotzenden Natur entspre- chend auch etwas grobkörnig im Auf- treten und rauflustig. Da nun zu ihrer Charaktereigenschaft eine gewisse Spott- lust gehört, die sie mit anderen Bewoh- nern des Unterinntales, besonders des Zillertales, gemeinsam haben, so darf man sich nicht wundern, daß es bei solchen Gelegenheiten öfters zu Rauf- händeln kommt." Bezüglich des geschichtlichen Hinter- grundes des Antlaßrittes gibt es ver- schiedene Meinungen. Am Klausenbach, der, wie schon der Name sagt, eine na- ;ürliche Talsperre bildet, sollen im Drei- ßigjährigen Krieg die sogenannten „En- terlender Bauern", das sind die Brix- ner, Kirchberger und Westendorfer, den eingebrochenen Schweden entgegenge- treten sein und sie in mörderischem Kampf besiegt haben. Nach einer ande- ren Version habe der Brixner Dekan die anstürmenden Feinde durch das Entgegenhalten der Monstranz zu wil- Die Titelseite des neuen Kitzbüheler Liedes trägt eine Aufnahme der Stadt mit dem Wilden Kaiser und ist auch in dieser Beziehung eine willkommene Werbung. hielt die Bronzene Tapferkeitsmedaille, das Eiserne Verdienstkreuz mit der Kro- ne und das Karl-Truppen-Kreuz. Bei Foto Kriesche, St. Johann Kriegsende geriet Hilscher bei Rovereto in die italienische Gefangenschaft, brach jedoch mit drei Kameraden aus und flüchtete über die Alpen in die Heimat, wobei ihm seine Geländekenntnisse, die er sich als Kommandant eines Telegra- phenbautrupps im Ortlergebiet erworben hatte, zugute kamen. Im zweiten Welt- krieg war Josef Hilscher Gruppenkom- mandant der Technischen Nothilfe und wurde 1944 mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet. der Flucht veranlaßt. Wie man sich noch im vorigen Jahr- hundert diesen einmaligen Kriegsstreich erklärte, mag ein Blick in die Volks- und Schützenzeitung des Jahres 1869 (Nr. 66, S. 316) verdeutlichen. Da heißt es wörtlich: „Die sonst herzhaften Schweden mögen wohl gewittert ha- ben, daß es kein leichtes Stück Arbeit sein werde, sich den Weg zu den Schmalztöpfen des triften-. und almen- reichen Brixentales zu bahnen und es für ihr Heil weit sicherer sei, derlei sündhafte Gelüste zu unterdrücken. Si- cher waren sie am Eingang des geseg- neten Thales von den urkräftigen Bri- xenthalern auf eine derbe Weise be- grüßt worden. Denn während infolge Auftrittes des damals in Salzburg regie- renden Fürsterzbischofes Graf Paris von Lodron die an der Ausmündung des Brixenthales ins Innthal liegende Burg Itter stark befestigt, verproviantiert und mit Mannschaft besetzt wurde, zogen Nach dem ersten Weltkrieg widmete sich unser Jubilar ganz dem väterlichen Betrieb. Das Geschäft wurde in ein Fach- geschäft für Eisenwaren, Haus- und Kü- chengeräte umgewandelt und ständig ausgebaut. Es wurde zu einem Begriff für das ganze Tal und trägt heute den Namen „Josef Hilscher und Sohn, Ge- sellschaft bürgerlichen Rechts." In der Oeffentlichkeit drängte Josef Hilscher nicht nach Einfluß, war aber überall zur Mitarbeit bereit. Größte Be- deutung für St. Johann erlangte die Fa- milie Hilscher mit der Errichtung des Hilscherparks im Nasnergraben. Am 2. Oktober 1902 erwarb Josef Hilscher 1. vom Ruppenbauern ein sieben Hektar großes Grundstück im sogenannten Nasnergraben und baute dieses zu einem Park aus. Für das als Wildwasser be- kannte Brant!erbachl wurde von der Wild- bachverbauung ein steinernes Gerinne angelegt. Inmitten des Parks entstand der erste Tennisplatz von St. Johann, der aber wieder aufgelassen werden mußte, nachdem die gepflanzten Bäume ringsum nur mehr als Schattenspender dienten und der Platz nur mehr selten trocken wurde. Ursprünglich beteiligten sich an dem Werk die St. Johanner Bürger Apo- theker Eduard Angerer, der Gemeinde- arzt Dr. Rudolf Haindl und der Schfuhma- chermeister Anton FeIler. Der damalige Verschönerungsverein lehnte eine finan- zielle Beteiligung ab und die genannten Herren ließen sich ihre Anteile zurück- zahlen, so daß Hilscher alleiniger Eigen- tümer des Parks wurde. Die Kaufsumme betrug laut Kaufvertrag 1200 Gulden (ob- wohl die Kronenwährung schon seit 1. 1. 1900 in Kraft war, wurde noch viele Jah- re noch mit Gulden gerechnet). Die Anlage kostete der Familie Hil- scher hohe Geldmittel für den weiteren Ausbau und die Pflege und heute, noch etwa fünf Hektar groß, dient der Park ausschließlich dem Fremdenverkehr - als Erholungsort für die Gäste. Vater Hil- die übrigen streitbaren Mannen mit damals landesüblichen Mordinstrumen- ten versehen, bis zum an der östlichen Ausmündung des Thales gelegenen Wei- ler Klausen, um den wilden Schweden- horden nach Tiroler Brauch ein emp- findliches Merks zu geben. Brixenthal blieb verschont ob mit oder ohne Kampf, sagen die diesbezüglichen Do- kumente nicht! An jener Stelle nun, wo die kampfbereite Mannschaft herzhaft den Find erwartete, um, ihm ein „Rechts um!" oktroieren, steht die so- genannte Schwedenkapelle mit der In- schrift: „Bis hieher und nicht weiter kamen die schwedischen Reiter 1643." Diese lebendige und phantastische Schilderung, die noch ganz in Erinne- rung an die großartigen Leistungen der Tiroler Schützen in den Freiheitskriegen geschrieben wurde, stimmt allerdings mit der Wirklichkeit nicht überein, denn es ist historisch nachgewiesen, daß die Schweden niemals das rechte Innufer Josef Hilscher, St. Johann, ein 90er
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