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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Jun 1974 scher war durch 20 Jahre Obmann des Verschönerungsvereins und sein Sohn sein treuer Mitarbeiter. Im Gemeinderat wirkte unser Jubilar als Vertreter des Handels- und Gewerbe- bundes unter den Bürgermeistern Korn- merzialrat Johann Karl und Josef Samer. In dieser Zeit, vor der Eingemeindung von Oberndorf, wurde die Trinkwasser- interessentschaft Rheintal aktiviert und unser Jubilar zum Obmann gewählt. Nach den Statuten der Interessentschaft gab es zweierlei Mitglieder, die alten und die neuen. Die alten Mitglieder brauchten nur für die Erhaltung aufzukommen; die neuen jedoch mußten nachzahlen. Da gab es für den Obmann oft ungute Par- teienverhandlungen und schließlich wa- ren alle froh, als 1938 die Interessent- schaft aufgelöst .und die Trinkwasserver- sorgung allein in die Verantwortung der Gemeinde zurückfiel. Als 1907 die Hoch- druckwasserleitung Rheintal erbaut wurde, war Josef Hilscher der Aeltere ein maßgeblicher Gründer. Als Sportsmann hatte unser Josef Hil- scher einen klangvollen Namen. Mit dem Apotheker Waldemar Bertleff (t 21. Jän- ner 1964 in Kitzbühel) bestieg er im er- sten Jahrzehnt die meisten Gipfel des Wilden Kaisers, Ackeri, Mauck, Hoch- grubach, Totenkirchl, Hintere und Vor- dere Halt, Fleischbank etc. und natür- lich die „21" (Gipfel und Grate von der Halt bis zum Ackerl). Er gehörte den AV- Sektionen Kitzbühel und Fieberbrunn an und gründete dann 1946 mit Bürger- meister Rudolf Scheider die AV-Sektion „Wilder Kaiser" In den zwanziger Jah- ren sollte im Wilden Kaiser eine eigene AV-Hütte gebaut werden. Eine Sektion aus dem Sudetenland mit 5000 Mitglie- dern bot die Unterstützung an. Es wurde ein Grundstück auf dem Ackerl-Gebiet gekauft. Leider konnte die Chance, um die sich unser Jubilar, zusammen mit sei- nem Vater, der noch viele AV-Mitglieder des Sudetenlandes, seiner alten Heimat, - überschritten haben. Die Annahme der beiden bedeutenden Heimatforscher Let- tenbichier und Mayer, es handle sich bei dem Ritt um ein Gelöbnis zur Bannung der Schwedengefahr, gewinnt dadurch an Glaubwürdigkeit. Hörmann vermu- tet im Antlaßritt eine uralte germani- sche Darstellung vom Sieg des Sommers über den Winter und gibt als Begrün- dung dafür das Umreiten des Maibaums als Vertreter des Wachstums und als Fruchtbarkeitssymbol an. - Nach dem Verblassen der Erinnerung an die ur- sprüngliche Bedeutung habe sich dann der Ritt in den Kriegsnöten des 17. Jahrhunderts mit einer gelobten Prozes- sion zur Schwedenkapelle verschmol- zen. Diese Ableitung scheint tatsächlich am ehesten glaubhaft, wenn man sich die damalige Situation vergegenwärtigt. - Ganz Europa zitterte im Dreißigjähri- gen Krieg (1618-1648) vor den wilden Schwedenhorden; in Tirol ließen die kannte, nicht verwirklicht werden und der Baugrund ging an den alten Besitzer zu- rück. Heute steht in diesem Gebiet die Ackerlhütte der AV-Sektion Kitzbühel. Josef Hilscher gehört zu den ersten Skifahrern von St. Johann. Als 1908 beim „Bären" der Wintersportverein St. Jo- hann gegründet wurde, wählte ihn die Versammlung zum ersten Schriftführer. Obmann wurde der Apotheker Eduard Angerer. Ein Jahr darauf, 1909, wurde der Turnverein gegründet und unser Jubi- lar wurde sei,in erster Säckelwart. 1919 trat er in die Reihen der Frei- willigen Feuerwehr und war zuletzt Adju- tant bei Kommandant Sepp Grander. Er ist der erste Motorradfahrer von St. Johann. Die erste Maschine war eine „Neckarsulm" (NSU) mit Einzylinder und 3 PS. Das erste Auto erwarb er schon 1919 und gehört damit auch zu den er- sten Automobilisten des Ortes. Seinen Berufsstand vertrat Josef Hil- scher viele Jahre als Ortsgruppenob- mann des Handels- und Gewerbebundes, der 1923 gegründet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Hilscher mit seinem Freunde Max Werner (Kitzbühel), Fritsche (Wörgl) und Jäger (Kufstein) die Einkaufsgemeinschaft für Eisenwa- ren TOS (Abkürzung für Tirol-Oberöster- reich-Salzburg). Später schlossen sich auch die Eisenhändler von Niederöster- reich und Wien dieser Gemeinschaft an. Von den Gründungsmitgliedern lebt heute nur noch unser Josef Hilscher. Unser Jubilar ist Ehrenmitglied des Skiklub St. Johann (seit 1957), Träger der Goldenen Ehrenmedaille des Landes- Feuerwehrverbandes und Träger der Gol- denen Ehrenmedaille des Oesterreichi- schen Alpenvereins mit dem „Sechziger- kranzl'. Im Jahre 1927 verehelichte sich Josef Hilscher mit der Wiener Schuldirektors- tochter Wilhelmina Langer, die ihm ei- nen Sohn und eine Tochter schenkte. - Landesfürsten Leopold V. und später Claudia von Medici die Grenzen nach Norden mit starken Festungsbauten ab- sichern. Im Jahre 1648 - die Jahres- zahl an der Kapelle ist erst später auf 1643 verfälscht worden - war die Ge- fahr für das Tiroler Unterland sicher am größten, als die feindlichen Truppen schon in Wasserburg und Rosenheim standen. Als dann diese schlimme Zeit glücklich überstanden war - die gerade im Frühjahr dieses Jahres überaus hef- tigen Ueberschwemmungen dürften da- bei den Brixentalern rettend zu Hilfe gekommen sein - und bald darauf durch den Westfälischen Frieden (24. 10. 1648) wieder Frieden ins Land zog, mußten die Bauern diese glückliche Wendung wohl als besonderen Segen Gottes verstanden haben. Wahrschein- lich wird es sich also beim Antlaßritt, der in der Brixner Kirchenrechnung von 1655 schon als „Alter Brauch" be- zeichnet wird, um eine alte Viehprozes- Das väterliche Geschäft übernahm Jo- sef Hilscher im Jahre 1937, das sein Vater, der 1941 verstarb, durch 56 Jahre geleitet hatte. 9. Gauturnfest in Kitzbühel Der Turnverein Kitzbühel, gegründet 1869, veranstaltet vom 5. bis 7. Juli 1974 in Kitzbühel das 9. Turnfest des Tiroler Turngaues. Zeitplan und Wettkampfstätten Freitag, 5. Juli: 18 Uhr Wimpelwettstreit und Gruppen- wettstreit der Turnerjugend. Pflicht und Kür im Volkstanz und Lied (Haupt- schule). Samstag, 6. Juli: 8 Uhr Karnpfrichterversammluflg in der Aula der Hauptschule. 9 Uhr Beginn aller Gerätewettkämpfe, der gemischten und der leichtathletischen Wettkämpfe: Altersturner: Gerätekämpfe in der Volksschule, leichtathletischeWettkämp- fe auf dem Sportplatz in der Langau. Turner und Turnerinnen: Geräte- kämpfe in den Turnsälen der Haupt- schule und Leichtathletikwettkämpfe auf dem Sportplatz. Turnerjugend: Wimpelwettsreit und G ruppenwettstreit, Gerätekampf und Leichtathletik in der Hauptschule. 20.30 Uhr Fest- und Kameradschafts- abend; Vorführung des Stuttgartner Turnfestfilmes (Saal steht noch nicht fest). Sonntag, 7. Juli: 9 Uhr Eröffnung des Tiroler Turnvereins-Gruppenwett- kampfes in der Hauptschule, 13.30 Uhr Aufstellung des Festzuges, 13.45 Uhr Abmarsch zum Tennisstadion, 14.30 h G au-Schauturnen im Tennisstadion, 16 Uhr Ehrung der Sieger, FestabschLiß. sion - die Klausenkapelle soll ja einst dem hl. Leonhard (dem Viehpatron) ge- weiht gewesen sein - handeln, die nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Dank- barkeit für die Abwendung der drohen- den Gefahr des Schwedeneinfalls zum jetzigen „Schwedenritt" wurde. Das völ- lige Fehlen von Waffen jeder Art - nicht einmal die ortsüblichen Schützen reiten mit - spricht ebenfalls für d:ese Annahme. Daß solche Viehprozessionen im Mittelalter sehr häufig waren, davon zeugen heute noch viele, meist allein- stehende Kapellen, etwa das Leonhards- kirchlein bei Nauders (mit romanischen Wandmalereien) oder das wegen seiner Fresken aus dem 8. Jahrhundert be- rühmte St. Prokulus bei Naturns, in dem an der Westseite Bildfragmente einer Rinderprozession zu sehen sind. Der Volksmund weiß zu berichten, daß in alter Zeit nur gewisse Bauern das Recht aber auch die Pflicht hatten. am Antlaßritt mitzureiten oder einen
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