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Samstag, 15. Juni 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Egid J048 öchl, Tischlerwirt in Reith, zum 10. Geburtstag Am 18. Juni vollendet einer der be- kanntesten Gastwirte im Umkreis von Kitzbühei, Egid J ö c h 1, Tischlerwirt, sein 70. Lebensjahr. Dies ist uns ein An- laß, vom Leben und Wirken dieses Man- nes einen kleinen Bericht zu bringen. Egid Jöchl wurde am 18. Juni 1904 als zweiter Sohn des damaligen Rei- therwirtes und Tischlerwirtes, Egidius Jöchl und dessen Frau Barbara gebore- ne Oberhauser, verwitwete Gastwirtin zum Hotel Hinterbräu geboren. Er be- suchte zuerst die Bürgerschule in Salz- burg, dann in Innsbruck und als Ab- schluß die Landwirtschaftsschule in Rot- holz. Am 10. Oktober 1936 heiratete er Barbara Koidl, Tochter des Egid und der Monika Koidl, Gastwirt zum Bräu in Kirchberg und Bauer zu Zimmerau in Reith. Am 1. Oktober 1940 übernahm unser Jubilar mit seiner Gattin Wetty von seinem Vater den Tischlerwirt. Im zweiten Weltkrieg diente Egid Jöchl als Gefreiter der Kraftfahrerkompanie vom Beginn des Jahres 1943 bis Kriegs- ende. Den größten Teil seiner Kriegs- zeit verbrachte er an den Frontabschnit- ten in Holland und Frankreich. Von 1938 bis 1945 war Egid Jöchl Bürger- meister der Gemeinde Reith, auch wäh- rend seiner Kriegsdienstzeit. Die Ernennungsurkunde vom Novem- ber 1938 zum Bürgermeister durch den Gauleiter von Tirol war unbefristet. - Vorher war Johann Jöchl, Bauer zu Oberhaus, Bürgermeister. Zum ersten Gemeinderat wurde Josef Leitner, Keil- huberbauer, bestellt. Zu Beigeordneten: Josef Jöchl, Reitherwirt, Andre Auber- ger, Siwa1dbauer, Johann Mayri, Kohl- hofenb auer, Josef Koidl, Zimmerau- bauer und Sägewerksbesitzer, Anton Jöchl, Bauer zu Oberrainthal, und Jo- hann Feller, Bauer zu Thainern. Jeden Monat wurde eine Sitzung abgehalten. kenbrucham Samstag erzwang das Fest auf den Sonntag. Die Konzerte wur- den wiederum von den beiden heimi- schen Musikkapellen, der Stadtmusik und der Eisenbahnermusik, besorgt. Ein Würstlbaum, das Standgericht und die Aemter" für Schnelltrauungen und Ehescheidungen sowie ein Freilicht- theater sorgten für Stimmung. Erst- mals wurden von Metzgermeister Kai- ser unter freiem Himmel Bratwürstl fabriziert. Im Jahre 1937 mußte der Jahrmarkt wegen des schlechten Wetters gleich dreimal verschoben werden. Vom 31. Juli auf den 1. August, sodann auf Montag, bis endlich am Dienstag eine Abhaltung möglich war. Besondere Neuerungen wurden nicht eingeführt. 1947 wird berichtet: „Wunschkonzert Besondere Probleme gab es keine, da alle Vorhaben wegen des Kriegsausbru- ches zurückgestellt werden mußten. Nach seiner Einberufung zum Kriegs- dienst im Feber 1943 wurde Josef Jöchl (Reitherwirt) zum ersten Gemeinderat bestellt und mit der stellvertretenden Weiterführung des Bürgermeisteramtes betraut, nachdem der bisherige erste C-emeinde:at, Josef Leitner, eine Be- Foto: Toni Rothbacher, Kitzbühel stellung abgelehnt hatte. 1944 wurde auch Josef Jöchl zum Kriegsdienst ein- gezogen (Landsturm) und es wurde so- dann Anton Jöchl (Oberrainthal) erster Gemeinderat und amtsführender Bür- germeister. Während des Krieges er- hielt Egid Jöchl als Bürgermeister Be- richte durch den Gemeindesekretär Jo- sef Brunner ins Feld geschickt. Bei den geleger tlichen Heimaturlauben infor- mierte sich unser Jubilar wieder per- snlich über alle Gemeindeangelegen- 3. Teil der Stadtmusik tt Jahrmarkt! Die Stadtmusik Kitz- bühel wird an Stelle des derzeit noch undurchführbaren Jahrmarktes ein großes Wunschkonzert abhalten. Der Bevölkerung wurden Flugzettel zuge- stellt, die sämtliche Programmstücke enthiel:en, aus denen die Wünsche ge- äußert werden konnten. Es konzertier- ten: die Stadtmusik, das Streichorche- ster der Stadtmusik und die Kitzbühe- ler Naiona1sänger. Der erste Jahrmarkt nach dem Krie- ge fand am Samstag, 31. Juli 1948, statt. Hierüber berichtet der Chronist (‚Sonn:agspost", 8. August 1948): Stadtmusik Kitzbühel scheint für Ver- anstaltungen eine gute Hand zu haben. Dies bewies der am 31. Juli stattge- fundene Jahrmarkt, dessen gesell- schaftlicher und wohl auch finanzieller Erfolg ein vollkommener war. Das heiten. Am 5. Mai 1945 kehrte Egid Jöchl aus dem Krieg zurück. Zum Bürgermeister wurde Josef Rehbichler, Wachingbauer, bestellt. Es gab weder eine offizielle Uebergabe der Amtsgeschäfte, aber auch keine Beschwerden. Egid Jöchl wurde als ehemaliger Ortsgruppenleiter inhaf- tiert. Zuerst im Gefängnis der Stadt Kitzbühel. In der Folge wurde er zu Holzarbeiten in Jochbergwald einge- teilt. Dort hatte er Brennholz für die Stadtgemeinde Kitzbühel aufzuarbeiten. Er wurde dann in die Ziegelei Müller nach Hopfgarten übersteht, dann zum Schotterwerk H. Gaisbichier nach Hoch- filzen und schließlich in die Reichenau nach Innsbruck. Dort erhielt Egid Jöchl eine „günstige" Beschäftigung: er war Heizer bei den Franzosen in der Lan- deshauptstadt. Den letzten Monat ver- brachte er im Landesgefangenenhaus in Innsbruck. Am 23. Dezember 1946 er- klärte ihm der Untersuchungsrichter: „Gegen Sie, Herr Jöchl, liegt nichts vor. Sie können nach Hause fahren!" Später sollte Egid Jöchl als ehemaliger Orts- gruppenleiter vor ein Volksgericht ge- stellt werden. Er wurde aber über An- suchen seines Anwaltes von Bundesprä- sident General Renner begnadigt. Das Befreiungsdekret wurde von dem da- maligen Staatssekretär Graf unterzeich- net. In diesen 18 Monaten der Nach- kriegszeit war Egid Jöchl ungeheuren Belastungen ausgesetzt. Er wurde für staatenlos erklärt und sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Sein Lohn bei den verschiedenen Arbeitsstellen (Jöchl war weiters auch bei der Bau- firma Innerebner und Mayer beschäf- tigt und zwar beim Bahnbau in Wörgl, beim Bau der Innbrücke in Brixlegg und beim Bahnbau in Innsbruck) wurde gedrittelt. Ein Drittel erhielt die Familie. ein Drittel die Besatzungs- macht und das letzte Drittel wurde erstemal nach dem Krieg gelang es, in Kitzbühel ein wirkliches Volksfest auf- zuziehen, bei dem jedermann sich ver- schiedenen Vergnügen und Genüssen hingeben konnte, ohne allzu ängstlich nach der drohenden Leere in seinem Geldbeutel schielen zu müssen. Es wür- de zu weit führen, auf die verschiede- nen „Attraktionen" einzugehen, es sei jedoch auf die wirklich gute und aus- dauernde Leistung der Stadtmusik selbst und ihren Einzug mit berittenen Fanfarenbläsern (in der Szenerie des reizenden Städtchens war es ein sehr hübscher Anblick) hingewiesen. Die Stimmung des sehr zahlreich erschie- nenen und dankbaren Publikums glich sich in kürzester Zeit dem „Hoch" der eingetroffenen günstigen Wetterpro- gnose an und wurde bis zum Ende in den frühen Morgenstunden nicht ge- trübt. Wir Kitzbüheler freuen uns über unsere musikalisch hochstehende und im Vereinsleben äußerst rührige und Samstag, 3. August 1974: Jubiläumsjahrmarkt Sonntag, 9. August 1936: Ein Wol- st -q
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