Kitzbüheler Anzeiger

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anistag, 6. Juli 1974 ltzbüheter AngF Seite 5 Solistenkonzert in Kitzbu "*hel Meisterpianist LasIo Vrsanyi im Festsaal der Handelskammer äs I<ülturreferat der Stadtgemeinde kfzbühel veranstaltet am Dienstag, den 9. Juli 1974, im Festsaal der Tiroler Handelskammer in Kitzbühel, Hahnerr- kamrnstraße, ein Solistenköiuert Solist ist der itirationafe Meister- Pianist aus upest, Laszlo Varsanyi Auf dem Programm stehen Werke von B e e t h o v e n, S c h u b e r t. 0 h o p 1 n. Liszt. - Beginn 20 Uhr Kartenvo'verkauf ih der Geschäftsstelle dieg Fremdenverkehrsverbandes Kitzbü- heI;, Hintärtädt; Telefon 21 55 und 22 72, EnIeitung Die bisherigen Bemühungen des Kul- turringes Kitzbühel, das künstlerische Le- ben unserer Stadt insbesondere auf dem GebiAto der Musik, durch Veran- tältugö von Konzerten zu intensivie- t, haben bereits zu einer Reihe äu- ßerst gelungener und bestbesuöhter Vei - anstaliiungen geführt. Diese Bemühungen hatten nunmehr das erfreuliche weitere Erebns, daß in der neuen Gemeinde- vertretung erstmals dem Kulturreferen- tGfl ein Kultürausschuß beigeordnet wor- den igt, in welchem auch Proponenten des Kulturringes vertreten sind. Es wird in Zukunft das Kulturreferat der Stadtgemeinde Kitzbühel selbst als Veranstalter von Theater, Konzerten, li- terarischen Abenden und anderen kul- turellen Veranstaltungen auftreten und somit die Tätigkeit des Kulturinges auf diesem Gebiete fortsetzen. Im ersten Konzert dieser neuen Ver- anstaltungsreihe unter der Aegide des Kulturreferenten GR Resch gastiert nun Walde: Jeder kennt die Postkarten- reDroduktionen, knorrige Bergbauern, das geduckte Kirchlein. die Hausdächer un- te der Schneelast, und darüber wölbt sich ein wenig blauer Ferienhimmel: Holiday in Austria. Ein virtuoses Alpen- klischee, dem man die unverwechselbare (trotz Egger-Lienz unverwechselbare) Handschrift nicht bestreiten kann. Die Akte über Walde schien geschlos- sen, als er vor nun fünfzehn Jahren ge- storben ist. Die Grazer Ausstellung „Oesterreichische Malerei von 1908 bis 1938" und dann die Innsbrucker Ausstel- lung „Frühe Arbeiten von Alfons Walde", die Kitzbüheler Ausstellung zum zehn- te -i Todestag und nicht zuletzt der welt- weite Nachruhm Egon Schieles brachten eine weitere Künstlerpersön.ichkeit in- :ernaticnalen Ranges in Kitzbühel: Laszlo Varsanyl aus iidapet Der ungarische Meieterpianisl, Professor ür Klavier an der Büdaester Staats- keden-ie, ist einer der virtuosesten Ver- äcter -eines Faches. Der trc'tzc-em a-- ge:nhaf: bescheidene Künstler spannt den Bcgen seiner Interpretat on von der Beseel:heit eines Chopin-Pianos bis zum hakbrecherischeri ind affektgeladenen Fo-:issimo der Liszt-Rhapsodien Ein Auszug aus der Kritik einer Tour- nee Varsanyis durch Vorarlberg unter dem Titel „Stürmischer Beifa 1 für Laszlo Va-san,'i" soll das Vorgesagte unter Be- weis zu stellen versuchen: „Ein absoluter Höhepunkt des Programms war die mei- sterhaf:e Wiedergabe von 3ertok and ihn wieder in Erinnerung, und zwar den Mater Walde in bewußtem Gegensatz zu dem Motivvirtuosen. ie Kunstgeschichte wird sich Waldes noch annehmen, wenn nicht anders, dann im Zusammenhang mit Schiele, mit dem österreichischen Expressionismas. Es gibt Kr tike, die überzeugt sind, daß Schiele die Manier der Darstellung von Häusern uni Hausreihen in seinen Städtehilcern von Walde bezogen .habe. Andere lassen Schiele das Primat und verweisen darauf, da2 Schiele anders als in Wier in Tirol eire gewisse Nachfolge hatte, zu der Walde ebenso gehöre wie Nepo cder Pnachens<y senior. Ein interessantes Do- kument der Freundschaft Schie e-WaIde bewahrt die Tochte- Waldes: ein Selst- Liszt. Die Rhapsodie Nr. XIII mit ihren melancholischen Klangfarben ungari- scher PußtameIodien und Ziguner-Rezi- tativ bis zum feurigen Vivace, ein echter Csärdas, ließ die ungarische Seele und däs nicht zu bändigende Temperameffl des Künstlers aufblitzen. Dazu noch die berauschende und über- aus virtuose Tarantella mit einer be- wundernswerten Repetitionstechnik. Mit dem romantischen und sehr bekannten Liebesträuni spielte sich V.arsaiiyi in die Herzen des PublikiJm böri lahzVollön Abschluß bildete die Rhapsodie Nr. XV von Liszt. Hört man das Stück mit dem berühmten RakoL±i- Marsch, intelligent gespielt, die Tempis laufend gesteigert, die feinen Nuancen brillant ausgearbeitet, die schwierigen Oktavläufe kraftvoll, sauber, nicht ge- hetzt vorgetragen, so kann man nur noch begeistert sein von Laszlo Varsanyl und hoffen, daß man dieses Phänomen bald wieder hört". Es wird interessant sein, zu beobach- ten, was aus dem vorstehenden Prö grenini beziehungsweise w i e die furiose Musik - des Rakoczi-Marsches etwa bei den jüngeren Jahrgängen aufgenom- men wird, nachdem bei diesen die Zeit des bedachten Unterspielens aller Ge- fühlswelt im Abklingen zu sein scheint Vielleicht mag gerade Franz Liszt in der jüngeren Vergangenheit dadurch in den Hintergrund gedrängt werden sein, weil er eine zeitlang „nur" als der Repräsen tant des virtuosen Glanzes galt. Wir fin- den bei Liszt heute noch höhere Werte: Er vermag zu offenbaren, wie die Musik aus der Seelenkraft schöpft, den Hörer entzündet, vor allem zu einer Haltung edlen Menschentums, wie sie ihn aus der Lethargie des Rentengeistes unserer Ge- genwart hebt oder aus der kalten un- menschlichen Besitzgier. Bei solcher Mu- sk hat der Hörer, wie selten sonst, Ge- legenheit zu beobachten, wie es ein- porträt Schieles, das ich persönlich für eine Waldesche Replik, um nicht zu sa- gen Parodie auf Schieles Selbstporträt- pose halte. Die typische Schiele-Haltung findet sich auch in dem schönen Porträt des Dichters Alfons Petzold aus dem Jahr 1920: dieselbe manieristische Ver- schränkung der Hände wie bei den Schiele-Selbstporträts. Aber die Freund- schaft Schiele-Walde scheint mir nicht nur als eine Station in der Genieperiode der modernen österreichischen Malerei interessant, sondern auch als Ausgangs- punkt der Entwicklung beider Maler: Was war Genie, was war Zeitstimmung? Das kostbarste künstlerische Vermächt- nis Waldes ist für mich das Dutzend klei- ner Oelkartons, Kitzbüheter Motive, aber nicht in Fremdenverkehrspose, sondern in Trakl-Stimmung. Es gibt bei Walde noch andere Zeitbeziehungen, ganz im Gegensatz zur Monomanie Schieles. „Grabkreuz" zeigt Anklänge an den spä- ten Klimt. Eine reizvolle kleine Skizze Das Phänomen Walde Von Hans Heinz Hahnl
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