Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 29. Juni 1974 Direktor Erich Oberreßl, Kitzbäuhel, zum Gedenken Am 15. Juni starb in Kitzbühel, im Alter von 58 Jahren, der Direktor und Mitglied des Vorstandes der Raiffei- sen-Bezirkskasse Kitzbühel, Erich 0 b e r r e ß 1. Bei der Ausübung des von ihm überaus geliebten Angelspor- tes überfiel ihn ein Herzanfall, dem er noch vor Einlieferung in das Kranken- haus erlag. Sein Tod hat in der Hei- matstadt Kitzbühel große Trauer aus- gelöst. Sein Begräbnis am 19. Juni wur- de zu einer erhebenden Trauerkundge- bung, welche die Achtung und die Freundschaft unter Beweis stellte, die er bei allen, die ihn kannten, genoß. Der Trauerzug wurde von der Stadt- musik Kitzbühel angeführt, korpora- tiv beteiligten sich am Begräbnis am 19. Juni die Heimkehrerkameradschaft und der Kaiserjägerbund Kitzbühel, die Schützengilde Kitzbühel, die Heimkeh- rerkameradschaft Aurach, die Schüt- zenkompanie „Viertel Reit" und die Freiwillige Feuerwehr Reith, alle mit Fahnen, Abordnungen der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Kitzbühel, des Roten Kreuzes, der Exekutive und an- derer Vereine. Die Ehre des letzten Geleites gaben ihm weiters Bürgermei- ster und Gemeinderäte aus den Be- zirksgemeinden, Abgeordnete zum Ti- roler Landtag, die Mitglieder des Vor- standes und des Aufsichtsrates „seiner Kasse", Vertreter des Raiffeisenver- bandes und der Raiffeisenzentralkasse Tirols, Vertreter der Raiffeisenkassen und der landwirtschaftlichen Genossen- schaften Tirols, der Landes-Landwirt- schaftskammer, der Bezirks-Landwirt- schaftskammer und der Tiroler Bauern- kammer. Unter den Trauergästen befanden sich seine vielen Freunde und Bekann- ten, Kollegen befreundeter Geldinsti- tute, Männer und Frauen aus Stadt und Land. Nach der Aussegnung wurde der Trauerzug nach altem Brauch durch die Stadt geführt. Unübersehbar wa- ren die Begräbnisteilnehmer. Als die Spitze bereits in die Stadtpfarrkirche einzog, hatte das Ende des Zuges noch nicht das Jochberger Tor erreicht. Die Seelenmesse in der Stadtpfarr- kirche zelebrierte Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann Danninger und in seinen Abschiedsworten war zu entnehmen, daß auch Pfarrer und Seelsorge einen Freund verloren hatten. Die Kirchen- musik besorgte das Bläserquartett der Stadtmusik, das den Verstorbenen am am offenen Grab noch mit dem Lied „Ich hatt' einen Kameraden" und dem Zapfenstreich ehrte. Im Namen des Vorstandes, des Auf- sichtsrates und der Belegschaft verab- schiedete sich Direktor-Stellvertreter Walter Egger auf dem Friedhof in tie- fer Erschütterung über den plötzlichen Tod und in aufrichtiger Dankbarkeit an den wertvollen Menschen Erich Ober- reßl. Ehrenvolle und dankbare Worte sagte im Namen der großen Tiroler Raiffeisenfamilie Direktor Norbert Mantl. Direktor Oberreßl wurde am 10. September 1915 in Jenbach als Sohn eines Telegraphenwerkmeisters gebo- ren. Erst sechs Jahre alt, verlor er sei- Foto Tirol, W. Angerer, Inh. K. u. H. Lazzari, Kitzbühel ne Mutter. Nach Beendigung der all- gemeinen Schulpflicht war er bei meh- reren Bauern in Kitzbühel und St. Jo- hann beschäftigt und hat dabei jene Kenntnisse und Erfahrungen in den Belangen der Landwirtschaft erworben, die ihn in seinem späteren Beruf immer wieder besonders auszeichneten. Am 1. Oktober 1936 trat Direktor Erich Oberreßl in das österreichische Bundesheer ein. 1938 wurde er von der Deutschen Wehrmacht übernommen und leistete bis zum Zusammenbruch an verschiedenen Fronten, zuletzt als Oberfeldwebel, seinen Dienst. Direktor Oberreßl wurde verwundet und für seine Tapferkeit mit Kriegsauszeich- nungen geehrt. Als Verpflegungsoffi- zier hatte Oberreßl seine organisatori- schen Fähigkeiten, die ihm sein ganzes Leben lang zugute kamen, unter Be- weis gestellt. Am 1. April 1946 trat der Verstorbe- ne unter dem seinerzeitigen Obmann Josef Lusser in die Raiffeisenkasse Kitzbühel ein. Damals war die heutige Raiffeisen-Bezirkskasse Kitzbühel eine jener vielen kleinen Raiffeisenkassen, die noch keinen Tagesverkehr hatten, sodaß Erich Oberreßl zunächst nur ei- ne halbtägige Beschäftigung fand. Aber bereits im nächsten Jahr wurde er zum Zahlmeister ernannt und damit begann der steile Aufstieg der Kasse zur heu- tigen Raiffeisen -Bezirkskasse, die nun- mehr zu den fünf größten Instituten des Tiroler Raiffeisenverbandes zählt. 1958 wurde Oberreßl in den Vorstand gewählt und 1960 mit dem Direktor- titel ausgezeichnet. Direktor Oberreßl war ein bescheide- ner Mensch, liebenswürdig und von godigem Humor. Dabei konnte er bei der Durchsetzung von Maßnahmen, deren Richtigkeit er erkannt hatte, vo unnachgiebiger Härte sein, ohne je- doch jemals verletzend zu werden. Er war Autorität und Kamerad seinen Mitarbeitern und seinen Freunden ge- genüber. Die Kenntnis der Sorgen der Bauern in unserer Heimat und die Liebe zur Landwirtschaft waren Triebfelder für die Errichtung des Lagerhauses in Kitz- bühel, dessen Grundsteinlegung 1953 erfolgte. Dem Lagerhaus wurde ein Verwaltungsgebäude angeschlossen, in welchem auch die bäuerliche Berufs- vertretung unseres Bezirkes unterkom- men sollte. Der Anbau der Landma- schinenwerkstätte mit dem geräumigen Ersatzteillager wurde zu einem wesent- lichen Markstein in der nun 83jährigen Geschichte der Raiffeisen-Bezirkskasse Kitzbühel. 1957 folgte der große Umbau des Kassengebäudes in der Josef -Pirchl- Straße und dort schuf Oberreßl die Voraussetzung für ein zeitgemäßes Bankinstitut. 1960 wurde von der Landwirtschaft- lichen Hauptgenossenschaft das ehema- lige Torfstreuwerk gekauft und um- gebaut und damit ein wertvoller La- gerraum für iandwirt:schaftlice Bes- t riebserfordernisse geschaffen. 1965 erfolgte nach einer rekordarti- gen Umbauzeit die Uebersiedlung der Raiffeisen-Bezirkskasse Kitzbühel in den Gasthof Straßhofer in der Vorder- stadt und noch im Herbst desselben Jahres wurden neben dem bereits be- stehenden Lagerhaus am Bahnhof ein Getreidesilo und die Lagerhalle II er- richtet. Gegen zunächst großen Wi- derstand setzte Direktor Oberreßl den Bau einer der modernsten landwirt- schaftlichen Reparaturwerkstätten des Landes in St. Johann in Tirol durch, die 1968 feierlich ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Im Jahr 1970 erfolgte die Fusionie- rung der Raiffeisenkasse Reith und wiederum entstand unter der Baulei- tung von Erich Oberreßl in Reith ein Mehrzweckgebäude, das seinesgleichen sucht. Auch dieser Neubau zeigt so richtig die unbändige Schaffenskraft des Verstorbenen, wenn man bedenkt, daß der Spatenstich zu diesem Neubau erst am 1. Juni erfolgte und die Raiff- eisenkasse Reith und die Gemeinde be- reits in der Sparwoche im Oktober des- selben Jahres in das neue Haus einzie- hen konnten. Bei allen Neubauten war Direktor Oberreßl die entscheidende Persönlich- keit und war vom ersten Spatenstich bis zur endgültigen Fertigstellung praktisch ununterbrochen auf den Bau- stellen und dank seiner großen Erfah-
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