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Seite 6 strömt und Besitz ergreift vom Men- schen, in dem Sinne etwa, wie Tälstoi ih seiner „Kreutzersonate" davor warnt, Musik zu spielen ohne Verantwortung". Das Gegenstück ist heute festzustellen ä.1.s Erscheinung der ekstatischen Ver- zückung, einer allerdings dämonischen Besitzergreifung, bei Rockn-Roll-Rhyth- men oder ähnlichem. Denn die Musik, die sich unmittelbar, ohne Umweg über den hemmenden Verstand, an die Seelen- kräfte wendet, hat die größte Wirkungs- möglichkeit auf jene Kräfte, ohne die physische Hilfe oder das Gift der Droge erst bemühen zu müssen. Las'zlo Varsanyi's Programm in Kitz- bühel ist vielseitig und umspannt einen weiten Ausdrucksbereich: von der Klassi- zität Beethovens über die Frühromantik Schuberts zur Hoch- bzw. Spätromantik Chopins und Liszts. Der Künstler spielt: Ludwig van Beethoven : Sonate d-Moll, op. 31, Nr. 2: Sind wir bei Beethoven zu Gast, ent- läßt uns die Musik stets als Verwandelte; wir nehmen Maß am Absoluten. Die ge- wichtigste musikalische Aussage aus dem Opus 31 ist die Sonate d-Moll. Die ro- mantische Stimmung vorwegnehmend, ist die freiere Form auffallend. In grandiö- aer Einfachheit offenbaren sich aus der Stille Frage und Antwort - unerbittlich zuweilen im Allegro - setzen sich aus- einander und verstummen wieder. Der zweite Satz bringt eine Meditation über die im ersten Satz gewonnene Ein- sicht. Ein leise verhaltenes Singen, bis man vermeint, eine menschliche Stimme zu vernehmen. Nach Ruhe und Stille, Betrachtung und Einsicht übernimmt im dritten Satz eine Bewegung die Führung und bringt die musikalische Idee, in Moll-Akkorden, in zwielichtiger, gespenstiger Beleuchtung, trotz einiger leidenschaftlich erregter Par- tien - das Tempo ist nur Allegretto - zu Ende. läßt an den „Brücke-Stil denken, die zwei Engländerinnen auf der Skiwiese er- innern an Kirchners Kaffeehausdamen. Ich besitze ein frühes Waldebild: Drei Frau- enakte im Freien, ein kleines Format, ein außerordentlich delikates Stück Ma- lerei. Als ich es einem Kenner der Wie- ner Kunstszene vor dem ersten Welt- krieg zeigte, tippte er auf Richard Gerstl. Die Versuchung, den bekannten Walde hinter den früheren Walde zurücktreten zu lassen, liegt auf der Hand. Man un- terschlägt aber dabei das eigentliche Phänomen Walde: Die Entwicklung einer u n gewöhn Ii ch e n Begabung zu einem singulären Erfolgsklischee. Malerisch drückt sich der Wandel in der Farbge- bung aus. In dein Kriegsbildern aus dem Jahre 1916 hat er die leuchtenden Oel- farben mit Tempera gedeckt. Später hat er die Melancholie seiner Jugendbilder angeblich durch kleine Farbflecke zu be- leben versucht. Die expressive Gebärde ist auch auf seinen späteren Bildern er- Kbühe(er Änziger Franz Schubert: Impromptu As- Dur, op. 90 Nr. 4; Impromptu As-Dur, op. 142, Nr. 2; Impromptu Es-Dur, op. 90, Nr, 2. Mir geht es so, beim Hören von Musik, daß ich neugierig bin, wie es weitergeht, wann ich die Musik n i c h t kenne, oder wie gut der Künstler diese oder jene SLe l e spielen mag, wenn ich sie g u kenne. Also bin ich neugierig, Wie Var- sanyi diesen Schubert spielt. Jedes der Impromptus aus op. 90 oder 142 trägt das Siegel der Endgültigkeit vollendeter Kunsiwerke. Das Vierte der Werkzahl 90 in As ist eines der beliebtesten Klavierstücke überhaupt und eine Kostbarkeit. - Eben- so in As-Dur steht die Nummer 2 aus op. 142, ein Allegretto. Schubert verabschie- det sich mit dem mehr spielerischen Im- promptu in Es-Dur. Frederic 0 h o p i n : Scherzo b-Moll, op. 31: Chopin, mit welchem das Konzert bis zur Pause schließt, vertritt die Hochro- mantik, aber doch nur eine bestimmte Form derselben und ist der Form und nicht der romantischen Formauflösung verbunden. Es haben die kleinen Werke fast ausschließlich die Wirkung von Ka- nonen; jede der klanglichen Visionen i1 genial zu nennen. So ist auch das b-Moll-Scherzo dem romantischen Ausdruck der Musik ge- widmet: Aus banger Frage zu leiden- schaftlich durchglühter Antwort führt der Komponist den Hörer durch alle Ge- fithlssikalen zu einem großartigen, begei- sternden Schluß. Franz L i s z t : Rhapsodie Nr. XIII, Lie- bestraum, Tarantella, Die Jagd, Rhap- sodie Nr. XV. Der Komponist ist vielleicht der größte Pianist aller Zeiten gewesen. Die ein- fachen Liedformen des Volkes erhielten durch seine geniale Formung brillante Wirkung; sie machten ihn weltberühmt. halten geblieben, sie ist nur verarmt, in der Pose erstarrt. Sie kann noch einmal Qualität erreichen in dem Großformat Einsame Hausung', in dem das Be- drohende der Hochgebirgswelt Ausdruck gefunden hat. Man merkt es ja schon an den frühen Bildern Waldes, daß seine Expressivität zur Vereinfachung strebt, zur Stilisierung, zur Heroisierung. In den zwanziger Jahren treten Klimt, Schiele, Die Brücke" zurück gegenüber Egger- Lienz. dessen Vorbild nun übermächtig wird. Man merkt es vor allem an den Fresken, die er 1928 für den Innsbrucker Bahnhof entworfen hat. Sein Entwurf wurde mit dem Ersten Preis ausgezeich- net, er erhielt den Auftrag, aber eine Wo- che später wurde er ihm wieder ent- zogen. Den Weg zum Erfolgsklischee hat die Kitzbüheler Ausstellung im Jahre 1969 besonders eindrucksvoll belegt. Da hing ein Oelbild aus dem Jahre 1920, „Bäu- erinnen an der kleinen Kirchenstiege"; Samstag, 6. Juli 174 Die 13. Ungarische Rhapsodie beginnt elegisch, bis die Zigeunerweise in einem wilden Tanz (Czardas) endet, - Im Lie bestraum herrscht wieder die lyrische Stimmung vor. Tarantella und Die Jagc s nd Bravourstücke. Die 15. Rhapsodie, mit welcher das Konzert abschließt, folgt einem Marsch- thema von faszinierender Wirkung, das nr vorübergehend unterbrochen wird von den zärtlicheren Klängen des Trios. Bald wieder erklingt das Marschthema u -id steigert sich zum glanzvollen Finale. H.Oe. Länderranggln in Mittersill Die historische Schützenkompanie Mittersill veranstaltet am Sonntag, 14. Juli 1974, auf dem Sportplatz unter dem Eh- renschutz von Bürgermeister Walter Reifmüller das träditionelle Vier- Länder- Ranggi n. Bei dieser Konkurrenz stehen n e u n Salzburger Ranggler je drei aus Osttirol, Südtirol und Nordtirol gegen- über. Salzburger Ranggler: Fritz Jirausek, Ernst Grundner, Toni Schmid, Klaus Wallas, Klaus Laireiter, Gotthart Rpitsch, Anton Lechner, Klaus Trixl, Si- mon Kaindl (Ersatz: Franz Goller, Her- mann Miller, Hans Rieder). S ü d t i o 1 e r : Hermann Haller, Alois Haller, Hubert Silgina (Johann Pichler). Osttiroler: Franz Steiner, Jakob Berger, Andrä Steiner (Anton Waldner). N o r d t i r o 1 e r : Lois Gaisler, Hans Ellinger, Sepp Koller (Josef Kupfner). Beginn 13 Uhr mit den Jugendkonkur- renzen. Vorstellung der Ländermann- schaften 14 Uhr. Anschließend P r e i s r a n g g 1 in vier aligemeinen, zwei Schüler- und zwei Ju- gendklassen. u- genciklassen. es bietet aufs figurale Detail genau die Pose der zwei tratschenden Frauen in st lisierter Tracht, die dann in „Winter in Tiol" wiederkehrt, einem der typischen Waldeschen Ansichtskartenbilder. Dort sind die zwei Frauen das Motiv des Bil- des, hier bloß die Staffage einer sonni- gen Winterdorflandschaft. Die düsteren Brauntöne des frühen Bildes werden nun acfgehellt durch den leuchtenden Schnee, aber auch durch eine grüne Schürze und einen roten Umhang. Eine in:eressante Komposition ist in einer Pose erstarrt, de nur noch die Aufgabe hat, das idyllische Dorfbild zu beleb-en. Was Walde interessant macht, ist aber nicht nur das negative Aspekt der Tat- sache, daß er kein Schiele, sondern der Walde geworden ist, also kein verkanntes Genie, sondern ein Erfolgsmaler, was zweifellos in d3r Begabung angelegt war, sondern der Rang, der Umfang des Erfolges. Es wäre ungerecht, über dem frLhen Walde, der ein hervorragender
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