Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 27. Juli 1974 zu hoffen, daß der Beginn des Schulneu- baues in naher Zukunft liegt. Erst in ei- nem eigenen Gebäude ist eine Erweite- rung der Klassenzahl - derzeit bestehen sechs Klassen in der Handelsschule - möglich. Polizeilich verboten! Ich meine jene Schilder, auf denen kalt und drakonisch geschrieben steht Reiten polizeilich verboten", „Hunde sind ausnahmslos an die Leine zu neh- men" u. dgl. Dazu hatte ich mir schon vor zirka einem Jahr gestattet, Kritik zu üben. Und weil wir unter dem neu- en Bürgermeister Hans Brettauer und seinem Team ein sympathisches Klima verspüren, sei mir verziehen, doch noch einmal diese Situation zu beleuchten. Kitzbühel strahlt eine geradezu sa- genhafte liebliche Atmosphäre aus. - Aber diese Schilder empfinde ich wie Fremdkörper. Kitzbühel hat sich be- müht, für die Golfspieler einen gepfleg- ten Platz zu schaffen. Kitzbühel hat für die Tennissportler moderne Plätze ge- schaffen. Kitzbühel hat für seine Ski- fans ausgezeichnete Abfahrten ausge- baut. Kitz ist großzügig, damit jeder Gast sich wohlfühlen möge. Nur eine Gruppe von Gästen, die zu uns kom- men, werden brüsk vor den Kopf ge- stoßen. Jene, die da glauben, auf den weltberühmten Haflingerpferden unse- re herrliche Landschaft genießen zu können. Und auch jene vielen guten Gäste, die da glauben, ihr Pudelchen einmal frei rund um den Stadtpark laufen lassen zu können. Ich bin kein Jurist, aber ich glaube kaum, daß die Polizei etwas verbieten kann. Sie ist für meine Begriffe ledig- lich ein Ordnungsorgan zur Ueberwa- chung der Anordnungen, welche die Volksvertretung erläßt. Und deshalb halte ich es zumindest als überflüssig, Polizeiverbote an allen Ecken auf Schil- dern anzubringen. Denn Gott sei Dank sind wir keine Polizeistadt. In den letzten Jahren haben sich ver- schiedene Reitställe aus Eigeninitiative entwickelt. Wer sich einmal die Mühe nimmt und die frischen Burschen und Mädchen dort beobachtet, mit weicher Liebe sie die Pferde nutzen, satteln und ausreiten, dem lacht das alte Reiter- herz. Sind sie nicht eine wohltuende Erscheinung gegenüber 1angmhnigen Raudies mit dröhnenden frisierten Mo- peds. Die sich einen Pfifferling um Promena denwege kümmern und den Rest freier Natur verstinken und ver- lärmen? A ii serechn et das smnathische Tiroler }-Tafljnoernferd wird mit nolizei- liehen Verbotstafeln von der Heimat.- erde verbannt. Und wenn man schon meint, daß sie nichts auf ursnrfln.glichen Wegen zu su- chen haben, wre es doch der Ueberle- gung wert. Reitwege anzulegen, wo auch Idealisten sich ohne nolizeiliche Drohung frei bewegen können. Vielleicht ist es jenen im Fremden- verkehr planenden Experten zu ent- schuldigen, daß sie wahrscheinlich kei- ne Verbindung zum Reitsport haben. Aber es sei hier ernst gewarnt, daß die Reiterei wieder eine geradezu unwahr- scheinliche Zukunft hat. Wer im Frem- denverkehrsamt daran zweifelt, möge einmal den Reitstall in der Windau be- suchen. Welch ein massiver Reitbetrieb sich dort entwickelt hat. Und diese Pferdemenschen scheuen weder schlech- tes Wetter noch Anfängertum. Und dort gibt es keine polizeiliche Verbots- tafeln, welche die Freude erschlagen. Ich meine also: Solche Tafeln gehö- ren weg! Im Gegenteil, man fördere im Sinne der Fremdenstruktur Reit- möglichkeiten. Und nun auch ein Wort zu den Hun- den. Gewiß, es gibt Hundefeinde. Aber wem treffen eigentlich diese Tafeln mit den brüsken Verboten? Die Unzahl frei- laufender Hunde, auch außer der Sai- son, laufen trotzdem herum. In der Stadt, im Stadtpark und im Jagdrevier. Die wir vergrämen sind die Gäste. - Gäste aus der Stadt, die glauben, ihr Hündchen einmal unter ihrer Aufsicht laufen zu lassen. Dr. 0. Ganster 1. Alpenländischer Volksmusik- wettbewerb Der Tiroler Volksmusikverein veran- staltet in Zusammenarbeit mit dem Landesjugendreferat Tirol, dem ORF Studio Tirol und anderen Studios und mit Unterstützung des Kulturreferen- ten des Landes Tirol Landeshauptmann- Stv. Prof. Dr. Fritz Prior am 18. und 19. Oktober 1974 den 1. Alpenländischen Volksmusikwettbewerb. Den Ehren- schutz für diesen Wettbewerb haben Bundesminister für Unterricht und Kunst Dr. Fred Sinowatz, Landeshaupt- Von der Gewerblichen Fortbildungsschule zur Berufsschule Von Hans Wirtenberger - 3. Fortsetzung und Schluß Der Berufsschulausschuß beantragte einstirrmig, wegen des großen Zeitverlustes und der hohen Fahrtkosten die allgemeine gewerblich-kaufmännische Berufsschule in Kössen wieder ins Leben zu rufen. Die Wiedererrichtung einer Berufsschule in Kössen wurde wegen Schülermangels abgelehnt. Die Metallgewerbler besuchten die Schule in Kufstein, die kaufmännischen Lehrlinge in Kitzbühel. Am Ende des Schuljahres 1948/49 wurde die 50-Jahr-Feier der Schule begangen. Im Mittel- punkt der Ehrung stand der greise Gründer, Dir. Franz Wald. Von den Schülern des Eröffnungsjahrganges konnten noch 6 als Meister an der Feier teilnehmen. Rückschau auf die 5 Jahrzehnte der Entwicklung hielten die Direktoren Walde und Kaler, in Ansprachen würdigten Bezirkshauptmann Dr. Trentinaglla, Berufsschulinspektor Schulrat Josef Egg und der Obmann des Berufsschulausschusses, Josef Schmidl, die Leistungen der Schule und die Zusammenarbeit zwischen den Meistern und Lehrern. Die Feier wurde von einem Mädchenchor der Hauptschule (Leitung: Lehrer Paul Gasser) umrahmt, in einer Ausstellung wurden Fachzeichnungen gezeigt (Leitung: Lehrer Engelbert Lechner). Eine Versammlung der Gewerbetrebenden in Kitzbühel zeigte auf, daß Kitzbühel als ein- ziger Bezirk in Tirol sich gegen die Zentralisierung des Berufsschulwesens stellte. 1949/50 war die Schule bereits eine „Fachlich-kaufmännische Berufsschule mit Fachabteilung für das gesamte Metallgewerbe'. Der Raummangel zwang dazu, daß jeder Schüler an zwei Nachmittaaen pro Woche in die Schule mußte. Man bemühte sich um Ausweichräume, so um den Versammlungsraum im neuen Feuerwehrzeughaus oder um den Ausbau des 1. Stockwerkes im Rettungsheim. Im Juli 1950 war erstmals die schriftliche Kaufmannsgehilfenprüfung in Kitzbühel. Vor dem Berufsschulausschuß bezeichnete Direktor Kaler Haltung und Benehmen der Schüler als einwandfrei, vielfach als mustergültig. Die Raumfrage blieb akut. 1951 beriet man als Lösungen die Aufnahme von Klassen im Waisenhaus, den Bau einer Schulbaracke oder die Aufteilung der Gewerbeschule auf die Volks- und Hauptschule. Der Anbau an die Volksschule brachte vorerst eine Verbesserurg der Raumsituation. Im Februar 1952 übergab Direktor Kaler, der zum Bezirksschulinspektor ernannt worden war, die Leitung an Lehrer Engelbert Lechner. Kaler hatte in der schwersten Nachkriegszeit die Schule aus dem Nichts aufgebaut und umsichtig geleitet. Schon 1952/53 trat die Unterbrinaunasfrae e-neut auf. Die Hauntschule benötigte den vor- erst bereitgestellten Hauswirtschaftsraum im Keller selbst. Man debattierte über den Ausbau des Dachbodens in der Haupt- oder Volksschule. Keine Lösung wird realisiert. Die Resigna- tion drückte sich im Protokoll des Berufsschulausschusses aus:,, An die Beschaffung eines größeren oder zusätzlichen Lokales für die Berufsschule ist derzeit nicht zu denken. Es bleibt nur die Möglichkeit, durch ein neues, praktisches Schulgestühl im vorhandenen Raum mehr Platz zu schaffen." (30. März 1954). Der Berufsschulausschuß wählt den Vertreter der Handelskammer, August Höbart, zum neuen Obmann, der Vertreter der Stadtgemende, Gemeinderat Hans Winderl, wird neuer Obmannstellvertreter. Der Obmann regt an, mindestens für die Kitzbüheler Lehrlinge in den kaufmännischen Klassen Englischunterricht ei izuführen. Der Maschinschreibunterricht wird in Turnussen zu je 8 Schülern abgewickelt, „Unterrichts- raum" ist die Kanzlei der Volksschule. Mit Ende des Schuliahres 1954/55 legt der Leiter Engelbert Lechner sein Amt zurück, sein Nachfolger wird Volksschuldirektor Karl Grißmann. Lechner war ein energischer Schulmann und ein großer Schulpraktiker. Seit 1953 waren nur mehr zwei metallgewerbliche Klassen in Kitzbühel, im Schuljahr 1955/56 war nur noch die 1. metallgewerbliche Klasse verblieben. Mit dem Ende dieses Schuljahres war der Umbau auf eine ausschließlich kaufmännische Berufsschule abgeschlossen.
< Page 5 | Page 7 >
< Page 5 | Page 7 >