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Se'te 8 KitzbheIer Anzeiger Samstag, 3. August 1974 ter hatte keine Einkünfte mehr und so kehrte die Not ein. Die Lehrzeit ging vorüber und ich wurde mit einem Jahresgehalt von zehn Gulden angestellt. Dann wollte ich zu meinem Onkel Nazi nach Fünfkirchen. Mutter erlaubte es aber nicht und so blieb ich noch ein Jahr auf meinem Lehrplatz. Dann aber ließ ich mich nicht mehr halten. Ich kam nach Ungarn und verlebte dort meine schönste Jugend- zeit. Der Drang nach Oesterr ich war aber mächtig. Ich ging zu Kerner in Wie- ner-Neustadt, dann nach Baden bei Wien, wo ich festen Fuß faßte und fünf Jahre blieb, dann nahm ich eine Stelle in Salzburg an. Eines Tages traf ich auf der Stadt- brücke in Salzburg einen Bekannten, der früher bei der Firma Andrä Hofer in Kufstein tätig war. Er sagte, in Tirol ist noch immer ein guter Platz für Ge- schäfte. Dieser Ausspruch ging mir nicht aus dem Kopf und es dauerte nicht lange, da fiel mir beim Mittagessen in der „Blauen Gans" ein Inserat im Neuigkeits-Weltblatt auf: „Laden zu verpachten in schöner Lage". Auskunft Sebastian Mauracher, St. Johann in Ti- rol. Ich fuhr am 25. März 1881 nach St. Johann und besprach mit Mauracher alles, nur die Miete von 200 Gulden für das Geschäftslokal und die Wohnung im 2. Stock war mir zu hoch. Ich sicher- te mir aber doch bei Mauracher eine Bedenkzeit bis über Ostern zu. In der Zwischenzeit besichtigte ich ein Ge- schäft in Fischamend. Am Ostersonn- tag Nachmittag fuhr ich dahin und ging am Ostermontag in die Kirche, wo alle Frauen mit weißen Kopf tüchin und einfacher Kleidung ausgestattet waren. Da kam es mir in den Sinn: das ist keine Gegend für mich. Ich besichtigte dessen ungeachtet das in Frage kom- mende Geschäft und fand nur einen Kommis vor. Auf die Frage nach dem Chef bekam ich zur Antwort, daß die- ser Gemeindesekretär sei. Das schlug bei mir dem Faß den Boden aus. Von meiner Orientierungsfahrt nach Salzburg zurückgekehrt, verständigte ich Herrn Mauracher, daß ich den Pacht annehme. Ich gab in Salzburg meinen Posten auf und fuhr nach St. Johann, wo mich Herr Mauracher, vulgo Sattler Wasti, abends auf ein Viertel Wein zur Post mitnahm und mich den Gästen als neuen Pächter vorstellte. Am Montag früh, als ich bei der Post aufstand, war heller Sonnenschein und die Berge so rein, daß ich mich nicht sattsehen konnte. In Salzburg kannte ich mehrere Her- ren von den Firmen Andrä Hofer und Junger, die mir einen Kredit verspra- chen. Mein eigenes Vermögen betrug 169 Gulden. Bei Hoffmann kaufte ich vorerst die Kerzen und Seife und an- dere Waren. Wie gern man mich in St. Johann Der ate Hischar, Träger der Gcldenen Verdienstmedaille aber sah? Die alte Jagglbäckin wollte Preßhefe, obwohl dahier nur allgemein Bierhefe verwendet wurde. Ich führte also Preßhefe ein, die mir der alte Schwarzinger. der damalige Bote nach Innsbruck und Salzburg, lieferte. Es dauerte nur kurz und alle Bäcker ka- men 2u mir, Hefe kaufen. Ich wurde angefeindet. Aber mein Wille und mein Fleiß hasen mich fortgebracht. Meine Bedürnisse waren klein. Zum Früh- stück eine Halbe Milch vom ‚ Se:si", Mfltagessen beim „Bären" und abends etwas Kaltes vom Geschäft. Am 30. Mai 1882 heiratete ich eine Jugendfreundin aus Fulnek. Mit ihr hatte ich eine fleißige Mitarbeiterin, die durch Nähen mitverdiente und so ging es largsam aufwärts. Der Pacht, der auf fünf Jahre abgeschlossen war, ltef 1886 ab und s gab mir der Hausherr bekannt, daß er nicht zu verlängern ge- denke, da er das Geschäft einer Nichte, der Frau Rosa Unterthiner, verspro- chen habe. Jetz: begannen wieder die Sorgen. Es war keine Kleinigkeit, Frau und zwei Kinder, Mizzj und Pepi, und eina im- gewisse Zukunft. Es hat mich nun hinausgetrieben nach der Suche um eine Geschäftspachtung. Ich kam weit in der Steiermark herum, hatte aber ke:nen Erfolg. Ich war trotz allem nicht verzweifelt und habe auf Gott vertraut. Als ich nach Hause kam, war die unverhoffte Gelegenheit schon da. Das Haus, das früher Schul- haus war, wurde seinerzeit von der Gemeinde wegen Baufälligkeit an Frau Anna Hirnsbger, geb. Koller. ver- kauft. Der Kaufvertrag trug das Da- tum vam 31. März 1886 und den Ge- nehmigungsvermerk der Landesregie- rung. andesregie rung. Der Preis betrug 2800 Gulden. Im Hause wohnte ein Gürtler namens Karrer, welcher immer als Kunde zu mir kam und mich gut leiden mochte. Ich erzählte ihm, daß mein Pacht auf- gekündigt ist. Er tröstete mich und sagte, daß seine Hausfrau das Haus, Dechat-Wieshofer-Straße Nr. 18, gerne wieder verkaufen möchte. Er würde sich genau erkundigen und mir Be- richt e richt erstatten. Herr Karrer kam schon am nächsten Tag wieder zu mir und er- klärte, daß Frau Hirnsberger verkaufe, da sie aus den Reparaturen nicht her- auskomme. Der Kauf wurde nun mit Frau Anna Hirnsberger, meiner Frau und mir, am 16. Jänner 1887 abgeschlossen, und zwar um den gleichen Preis, 2800 Gul- den, den sie an die Gemeinde gezahlt habe. Vom Kaufpreis blieb die Ge- meinde-Hypothek von 1300 Gulden stehen, 700 zahlte ich in bar und die weiteren 800 Gulden zahlte ich in vier Jahresraten, beginnend zu Georgi 1888 bis 1891, ab. Als Zeugen des Kaufes unterschrieben der Goldschmied Jo- hann Gogi und der Gürtler Josef Kar- rer. Jetzt war die Sorge, St. Johann ver- lassen zu müssen, glücklich behoben. Ich hatte ja hier in den fünf Jahren schon einen schönen Kundenstand er- worben. Nun mußte ich mit allen Kräften da- für sorgen, daß der Aufbau weiter- geht. Ich hatte nun auch eine Koffer- fabrik eingerichtet und stellte einen tüchtigen Facharbeiter ein und machte ganz schöne Geschäfte. Am 6. Februar 1895 brach am Dach- boden beim Küchenkamin durch Ueberhitzung Feuer aus." (Hier enden leider schon die Aufzeichnungen von Josef Hilscher 1.). Am 2. Oktober 1902 erwarb Josef Hilscher I. zusammen mit drei weiteren St. Johanner Fremdenverkehrsinter- essenten vom Ruppenbauern josef Grander ein sieben Hektar großes Grundstück im Nasnergraben und bau- te das Gelände zu einem Park mit Ten- nisplatz und Spazierwegen aus. Der Kaufpreis betrug 1200 Gulden. Die Ein- tragung in das Grundbuch erfolgte mit 20. Mai 1903, E.-Z1. 275/11. Der Ausbau erforderte viel Mühe und Geldmittel. Der Tennisplatz war wohl am Anfang frequentiert, als jedoch die gepflanzten Bäume immer höher wurden, dienten diese nur mehr als Schattenspender und der Tennisplatz blieb feucht und wurde aufgelassen. Während der zwanziger Jahre diente er noch als Faustballplatz. Die Mitbesitzer des Parkes verloren das Interesse und nach und nach mußte Hilscher die Anteile erwerben. Das Vier- tel von Anton Feiler mit 14. April 1915, das Viertel von Gemeindearzt Dr. Ru- dolf Haindi mit 25. September 1915 und das letzte Viertel von Apotheker Eduard Angerer mit 26. April 191 (lt. Grundbuch). Der damalige Verschöne- rungsverein ersch.5ne rungsverein St. Johann hatte an dem Projekt kein Interesse und vermu:lich auch keine Mittel. Mit 8. April 193' er-
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