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Samstag, 24. August 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Holzarbeit und Holzknechtleben im Brixental Von Anton S c h i p f 1 1 n g e r, Hopfgarten (t 1942 im Weltkrieg) Holzknecht sein ist eine Freud' Doch es hat gebracht viel Leid. Die Holzarbeit ist eine der gefähr- lichsten Arbeiten, die es gibt in Gottes freier Natur. Oft und oft hört man vor, einem Unglück bei der Holzarbeit. Ich will hier eine kleine Beschreibung dieser Arbeit geben: Werk- und Arbeitszeug: Glieder- oder Sei: arreisen sind unentbehrliche Be- gleiter eines jeden Holzhackers. Dann Bei[ und Asthacke, Zepin, Scheit- und Kicmmkeil; letztere bestehen aus Holz, ers:ere aus Eisen und Holz in der Wei- se, daß die Spitze des Scheitkeiles aus Eiern, der rückwärtige Teil aus Holz ist. Jeder Holzknecht hat meistens ein Paar von jeder Keilart. Schabser und „Schin- da" werden zum Entfernen der , Rinden benötigt. Den Schebser braucht man im Herbst. den Schinda dagegen im Früh- jahr, wenn der Saft geht. Der Schinda ist schaufelartig und gebogen. Feile und Ha :kenwetzstein dienen zum „Schneid" machen. Die Wiegensäge zum Um- schneiden der Bäume hat eine Länge von 1,5 Meter und ist wiegenförmig. Die Arbeit: Zuerst muß ein Baum =geschnitten werden. Fällt nun der Baum an einen anderen, sodaß er nicht auf den Boden kommt, dann ist er auf- g'hängt. In diesem Falle muß man auch den Baum, auf dem der Auf g'hängte liegt, umschneiden, oder einen anderen au den Aufg'hängten fallen lassen. Der Holzhacker sagt, wenn ein „Bem" um- - - IV. Aus meinen Gesprächen mit Walde greife ich gerne die über den als, „An- sichtska rtenm.aler" verschrienen Künst- ler über seine eigenen Plakate, über die engagierte Kunst, über Kitsch und Kunst heraus. Um 1930 fing er mit der Reproduk- tion an und griff gleich energisch durch. Zuerst ging er zu Verlegern in Inns- bruck, Wien und München. Jeder sagte ja, aber nur unter der Bedingung, der Maler müßte die Druckkosten aufbrin- gen. Das könne der Maler auch ohne Verleger, sagte sich Walde. Er gab die Aufträge einer Druckerei und führte den Verlag selbst - bis ans Lebene- ene. Wo wäre um jene Zeit oder spä- ter ein Wiener Künstler dazu fähig ge- wesen? Um diese Fähigkeit beneideten fällt: „etz hot's oan oiche draht". Bleibt beim Umschneiden ein Stück des Bau- mets auf dem Stock, so nennt man dies eine „Sprons". Auf dem Stock macht man oft - nicht immer - mit der Hacke ein Kreuz. Dann werden mit der Asthacke die „Est" weggehackt und der Baum wird .‚trümmert.'. Ein Trumm mißt meistens vier Meter. Im Langs mit dem Schinder, im Herbst mit dem Schebser, wird nun die „Ring" (= Rinde) oa.gringt. Zum Abrinden wird das Holz „unblaßt", d. h. mit der Hacke nach längs ein Strich gezogen, damit man mit dem Schebsa oder Schinda dahinter kommt. Nun wird aufgraumt. Alles, Rinden, Taxn, Astach (Aeste) und Brennholz wird an die dazu hergerichtete Stelle geschafft. Es folgt das Zusammenfällern. Das Holz wird - nur Sägehölzer - zu ei- nem Haufen zusammengetan. Nun kimt das „Hoizn" (= Holzen). Das Hoizn geht folgendermaßen vor sich: Zu oberst (hinterst) wird eingelassen, in der Mitte muß einer „gamsen", d. h. weiterleiten, wenn etwas steckenbleibt und der letzte muß einrichen, d. h. das Holz auftrüllen. Zur Warnung sagt der, der in der Mitte steht: ‚Holz gehtal". (= Holz geht zu Tal). Nun wird ungffangt. Da schreit der Oberste: „Fliach (Flieh) a bißl (ausstellen). Wird ein größerer Holzprügel in die BuI'i'n (Bahn) lassen, manche Künstler in Oesterreich die Initiative Waldes. Dabei machte er, wie er mir oft versicherte, weiter gar' nichts, als daß er der Reproduk1llon zu ihrem längst legitimen Recht verhalf und sei- ner Kunst eine Verbreitung sicherte, wie sie aus volksbildnerischen, aber auch aus anderen Gründen selbstver- ständlich war. Die Technik des Mehr- farbendruckes war so weit fortgeschrit- ten, daß dem Original kein wesentli- cher Abbruch mehr geschehen konnte. Die französischen Maler hatten sich zu jener Zeit mittels ihrer zeitgemäß ge- sinnten Verleger und Händler der Farb- reproduktion in allen Formaten bedient. Die Initiative in dieser Richtung ergriff für Oesterreich ein Tiroler. Seine Bil- der lebten und leibten in Tirol. Ihr künstlerischer Ausdruck, ihre geistige Haltung, ihre menschlich-natürliche Re- 1. Tiroler Buernmuseum. Hinterobenij hi Kitzbühel so ruft der oberste: „a lauta" (großer), ist es ein kleiner, so sogt er bloß: „Holz". Ist das Holz g'hoizt, so wird noch g'mu- stascht (= mustern) und g'messen. Und dann können die Fuhrwercha (Ftihr- werker) kema und das Holz zu da Sag führn. Art: Scheans (= schönes) Holz heißt man Blockholz; Zellulose nennt man Schleifholz und a Brennholzstuck a Keiwl - ein Kalb. Es gibt Kahlschlag und Plentung, d. i. Teilschlag. Bei einem Kahlschlag muß man dar- auf achten, daß man einen Kronen- schluß hat. Bei einem Kronenschluß darf man nicht bogenförmig, sondern man muß in gerader Linie schlagen. Hat ein Baum seinen Wipfel verloren. so hat er ogwipfldt. Es kommt vor, daß ein Baum zwei Wipfel hat; dies nennt man Zwiefel. Bäume können auch zu- sammenwachsen, u- sammenwachsen‚ wodurch ein Zwiefel- baum (Zweibaum) entsteht. Alte Bäu- me sind oft bärtig. Dieser Bart ist eine Art Moos, den Flechten sehr ähnlich. Bei Tannen kommt auch „die Trut" vor. Dies ist ein gar sonderbares Ding. Sitzt eine Trat - dies ist ein eulenarti- ger Vogel - auf einer Tanne, dann wächst dieses G'wax (Gewächs). Es ist ein von Nadeln freies und buschiges Gewirr. In alten Zeiten, sagt man, leb- te in unseren Wäldern die Truthexe. Sie war den Menschen sehr böse gesinnt und tat großen Schaden in den Wäl- dern. Eines Tages verzauberte sie der zogenheft waren so beschaffen, daß sie den Namen Tirol über die engere Re- gion hinaustrugen, nach ganz Oester- reich, ins Ausland. Das fiel mir in Wien schon damals auf, weil ich mir als Volksbildner die Volksbildung ohne Anwendung aller technischen Hilfsmittel nicht vorstellen konnte, obwohl es nicht wenig daran fehlte und der alte Trott üblich war. Als mir Walde persönlich bestätigte, daß in den ersten zwei Jahrzehnten seiner Reproduktionspraxis bereits eine Million Farbpostkarten und 200.000 größere Farbreproduktionen abgesetzt worden seien, konnte ich ihn zu diesem unikalen Erfolg nur beglückwünschen. Ich trug die Nachricht nach Wien. Dort traf ich fast lauter neidische Gesiclter an. Statt daß sie gesagt hätten, es wäre Zeit, daß auch wir damit anfingen, fa- selten sie von Kitsch, Kitschkunst, Ti- roler Ueberheblichkeit, vom armen Wal- de u. dgl, mehr. Armseliger Stumpf- sinn, sagte ich mir. Wenn ich gar nichts von Walde gewußt hätte, ich wäre sern Anhänger gewesen. So aber wußte ich Der menschliche Maler Alfons Walde Von Dr. Viktor Matejka, Wien - 2. Teil (Fortsetzung von Nr. 30)
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