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Samstag, 24. August 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 den Start. Darunter die Bergspeziali- sten aus dem fernen Kolumbien, die den Fahrern aus den Alpenländern einen tollen Kampf lieferten. Das Rennen 1971 ging nur bis zum Alpenhaus. Da es zum Gipfel eine hervorragende Straße gibt, entschlossen wir uns, bereits 1972 vom Alpenhaus ein Einzelzeitfahren zum Gipfel zu veranstalten. Es war ein gro- ßer Erfolg. Bereits 1973 konnten wir den „Gro- ßen Bergpreis von Oesterreich" austra- gen. Wiederum war die gesamte Elite am Start. Bei herrlichen Bedingungen wurde das Rennen zu einem Fest des Radsports. Tausende begeisterte Zuse- her waren auf dem Kitzbüheler Horn und harrten aus, bis der letzte Fahrer am Gipfel war. Fast schien es, als könn- te das Rennen 1973 nicht durchgeführt werden. Eine Brandkatastrophe zerstör- te das Alpenhaus. Durch den Neubau wurde die Straße arg in Mitleiden- schaft gezogen. Ernst Reisch versprach die Fertigstellung des Hauses und vor allem der Straße bis zum 15. August, dem Renntag. Alle glaubten an seinen guten Willen aber nicht an die Möglich- keit der Fertigstellung. Es sah aus wie ein Wunder, daß Reisch recht behalten sollte. Aber es war kein Wunder, es war ein Stück härtester Arbeit. 24 Stunden vor dem Rennen legte er selbst noch mit Hand an bei der Fertigstellung der Asphaltierung. Der abermalige große Erfolg bestärk- te uns noch mehr in unserer Vorstel- lung, daß es uns gelingt, d a s klassi- sche Bergrennen zu veranstalten. Ferdy Kübler, der Tour-de-France-Sieger aus der Schweiz, ein großer Freund dieser Veranstaltung, bestärkte uns in unse- rer Ansicht. Auf dieser Strecke müs- sen Europameisterschaften ausgetragen unabhängig vor, weil ich keinen Käu- 1 er zwinge. Er kommt zu mir, und wenn ihm was nicht paßt, geht er wie- der weg." Das war der Walde, der kei- nen falschen Künstlerstolz hatte. V. Am Rande, und wenn's der „Fenster"- Chef bewilligt, noch eine Episode, die ich Walde erzählte, und wie er darauf reagierte. Als Obmann der damals größten Volkshochschule Europas, der Wiener Volkshochschule Wien Volksheim Otta- kring, aus welcher der von Alfons Wal- de sehr geschätzte und auch porträtier- te Arbeiterdichter Alfons Petzo'ld kam, organisierte ich 1935 mit dem mit mir befreundeten Kunsthistoriker und Volks- hochschuldozenten Leopold Speneder ei- ne erste große Kunstau:sstellung in Re- produktionen im Volksheim, vor allem unter Berücksichtigung von Malern und Bildern des Kunsthistorischen Museums. Alle Gänge und St'ie'gen und auch eini- ge Lehrsäle mußten mit ihren Wänden herhalten. Die Rahmen borgte in groß- zügiger Weise der Direktor des Kunst- werden. Diese Meinung vertrat der gro- ße Champion. Die Bewerbung zur Durchführung von Europameisterschaften für Berg- fahrer wurde beim Weltverband UCI in Genf deponiert. Bis zur Stunde gibt es keine Europameisterschaften am Berg. Die UCI konnte sich noch nicht entschließen, diese Meisterschaft auszu- schreiben. In dem Fall müßte die UCI die Kosten für die Mannschaften bezah- len. Man genehmigte die Durchführung des „Großen Bergpreises von Europa Richtig erwies sich der Vorschlag der Funktionäre des Tiroler Rangglerver- bande's, das Festzeit in einen Ranggler- platz umzugestalten, denn schon wenig später setzte starker Regen ein, der die Durchführung der Veranstaltung (11. August 1974) im Freien unmöglich ge- macht hätte. Der Sportklub Kelchsau hatte in kameradschaftlicher Weise sei- ne Kampfmatte zur Verfügung gestellt und ergänzende Mattenteile des Rangg- lerverb an des gestalteten einen brauch- baren Rangglerplatz. Durch die Arbei- ten verzögerte sich der Beginn der Rangglerkämpfe. Die zügige Abwick- lung unter der Ansage von Ing. Sepp Speckb acher vom Tiroler Rangglerver- band holte manches an Zeit wieder auf und schon bei den ersten Kämpfen der Schüler bis 10 Jahre gingen die das Zelt füllenden Zuschauer begeistert mit und es entwickelte sich eine ständig stei- gende „Bombenstimmung". Kampf um Kampf ging über die Matte und erreich- te seinen Höhepunkt mit dem Treffen von Gotthart Rupitsch, Goldegg, mit Rupert Nicolitsch, Kelchsau. Was diese beiden technisch perfekten Ranggler reichischen Museums für angewandte Kunst. Der Direktor des Kunsthistori- schen Museums, Hofrat Stix, verhielt sich dagegen anders. Er sah in de'r Aus- stellung eine Attacke auf sein Museum. Die Reproduktionen seien keine Origi- nale, und die Leute würden jetzt nicht mehr so wie bisher ins Museum kom- men. Mit diesen „Argumenten" be- schwerte er sich beim Unterrichtsmini- ster, der die Sache ernst nahm und Gutachten bei Kunstexperten einholte. Der zuständige Referent, des Ministe- riums gab mir auf echt österreichische Art hintenherum den Wink, die Repro- duktionen abzuräumen, um jeden Skan- dal zu meiden. Ich tat das natürlich nicht, und viel später, im KZ Dachau, als andere Probleme im Vordeigrund standen, unterhielt ich mich mit dem Mitschutzhäftling Minister a. D. Pernter über den Blödsinn von anno Schnee, der zerronnen war. Als Stix mich 1945 im Wiener Rathaus aufsuchte, sagte ich zu ihm: „Herr Hofrat, die Zeiten, da ein Museumsdirektor die Kunstreproduk- tion verfemt, sind vorbei. Seinerzeit 1974", was einer inoffiziellen Bergeuro- pameisterschaft gleichkommt. Der gro- ße Durchbruch war gelungen. Das Kitzbüheler-Horn-Bergrennen ist das klassische Bergrennen geworden und wir als Veranstalter werden uns alle Mühe geben, dieses Rennen auch in Zukunft dementsprechend weiterzufüh- ren. Als dritte sportliche Großveranstal- tung Kitzbühels neben dem weltbekann- ten Hahnenkammrennen und der inter- nationalen Tenniswoche. Huber-Messenlechner zeigten, hat man bestimmt in den letz- ten Jahren bei keinem Rangglerfest ge- sehen. Stürmische Begeisterungsrufe der Zuschauer dankten den beiden Rangglern für ihre Leistungen. Sehr viele Zuschauer hielten bis 19h aus, als der sportfre'ud].iche Bürgermei- ster Josef Schwaiger die Geld- und schö- nen Ehrenpreise unter einem Tusch der Bundesmusikkapelle St. Jakob den Sie- gern überreichte. Die Ergebnisse: Schüler bis 10 Jahren: 1. Hermann Aschaber (Westendorf), 2. Alois Mitter- egger (S'aalfelden), 3. Andrä Nagele (Westendorf). Schüler 10-12 Jahre: 1. Alfred Kreidil (Hart), 2. Albert Fankhauser (Thiersee), 3. Gotthart Dum (Goldegg). Schüler 12-14 Jahre: 1. Josef Wald- ner (Matrei), 2. Isidor Zwischenbrugger (Kirchdorf), 3. Gerhard Gschwendtner (Pf arrwerfen). Jugend 14-16 Jahre: 1. Johann Höfl- warth (Mittersill), 2. Günther Aschaber (Westendorf), 3. Thomas Hutter (Ruh- polding). wollten wir gar nicht anderes, als mit Hilfe eines technisch bereits qualifizier- ten Volksbildungsmittels die strebsamen Volkshochschulbesucher zum Besuch Ih- res Museums anregen, wir wollten über den Kun,stdiuck die Leute direkt ins Museum zu den Originalen führen und haben das auch getan." Nach meinem Bericht da begann Walde seine Steine vom Berg herab ins Tal des Unverstandes rollen zu lassen. Rolling stones könnte man heute sagen. Die Musik von Waldes Sprache mischte sich mit dem Poltern ätzender Kritik und wüsten Schimpf ens. Sofort ent- schloß er sich, dem hohen Herrn Stix einen Brief zu schreiben. Stix war fast verwirrt, als ich ihn in Wien traf, aber er antwortete leider nicht dem gerech- ten Polterer. Schade. Noch immer bin ich ein Anhänger der Theorie und Pra- xis vom großen volksbildnerischen .Wert der Kunstdrucke in allen Formaten, und nicht zuletzt hat mich Walde durch seine eigene Praxis auf diesem Gebiet gestärkt, wofür ich mich jetzt noch Lei ihm bedanke. (Fortsetzung folgt!) Ein großartiges Rungglerfest in St. Jakob in Haus
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