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Seite 2 Kitzbüheter Anzeiger Samstag, 21. September 1974 1660 wurden die Dombögen, der St.- Petrische Domplatztrakt und der Resi- denzbrunnen errichtet. Auf Erzbischof Johann Ernst Graf Thun (1687-1709) gehen die nach einem Entwurf von Jo- hann Bernhard Fischers von Erlach aus- geführte Schneckenstiege im Nordturm, die Stiegenportale in der Vorhalle und die geschnitzten Kirchen- und Beicht- stühle zurück. Die 1859 erfolgte Domrestaurierung beseitigte einige barocke Einrichtungs- gegenstände, die vier Orgeln an den Kuppeipfeilern und färbelte das Innere in Steingrau. Ein kurz vor Eröffnung des erneuerten Domes durch Unvorsich- tigkeit entstandener Brand konnte dank der Geistesgegenwart eines Franziska- nerbruders wirksam eingedämmt wer- den. - Die Deckengemälde wurden 1878- 1880 restauriert. Die verwitterte Fassa- de wurde 1899 bis 1904 durchgreifend erneuert. Die herrliche Dornorgel wur- de 1914 durch Matthäus Mauracher auf 101 klingende Register erweitert, wo- zu 1937 noch 3 Chororgeln mit 19 Stim- men kamen. Brachte der Erste Weltkrieg nur den Verlust der Glocken, so wurde der Dom im zweiten Weltkrieg, am 16. Oktober 1944, durch eine Fliegerbombe, die den Einsturz der Kuppel verursacht hatte, schwerstens beschädigt. An den Wieder- aufbau war erst nach Kriegsende zu denken. Unter Leitung des von Erz- bischof DDDr. Andreas Rohracher be- rufenen Wiener Dombaumeister Dr, Karl Hoiey wurden die Kuppel und Teile der Querschiffgewölbe wiederauf- gebaut. Die Kreuzaufsteckung erfolgte 1949. Die Restaurierung im Innern, nach dem Tode Dr. Holeys im Jahre 1955 unter der Leitung von Dipl.-Ing. Arch. Peter Zacherl, zog sich fast über ein Jahrzehnt hin. Außer der Wiederher- stellung der Deckenmalereien im Lang- haus und Hauptchor bzw. deren Neu- anfertigung in Kuppel und Querhaus (Arthur Sühs, Wien, und Hans Fischer, Bregenz), der Reinigung und Tünchung der Stukkaturen und Wandflächen, der Abdeckung der ursprünglichen Fassung des Orgelgehäuses und vollständigen Ueberholung der Orgel selbst, erhielt der Dom eine Reihe von Neuerungen: völlig neu eine Unterkirche, als Grab- lege für die Erzbischöfe (und 1962 für unseren Weihbischof DDr. Johannes Filzer); an Stelle früher schon vorhan- den gewesener Einrichtungsgegenstän- de ein neues Chorgestühl (Reliefs von Jakob Adlhart), eine neue Kanzel, neue Luster und drei Bronzetore. 1959 wurde der Dom feierlich eröffnet. 1961 erhielt er schließlich ein aus sieben Glocken bestehendes Geläute, das mit einem Ge- samtgewicht von über 32 Tonnen das größte im deutschen Sprachraum ist. Die herrlich gegliederte Fassade, in ihrer M arm orpracht herausgehoben aus dem übrigen Bau, steigt im Mittelteil drei-, in den Türmen viergeschossig auf nach der kanonischen Folge der dori- schen, ionischen und korinthischen Ord- nung. Der Statu:enschmuck hat program- matische Bedeutung: Unten vor den Portalen die Säulen der Welt- und Lan- deskirche auf Erden: Petrus, Paulus, Rupert und Virgil, in der Mitte die viei Evangelisten als ewige Verkünder des Wortes Gottes, oben, über Moses und Elias, Christus, der Herr des Himmels und der Erde! Die beiden Wappen ver- künden den Ruhm der Erbauer des Do- mes. Die äußeren (Rupert und Virgil) Portalfiguren stammen von Bartlmä Opstal um 1660, die inneren (Petrus und Paulus) von Bernhard Michael Mandi (1697 bis 1698). Die übrigen Skulpturen werden von L. Pretzell dem Meister des Residenzbrunnens zugeschrieben Das Thema der drei Bronzetore sind die göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, wobei die Liebe dem mittleren Tor vorbehalten blieb. Die Tore entstanden in den Jah- ren 1957 bis 1958. Das Tor des Glau- bens schuf Toni Schneider-Manzell mit tiefem Gehalt und knapper Formen- sprache. Dem Wunder an Saulus sind acht Glaubensgestalten zugeordnet. - Rechts oben das Kreuz als Gnadenzei- ehen. Das Tor der Hoffnung stammt von Ewald Matare. Oben die Herrlich- keit des Himmels bei Gott als dem Ziel der Hoffnung. In der Mitte die Mensch- werdung Christi durch Maria als Un- terpfand jeglicher Hoffnung. Unten ein Knospenfeld als Natursymbol der Hoff- nung. Das Tor der Liebe entwarf Gia- como Manzu. Neben Symbolen des Lie- besmahles der Eucharistie (Weinranken und Weizenähren) erscheinen Gestalten der Gottes- und Nächstenliebe: oben links der heilige Martin, rechts der hei- lige Severin; unten links die Seligen Nothurga und Engelbert Kolland, rechts die Heiligen Bruder Konrad und Fran- ziskus. Die künstlerische Bedeutung des Sa1z L urger Dorns beruht in seiner Architek- tir und seiner städtebaulichen Lage. Seine verhältnismäßig kurze vierzehn- jährige Bauzeit sicherte ihm eine stili- s:ische Einheitlichkeit von seltenem Grade. Machtgebietend ist seine äußere Erscheinung, groß in den absoluten Ab- messungen und doch wohlproportioniert zu seiner fürstlichen Umgebung. Eine Meisterleistung stellt die Fassade dar mit dem ihrer Entfaltung dienenden Domplatz. Majestätische Wirkung er- füllt auch den Raum. Wohl verkörpert er mehr die äußere Repräsentation der katholischen Kirche als ihr inneres We- sen. Als reine Architektur betrachtet ist er aber voll Hoheit und Würde und da- mit in hohem Maße geeignet für, die Entfaltung der Festliturgie. Männliche Entschiedenheit und jugendliche Kraft sia.d diesem Raum bis in die Einzelhei- ten eigen. Kunstgeschichtlich kommt dem Salz- burger Dom für die kirchliche Barock- architektur nördlich der Alpen entschei-. dende Bedeutung zu. Er und n:cht die zwar zeitlich frühere Jesuitenkirche St. Michael in München vermittelt den für den Barock so fruchtbaren Raumgedan- ken des Gesu dem Norden. - Dabei streifte er nicht zur Gänze die Stilmerk- male, wohl aber die Wesensmerkmale der Hochrenaissance und des Manie- rismus ab und ist als Setzung des Früh- barocks anzusprechen. Er steht nicht am Ende, sondern eindeutig am Beginn einer neuen, geschlossenen kunstge- schichtlichen Epoche. (Dr. Franz Fuhr- mann aus „Der Dom zu Salzburg", Ver- lag St. Peter) Das Programm: S o n n t a g, 22. September 1974 9 Uhr, Kongreßhaus,Delegjer tentag: Jede Pfarre entsendet eine Ab- ordnung des Pfarrgemeinderates, um das Thema: „Miteinander Kirche le- ben" zu beraten; 1 5.1 5 U h r Eintreffen der Ehren- formationen aus dem Tiroler Anteil in Salzburg, Taseaninihof, Nähe Festspiel- haus. 1 5.4 5 Uhr: Abmarsch unter Vor- antritt der Stadtmusik Kitzbühel zum Domplatz. 1 6 U h r : Gottesdienst im Dom, ge- feiert von dem Päpstlichen Legaten Maximilian Kardinal d e F ü r s t e n - b er g in Konzelebration mit den Di- s eh öfen der Partnerdiözesen Taegu (Korea), Ikela (Zaire) und San Ignatio (Bolivien) und dem Erzbischof von Salzburg Dr. Karl Berg. Weiturauf- führung der Salzburger Domjubiläums messe von Josef Friedrich Doppelbauer. Während des Festgottesdienstes im Dom stehen die Ehrenformationen am Domplatz. Für die Fahnenabordnungen und die Frauengruppe erfolgen geson- derte Weisungen. 1 7.3 0 Uhr: Der Päpstliche Legat Ma- ximilian Kardinal de Fürstenberg er- scheint mit den kirchlichen und welt- lichen Persönlichkeiten am Haupt.00rtal des Domes. Ehrenkompanie: „Präsen- tiert!" Meidune des Kommandanten Bundesmaior Adolf Nagiller an den Päpstlichen Lecaten. Aufführung der o äpstlichen Hymne. der Bundeshymne und der Tiroler Landeshymne durch die Stadtmusik. Abschreiten der Fronten durch den Päpstlichen Legaten, Erzbi- schof Dr. Karl Berg, Landeshauptrnann Dr. Lechner und Landeshauptmann Edu- ard Walinöf er (Generalmarsch der, Stadt- musik', Ehrenkomnanie: Generaldechar_ e! Präsentiert; Säbel gruß! Stadtmusik Kitzbühei: Vier Takte des Andreas-Ha- fer-Liedes. Einzug des Pänstlichen Leeaten Ma- ximilian Kardinal de Fürstenher, dem Erzbischof, den Bischöfen der Partner- diö7osen. der Lndesiiauntleute vor. Salzburt und Tirol. zum erbischöflichen Palais unter Vorantritt der Stadtmusik und des Schützenbataillons. Photo Landesbi!dstelie Salzburg, entnommen dem Ka- telog ‚Dommuseum zu Salzburg"
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