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Samstag, 21. September 1974 Kitzbüheter Anzeiger Seite 9 nem jungen Mann gelenkt wurde, der keine Chauffeurprüfung hatte, bei einer Kurve über den Straßenrand hinaus fuhr und über den steilen Hang 60 Me- ter tief in die Ache stürzte. Nach Julius Moro hörte in Kitzbühel der Bobsport auf. „Aufbischin" wird prämiiert! Um den schönen alten Brauch des Aufbischins der Almabtriebe zu erhal- ten und eventuell noch mehr zu forcie- ren, hat die Stadtgemeinde Kitzbühel beschlossen, schön aufgebischeiten Alm- Bei dem am 10. September 1974 statt- gefundenen Konzert für Kammerorche- ster und Solisten, veranstaltet vom Kul- :urreferat der Stadt Kitzbühel, wurden über 420 Besucher gezählt. Schätzungs- weise 20 bis 30 Personen fanden im vollbesetzten Festsaal der Handelskam- mer Kitzbühel keinen Platz mehr. Diese Veranstaltung hat deutlich ge- zeigt, daß in Kitzbühel großes. Interesse ür kulturelle musikalische Veranstal- ungen vorhanden ist. Es mag sein, daß lies darauf zurückzuführen ist, daß ge- ade in Kitzbühel der Nachholbedarf sehr groß ist. Wir werden uns bemühen, .iuch weiterhin qualitativ hochstehende Konzertabende zu veranstalten. Ich glaube, daß letztes Konzert, ver- anstaltet vom Mozarteum-Orchester Salzburg unter der Leitung von Prof. J. Schröcksnadel, der musikalische Hö- nepunkt dieses Jahres war. Viele be- geisterte Gratulanten und Kommentare nahen mir auf jeden Fall dieses Gefühl gegeben. Am 5. September war es soweit, daß wir den auf Hochglanz reparierten Flü- gel von der Firma Reisinger, Wien, wie- er nach Kitzbühel bekamen. Wie ja si- herlich bekannt ist, hat sich der Kol- pingsverein in dankenswerter Weise be- reiterklärt, der Stadtgemeinde diesen Flügel zum ersten Verfügungsrecht un- ter der Bedingung zu überlassen, daß dieser auf Kosten der Stadt repariert und in Ordnung gebracht wird. Durch dieses Uebereinkommen wurde beiden Institutionen geholfen, die Kolpings- familie kam in den Besitz eines guten Flügels und das Kulturreferat ist in der Lage, Klavierkonzerte durchführen zu können. Eine echte Zusammenarbeit zum Wohle des kulturell interessierten Kitzbüheler Bürgers. Dafür herzlichen Dank der Kolpingsfamile. Danken möchte ich auch sehr Hofrat H. Szekuiics, durch dessen Vermittlung wir das Mozarteumorchester unter sehr günstigen Bedingungen nach Kitzbühel bekommen haben, sowie Amtsdirektor Oesterreicher und Frau E. Steidl, die für die Gestaltung des Programmes ver- antwortlich waren. Nicht vergessen soll- te auch werden das Entgegenkommen abfahrten eine Anerkennungsurkunde sowie den schönsten drei einen kleinen Preis zu verleihen. Gewertet werden sämtliche aufgebü- schelte Almabtriebe, die durch die In- nenstadt geführt werden, also auch sol- che aus anderen Gemeinden. Die Almabtriebe müssen spätestens einen Tag vor dem Abtrieb (besser ist jedoch einige Tage vorher) bei der Stadtgemeinde, Zimmer 9 (Tel. 0 53 56 21 61) mit Angabe der ungefähren Uhr- zeit sowie des. verantwortlichen Senners oder der Sennerin angemeldet werden. Andere Bedingungen werden nicht gefordert. der Handelskammer, bei der Ueberlas- sung des Festsaales, Frl. Strobl für die Aussendung der Programme und für die Uebernahme des Kartenvorverkaufs in den Räumen des FVV sowie allen Geschäftsleuten in Kitzbühel, die durch ihre Anzeigen die Herausgabe dieser schönen Festschrift ermöglicht haben. Auch sei jenen vielen freiwilligen Hel- fern gedacht, die uns bei den zahlreich anfallenden Kleinarbeiten sowie bei der Werbung tatkräftigst unterstützt haben. Das nächste vom Kulturreferat Kitz- bühel veranstaltete musikalische Ereig- Man konnte schon begreifen - wie- der einmal daß alle Welt: musika- lisch feinsinnige Italiener, in Farben vernarrte Franzosen und Niederländer, formfanatische Deutsche und natürlich Wien der Faszination seines jugendlich- musikalischen Charms, dieser mit höch- stem Können verbundenen musikalisch geistigen Natürlichkeit erlag. - Diese Ueberzeugung gewann man jedenfalls, als zum Auftakt des Kammerkonzertes durch ein Ensemble des Mozarteum- Orchesters das Divertimento D-Dur, KV 136, des 16jährigen Mozart gespielt wurde - eine heitere Spielmusik, die etwas zu wenig heiter gelang sicher- lich bedingt durch noch nicht überwun- dene „Festspielmüdigkeit" der Musiker. Betrachtet man die Strukturen dieses hingepinselten Stücks Musik, die in tau- send heitere Lichter aufgelösten Klang- flächen, kann man sich einer Fassungs- losigkeit nicht erwehren. Da ist der ganze reife Mozart schon enthalten mit seinem fix und fertigen Hinstellen der Themen und der anschließenden, immer neu variierten Ausschmückung, die kei- nerlei Ueberla denheit kennt, sondern immer duftig und integriert bleibt. - Keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem „Zeitgeist" - wie etwa bei Beethoven selbst in kleineren Stücken; immer Antwort, immer Licht, überwun- dene Diesseits-Jenseits-Spannung des Barock, Auflösung in ein filigranes, gleichgewichtiges Rokoko höchster Form und größten Geschmacks. Dazu die naht- nis findet am 4. Dezember 1974 statt. Martin Murmelter, ein junger begabter Tiroler Künstler, wird einen vorweih- nachtlichen b esinniich:en Kammermusik- abend gestalten. All jene kulturell interessierten Be- wohner des Bezirks Kitzbühel, die sich noch nicht in unserer Interessentenkar- tei eintragen ließen, werden gebeten, dies im eigenen Interesse nachzuholen. Sie können dies direkt bei der Stadt- gemeinde Kitzbühel (z. H. Herrn Stadt- rat G. Resch) machen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch mitteilen, daß ich in Begleitung von H. Graus (koopt. Mitglied des Kulturaus- schusses) am Montag, 9. September mit Herrn Hummel, Verwaltungsdirektor des Landestheaters in Innsbruck, vor- gesprochen habe, um festzustellen, ob auch Sprechstücke in Kitzbühel vom Ti- roler Landestheater durchgeführt wer- den können. Dir. Hummel und Inten- dant Wlasak werden noch im Monat September nach Kitzbühel kommen, um die Möglichkeiten zu erkunden. Allen Kitzbühelern, die uns bei unse- ren letzten Veranstaltungen so großar- tig unterstützt haben, möchte ich dan- ken. Sie haben uns damit gezeigt, daß wir auf dem richtigen Weg sind. StR Gerhard Resch Kulturreferat der Stadt Kitzbühel lose Einschmelzung fremder Einflüsse (Johann Christian Bach, Vivaldi u. a.) in völliger E:ntFremdung. Und dann das Divertimento F-Dur, KV 138 nur durch eine Opuszahl vom D-Dur-Diver- timento getrennt und doch eine andere Welt: zwar ganz Mozart, aber harmo- nisch noch farbiger und streckenweise (2. Satz) fast Händel so breitflächig im Klang, so „al fresco", beglückend frisch gespielt (nach dem anfeuernden Applaus, den das zwischen den Diver- timenti gespielte Klarinettenkonzert er- brachte). - Eine Spanne von 20 Jahren liegt zwischen diesen Spielmusiken und dem Klarinettenkonzert A-Dur - im Todesjahr 1791 entstanden. Wie Gegen- sätzliches schreibt Mozart in diesem bittersten Zeitraum seines Lebens! Ne- ben e ben diesem Konzert entstehen die Opern „Titus" und „Zauberflöte", die drei letz- ten Sinfonien, das „Requiem". Es huscht eine eigenartige, schwer zu definieren- de Stimmung über den ersten Satz die- ses Konzertes. Und doch bleibt immer das Gefühl, es könnte in Mozarts Seele trotz aller Nöte und Widerwärtigkeiten die sich auftun, kein Stachel eindrin gen, als schwebte sie frei im Raum. - Nach langer Einleitung des Allegrosat- zes das Adagio mit seinem unsagbar schönen Hauptthema, das beinahe „Frei- schützstimmung" vorwegnimmt, was durch Waldhörner noch verstärkt wird. Aber es bleibt nicht in süßlicher Ro- mantik stecken (soweit man in diesem Zusammenhang überhaupt von Roman- Kulturreferat der Stadt Kitzbühel aktiv Mozart - immer neu erlebt Konzert des Mozarteum-Orchesters im Handelskammersaal Kitzbühel
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