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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. Jänner 1974 Mittelfristige Planung für Kitzbühel Gemeinderat Gerhard Resch Bei der Gemeinderatsitzung am 12. Dezember 1973 wurde neben anderen Gebührenerhöhungen auch die Einfüh- rung einer 10prozentigen Getränke- steuer für das Bier beschlossen. Zur Einhebung einer Getränkesteuer für das Bier sind wir gesetzlich verpflichtet, je- doch wäre es ohne weiteres möglich ge- wesen, den Getränkesteuersatz generell auf 8 Prozent zu ermäßigen, das würde bedeuten, daß das Getränkesteuerauf- kommen bei einer schlechten Saison gleich und bei einer guten Saison höher gewesen wäre wie in den vergangenen Jahren. Ich habe bei dieser Gemeinderatsitzung den Antrag gestellt, den Getränkesteu- ersatz allgemein auf 8 Prozent zu er- mäßigen und bei den anderen Gebüh- renerhöhungen nur die notwendigsten Korrekturen vorzunehmen, da im Hin- blick auf die momentane Wirtschafts- lage alles unternommen werden muß, um einen Preisauftrieb zu verhindern. Man kann nicht nur vom Privatunter- nehmer verlangen, daß er Preisdisziplin hält, sondern gerade die öffentlichen Institutionen, von der Stadtgemeinde angefangen über Laiil und Bund, müß- ten mit gutem Beispiel vorangehen. Der Aufruf, Preisdisziplin zu halten, kann nicht ernst genommen werden, wenn auf der anderen Seite immer wie- der neue Steuern eingeführt und die Gebühren und Abgaben laufend erhöht werden. Mein Antrag, die Getränke- steuer nicht zu erhöhen, wurde leider von der Mehrheit des Gemeinderates abgelehnt. Nach längerer Diskussion wurde be-- schlossen, daß die Mehreinnahmen der Getränkesteuer zweckgebunden ver- wendet werden sollen. Ich wiederholte daher meinen schon öfters vorgebrach- ten Plan, die wichtigsten Probleme un- serer Stadt zu katalogisieren und im Rahmen einer mittelfristigen Planung eine Prioritätenliste zu, erstellen. Auf Grund einer solchen Planung wäre es möglich, die nur mehr in kleinem Maße vorhandenen frei verfügbaren Budget- mittel der Stadtgemeinde maximal aus- zunützen. Dieser Vorschlag wurde vom Gemeinderat nicht akzeptiert und es wurde mit Mehrheit beschlossen, die Mehreinnahmen der Getränkesteuer zum Neubau eines Feuerwehrzeughau- ses und zum Ausbau des zweiten Stocks des Kurhauses zu verwenden. Dies sind laut Meinung der Mehrheit des Ge- meinderates die zwei wichtigsten Vor- haben für Kitzbühels Zukunft. Es gibt darüber keine Diskussion, daß beide Projekte von großer Wichtigkeit sind, es ergibt sich jedoch die Frage, ob es sich um die größten Probleme handelt. Oder ist der Gemeinderat in seiner Mehrheit nur zu diesem Entschluß ge- kommen, da sowohl von seiten der Feuerwehr als auch von seiten der Kur- und Moorbad AG mehrere Vertreter bei der Abstimmung im Gemeinderat anwesend waren. Der Neubau des Feuerwehrzeughau- ses ist sicherlich ein sehr berechtigter Wunsch der Feuerwehr Kitzbühel. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch den Männern der Feuerwehr danken für die Ausarbeitung der genauen Planungs- unterlagen für das neue Projekt und für die prompten und genauen Kosten- voranschläge. Ein genaues Studium die- ser ie ser Unterlagen war dem Gemeinderat jedoch nicht möglich, da nur der Bau- ausschuß und nicht der gesamte Ge- meinderat e meinderat diese Unterlagen vor der Ge- meinderatssitzung am 15. Dezember zu Gesicht bekam. Wie wichtig eine gut funktionierende und einsatzfähige Feu- erwehr ist, haben wir gerade bei den letzten beiden Großbränden in Kitzbü- hel gesehen, ich glaube, wir können mit Recht stolz auf unsere Feuerwehr sein. Andererseits muß man feststellen, daß bei Ausbruch eines Brandes in gewissen Teilen Kitzbühels auf Grund der Ver- kehrssituation in der Hochsaison die Feuerwehr nicht in der Lage wäre, auch mit bester Ausrüstung irgend etwas zu unternehmen, da es nicht möglich ist, die Brandstelle rechtzeitig zu erreichen. Ich möchte hier vor allem hinweisen auf das Gebiet Schattbergsiedlung, Gebiet um das Hotel Tennerhof und in der Nacht Bichistraße, Vorder- und Hinter- stadt. Während des Tages ist die Hahnen- kammstraße und der Griesenauweg im Gebiet der Hahnenkammbahn und der Hornbahn so verstopft, daß es für ei- nen Pkw schwierig ist, durchzukommen. Für einen Fußgänger ist es selbstmör- derisch, diese Gebiete zu erreichen. Die Nachtabsperrung der Innenstadt hat für rücksichtslose Verkehrsteilneh- mer (und deren gibt es genug) neue Parkplätze geschaffen, und zwar genau vor der Absperrung. Es ist somit in ei- nem Katastrophenfall die Benützung der abgesperrten Straßen für Fahrzeuge der Feuerwehr und der Rettung nicht oder nur schwer möglich. Aus diesem Grund und aus der Er- kenntnis, daß wir dem Fremdenverkehr in Kitzbühel großen Schaden anrichten, wenn es uns nicht gelingt, innerstädtisch eine Verkehrsentflechtung und Erleich- terung zu erreichen, ist es mir unver- ständlich, daß in die vom Gemeinderat nun aufgestellte Prioritätenliste nicht das Verkehrsproblem an die erste Stelle gereiht wurde. Die Lösung dieses Pro- blemes ist natürlich nicht besonders po- Feuernotruf Tel. 12 2 nur für Kitzbühel Rettunci (Rotes Kreuz) Tel. 144 Notruf Gendarmerie Tel. 133 pulär, da man im Rahmen einer kleinen innerstädtischen Lösung von den Bür- gern dieser Stadt Opfer verlangen muß. Es ist bedeutend angenehmer, etwas zu bauen und neue Gebäude zu errichten. Genau so wichtig wie die Entflechtung des Verkehrs ist die Schaffung von neu- en Parkplätzen. Hier ergäbe sich die Möglichkeit der Aufstockung des Hah- nenkammparkplatzes. Wir hätten damit große Parkflächen in Stadtnähe, wobei eine Fläche überdacht wäre und somit nicht geräumt werden müßte. Was den Ausbau des zweiten Stockes des Kur- und Moorbades betrifft, so ist es sicherlich richtig, daß es unver- ständlich ist, daß mitten im Zentrum von Kitzbühel ein so großer ausgebau- ter Raum unbenützt bleibt. Auch hier hat die Kur- und MoorbadAG dankens- werterweise Pläne vorgelegt, wie der Ausbau erfolgen soll. Was ich jedoch vermisse, ist eine Kostenrechnung, aus der hervorgeht, daß durch den Ausbau dieses zweiten Stockwerkes nicht ein noch größerer Betriebsabgang, sondern auch finanziell eine bessere Ausnützung des Kurhauses erreicht werden kann. Dies erscheint mir die Grundvorausset- zung dafür, daß mit dem Ausbau des Kurhauses begonnen werden kann. Neben der Lösung des Verkehrspro- blems und des Parkplatzproblems müß- te meiner Meinung nach auf dieser Prio- ritätenliste auch unbedingt der Ausbau von Kindergärten in der Siedlung Frie- den und in der Badhaussiedlung be- rücksichtigt werden. Beide Siedlungen haben bereits so viele Einwohner und damit soviele Kinder, daß es auf die Dauer unzumutbar ist, daß nur ein zen- tral gelegener Kindergarten in Kitzbü- hel vorhanden ist. Gleichzeitig würde sich beim Bau dieser zusätzlichen Kin- dergärten vielleicht die Möglichkeit er- geben, im Zentrum der Stadt Kitzbühel einen Gästekindergarten zu errichten. Unsere Konkurrenzorte Mayrhofen und Seefeld haben damit einen echten Gä- steservice geschaffen und großen Erfolg. Ein ebenso wichtiges Problem erscheint mir der Bau einer Veranstaltungshalle, verbunden vielleicht mit dem Bau einer geschlossenenTennishalle. Vielleicht wä- re es auch möglich, in Zusammenarbeit mit der Kammer der gewerblichenWirt-. schaft den bereits vorhandenen Ta- gungsraum zu vergrößern, so daß hier mitten im Zentrum von Kitzbühel ein großes Tagungs- und Konferenzzentrum entsteht. Das sind nur einige jener Probleme, die auf einer Prioritätenliste unbedingt berücksichtigt werden müßten, es gibt noch viele mehr. Im Rahmen einer öf- fentlichen Gemeindeversammlung könn- ten vielleicht alle Probleme festgestellt und katalogisiert werden. Ich wollte mit diesem Artikel nur be- gründen,wieso ich gegen einen Gemein- deratsbeschluß gestimmt habe, der mei- ner Meinung nach zu vorschnell und zu wenig überdacht beschlossen wurde.
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