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Samstag, 19. Jänner 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 der Größenordnung Oesterreichs, das eine derartige Vielfalt an Landschaft, Kultur und Brauchtum aufweist. Frau Direktor Schmid, Herr Doktor Schimp und ich haben wahrgenommen, daß man den Gast in zuvor nie dagewe- sener Intensität umwirbt. Wir sind uns daher bewußt, daß Oesterreich in der Wie man hört, ist es soweit und die seit Monaten erwartete Projektierung einer S42-Durchfahrt durch Kitzbühel soll in vier Varianten in den nächsten Ta- gen in Kitzbühel vorliegen. Die zuständi- gen Gremien, aber auch die Bevölkerung werden Gelegenheit bekommen, die Ideen kennenzulernen und hoffentlich auch ihre Meinung hiezu äußern. Was ist so eine 5 42 eigentlich? Naci dem Bundesstraßengesetz ist dies eina vierspurig ausgebaute, kreuzungsfrei3 Schnellstraße, wobei jeweils zwei Fahr- spuren in entgegengesetzter Richtung verlaufen und durch Leitplanken vonein- ander abgesichert sind, eigentlich klei nere Autobahnen ohne Abstellspur. Im August und September 1973 habe ich mich zweimal ausführlich mit diesem Straßenbauprojekt aus der Sicht allei hier lebenden Menschen, die vor allem ihre Existenz im blühenden Fremdenver- kehr gefunden haben, befaßt, was auch Anlaß zu weiteren Stellungnahmen war. Ich möchte mich häute nicht wieder- holen, und beschränke mich darauf, das Ergebnis dieser Artikel nochmals zusam- menzufassen, und das heißt ungefähr: „Weg mit der S42 aus unserem Er- holungsgroßraum der Kitzbüheler Al- pen, schont das Gebiet um den Schwarzsee, baut die Straße durch das Windautal aus, und wir haben den durch den Felbertauern bedingten Durchzugsverkehr vom Hals!" Für den Erholungsgroßraum wären all die Nachteile, die sich aus der Hektik der Verkehrsentwicklung über den Fal- bertauern ergeben haben, mit einem Schlag wieder repariert und der Durch- zugsverkehr nach dem Süden würde sch über die Inntalautobahn-Ausfahrt Wörgl- Ost nach Hopfgarten, dann durch cas Windautal in den Raum Mittersill auf dem kürzesten Weg zur Freude der diese Route benützenden Autofahrer abwickeln. Solch klare und einfache Ueberlegun- gen werden allerdings in unserem Larde von den zuständigen Stellen scheinbar nicht akzeptiert. Wie sich wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen ergeben wird, haben unsere Straßenplaner keines- falls logische Konsequenzen aus diesen Meinungsbildungen gezogen und die Pla- nung einer Windaustraße vorgeschlagen. Wahrscheinlich werden sie sich hinter ihre Auftragslage verschanzen und Va- rianten einer Durchschleusung der S42 durch Kitzbühel vorlegen. Fremdenverkehrswirtschaft nicht nur kommerzielle Vorteile allein sehen darf, sondern als eines der führenden und prädestinierten Urlaubsländer auch die moralische Pflicht hat, für alle jene Menschen, die unser Land als ihr Ur- laubsziel wählen, die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen. Als mein September-Artikel schon in Druck war, erschien in den „Salzburger Nachrichten' vom 14. September folgen- der, für uns besonders zu beachtender Artikel, den ich auszugsweise wiederge- ben möchte, wie folgt: EG-Rüffel für Ostalpenverkehrswege Die Kommission der Europäischen Ge- meinschaft hat eine Untersuchung veran- laßt, welche sich mit den bestehenden Alpenübergängen auf Schiene und Stra- ße befaßt und künftige Projekte erörtert werden. Weiters heißt es da: Bei den projektierten Straßendurchstichen wird dem Plöckentunnel größte Bedutung zu- erkannt. In der neuen Nord-Süd-Verbin- dung ist die Felbertauern-Straße ein wichtiges Teilstück; sie wird aber erst durch den Plöckentunnel, der nach einer Erklärung des Gschäftsführers der Plök ken-Studiengesellschaft nach Meinung der Fachleute ein sieben Kilometer lan ger Basistunnel sein soll, ihre überra- gende Bedeutung für den Alpentransit im St-aßenverkehr zwischen dem europäi- schen Norden und Süden erhalten. Der Bericht der EG sieht den großen Vor- teil des Nord-Süd-Weges über Felber- tauern und Plöcken in den direkten inter- alpinen Straßentransporten aus der Bun- desrepublik nach Triest; in der anderen Richtung könnten Tiefkühlcontainer aus dem Mittelmeerraum über den Triester Hafen nach Mitteleuropa fahren usw. Solche Erörterungen und Möglichkei- ten beweisen in eindeutigster Weise, daß nun erst recht nur eine einzige Lösung für unseren Lebensraum akzeptabel er- scheint, und zwar der Ausbau der Wind- autrasse. Jetzt, trotz des Verkehrschaos, lieber nichts als etwas Falsches. Wohl ein hartes, aber wahres Wort. Und über- dies, die Winterprobleme im Zielverkehr werden auch zwei Tunnels nicht lösen, eher noch problematischer gestalten, denn, frage ich mich, wer wird schon in den Hahnenkammtunnel hineinfahren, wenn er zu den Seilbahnen will. Aber über Details wollen wir uns erst ausein- andersetzen, bis die Varianten vorliegen und ich möchte mich da nur bescheiden der Meinung des Bürgermeister Reisch anschließen, ich habe auch Angst vor diesen Plänen! Beim Windauprojekt wird man unter Berücksichtigung solcher EG-Pläne dar- auf achten müssen, daß eine geeignete Umfahrung von Hopfgarten dafür sorgt, daß dort negative Auswirkungen ausge- schaltet werden. Für Hopfgarten selbst, aber auch für Westendorf sehe ich schon verschiedene positive Möglichkeiten, denn der Autofahrer wird nach langer Autobahnfahrt gerade in Hopfgarten, den einzigen Ort in Nordtirol, dazu noch mit klingenden Namen, vielleicht einkehren oder auch Aufenthalt nehmen und im Winter wird beiden Gemeinden ein be- sonderes Skigebiet erschlossen. Die Windaustraße braucht auch nicht anders ausgebaut werden wie die Straße im Fel- bertal. Wir alle jedenfalls, wir leben und ar- beiten hier, aber auch unsere Gäste, die hier Ruhe und Erholung suchen irgend- wo im ganzen Tal, es ist dies nicht nur eine Angelegenheit von Kitzbühel, es geht fast den ganzen Bezirk an, wir wol- len und wir brauchen keine S42 hier! Und wir werden uns auch zu wehren wis- sen! Korn-Rat Rudolf Witzmann, Kitzbühel Fackellauf der Skischule Brixen im Thale 25 Jahre Skischule Brixen im Thale Am Mittwoch, 2. Jänner 1974, veranstal- tete die Skischule von Brixen im Thale einen Fackellauf, der bei Einheimischen und Gästen besonders herzlich aufge- nommen wurde und nun wohl jährlich zum fixen Veranstaltungsprogramm der Brix- ner Wintersaison gehören dürfte Auf dem Guggfeld zuoberst Salvenbergs wurde die neue Jahreszahl mit brennen- den Fackeln ausgesteckt, dann wälzte sich gleich einer Feuerschlange der fun- kelnde Zug der ebenfalls mit Fackeln ausgerüsteten Skilehrer langsam den Berg hinunter. Auf der Uebungswiese, wo sich eine etwa tausendköpfige Menge von Schaulustigen eingefunden hatte, wurden sie dann von einer Bläsergruppe der Musikkapelle Brixen empfangen. Dem Initiator des mit viel Applaus be- dachten Schauspiels, Herrn Alois Stras- ser sen., sei hiefür öffentlich gedankt. Die Skischule Brixen im Thale feiert in diesen Tagen ihr 25jähriges Bestehen; sie wurde nach dem Kriege von Alois Strasser sen. gegründet, von Jahr zu Jahr vergrößert und ist heute als feste Institution aus dem Wintersportort Brixen nicht mehr wegzudenken. Vor einem Jahr ging die Skischulleitung in die Hände von Alois Strasser jun. über. Die Brixner Skischule zählt zum Glück nicht zu den größten des Bezirkes Kitz- bühel und ist daher bislang von den un- angenehmen Eigenschaften eines Mas- senbetriebes verschont geblieben; fach- kundiger Unterricht und individuelle Be- treuung werden vom Fremdengast glei- chermaßen geschätzt. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde anläßlich des silber- nen Bestandsjubiläums wurde Skilehrer Lorenz Ehrensberger für treue, 25jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. F. C. Soll die Schnellstraße durch unsere Erholungsorte geführt werden?
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