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Seite 20 Kitzbüheler Anzeiger - Samstag. 5. Oktober 1974 wiiJtigung der großen Aufgaben in der Zukunft sagten beide im Namen ihrer Institutionen auch weiterhin ihre Un- terstützung zu. Nachdem keine weiteren Wortmeldun- gen vorlagen, konnte Präsident Mag. Hölzl die harmonisch verlaufene Gene- ralversammlung mit dem Wunsch auf gute Zusammenarbeit schließen. Reimmichis Volkskalender 1975 mit zweifarbigem Kalendarium, Heili- genmedaillons, Gedichten und Sinnsprü- chen, Himmelserscheinungen, Bauern- regeln und mutmaßlicher Witterung. - 54. Jahrgang, 184 Seiten (Ausland 160 Seiten), ein mehrfarbiges Kunstbild, 128 Fotos und Zeichnungen, kartoniert, S 36.—, DM 5.80, Sfr 7.—. Tyrolla-Ver- lag Innsbruck-Wien (BRD: Echter Würz- burg; Schweiz: NZN, Zürich). Der 75er Reimmichl-Kalender bringt zwei Reimmichl-Geschichten „Der Bat-. zen-Lipp als Wetterherr" und „Der Freit- hof-Fiori", die langen Erzählungen von Max Stock „Die Bauernburg" sowie von Rupert Pleßl „Steine auf andere .. .". Für gute Unterhaltung sorgen ebenso Erna Killinger, Andrea Söllhammer, Matthias Meixner, Sebastian Seißl, Ro- sa Erler, Berta Margreiter, Honorius Hohibrugger, Nikolaus von Preradovic, Ine Mayr, Rosa Weithaler, Fanny Pizzi- nini und Walter Dona. Lesenswerte Beiträge stammen von Msgr. Hermann Nagele „Heiliges Jahr 1975", Robert Skorpil „Von der Alters- weisheit und anderen Torheiten" bzw. ‚Im Süden die Berge. Tirol im Kriegs- jahr 1915", Oswald Rampl „Ein Tiroler der erste Bergmaler im Himalaja", Ge- rald Aichner „Sie zählt nur freundliche Tage - die Sonnenuhr", Peter Sölder „Maria vom guten Rat", Otto Kostenzer „Das Bad in der Au" bzw. „Für fast alles ist ein Kraut gewachsen", Maria Drewes „Nit alle Tag isch Kirchtag", Jo- hann Reiter „Sie starben für unsere Freiheit", In einer interessanten Bild- reportage erinnert Gustav Sonnewend an die Ereignisse „Vor 30 Jahren 1945". Besonders reichhaltig ist dies- mal auch die „Rückschau in Bildern" ausgefallen. Mit der gediegenen Bildgestaltung - insgesamt 128 Fotos und Illustratio- nen - ist Reimmichis Volkskalender auch ein Jahrbuch zum Anschauen. - Groß und klein wird er behagliche Stunden, vom Alltag erholende Freude bereiten. Er ist ein Mitbringsel, das selbst kranke und alte Menschen auf- richten und froher stimmen kann. Mögen sich recht viele „Reimmichis Volkskalender 1975", dieses „billige und schöne Vergnügen" (Feierabend) leisten. '8 Krauthacken 's Diandl schickt dir an Gruaß, sie ku heut nit kemma, weil s' krauthackn muaß! Ja, was ist 's Krauthacken? Das wird im Land Tirol, speziell im Unterinntal., in den abgelegenen Bergtälern jedem bekannt sein. Am gebräuchlichsten war es im wildromantischen Hochtal der Wildschönau. Dort wurde in den zwan- ziger Jahren noch bei jedem Bauern Kraut gehackt. Da gab es lustige Aben- de, auf die sich jung und alt freuten. Im Herbst, nach dem Kirchtag, wurden die weißen Rüben geerntet und gehäup- telt, gewaschen und in die Tenne gege- ben; dort warteten sie geduldig auf die Verarbeitung. Der Bauer oder Knecht kam mit zwei Schragen, darauf wurde ein großes Brett gelegt, das, beiläufig 15 Zentimeter aufstehend, mit einem Zaun versehen wurde. Die Rüben ka- men darauf. Am Abend kamen dann die Nachbarn, mit ihren langen Kraut- messern bewaffnet, angestapft, dann ging die Arbeit los. Im Takt wurde ge- hackt und so ging es die halbe Nacht durch. Das abfließende Wasser wurde gesammelt und in Eimern aufgehoben. Es wurde immer abgetauscht, denn mit diesen Krautmessern lange zu hacken., ist nicht gar so leicht, auch wollte man, daß jeder einmal seine Kunst probie- ren konnte. War das Kraut fast ge- brauchsfertig, so wurde ein Haufen ge- formt und darauf ein Schnapsglas]. und ein Blumenstrauß gegeben. Damit hat- te das Krauthacken seinen Höhepunkt erreicht. Denn man erwartete mit Span- nung, wem beim Hacken die Blumen zu- fallen. Dieser wurde wie ein Sieger ge- feiert. Hernach wurde getanzt und die Leute wurden bewirtet und das Lustig- sein nahm erst bei Aufbruch der Nach- barn ein Ende. In der Wildschönau z. B. wurde das abgezogene Wasser verwertet, es wurde zu einem wunderwirkenden Schnaps gebrannt. Der Wildschönauer dieser Zeit sagte: „Der Krautschnaps ist für den Magen Papst!" Wohl ein großer Ausspruch, aber, wie es schien, ist der Ruf des Schnapses schon über die Orts- grenzen gedrungen, denn er wurde auch weiterhin verkauft. Bis vor ein paar Jahren hielt man im Hotel Tiefenbrun- ner in Kitzbühel für die Stammgäste einen solchen Krautschnaps. Die Wil dschön auer brannten ihren Krautschnaps schon in alter Zeit. Aber einmal kam die hohe Behörde darauf. daß Kraut (Rübenkraut) nicht zu den vom Staat genehmigten Stoffen gerech- net war, und verbot das Brennen des Schnapses ganz. Aber die Wildschönau- er wollten diese Medizin nicht entbeh- ren und es gelang ihnen, die Erlaubnis zu bekommen, unter behördlicher Auf- sicht bei einem Bauern in der Oberau Schnaps zu brennen. Er wurde ver- schlossen und an die Lebensmittel untersuchungsstelle nach Wien zur ge- nauen Ueberprüfung übersandt. Die Antwort war: der Schnaps ist ein min- derwertiger Fusel und darf weiter er- zeugt werden. Der Alkoholgehalt des Krautschnap- ses war nicht minder wie bei anderen Getränken. Was abschreckend an die- sem Getränk wirkte, war der intensive Geruch. (Aus Tiroler Heimatblätter 10- 1931.) Das Bauernmuseum in Kitzbühel sucht solche Krautmesser, denn auch im Kitz- büheler Bereich wurde Rübenkraut er- zeugt. Verwendet wurden zwei Messer, ein linkes und ein rechtes, zu erkennen an den Daumenauflagen der Griffe. - Diese Messer sind ca. 60 bis 80 cm lang und 6 bis 8 cm breit. Tiroler Handels- und Gewerbebank: Befriedigendes Halbjahres- ergebnis Das Halbjahresergebnis des angese- henen, über 100jährigen Tiroler Bank- institutes zum 30. Juni 1a74 zeigt im Jahresvergleich ein durchaus befriedi- gendes Ergebnis. Mit einem 1 2prozenti- gen Zuwachs an Spareinlagen von S 310.694.000 auf 348.581.000 zu einer 71/2 prozentigen Steigerung der Giroein- lagen konnten ausreichende Mittel für die Finanzierung der zahlreichen Kun- denwünsche aufgebracht werden, wenn- gleich die Zunahme der Giroeinlagen nicht mehr mit der des Vorjahres Schritt halten konnte, da die Wirtschaft infolge der Stabilisierungsmaßnahmen ihre veranlagten Mittel nicht mehr er- höhen konnte, sondern vielfach auf sie zurückgreifen mußte. Die Kreditwün- sche konnten jedoch bei Beachtung der währungspolitischen Richtlinien erfüllt mal - 1. TIROLER Kl BAUERNMUSEUM Hinterobernau in Kitzbühel
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