Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2. November 1974 man nach dem dritten Aufenthaltstag einen merklichen Erfolg, weil sich nach dieser Zeitspanne angebahnte Kontak- te nach dem Schneeballsystem, auszu- wirken beginnen. Soll der personelle Werbeeinsatz echten Nutzen bringen, so ist eine Mindestaufenthaltsdauer von einer Woche zu empfehlen. Es mag sein, daß meine Vorschläge nur Vorschläge bleiben. Vielleicht gibt es auch bessere! Ich meine nur, daß die Zeit kommt, wo wir mit der Wer- bung, abgesehen von der Globaiwer- bung bei der man sich anhängen muß, mehr ins Detail, sprich an den Mann gehen müssen. Und über das „Wie" habe ich nachge- dacht. Lohnt sich noch die Werbung um den englischen Gast? Von allen Seiten hört man die Pro- gnosen: „England liegt wirtschaftlich darnieder. Die Zahl der Arbeitslosen steigt; Geld ist rar. Das arme Volk kann sich keinen Urlaub mehr leisten!" Sicherlich stimmt es, daß England in einer Wirtschaftskrise steckt. Weit ge- fehlt ist es aber, davon abzuleiten, daß Mit einer Verspätung von 40 Minuten der Oesterreichischen Bundesbahnen be- gann am Freitag, 11. Oktober 1974, un- sere an Kilometern bisher weiteste Reise nach dem Fernen Osten. Die von der Oesterreichischen Fremdenverkehrswer- bung remdenverkehrswer- bung organisierte Studienreise für Reise- fachleute und Reisebüroinhaber war vor- gesehen, um den stark im Tourismus auf- kommenden Reisestaat „Japan" noch mehr für den österreichischen Fremden- verkehr zu gewinnen, als bisher. Es war geplant, neben den zu diesem Zweck veranstalteten Empfängen und Partys, daß unsere Gruppe mit Liedern, Tänzen und Musik die österreichische Note bie- tet und mit der ganzen Gruppe von 20 Personen noch eine Tournee durchzu- führen, die sich auf 14 Tage bis drei Wochen erstrecken sollte. Leider schei- terte dieser Plan, wie schon oft an der finanziellen Situation, bzw. an dem zu späten Zustandekommen der ganzen Rei- se. Dr. Ziepl vom Kitzbüheler Fremden- verkehrsverband schaltete sich energisch ein, daß wenigstens eine kleine Gruppe von neun Personen für diese Veranstal- tung mitgenommen wird, und der Haupt- zweck bei der Eröffnung der österreichi- schen Außenstelle in Tokio durch unsere Mitwirkung auch österreichische Lieder erklingen und Tänze gezeigt werden konnten. Nachdem Dr. Ziepl an der Reise nicht teilnehmen konnte, wurde von un- serer Gruppe noch eine Person mitge- nommen, so daß wir also mit sechs Bur- schen und vier Mädchen die Reise mit- machen konnten. Wie richtig diese Kal- kulation war, zeigte sich dann später bei das Inselvolk bereits am „Bettelstab" geht. Es ist ein 45-Millionen-Volk, wo- von 8,5 Millionen (die Einwohnerzahl Oesterreichs) in London leben. Verges- sen wir das nicht. Unter diesen Millio- nen befindet sich eine große Zahl wohl- habender Leute, die sich nach wie vor die besten Plätze in der Welt für ihre Hobbys aussuchen können. Es gibt auch genug gutsituierte Engländer, die noch immer zweimal im Jahr Urlaub ma- chen. Was uns schockiert, ist das Aus- bleiben der Massen, der Reisegruppen. Das Heer von Rentnern, Arbeitern und Angestellten kann sich einen Urlaub kaum noch leisten und wenn, dann werden die preislich günstigsten An- gebote herausgefischt. Und auf diesem Gebiet können wir schon aus steuer- lichen Gründen kaum noch mithalten. Der Engländer hat uns seit jeher als Gast seine Treue bewiesen. Er wird es auch weiterhin nach Möglichkeit tun. Es ist nicht nur unsere moralische, sondern auch Freundespflicht, daß wir uns weiterhin um den angenehmen Gast und treuen Freund Kitzbüheis bemühen. allen unseren Auftritten, welche uns gran- diose Erfolge einbrachten. Herr Toni Sailer hatte sich trotz Terminmangel und seiner Verpflichtungen als technischer Leiter der österreichischen Skinational- mannschaft, schon vorher der Oester- reichischen Fremdenverkeh rswerung zur Verfügung gestellt, denn seine Popu- larität in Japan als großer Olympia-Sie- ger ist erhalten geblieben. Die Stad: Kitzbühel beauftragte Toni Sailer und meine Gruppe, im Rahmen dieser Reise auch die Schwesterstadt Yamagata zu besuchen, da es seit der Gründung die- ser Vereinigung noch nicht möglich war, eine Abordnung nach Yamagata zu ent- senden. - Bis Wien hatte sich die Ver- spätung durch eine Reparatur noch ver- zögert und wir waren froh, mit einem Autobus des „lntropa-Reisebüro" zeit- gerecht zum Start unserer AUAMaschi:ne nach Schwechat zu kommen. Nach Er- ledigung aller Zoll- und Gepäcksauf- gabe-Formalitäten starteten wir pünkt- lich nach Athen, unserer ersten Zwi- schenstation, um in „Swiss-Air" umzu- steigen. Bei unserer Abreise aus Kitz- bühel war es schon ziemlich kalt, so da3 wir uns doch entschlossen, die Loder- mäntel mitzunehmen, die wir während der ganzen Reise umsonst mitschleppten. Ein ganz „Frierender" bezog sogar noch eine lange Unterhose! Heißer Wind schlug uns in Athen beim Aussteigen entgegen und unser „Frierender" wechselte doch rasch wieder zur „Kurzen". Pünktlich flo- gen wir mit der DC 10 der SwissAir um 17,20 Uhr von Athen ab. Ein gutes Abend- essen mit anschließendem Kino und Schlaf in der nicht ganz vollbesetzten Maschine, mit einer Zwischenlandung in Bombay, verkürzten die Zeit bis zu unse- rer Ankunft in Hongkong, wo uns Dinektoi Pordes von der Austrian State Tourist Office, bereits erwartete. Nur eine Stun- de hatten wir Zeit, um ins Hotel Ambassa- dor zu kommen, sofort umziehen und zum ersten Auftritt ins Hotel Imperial. Eine Party für Journalisten und Reisebüro'in- haber in Hongkong. Während unserer Vorführung erhielten wir noch überra- schenden Besuch einer österreichischen Handelsdelegation, darunter National- ratspräsident a. D. Probst, Vizekanzler a. D. Dr. Withalm und Dr. Karasek, wel- che sich lange Zeit mit uns unterhielten und voll des Lobes über unser Programm waren. Sie waren auf der Rückreise und hatten nur einige Stunden Aufenthalt in Hongkong. Am nächsten Tag, 13. Okto- ber, war der Abfltug nach Tokio um 17,55 Uhr mit der JAL, geplant. Leider mußte festgestellt werden, daß die Buchung nicht geklappt hat und wir ab Hongkong kene Flugzeugbuchung hatten. Glück- licherweise war eine AlitaliaMaschine eine Stunde früher nicht voll, so daß wir noch Plätze bekommen konnten. Vorher machten wir noch eine große Stadtrund- fahrt, die uns die schönen, guten und schlechten Eindrücke Hongkongs zeigte. Die Stadt ist eine der faszinierendsten Städte, die wir 'auf unserer Reise sahen und besteht aus einer Halbinsel und In- sel, die durch einen Tunnel verbunden sind. Mit seinen mehr als vier Millionen Menschen ist es ein beliebtes Ziel für viele Reiselustige, Großcontainerschiffe, Ozeanriesen und vieler internationaler Fluglinien. Mit der Zahnradbahn fuhren wir auch auf den „Peak" hinauf, den Inselberg, von wo aus man eine wunder- bare, Aussicht über die Stadt mit ihren 235 Inseln hat. Zollfrei kann man hier alles kaufen, soferne man genügend Geld hat, was wir leider nicht hatten, das Anschauen blieb also unser großes Er- lebnis. In den engen Treppengäßchen herrscht unbeschreibliches Gewimmel iund Tau- sende: Händler bieten verschiedene Wa- ren und Souvenirs an. Besonders wird eine Salbe angeboten, die ein Wunder- mittel sein soll, meinte Fini Sulzenba- cher nach Prüfung dazu: „das ist doch nichts als gewöhnliches Mangeischmalz" (Murmeltierfett). Einen traurigen Anblick vermittelte uns der Besuch der schwim- menden Siedlungen, wo die Leute unter primitivsten Verhältnissen ihr Leben auf den Booten verbringen; Hongkong soll die köstlichste Küche der Welt bieten, wir konnten uns leider davon nicht über- zeugen, weil wir keine Zeit hatten, wir mußten weiter nach Tokio. Am Abend kamen wir infolge Verschiebung des Flu- ges, um eine Stunde früher in Tokio an und warteten eine Stunde auf das Emp- fangskomitee, das ja von der Verschie- bung nicht mehr verständigt werden konnte, weil noch dazu Sonntag war. Dann jedoch ging es schnell ins Palace- Die 35„000 -km-Reise, der Kitzböheler Nationalsänger Kitzbühel - Wien - Athen - Bombay - Hongkong - Tokio - Yamagata - Osaka - Bangkok - Wien - Kitzbühel - Bericht von Toni Praxmair
< Page 16 | Page 18 >
< Page 16 | Page 18 >