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Samstag, 9. November 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 13 gata soll noch ein wenig beschrieben Landtagsabgeordneter Christian Huber werden. unterwes mi BezirkI(kkIi %0 1 w. b. K. Zwei Gründe sind dafür maß- gebend, daß Komm-Rat Christian Hu- ber, Abgeordneter zum Tiroler Land- tag, jährlich zweimal in allen Gemein- den des Bezirks Sprechtage abhält: ein- mal um allen Interessenten Gelegenheit zu bieten, mit ihm zu sprechen, Proble- me und Fragen privater Natur zu er- örtern und zum zweiten, um sich an Ort und Stelle ein echtes Bild über die Situation der Gemeinden und der Wirt- schaft zu machen. Yamagat.a mit seinen 211.000 Einwoh- nern ist eine Industrie'- und Universi- tätsstadt mit etwa 5000 Studenten, mit Fakultäten für Pädagogik, Philosophie, Naturwissenschaft, Medizin, Landwirt- schaft und Technik. Der Lehrkörper be- steht aus 1100 Personen. Der Flächen- raum ist 382 qkm, davon 65 Prozent gebirgig. Die Stadt wurde bereits 1889 als Skistadt erkannt (?). Die Stadtge- meinde hat einen Bürgermeister, einen Vizebürgermeister, einen Schatzmeister und 40 Gemeinderäte. Der Bürgermei- ster wird alle vier Jahre gewählt. Im November 1974 ist wieder Neuwahl. — Die Anzahl der Beamten in der Stadt- verwaltung beträgt 2860 Personen. Ftir uns machte die Stadt, abgesehen von einigen acht- bis zehnstöckigen Hoch- häusern, eher den Eindruck einer Wo- sternstadt in Texas oder Arizona, wenn nicht die japanischen Schriftzeichen und Plakate gewesen wären. Die Anzahl der Fernsehempfänger beträgt 45.80C, jene der Autobesitzer 44.840. Es gab 1973 807 Autounfälle mit 7790 Verletz- ten, aber nur 15 Toten. Jedes Jahr wird ein Volksfest veran- staltet. ..Hanagasa" dauert drei Tage und drei Nächte und ist immer vorn 6. bis 8. August. Nach dem Besuch des Skibergs muff- te Toni Sailer nach Vancouver weiter- fliegen und die ganze Last der resti:- ehen offiziellen Veranstaltungen lag nun auf meinen Schultern. Bereits am Nach- mittag mußten wir zur Kinderbilder- Ausstellung in ein großes Kaufhaus, wo 50 Zeichnungen von Kitzbüheler Haupt- schülern. und ebensoviel von Kindern im gleichen Alter aus Yamagafa gezeigt wurden. Mit gegenseitigen Ansprachen mußte ich mit dem Bürgermeister das .‚Bandschneiden" zum Besichtigungs- raum ausführen. An die an der Ausstel- lung beteiligten Hauptschüler Kitzbü- hels wurden Geschenke geschickt. Um 17.30 Uhr wurde im großen Saal unseres Hotels Onuma der Abschieds- empfang angesetzt, wo auch zum ersten- mal die Frau des Bürgermeisters teil- nehmen durfte. Bei allen offiziellen Empfängen dürfen keine Frauen dabei sein und wir haben auch keine Frau der anderen Gemeindevertreter zu Ge- sicht bekommen. Ansprachen und Ab- schiedsworte wurden gewechselt und wir zeigten wieder ein dreimal 30-Mi- nuten-Programm. abwechselnd mit Geisha-Tänzerinnen. Großes Büfett mit viel europäischen Speisen. Für den letzten Tag, Samstag, 19. Oktober 1974, war das Frühstück be- reits für sieben Uhr früh angesetzt und dann mußten wir 200 Kilometer im Bus zu dem Wallfahrts und Fremden- verkehrsort Matsu shima fahren, dann eine zweistündige Schiffsfahrt um die naheliegenden Inseln; das machte HLn- Und obwohl LAbg. Huber jede Wo- che in Kitzbühel (Dienstag 10-12 h, Handelskammergebäude) einen Sprech- tag hält, sind es durchschnittlich fünf bis zehn Personen, die auf Huber war- ten und mit ihm sprechen wollen. Ar- beiter und Bauern, Angestellte und Wirtschaftstreibende, Freiberufler, Män- ner und Frauen aus allen Bevölkerungs- schichten„ denn LAbg. Christian Huber macht keine Unterschiede, er ist gern für alle da. So war es auch diesmal nicht anders. Zwei Tage war er jeweils von 8 Uhr früh bis gegen Mitternacht mit OeWB- Bezörkssekretär Küchenmeister unter- wegs und meist wurde die vorgesehene Zeit zu kurz, so rege war das Interesse. Und wie die Rat- und Hilfesuchenden aus allen Bevölkerungsschichten kom- men, so bunt ist die Palette der Proble- me, mit denen er dabei konfrontiert wird. Aber auch der zweite Nutzeffekt solcher Bezirkstourneen kam, diesmal wieder deutlich zum Tragen, und das Bild, das er sich von der Situation, in der sich die Wirtschaft gegenwärtig be- findet, machen konnte, stimmt so gar nicht überein mit jenem rosaroten Wirt- ger und wieder ging es in ein japani- sches Restaurant, und als wir die Pan- toffel sahen, wußten wir schon, was alles kommen würde. Am späten Nach- mittag kamen wir nach Yamagata zu- rück und von 16.30 bis 18 Uhr waren es die einzigen anderthalb Stunden, die wir während unseres dreitägigen Aufenthaltes in Yamagata zur freien Verfügung hatten. Am Sonntag, den 20. Oktober, hieß es bereits um 6.30 Uhr frühstücken und um 7.15 Uhr muß- ten wir bereits am Bahnhof sein, wo sich der Bürgermeister mit dem gan- zen Gemeinderat und vielen Bürgern zum Abschied eingefunden hatten. Mit kurzen Ab schied sworten, und, nach unserer Sitte, mit Händeschütteln, verabschiedeten wir uns von allen, auch vom Filmteam, das uns so beharr- lich begleitet hatte und allen Betreuern, von denen uns noch drei nach Tokio zurückbegleiteten. Zusammenfassend möchte ich über unseren Aufenthalt in Kitzbühel sagen, schaftsbild, das Bundeskanzler Kreisky und Finanzminister Androsch der Be- völkerung vorzumachen versuchen. Die Sorgen und Schwierigkeiten, mit denen sich die Wirtschaft Tag für Tag konfrontiert sieht, werden tagtäglich größer. Waren es zunächst besonders der Handel und dann der Fremdenver- kehr, die sich mit immer neuen Schwie- rigkeiten und Sorgen konfrontiert sa- hen, so ist die Situation gegenwärtig auch im Gewerbe alles andere als rosig: In immer mehr Sparten wird die Auf- tragslage immer kritischer, macht sich die Kreditsperre immer härter bemerk- bar. Immer öfter sehen sich Bau- und Baunebengewerbe der Tatsache gegen- über, daß Kunden nicht zahlen können, daß das Geld nicht hereinkommt. Die Finanzbehörden verlangen jedoch pünkt- liche Zahlung der Steuern und warten nicht zu, Ueberbrückungskredite sind kaum erhältlich. Was also tun? Wenn hier nicht rasch grundlegende Aende- rungen erfolgen, ist der Tag nicht fern, da Entlassungen in größerem Ausmaß die Folge sein werden. Das sind Tat- sachen, die sch nicht mit schönen Wor- ten am Fernsehschirm ändern lassen, die man nicht mit lapidaren Floskeln aus der Welt schaffen kann. Das Bild der Wirtschaftslage, das sich Abg. Komm-Rat Huber an Ort und Stelle im Bezirk Kitzbühel machen konnte, ist also alles andere als erfreu- lich und seine Sorgenfalten wurden zu- sehends tiefer. So war diese Rundfahrt durch den Bezirk Kitzbühel einmal mehr wertvoll für jene, die mit ihren Sorgen und Nöten zum Abgeordneten kommen konnten, aber auch für den Abgeordneten zum Tiroler Landtag Komm.-Rat Christian Huber. daß wir in Kitzbühel nicht ahnen, wie ernst die Japaner diese Verschwiste- rung schätzen und auch danach han- deln. Ich glaube nicht, daß wir nur an- nähernd eine solche Gastfreundschaft und Betreuung aufbringen können. Es war uns eine große Ehre, Kitzbühel hier vertreten zu dürfen und es war einer unser größten Erfolge für unsere Darbietungen. Die Anerkennung der Stadt für mich als Ehrenbürger war auch eine große für die Kitzbüheler Nationalsänger überhaupt. Alle haben in all diesen Tagen .ihr Bestes gegeben und keinen Fehler begangen. Der Wunsch des Bürgermeisters, bald eine Abordnung des Gemeinderates in Ya- magata begrüßen zu können, gebe ich hiermit weiter. Trotz des Unterschiedes der Rasse der Mentalität und auch des Charak- ters dieser Menschen haben wir uns prima verstanden und schöne Stunden mitsammen gehabt. Der Expreßzug brachte uns nach T
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