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Seite 24 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 9. November 1974 seinen Ruhm. Er ist ein Dichter des kla- ren, aber oft ironischen Wortes. 1 .Kitzbühe1 ist ein alte Stadt, sie ist eine böse Alte." So steht es in der Lese- probe. Auf brixentalerisch ist „bös" kein Tadel. Wie die Kitzbüheler Skifah- rer bei Skirennen oft „alles abräumten" hieß es neidisch „Heut' sind die Kitz- büheler bös!" Wenn, die Jochberger Schützengilde mit ihren „Krimbachers" auf den Tiroler Schießständen erschei- nen und ebenfalls „alles abräumen", der gleiche Slogan: „Heut' sind die Joch- berger aber bös." So hieß es auch in alter Zeit bei den Rahggierkämpfen, wenn die Tiroler im nahen Pinzgau alle Gegner auf den Rasen legten: „Heut' sind die Tiroler aber bös!" „Bös" ist nicht identisch mit „schlecht"! Ironisch mag es in manchen Ohren klingen, aber warten wir doch das Heft ah. Die ausgezeichneten Beziehungen des Fremdenverkehrsverbandes Kitzbühel zu den höchsten Stellen der Oesterreichi- schen Fremdenverkehrswerbung-und die persönlichen Bemühungen von Direktor Dr. Josef Z i e p 1 haben dazu geführt, daß die Stadtmusik Kitzbühel als Vertreterin des Landes Tirol an der ÖSTERREICH- WOCHE in Schweden mitwirken konnte. Wir alle freuten uns über diesen ehren- den Auftrag, der über Herrn Professor Stradal, tDFVW-Wien, ausgesprochen wurde. Schließlich traten Spitzenensem- bles wie die Spanische Hofreitschule und die Wiener Philharmoniker im Rahmen dieser Großveranstaltung auf. Aber die Schweden wollten unter anderem auch echte Tiroler Blasmusik hören und wir glauben, daß wir in diesem für den öster- reichischen Tourismus so interessanten Land unseren Mann stellen konnten. Nach gewissenhafter Vorbereitung ging es am Sonntag, dem 20. Oktober, auf die große Fahrt. Am Montag, 21. d. tra- fen wir von München kommend mit dem Zug bzw. mit der Fähre mittags in Göte- borg ein. Schon am Bahnhof wurden wir vom Chef und Manager der Österreich- Woche, Herrn Professor Stradal, herz- lich empfangen. Nach einem guten Mit- tagessen und einer Stunde Ruhe hieß es bereits zum ersten Einsatz antreten. Wir konzertierten im vornehmen Hotel Savoy für die Reisebüroinhaber und Ma- nager aus ganz Skandinavien. Von dort fuhren wir in die Osterreich-Ausstellungs- halle, wo wir ein einstündiges Konzert vor vollem Hause absolvierten. Zum Ab- schluß des ersten Tages traten wir noch in einem der größten und führenden Re- staurants der Stadt auf, wo uns wie be- reits bei den vorangegangenen Konzer- ten großer und herzlicher Applaus be- schieden war. Müde aber zufrieden er- reichten wir unser Hotel. Schon lange war es der Wunsch in weiten Kreisen Tirols, ein Merian-Heft über Nordtirol (nicht nur Südtirol) zu erhalten. - Nun ist das erste Heft im Kommen. Die Merian-Hefte werden im gesamten deutschen Sprachraum gele- sen. Herbert Rosendorfer, der auch im Kulturbeirat des Amtes der Tiroler Lan- desregierung sitzt und ein enger Mit- arbeiter von Prof. Woifgahg Pfaundlr (siehe die Kulturzeitschrift Tirols „Das Fenster") ist, wird in Zukunft nicht nur „Ironisches" von seiner alten Heimat- stadt Kitzbühel bringen. Er selbst sagte ja: „In Kitzbühel habe ich die Schule besucht und vor allem die entscheiden- den Jahre meiner Jugend verlebt. Wenn man mich ernsten Gewissens fragt, als was ich mich fühle, so müßte ich ant- worten: als Kitzbüheler." Am 22. hatte unser Orchester bis zum Abend frei. Das Bläser-Quartett von An- dreas Feiler stand allerdings den ganzen Tag über bei den verschiedensten Anlässen im Totaleinsatz. Der Rest der Mannschaft benützte die Freizeit, um sich in Göteborg ein wenig umzusehen. Die Stadt hat eine gute halbe Million Einwohner. Mit den Sate- litenstädten und Randgemeinden aller- dings zählt das südschwedische Wirt- schaftszentrum über eine Million Men- schen. Der Handelshafen Göteborgs ist der größte im skandinavischen Raum. Er rangiert in der Welt bereits an 17. Stelle. Die Stadt ist großzügig und modern an- gelegt. Breite Straßen und Gesteige und sehr viele Parks, sogar inmitten der Stadt, zeichnen das elegante Bild. In diesen Parks gibt es kostenlose Liegestühle für die Stadtbewohner. Auf die 330.000 Bän- de umfassende öffentliche Bücherei sind die Stadtväter berechtigterweise beson- ders stolz. Die Menschen in Göteborg und Um- gebung sind außerordentlich aufgeschlos- sen, kontaktfreudig und von bewunderns- werter Gastfreundschaft. Um 19 Uhr desselben Tages begann der große Folklore-Abend im Rondo- Liseberg. An dieser Präsentation öster- reichischen Volksbrauchtums und öster- reichischer Musik wirkten die Blasmusik- kapelle Egg aus Vorarlberg - Brege:nzer Wald, die Stelzengeher aus Unken, die Brauchtumsgruppe „Die Buch- berger" aus Niederösterreich und die Kitzbüheler Stadtmusik, mit. Der Abend war ein voller Erfolg. Zum Ab- schluß bliesen wir einige schneidige Stücke von Gottlieb Weißbacher. Diese Musik riß die Schweden von den Sitz- plätzen und der ganze 800 Menschen fassende Saal tanzte vor Freude. Noch am selben Abend mußte das Bläserquartett von Andreas Feiler nach Stockholm. In der schwedischen Haupt- stadt wurde das neue Informationsbüro der Österreichischen Fremdenverkehrs- werbung unter der Leitung von Direktor Hans Beer feierlich eröffnet. Die Kitz- büheler stellten den musikalischen Rah- men. Auch in Schwedens Hauptstadt be- geisterten die Hahnenkammstädter mit ihren Tiroler- und österreichischen Wei- sen. Musik ist, wie man sieht, immer wie- der eines der besten Verständigungsmit- tel auf der Welt. Am 23. Oktober wurden am Vormittag ein Konzert in der großen Ausstellungs- halle und ein weiteres Konzert im Groß- kaufhaus NK gegeben. Immer wieder volle Säle, immer wieder begeisterte Menschen. Wenn wir diese Zuneigung zur österreichischen Musik sahen, dann können wir wohl mit gutem Gewissen sa- gen, daß wir viele Bewohner Schwedens mit der österreichischen Musik auch für Österreich, Tirol und Kitzbühel gewin- nen konnten. Nur um die Größenordnung des „NK-Kaufhauses" anschaulich zu machen. wollen wir berichten, daß laut Angaben der Direktion 1989 Angeste Ite beschäftigt sind und rund 10.000 Kunden täglich aus- und eingehen. Am Nachmittag fuhren wir in das Fjß- ballstadion, wo die Auswahlmannsc,haf:en Schwedens und Osterreichs ein Freund- schaftsspiel bestritten. Trotz strömencen Regens war das 70.000 Personen fas- sende Stadion ausgezeichnet besetzt. In der Halbzieitpause unterhielten wir die sportbegeisterten Zuschauer. Als wir cen Radetzky-Marsch spielten, brandete der Beifall im Stadion auf und viele Schwe- den sangen die Melodie mit. Am folgenden Tag wurden wir für drei Konzerte in der Osterreich-Ausstellungs- halle und für ein weiteres Konzert im NK-Kaufhaus eingesetzt. Professor Stra- dal und seine Mitarbeiter sorgten schon dafür, daß wir nicht zur Ruhe kamen und in Form blieben! ! ! ! Aber wir dürfen auch sagen, daß wir gerne und mit Freu- de jeden Einsatz bestritten, denn wir wurden vorzüglich betreut und sahen in unseren und all den anderen Aktionen erfreuliche und hoffnungsvolle Reakt o- nen des Publikums. Die Österreich-Halle war phantastisch ausgestaltet. Dicht gestaffelt wehten die rot-weiß-roten Fahnen und die Fahnen der österreichischen Bundesländer vn den Wänden. Die Bundes-Handelskam- mer hatte zusammen mit der österrei- chischen Wirtschaft eine Repräsentativ- ausstellung aufgezogen, die Spitzenfor- mat hatte und sich sehen lassen konn:e. An dieser Vorstellung Österreichs als Wirtschaftsfaktor auf dem Weltmarkt konnte man seine helle Freude haben und wir waren darob auch mächtig stolz. Erst im Ausland wird man oft zu einem richtigen Österreicher, weil man da-in einmal die Welt mit anderen Augen sieht und weil man auch die Heimat aus Osterreichwoche ein großer Erfolg Schwedenreise und Einsatz der Stadtmusik haben sich gelohnt - 420.000 Personen haben die Kitzbüheler gehört - Fernsehen, Rundfunk und Presse waren mit dabei
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