Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 8 Kitzbüh&er Anzeiger Samstag, 30. November 174 men, aber an viele Eigenheiten. Auch dieser saß gerne beim Grie:swirt und foppte die Leute. Er war nämlich ein guter Bauchredner und diese „Kunst" wirkte sich so aus, daß die anwesenden Leute, wenn der Katechet zu „bauch- reden anfing, glaubten, es müsse je- mand vor der Türe oder vor einem Fen- ster auf der Gasse stehen und reden. Da rissen sie Tür oder Fenster, auf und wurden dabei dem Gelächter preisge- geben, da ja der „Bauchredner" mitten unter ihnen saß. Nach der Schule verdingte sich unser Jubilar als Holzknecht beim Alpbach- müllerbauern. 1903 starb sein Vater und Stefan Treichl übernahm Vorder- bichin als Bauer. 1906 verkaufte er und erwarb den Hof Notheggen zu Nieder- hofen bei St. Johann. Da kam der erste große Schlag: Durch das: Hochwasser von 1012, bei welchem die Pillerseeache und die Kitzbüheler Ache aus den Ufern traten, wurde Notheggen arg über- schwemmt. Er sah sich nicht aus, die Wiederaufbauarbeiten in Haus und Feld bei den drohend hohen Kosten, die den Bauern damals infolge der Achenregu- lierungen auferlegt wurden, durchzu- führen, verkaufte und erstand dafür den Hof Wilheimstätt im St. Joh:anner Winkl, bekannt als Geburtsstätte des großen Volkssängers Christian Blattl. Kaum zog er zuWilheimstätt ein, brann- te der Hof ab. Es war dort Militär zum Schutze der Errichtung des 2. Geleises der G iselab ahn einquartiert. Unvorsfch- tiges Hantieren mit Feuer war die Brandursache. Treichl trat vom Kauf zurück, da das Rechtsgeschäft noch nicht grundbücherlich fixiert war, und kaufte das Gründwaldhaus (heute Far- ben Bodner) in der Unteren Gäns:bach- gasse. Da kam die Katastrophe vom Rosenkranzsonntag, 4. Oktober 1914. aber selten. Da ist sein um 10 Jahre älterer Zeitgenosse, Matthäus Nagiller aus Münster, genannt der „Geigenlapp", gJiicklicher. Eine „Nagiller-Mess.e" wur- de kürzlich bei der Goldenen Hochzeit von Josef Hauser, Neuhausen, vom Oberndorfer Kirchenchor aufgeführt. Boid i amoi gstorbn bi Unterinntaler Volkslied Boid i amoi gstorbn bi, aft müaßt's mi begrabn, Oes derft's ja beleib zu mein Dianei nix sagn, süst laft s' ma doscht a no nach und fang u zwuan, mir is 's ja vüi haha, sie reascht krod alloan. Boid i amoi gstorbn bi, aft kimm i's zur Ruah, An Grobstoa schreib s' uichi: Doscht leit deasn Bua, der d' schean Dianei gliabt bot, er hat sc ah leicht krieggc , iatz is a dahi, was hat a dafü? (Wird fortgesetzt) Vier Häuser brannten ab, darunter auch das frühere Grünwaldhaus des Stefan Treichl. Bei diesem Brand ver- unglückte der B acherwirts-Rossinger Se- bastian Hechenberger tödlich; unserem Stefan Treichl fiel ein brennender Pfet-. tenstutzen ins Kreuz, der ihn schwer verletzte. Noch in der Brandnacht, so erzählt Treichl, kam Baumeister Ru- dolf Huter zu ihm, um wegen des Wie- deraufbaues vorzusprechen. Treichl er- teilte ihm auch den Auftrag; beim Wie- deraufbau wurde das Haus, heute Un- tere Gänsbachgasse 10, um einen Stock verkürzt. Das Gemischtwarengeschäft im Hause mußte Vater Treichl verpach- ten, da er selbst keine Handelskonzes- sion besaß. Des Verpachtens müde, ver- kaufte er 1918 an den Kaufmann Franz Patscheider und sah sich wieder nach einer Landwirtschaft um, was jedoch nicht sofort gelang. Bei der Inflation verlor er den Kaufpreis von 45.000 Kronen. Er erhielt für das ganze Geld nur mehr einen Brotlaib. 1919 wurde die Neuverpachtung der städtischen Almen ausgeschrieben. Ste- fan te fan Treichl bewarb sich um den Pacht der Ehrenbachaim. Er wurde zum Milchliefern verpflichtet und trieb 36 Kühe und ebensoviele Kalbinnen auf. Bisher war die Ehrenbachalm nur eine Galtviehalm. Durch 37 Jahre bewirt- schaftete Stefan Treichl diese Alm. - Schon 1919 nahm er seinen damals 9- jährigen Sohn Stefan d. J. mit, der von der Alm aus täglich die Schule in Kitz- bühel zu besuchen hatte. Im Herbst 1955 gab er den Pacht auf und wollte von der Stadtgemeinde die seinerzeit erlegte Kaution zurück. Da aber keine Wertsicherungsklausel ver- einbart worden war, war es damit Es- sig. Er, unser Jubilar, büßte durch die Inflation die 45.000 Kronen gegen einen Laib Brot ein, die Stadtgemeinde dage- gen erhielt seine Kaution für ein „But terbrot" zurück. Auf Antrag von Ge- meinderat Josef Foidl genehmigte ihm der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 27. April 1961 eine außerordentliche Zu- wendung von 1500 Schilling. Darüber hinaus wurde Stefan Treichl vom Ge- meinderat einstimmig bestätigt, daß er für die Stadtgemeinde Kitzbühel durch 37 Jahre ein guter Almpächter war. Zum Militär wurde Stefan Treichl vorerst nicht einberufen. Er erlitt 1913, als er beim Grassererbauern in Alm- dorf bei St. Johann für die Regulie- rung der Pillerseeache Steine lieferte, eine Verletzung. Herabfallende Steine zerquetschten ihm zwei Finger. 1915 wurde er dann doch nach Schärding zum Militär einberufen und kam dann auf die Festung nach Salzburg. Von Salzburg aus wurde er zur Holzarbeit in die Hinterriß verpflichtet; als Hilfs- kräfte wurden ihm zwei italienische Kriegsgefangene zugeteilt. 1906 verehelichte sich unser Jubilar mit der Niederlechenbrandbauerntoch- ter zu Fieberbrunn, Maria Krepper. Sie war die meisten Sommer mit ihm auf der Ehrenbachalpe und starb 1956. Bei seinem Geburtstag im Vorjahr wurde ein Familienausflug in die Hinterriß unternommen. Sohn und Enkel führten ihn zu alten Wirkungsstätten als „mili- tärischer" Holzakkortant. Wo damals geschlägert wurde, stehen heute wie-der schlagbare Fichten und Tannen. Es war einer seiner schönsten Tage in seinem Alter. Wir wünschen aber unserem älte- sten Mitbürger, daß er sich von seinem letzten Unfall bald gänzlich erholt und er wieder seine beliebten Spaziergänge in Richtung der Schattbergalmen unter- nehmen kann. Qualität hat immer ihren Preis! Am 7. November hielt der Rinder- zuchtverband Maishofen seine 361. Ab- satzveranstaltung ab. Sie war leider von inländischen Käufern nur mäßig be- sucht. Dank der guten Beteiligung des Viehhandels und der von der Land- wirtschaftskammer and- wirtschaftskammer Salzburg gewähr:en Unterstützung konnten jedoch trotzdem fast alle 3,1.6 aufgetriebenen Kühe und Kalbinnen verkauft werden. Die Ver- steigerung zeigte eindeutig, daß die milchreiche Kuh oder Kalbin mit gutem Euter stets rege Nachfrage hat und gu- te Preise erzielt. Schwächere Ware ist demgegenüber kaum mehr verkäuflich und wenn, dann nur zu sehr gedrückten Preisen. Gegenüber der letzten Verstei- gerung konnten sich die Kühe der Preis- klasse 1 und II im Preis verbessern. - Die Kühe der Preisklasse III und die Kalbinnen lagen um rund 400 bzw. 650 Schilling unter dem Durchschnittspreis, der bei der Oktoberversteigerung er- zielt wurde. Im einzelnen wurden fol- gende Ergebnisse erzielt: Kühe: Auftrieb 209, bewertet 190, verkauft 182 zu Preisen von 8.200 bis 18.700 Schilling. Kalbinnen: Auftrieb 157, bewertet 156, verkauft 134 zu Preisen von 7100 bis 15.800 Schilling. Verkaufsrichtung: Salzburger Gebirgs- gaue ebirgs gaue 85, Salzburger Flachgau 69, Nord- tirol 13, Oberösterreich 6, Osttirol 3. - Export: .- Export: Deutschland 126, Italien 14. Den besten Preis erzielte eine vom Lackenb auer Anton Hutter, S aalfelden, gezüchtete „Gampus"-Tochter mit einer Tagesleistung von 19,4 kg Milch. Sie wurde von Georg Höllwart, Forsthof- bauer in St. Johann i. Pg., ersteigert. 33. Einstellerversteigerung Zu der am 8. November abgehaltenen Einstellerversteigerung wurden 187 Ste- re aufgetrieben und 170 verkauft. - Zum Auftrieb kamen diesmal über- wiegend schwerere Stiere, was sich bei der Preisbildung ungünstig auswirkte. Gesucht und am besten bezahlt werden immer die Einsteller der Gewichtsklas- se ewichts:klas se bis zu 250 kg.
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