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Seite 2b Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 14. Dezember 1974 Vorweihnachtliche Kammermusik Konzert vom 4. Dezember im Festsaal der Handelskammer Kammermusikabende in Kleinstädten gehören zu jenen kulturellen Ereignis- sen, die am ehesten geeignet erschei- nen, das große Erbe der musikgeschicht- lichen Vergangenheit Europas transpa- rent zu machen. Einmal, weil solche Konzerte in ihrer Beschränkung auf wenige Ausführende finanziell zu ver- kraften sind; zum zweiten, weil für Großveranstaltungen zumeist die geeig- neten Räume fehlen; zum dritten, weil der intime Charakter solcher Abende mehr in die Tiefe geht als irgendeine lautstarke aber flache Darbietung. Daß sich der Handelskammersaal in Kitz- bühel trotz einer leichten Fehlakustik hervorragend für derartige Veranstal- tungen eignet, hat sich inzwischen durch einen Quartettabend, durch mehrere Veranstaltungen mit Kammerorchestern und zuletzt mit der „Vorweihnachtli- chen Kammermusik" bewiesen. Kammermusikabende sind allgemein schlecht besucht. Daß der Handelskam- mersaal zu zwei Dritteln besetzt war und dies in einem für derartige Veran- staltungen ungünstigen Monat - ist mehr als nur erfreulich, und es zeigte sich, daß der Prophet im eigenen Land offensichtlich doch etwas gilt - wenn er etwas kann. Denn die Ausführenden, durchwegs Musiker aus Tirol, allerdings über die Grenzen bekannt, vermochten jenen Eindruck zu hinterlassen, den man sich wünschte, aber vielleiht nicht unbedingt erwartet hatte. (Die drük- Rende Nähe und der Mythos Salzburg!) Martin Mumelter (Violine) in Kitzbü- hel bereits bekannt, gehört zu jenen Geigern der jungen Generation, die au- ßer einer durchgebildeten Technik auch noch Reife und Liebe zu alter Musik mitbringen - ebenso wie zu neuester Musik! Früh in Fachkreisen aufgefal- len und mit verlockenden Angeboten überhäuft, zog es Mumelter vor, dem eigenen Lande als Geiger und Musik- pädagoge zu dienen. Dasselbe gilt für den ausgezeichneten Organisten und Cembalisten Kurt Neuhauser, der in Kufstein lebt und dort am Gymnasium wirkt. Max Engel schließlich, der Cellist des Abends, überraschte durch einen ge- stochen klaren Ton und Verwachsen- h eit mit seinem Instrument. Die Welt Girolamo Frescobaldis - seine Toccata per Spinettina e Violino stand am Beginn des Programmes - mag sich dem Publikum auf Anhieb nicht ohne weiteres erschlossen haben. Tatsächlich klingt Frescobaldis musika- lisches Spektrum herüber wie aus ei- ner anderen Welt - fremdartig, stellen- weise fast mystisch gesteigert, ein Ba- rockwerk früher Prägung, voll von Fra- gen und Gegenfragen, von Antworten und Gegenantworten, von einem einzi- gen Prinzip her gestaltet. Inmitten ei- nes weitgreifenden Aufbruchs zu neuen Ufern des Denkens (gemessen am Hin- tergrund der Zeit) wirkt diese Musik wie ein einsames Licht. Das „Adagio cantabile" aus der g-Moll Solosonate von J. S. Bach Mumelter spielte es als zweiten Programmpunkt sehr sauber und ausdrucksvoll - stand gewissermaßen als Eckstein in der Pro- grammfolge. Was soll man sagen von dieser Musik? Jeder Vergleich scheint ausgeschlossen. Es bleibt alles wie ein pulsierendes Wort als Ant-Wort im Raum hängen: Bach. War, Frescobaldis Toccata wie ein Lichtstreif, wirkte Bachs Sonate wie eine Lichtballung. Die folgende Sonate für Geige und Cembalo (mit nicht obligatem, aber authentischem Cello in Continuofunk- tion) zeigte eine andere Seite Bachs: nach dem Andante mit seinen überra- schenden Modulationen das köstliche Allegro mit typischem „Bachgedudel". Dann die „Andante-Frage", auf welche das Presto mit seinen Synkopen wie eine Antwort wirkt. Stefano Palusellis vier Stücke für Cem- balo brachten in die Programmfolge je- nes gewisse „Bonbon', das die Stim- mung hebt und die (gerne gewährte) Reverenz an das Publikum darstellt: frühe Programm-Musiken, die teils recht s' Bergbahn..Treffn Von Edi Ueberall, vorgetragen bei der W&hr.achtsfeier der Bergbahn AG am 6. Dezember 1974 im Hotel „Tenne von BuchhaFior Otto Cararnefle. S' Bergbahn-Treffn find alle Jahr oamoi statt do kirnb decht a je-,!a dea Zeit dazua hat und lustig gehts hea. Es wird gess'n und trunk'n dazua a wenk tanzt und den Diandln zuagwunk'n und dafrogn tuast es ols wos gib und wos geit es woaß a jeda wos nois von dia Seilbahnaleut. Da oa frag wia paßts da da zwoat Sag narrisch guat Reschi und freifahrn dazua Gwand und Huat. Es gibt Familien bis zu 10 Leut ja moast dia habn mit da Freifahrt koa Freud. Und boid, wia alle Jahr, da Betriebsausflug kimb is die Freud vol, weis dea alle Sorg'n wek nimb. Vielleicht derf'n mia Pensionisten a a diam mit, mia warn sicha recht dankbar und es gab a koan Strit. Doch heut is Berghahner-Abend und s 'is ols guat und recht und sema recht dankbar dös passat nit schlecht. realistisch etwa einen Lautenspieler un- ter dem Fenster der Angebeteten cha- rakterisieren. (Ii lirante sotto la fene- stra). Die Stücke sind, mit Ausnahme des ersten, eher vorkstümlich-alpenlän- disch zu nennen. Nicht zufällig: der Komponist war gebürtiger Südtiroler. Es ist sicherlich ein Verdienst Prof. Neu- hausers, diese Stücke ausgegraben zu haben. Er spielte sie einfühlend und mit viel Groteske. Ansonsten stellen die Stücke wohl kaum etwas dar, was über den Tagesdurchschnitt hinausgereicht hätte. Georg Philipp Telemanns Sonate e- Moll für Cello und Cembalo rechtfertigt eindeutig die Telemann-Renaissance, die vor einigen Jahren einsetzte, wenn- gleich die Distanz zu Bach, dem Zeitge- nossen, bestehen bleibt. Trotzdem ein wunderschönes Stück Musik mit einem rhythmisch interessanten Vivace. Die Sonate stellt an den Solisten große tech- nische Anforderungen, die Max Engel großartig meisterte. Das letzte Stück - eine Sonate für Geige und Cembalo (mit Cello continuo) führte in die Welt Bachs zurück. Das Werk ist fünfsätzig, der dritte Satz - ein schrulliger Einfall Bachs - wird nur vom Cembalo bestritten und er- weckt im ganzen den Eindruck einet Cadenz.a. Der 5. Satz wirkt übrigens stellenweise wie eine Vorwegnahme ei- ner der Variationen im 3. Satz von Beet- hovens 5. Symphonie. Ein gelungener Abend, der vom Pro- gramm her ebenso befriedigte wie Von den ausführenden Musikern her, die ih Bestes gaben. weil sie zu den Gute -i zählen. Man hofft, sie wiederzuhören. - ti - Pape!'amung in Kitzbüh& und St. Johann Die Bezirksstelle Kitzbühel des Roten Kreuzes erlaubt sich darauf zu verwei- sen, daß die nächste Papiersammlung für Kitzbühel und St. Johann in der zwei- ten Jännerwoche 1975 stattfindet. Nähe- re Hinweise folgen. Die nächste „große Sammlung', die den ganzen Bezirk um- faßt, kann erst wieder im April 1975 ab- gewickelt werden. Hauptversammlung des Schutzverbandes Der Verein zum Schutze der Land- schaft und der heimischen Wirtschaft hält seine ordentliche Hauptversammlung am Freitag, 13. Dezember, 15.30 Uhr, im Hotel Klausner in Kitzbühel ab. Auf der Tagsordnung steht ein Referat von Hof- rat Dr. Paul Kirchmeyr über „Umwelt- schutz in der neuen Gewerbeordnung". Zum Besuch der Hauptversammlung sind neben den Vertretern der Behörden, Ge- meinden und Fremdenverkehrsverbände alle Interessierten herzlich eingeladen.
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