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Samstag, 16. Februar 1974 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Aktionskomitee gegen Variante 2 derWestumfahrung In Kitzbühel hat sich ein unabhängi- Haupturlaubszeit) fahren, sondern nach ges Aktionskomitee „Rettet die Heimat dem Bau des Plöckentunnels auf der Kitzbühel" gebildet, dessen Ziel es ist, kürzesten Nord-Süd-Verbindung auch sich gegen die Bedrohung durch die der europäische Schwerlastverkehr Variante 2 im Zuge der Westumfahrung ganzjährig durch die Naherholungs- und von Kitzbühel zu wehren. Wohngebiete Kitzbühels geleitet. Die vom Planungsbüro Dr. Illetschko im Auftrag des Bautenministeriums ausgearbeitete Variante sieht im Be- reich von Kitzbühel folgende Trassen- führung vor: Von Oberndorf kommend, steigt die Straße ins Bichlach auf, über- quert das Hausertal und führt nach Achrain durch einen etwa 700 Meter langen Tunnel unter dem Lebenberg bis zum Autobahnvollanschluß Kitz- bühel West zwischen Lebenberg und Burgstall, durch den Schattbe'rg bis zum Hahnenhof und über den Högl zur Langau. In einem Flugblatt verweist das Ak- tionskomitee darauf, daß eine für viele Generationen schicksalhafte Entschei- dung bevorsteht. Danach werden eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die sehr einprägsam den Kampf um eine um- weltgerechte Umfahrung von Kitzbühel deutlich machen. So wird darauf ver- wiesen, daß durch die Variante 2 der Naherholungsraum zwischen Stadt, Schwarzsee und Bichlach vernichtet würde, daß zwischen Stadt und Schwarzsee eine vieibahnige Großkreu- zung errichtet werden soll und damit zwischen Stadt- und Schwarzsee nur mehr Beton, Asphalt, Lärm und Ab- gase wären. Die vierbahnige Schnell- straße würde das schneesicherste zu- künftige Skiübungsgelände „Hausstatt" vernichten und in einem breiten Trich- ter durch die Högifelder zur Langau führen und dort unmittelbar an der Kitzbüheler Wasserversorgungsanlage Tiefbrunnen) vorbeigeführt werden. Weiters wird darauf verwiesen, daß der Naherholungsraum Kitzbühel zu einer zehn- bis fünfzehnjährigen Baustelle würde. Diese Angaben stützen sich dar- auf, daß das Gesamtprojekt 900 Millio- nen Schilling kostet, die Tunnels vor- erst nur einbahnig und die Anschluß- stelle West nur provisorisch gebaut würden und dem Vernehmen nach jähr- lich nur 100 Millionen Schilling vom Bund zur Verfügung gestellt werden könnten. Für die Finanzsituation des Bundes auf dem Straßenbausektor spricht, daß die Verschleißdecke auf den Bundesstraßen derzeit aus Mangel an Mitteln nicht gemacht werden kann. Ein weiteres Argument des Aktions- komitees stützt sich auf die derzeitige Frequenz auf der Paß-Thurn-Straße im Sammer. In Oberndorf wurde am 5. Au- gust 1972 eine Spitze von 25.950 Kraft- fahrzeugen gezählt, was Autobahnwer- tigkeit bedeutet. Nach Auffassung des Aktionskomitees würden auf der Um- fahrungsstraße nicht nur täglich bis zu 30.000 Autos (Sommerreiseverkehr und Das Aktionskomitee hat eine Unter- schriftenaktion gegen die Variante 2 eingeleitet, die bereits in den ersten Tagen großen Erfolg hatte. Diese Unter- schriftenaktion und eine damit verbun- dene Aufklärungsarbeit in der Bevölke- rung wird fortgesetzt. In einem Pressegespräch wurde von Vertretern des Aktionskomitees betont, man wolle keinesfalls eine weitere Ver- Am Mittwoch, 6. Februar, spielte auf Einladung des Kulturrings Kitzbühel, dessen Obmann Hofrat Hans Szekulics ist, das Mozarteumorchester Salzburg im neuen Saal der Tiroler Handelskam- mer in Kitzbühel. Das Konzert begann mit Mozarts Di- vertimento Nr. 11 in D-Dur, KV 251, einem Stück unbeschreiblich schöner Musik. Besonders reizvoll war das halb verträumte, halb ulkige Menuett (3. Satz). Vor allem von der Form her in- teressant war der Schlußsatz (Marcia alla francese). In seinem huschenden Tempo mit rhythmisch schwierigen Pas- sagen der teils solistisch geführten Vio- linen ein schwieriger Satz, der in der Wiedergabe kleine Unebenheiten zeigte. Diese konnte man aber auf die rat- sache zurückführen, daß das Orchester keine ausreichende Gelegenheit zum Einspielen im Saal hatte, der sehr kurz vorher nach einer Veranstaltung ge- räumt werden konnte. Das zweite Stück war Joseph Haydns Konzert für Flöte und Streicher, ein Gegenstück zu Mozarts Divertimento, trotz aller seiner Beweglichkeit fast ru- stikal wirkend. Der Solist Helmut Klöckl verfügt über makellose Fingertechnik und einen sehr schönen Ton, der nur in den hohen Lagen noch etwas zu we- nig rund erscheint. Den Abschluß bildete Mozarts Sym- phonie Nr. 29, A-Dur, KV 201. Sie zeigt den Meister bereits auf dem Vorfeld zu den großen Symphonien. Das Allegro con spirito (4. Satz) geriet zum echten Bravourstück. Es mußte als Zugabe wiederholt werden und glückte das zweitemal noch besser und lockerer. Friedemann Layer, der relativ junge Dirigent des Ensembles, beherrscht eine profunde, eigenwillige Schlagtechnik und beweist hohen Geschmack. Aller- dings geriet manche Cantilenestelle et- wa zu aufgeladen, zu gespannt. Ohne Zweifel ist Layer aber auf dem Weg zu einer Mozartreife, zu der man das Or- chester nur beglückwünschen kann. Als der stürmische Beifall des Publi- zögerung der Umfahrung, wolle sich aber entschieden dafür einsetzen, daß die Variante 2, die keine Aussicht auf eine umweltgerechte Umfahrung von Kitzbühel bringt, ausgeschieden wird. Man müsse Kitzbühel vor dieser Trasse im Interesse der Sicherung des Naher- holungsraums vor allem im Sommer, verschonen. Der angekündigte Vollauto- bahnanschluß, der das ganze Tal zwl. schon Lebenberg und Burgstall einneh- men würde, wurde als fürchterliches Bauwerk bezeichnet. Es wurde darauf verwiesen, daß die Variante 2 die inner- städtischen Verkehrsprobleme und die Parkplatzmisere in Kitzbühel, die für die gesamte Bevölkerung und den Frem- denverkehr von entscheidender Bedeu- tung sind, nicht gelöst werden. kums verklungen war, war weit mehr geschehen als ein glanzvolles musika- lisches Ereignis. Die Bürger von Kitz- bühel und die zahlreichen aus dem Be- zirk herbeigeeilten Zuhörer (neben vie- len Gästen) manifestierten durch ihr kritisches Musikverständnis und ihre Begeisterungsfähigkeit jenes Ku1turbe. wußtsein ganz überzeugend, das An- spruch auf Pflege erheben darf und Verständnis erwecken sollte, daß damit keine Konkurrenz. sondern eine wert- volle Ergänzung aller bestehenden, der Unterhaltung im weitesten Sinne die- nenden Institutionen möglich wird. Musikalische Veranstaltungen von auch nur einigem Niveau sind heute auf der ganzen Welt förderungsabhängig. In Kitzbühel war es unbestreitbar das Verdienst des Kulturreferenten Vize- bürgermeister Hans Brettauer, eine Wende zur Behebung eines auf die Dau- er beschämenden Notstandes eingelei- tet und, wenn auch zunächst in be- scheidenem Umfang, die Bereitstellung von Förderungsmitteln durchgesetzt zu haben. Die Stadtgemeinde wollte auch durch einen erheblichen Beitrag dem peinlichen Zustand ein Ende bereiten, daß in der Stadt nicht einmal ein Kon- zertflügel zur Verfügung steht, fand aber vorerst keine Gegenliebe bei der Repräsentanz des Fremdenverkehrs. Aber wer auch nur die (bedeutenden) Interessen der Fremenverkehrswfrt- schaft zu vertreten hat, sollte nicht an der Tatsache vorübergehen, daß Kitz- bühel kraft seiner fremdenverkehrs- politischen Stellung Oesterreich reprä- sentiert und damit eine Verpflichtung hat, eines der wertvollsten kulturellen Güter Oesterreichs, erlesene Musik, dem Gast zu bieten. Kitzbühel sollte an Weitblick nicht hinter der wachsenden Zahl österreichischer Fremdenverkehrs- orte zurückstehen, die dieses Aktivum zusätzlich und mit Erfolg für sich bu- chen. Der Rotary Club Kitzbühel hat mit der Raktivierung des Kulturrings einen neuen Impuls gegeben und unter der Patronanz von Kulturreferent Glanzvolles Konzert des Mozarteumorchesters in Kitzbühel
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