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Seite 6 KtzbüheIer Anzeiger Samstag, 23. Feber 1974 Obmann KR Hagsteiner zu ersehen ist: Ganz besonders aufrichtiger Dank gebührt Ihnen für die gastliche Auf- nahme, die wir bei Ihnen während un- serer Informationsreise durch Tirol ge- funden haben. Auch das nicht gerade günstige Wetter hat uns nicht davon abhalten können, mit aller Deutlichkeit zu erkennen, wie schön es bei Ihnen in Kitzbühel ist. Lebendigen Anschauungs- unterricht haben wir bekommen in Ih- rem prächtigen Hotel und durch die Filme vom sommerlichen und winter- lichen Kitzbühel. Darüber hinaus ha- ben wir, eine Woche später, alle schon nach Hause zurückgekehrt, fröhlich Wiedersehen mit Ihrem Ort anläßlich des Hahnenkammrennens feiern kön- nen, das auch bei uns im Fernsehen übertragen wurde und zu dessen guten Verlauf wir Sie herzlich beglückwün- schen. Auch in Deutschland war Kitzbühel wieder in aller Munde! Information für die Eltern 1 . In vielen Schulen und Familien flat- tern nun wieder die Programmhefte der verschiedenen Ferien-Organisatio- nen für die Jugend. Eltern schmieden Pläne für die künftige Sommerze'it, un- ter anderem Sprachferien ihrer Kinder im Ausland, Die Unverschämtheit, mit der „EF"- Prospekte den Markt überschwemmen, fordert mich zur Stellungnahme her- aus, da ich - und andere - im letzten Sommer die allerschlechtesten Ein- drücke gewonnen habe. Die mir bekannten Organisationen unter vielen anderen sind „Oekista" (Oesterr. Komitee für internationalen Studentenaustausch) und „EF" (Euro- päische Ferienschule). Alle Prospekte sind sehr farbig, vielversprechend und vielseitig. Ich kann hier natürlich nicht auf alle positiven und negativen De- tails dieser Versprechungen eingehen. Daher will ich mich auf drei Punkte beschränken, die mir die entscheidend- sten scheinen: Gemäße Unterbringung und Verpfle- gung des Schülers; Sinnvolle und erwünschte Freizeitbe- schäftigung und Kontrolle des jungen Menschen und als wichtigstes Kriterium, ausreichen- de Möglichkeit, die Sprache des Gast- landes gut zu erlernen. Bei „Oekista" wählt man durch Aus- füllen von Fragebogen den Standard der Gastfamilien weitgehend selbst aus, bekommt frühzeitig eine Adresse und kann sich brieflich in Verbindung set- zen. Natürlich hat man keine Gewähr, daß die Familie in allem entspricht, aber man weiß, daß die jungen Leute diese Wochen innerhalb einer Familie erle- ben werden, zu der ungefähr gleich- altrige Kinder gehören. Die Freizeitbe- schäftigung hängt natürlich von der gei- stigen Beweglichkeit. der Familie ab, Sonderwünsche wie Tennis u. dgl. wer- den vermittelt, wenn sie versprochen wurden. Da also die „Oekista" Wert legt auf gute Auswahl der Familien, wird der Schüler auch sprachlich profitie- ren. Alles in allem eine sehr empfeh- lenswerte Organisation. In krassem Gegensatz dazu die ..EF". Die Prospekte versprechen das Blaue vom Himmel und halten fast nichts. Die Preise sind hoch, von „Betreuern" ist selten etwas zu sehen, auf der Reise müssen sich die Schüler selbst verpfle- gen (z. B. bei 23stündiger Fahrt nach Frankreich). Wenn man den großspre- cherischen Text des Prospektes durch- liest und mit den Eindrücken von Tele- fongesprächen mit Betreuern und vor allem mit den Tatsachen vergleicht. dann wird einem zur Gewißheit, daß bei ..EF" alles Geld und alle Zeit in Quantität gesteckt wird und für Quali- tät weder Mühe noch Geld übrigbleibt. Nur in kurzen Stichworten einige Beispiele: ..Sorgfältig ausgewählte Fa- milien" entpuppen sich als überhaupt keine Familien, sondern alleinstehende arme Frauen, die so viele Leute wie möglich in einen Raum stecken wollen, oder als invalide Männer. deren Frauen tagsüber außer Haus sind und den Kin- dern als Tagesration einen undefinier- baren Sack .snrich Sandwich" in die Hand drücken. Und ähnliches mehr. Die Reisebegleiter kümmern sich an Ort und Stelle kaum um die Jugend, Sonder- wünsche werden nicht organisiert. Mein 13jähriger Sohn z. B. hätte in England außer in der Schule kaum Englisch re- den können, weil niemand mit ihm sprach. Er mußte sich seine Gesprächs- partner selbst auf der Straße suchen. Der nächste Punkt wäre die Kontrolle der jungen Leute. Darüber gehen na- lürlich die Ansichten auseinander. Ein ut erzogener Bub oder Mädel kennt selbst gewisse Grenzen. Aber daß 15jäh- zige Mädchen an der Riviera ohne jede Aufsicht sind, die ganze Nacht unter- wegs sein können. ohne daß jemand nach ihnen fragt, das sollte auch groß- zügigen Eltern zu denken geben. Das einzige, was bei .‚EF" halbwegs der Ankündigung entspricht, ist der vormittägliche Unterricht. Allerdings ist die Unterrichtswelse sehr leger und die Strapazen der kilometerlangen Wege zur Schule so groß, daß sich die Frage stellt, ob das Ergebnis den Auf- wand lohnt. Aus diesem Grunde hat man bei „Oekista" auf Theorie verzich- tet und legt allen Wert auf praktische Ausübung der Sprache in gutbürger- liehen Familien. Für alle meine Behauptungen kann ich Beweise erbringen und ich kann Ihnen auch andere Familien mit gleichen Er- fahrungen nennen. Mit den Praktiken solcher Organisationen, deren Unver- r-iögcn die Jugend auszubaden hat, soll- te sich einmal das Unterrichtsministe- - rium befassen. Wenn Sie als Eltern Ihre Kinder Sprachferien im Ausland erle- ben lassen wollen, kann ich nur drin- gend von der „EF" abraten. Elisabeth Fischer, St. Johann in Tirol Zum Konzert des Mozarteum- Orchesters in Kitzbühel Die Initiatoren des in Gründung be- findlichen „Kitzbüheler Kulturringes" sahen ihrer ersten Veranstaltung mit einiger Besorgnis entgegen. Ein Mißer- folg, sowohl seitens des Publikumser- folges als auch seitens der Darbietun- gen hätte den Bestand des Kulturringes echt in Frage gestellt. Die Sorgen wegen des Publikumser- folges wurden bis zum Beginn des Kon- zertes nicht kleiner, aber nicht wegen der mangelnden Nachfrage, sondern wegen des Andranges. Es konnten bei weitem nicht alle Kartenwünsche er- füllt werden, obwohl in den schönen Saal der Handelskammer bis zur Gren- ze des Fassungsvermögens noch zusätz- lich Sitze eingeschoben wurden. Das kleine Streicherensemble spielte sich dann auch bald in die Herzen der fest- lich gestimmten, erwartungsvollen Zu- hörer und die Auswahl der Werke war vortrefflich: nicht zu schwer für die, die wenig Gelegenheit zum Konzertbe- such haben und gefällig auch für jene, die oft weite Fahrten unternehmen, um in Konzertsäle zu kommen. Man sah froh gestimmte Leute aps fast allen Or- ten des Bezirkes, von Hopfgarten bis H(-Ichfilzen. Man kam nicht, um ge- sahen zu werden, sondern um zu hören und das war nett so. Aus diesem Publikum könnte sich eine echte Interessengemeinschaft bil- den. die sehr empfänglich für weitere kulturelle Veranstaltungen ist. Von vielen Seiten wurde die Hoffnung aus- gesprochen, daß es dem Kulturring ge- lingen möge, erfolgreich den begonne- iaen Weg zu beschreiten. Am guten Willen der Proponenten des Kitzbüheler Kulturringes, an deren Spitze mit Hofrat Dr. Hans Szekulics ein Mann steht, der durch eine jahr- zehntelange Kunstbegeisterung und durch seine persönlichen Kontakte zu Künstlerkreisen prädestiniert für die- sen Platz ist, wird es nicht fehlen. Am guten Willen der Kunstbegeisterten ist ebenfalls nicht zu zweifeln. Bleibt die Hoffnung auf den guten Willen von Gemeinde und Fremdenver- kehrsverband, ohne den es sehr schwer sein wird, gute Wurzeln zu schlagen. Einstweilen sind die Initiativen, wie so oft in kulturellen Angelegenheiten, noch in privaten Händen, doch wenn der Kulturring ein Erfolg wird, werden sich sicher auch Persönlichkeiten des öffent- lichen Lebens einfinden. die ‚immer schon dafür waren". Nochmals vielen Dank dem Kitzbü- heler Kulturring und guten Erfolg für die Zukunft,
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