Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 16 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. Dezember 1975 identifiziert werden konnten. In einer großen Gartenanlage wurden von vie- len Ländern der Erde Blumen und Bäu- me zur Pflanzung geschickt und eine in dieser Anlage montierte Glocke, „The Peace Beil", soll von jedem Besucher zur Mahnung an den Frieden, geläutet werden. Jedes Jahr am 6. August treffen sich 40.000 bis 60.000 Menschen im Peace-Memorial-Park zum Gedenken der Toten. Heute ist Hiroshima wieder eine große, moderne Stadt mit 800.000 Einwohnern. die von vielen Ausländern. hauptsächlich von amerikanischen Tou- risten, besucht wird. Am Schluß unseres Auftretens in Hiroshima bekamen wir sehr viele Blu- men, die wir am nächsten Tag sofort in das Atomic-Spital brachten; zur großen Freude der Patienten. Einen großen Eindruck machte auf uns auch die Hauptstadt von Zentral-Japan: N a - g o y a. Mit zwei Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Japans, wurde sie im Kriege durch Bomben schwer zerstört und nach einer 2jährigen Planung wie- der aufgebaut. Breite Straßen, wie die Ringstraße in Wien, durchziehen qua- dratförmig die Stadt mit vielen Gärten. Springbrunnen und Monumenten. Es ist eine der bestgeplanten und modern auf- gebauten Städte Japans. Der Hafen ist unter die zehn größten der Welt einzu- stufen. Der Nagoya-Airport zählt mit Tokio und Osaka zu den größten Flug- plätzen Japans. Am Hauptbahnhof wer- den täglich tausend Züge mit 160.000 Menschen abgefertigt. Viele Universitä- ten, Sportzentren, Auto-, Stahl-, Glas-, Porzellan- und Metallfabriken sowie Theater und große Feste stempeln diese Stadt zur Außergewöhnlichkeit. Inter- essant ist besonders das drei Kilometer lange Einkaufszentrum unterhalb der Hauptstraße, so daß man auf der Haupt- straße fast keine Menschen sieht und sich das ganze Geschäftsleben unterhalb ab- spielt. In Kohchi, der Hauptstadt der Insel Shikoku, zeigte man uns als Sonderheit Hähne mit zwölf Meter langen Schwanz- federn und als Attraktion, große Rott- weiler-ähnliche Hunde, die zum Kampf gegeneinander abgerichtet wurden. Es war nicht gerade unser Geschmack, zu- zusehen, wie der eine dem anderen die Gurgel durchbeißt. Unsere vorletzte Station war F u k u - o k a, auch Hakata genannt, bestand ei- gentlich aus zwei Städten, der zweite Name war Kita Kyushu. Mit 4,100.000 Einwohnern eine große Industriestadt, Stahl-, Eisen-, 'Maschinen-, Metall- und chemischen Fabriken, aber auch Lebens- mittelindustrie für Tee, Reis, Gemüse und Früchten. Die Stadt hat 22 Univer- sitäten, 403 Spitäler, 3254 Kliniken und 68 Altersheime. Als wir Fukuoko er- reichten, lag für uns eine Einladung zum Dinner vor. Gastgeber war die Fa- milie Harada, die 43 Cafe-Konditoreien besitzt. Frau Harada ist Hamburgerin und beide sind große Tirol-Freunde. Vie- le Leser der Tiroler Tageszeitung wer- den sich noch an den Bericht im heuri- gen Sommer erinnern, bei dem über 17 Burschen aus Innsbrucker Bergsteiger- kreisen unter Führung von Klaus Put- tinger von der Familie Harada nach Ja- pan eingeladen waren. Es war ein phan- tastisches Abendessen und vergnügliche Stunden, welche wir mit Mrs. Harada erleben konnten. 1V[r. Harada war leider nicht anwesend, denn er weilte ausge- rechnet bei einem Polterabend seiner Freunde in Innsbruck. In Fukuoka hat- ten wir am Sonntag auch zwei Vor- stellungen im größten Kaufhaus, „Dal- rnaru". im 9. 5 t o c k. Das Kaufhaus wurde renoviert und neu eröffnet. In den meisten Städten Japans ist jeder Sonntag auch Geschäftstag und es herrschte ein ungeheuerlicher Andrang. Schon auf der Straße vor dem Kauf- haus wurde der Zutritt mit Absperrlei- nen geregelt und in jedem Stockwerk war Polizei mit Helfern eingesetzt, um den Verkauferstrom zu regeln und zu lenken. Bei einer Feuerkatastrophe wäre es wohl unmöglich, noch herauszukom- men. Am Abend waren wir Gäste die- ses Kaufhauses mit einem lustigen japa- nischen Dinner. Unsere letzte JAL-Night war in Naha auf der Insel Okinawa. Während des Krieges wurde die Insel vollkommen zerbombt und von den Amerikanern be- setzt und als Stützpunkt für Luftwaffe und Marine ausgebaut. Alle Schäden des Krieges sind inzwischen verschwun- den und die Insel vor zirka fünf Jahren an Japan zurückgegeben. Viel Geld wird seither investiert und die Insel als Frem- denverkehrszentrum angepriesen. Teile dieser Stadt ähneln sehr an Hongkong. Nach unserem Auftritt bei JAL hatten wir noch eine weitere Vorstellung im Okinawa-Grand-Castle-Hotel, das eine Welt-Bierausstellung veranstaltete. Alle Biersorten der Welt konnte man kaufen —nur keines aus Oesterreich. So muß- ten wir uns mit Löwenbräu, Carlsberg, Tuborg, Kronenburg usw., begnügen, aber es war endlich wieder einmal ein gutes Bier. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Tokio waren wir zu einem sehr gu- ten japanischen Abschiedsessen in dem berühmten „Matsubaya" von Japan-Air- Lines eingeladen, verbunden mit Vor- führungen japanischer Tänze und Ge- sängen. Die Pracht und der Reichtum dieser alten Kostüme ist einzigartig und kaum zu glauben, daß das Kostüm der Haupttänzerin zwischen 80.000 und 100.000 Schilling kostet. Der Vizepräsi- dent der JAL bedankte sich mit sehr netten Worten für unseren Einsatz und den reibungslosen Verlauf der ganzen Tournee. Jeder von uns erhielt ein Ge- schenk. Einige Direktoren mit dem Be- treuerteam blieben auch am letzten Tag bei uns, bis unsere Maschine abflog. Was uns diesmal besonders aufgefal- len ist, war dLr unglaubliche Verkehr in jeder Stadt, die Eleganz und nach der letzten Mode gekleideten Frauen und Männer (einen Mann ohne Anzug und Krawatte sieht man fast nie), die vielen überbelegten Eisenbahnzüge, die immer ausverkauften Flugzeuge, die auch von ärmeren Schichten der Bevölkerung ge- bucht werden, der harte Arbeitseinsatz der Bevölkerung von früh bis spät in die Nacht. In den Hotels, die wir auf unserer Reise kennenlernten, gibt es 24- Stunden-Service auf die Zimmer für je- de Mahlzeit. Schwierigkeiten hatten ei- nige Mitglieder der Gruppe mit der Schlafumstellung. dem Essen und der damit verbundenen Lebensweise. Es war viel Disziplin und Pünktlichkeit not- wendig, um jeden Tag das Auf tritts- und persönliche Gepäck auszupacken und bereitzustellen und nach jeder Vorstel- lung wieder f 1 u g g e r e c h t zu ver- packen, es waren immerhin an die 40 Gepäckstücke. Leider wird nach wie vor das Gepäck zum und vom Flugzeug sehr grob behandelt und fast alle Ge- päckstücke wurden beschädigt. Die Mitglieder der Gruppe befleißig- ten sich eines besonders konzentrierten Einsatzes, denn außer den bereits vorher bestimmten Auftritten, wurden in letz- ter Minute improvisierte Vorstellungen angesetzt und nur unserer jahrelangen Erfahrung und Routine war es zu ver- danken, daß jeder Auftritt ein Erfolg wurde. Wir wunderten uns immer wie- der über die Begeisterung und den Bei- fall des japanischen Publikums, der manchmal sogar größer als bei Tiroler Abenden in der übrigen Welt, war. Es ist dies wohl ein absolutes Verdienst der guten Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe, wofür ich einmal an dieser Stelle allen meinen Mitgliedern der Gruppe einen wohlberechtigten Dank aussprechen möchte. Wir haben auf dieser Tournee wieder viele neue Freunde gewonnen und die überaus große Gastfreundschaft, Höf- lichkeit und Fröhlichkeit der Japaner neuerdings kennengelernt, aber auch das Versprechen erhalten, bei Europa- Oesterreich-Reisen auch unser Kitzbühel zu sehen, wenn auch momentan das Ziel der großen japanischen Reisegruppen hauptsächlich auf die europäischen Großstädte, in Oesterreich auf Wien, Salzburg und Innsbruck, konzentriert ist, so wird doch in nächster Zukunft auch in kleineren Urlaubs- und Winter- sportorten ein verstärkter Zustrom von Japanern festzustellen sein und damit wäre ja dann der Hauptzweck unserer Werbetourneen in den Fernen Osten, erfüllt.
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