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Der Prinz of Wales als höchster Ehrengast bei den 10. Oesterreichischen Jugend- skimeisterschaften am 11. Februar 1935 in Kitzbühel bei der Burgstallschanze. Den Sprunglauf gewann damals Bubi Bradl mit einem 65-m-Sprung. - Im Bild links die königliche Hoheit; Mitte sein Skiführer und Skilehrer Rudi Neumayr im Schnürisamtanzug. Samstag, 22. März 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 21 alles Dinge, die für diese Sportart be- stimmt nicht zukunftsweisend sind. Zwar ist man im Fremdenverkehrsver- band immer der Meinung, die Loipen werden nur für die Fremdengäste ge- macht, und dafür genügen eben ein paar Spuren im Flachen. Man sollte doch be- denken, daß es Einheimische waren, die diesen Sport wieder populär gemacht haben. Heute sind es aber nicht nur Einhei- mische, sondern auch schon viele Gäste, die interessantere und anspruchsvollere Loipen suchen. Kitzbühel hätte sicher nie diese weltweite Bedeutung für den alpinen Skilauf erlangt, wenn es nur die Skiwiese gegeben hätte. Was die Skischule hier den Gästen bietet ist mehr als bescheiden. Führun- gen ins Gelände z. B. werden dem Gast Am 5 Februar 1935 traf seine könig- liche Hoheit, Prinz of Wales. mit dem Arlbergxpi eß ih Kitzbühel ein und re- idierte im Grandhotel. Seinem Wunsche entsprechend wurde von einem offiziel- len Empfang abgesehen. in das Gäste- buch des Grandhotels trug sich der Prinz als Earl of Chster ein. In seiner Begleitung befanden sich Miß Bessi Simpson, Lord Dudley und Baronet Gil- by. Der englische Thronfolger galt da- mals als der, reichste Mann der Welt, als der umworbenste und gleichzeitig auch als erster Sportsmann Von England. Die ganze Welt beneidete damals Kitzbühel um diesen prominenten Gast. Der Prinz besuchte in den ersten Tagen seines Aufenthaltes alle Sportan- lagen unserer Stadt. Er interessierte sich für das Eislaufen, den Curlingsport, den Eishockeysport und natürlich für den Skisport. Er sprach gut deutsch; skifah- ren erlernte er schon 1914 in Oslo, da- mals als Gast seiner Tante. der Königin von Norwegen. Seinen ersten Skiausflug in Kitzbühel unternahm der Prinz in Begleitung von Dr. Carl Graf Lamberg und Capv Brak- ken jun.. dem Kandaharsieger. Am zwei- ten Tag wurden ihm bei der Bezirks- hauptmannschaft vier Skilehrer vorge- stellt. Der Prinz nahm jedoch den ihm von Major Bracken empfohlenen Ski- führer Rudi N e u m a y r. Der Prinz, der seit 20 Jahren nicht mehr auf Skiern gestanden war, mach- te mit Rudi Neumayr kleine Schußfahr- ten auf der Skiwiese. Dort waren ihm aber zu viele Leute und so verlegte er seine skisporilichen Ausflüge auf die 1-14nge von Hausgrub. zu den larnbe'gi- sehen Wiesen des heutien Golfplatzes und nach Bichin. Schußfahrten mach- ten ihm sichtlich Freude. Zu Hausgrub schloß sich am dritten Urlaubstag auch seine spätere Gemahlin, Bessi Stmpson. einem Skiausflug an. Da es aber naß und kalt war, verlor sie die Freude an die- sem Sport und war dann nie mehr auf überhaupt nicht geboten. Auch der Ver- leih der Ausrüstung läßt sehr zu wün- schen übrig, kein Wachsservice, schlecht gepflegte Ski, nasse Schuhe usw. sind kein Renommee für Kitzbühel. Dieser langen Liste von negativen Feststellungen sollte man auch etwas Positives hinzufügen. Der kostenlose Zubringerbus von der Stadt zum Brug- gerhof und zurück ist eine sehr gute Sache. obwohl die Verantwortlichen ei- nige Jahre brauchten, um die Notwen- digkeit einer solchen Einrichtung zu er- kennen. Im Interesse aller Langläufer wäre zu wünschen, wenn man sich in Zukunft echt zur Sache bekennen würde und das Ganze nicht so konzept- und ideen- los wie bisher betreibt. R. Schlemaier, Kitzbühel Skiern anzutreffen. Schnee gab es in diesem Winter genug, aber auch Regen. Bei einer Skifahrt war auch der dama- lige Studentenweltmeister und heutige Prof. Dr. Hermann Berger, Primar des Krankenhauses der Stadt Kitzbühel, da- bei. Gemeinsam suchten sie in einem Stadi Unterschlupf vor dem Regen, ob- wohl dem Prinzen normalerweise der Regen beim Skifahren nicht viel aus- machte. Was er nicht wollte, das war das Publikum und in Kitzbühel war man sehr auf einen geruhsamen Urlaubsauf- enthalt des Prinzen bedacht. Selbst mischte er sich aber gerne „ins Volk". Er unterhielt sich mit dem da- mals in Kitzbühel weilenden Weltmei- ster im Eiskunstlaufen, Karli Schäfer, er besuchte Tiroler Abende bei Toni Praxmair, besuchte die Gasthöfe Straß- hofer und Eggerwirt, machte Schlitten- fahrten nach Aurach und nach Reith und überall hin mußte ihn Rudi Neumayr begleiten. Dieser, den Rucksack voll be- packt mit Delikatessen, brachte diesen aber meistens wieder voll mit zurück. Unser Bild vom Jugendspringen auf der Burgstallschanze mit dem Prinzen auf der Tribüne ging damals um die ganze Welt. Es wurde aber nicht der' Prinz gefeiert, sondern Rudi Neumayr' in seinem neuen Schnürisamtanzug, da die Reporter glaubten, Rudi sei der Prinz. Dieser soll darüber sehr gelacht haben. Der neue Anzug von Neumayr hat ihm aber so gut gefallen, daß er sich ebenfalls einen solchen beim Schneidermeister Ganzer machen ließ. Er trug auch manchmal einen Kitzbühe- 1er Janker, damals entworfen von Kunst-- maler und Trachtenkenner Maximilian; Erler und ausgeführt von Schneidermei- ster Ganzer. Während des Aufenthaltes des Prin- zen in Kitzbühel wurde auch ein Promi- nentenball im Gasthof Harisch veran- staltet, Als Balimusik wurde die da- malige „Pöll-Musik" engagiert. Dieser Kapelle gehörten damals an: Josef Ga- steiger (Kapellmeister) und Nikolaus Gasteiger vom Pöllbauern in Gundha- bing (Flügelhorn). Toni Egger (Eupho- nium). Roman Jöchl (Posaune) sowie Vater und Sohn von Hof Hochegg Josef Gasteiger sen. (Baß) und Josef Gastei- ger jun., der heutige Stadtkapellmeister, (Trompete). Das Honorar für den Abend betrug für die Musik sage und schreibe t a u s e n d Schilling. ‚So nobel ist es; uns noch nie ergangen", sagten die Mu- siker, denn ihnen wurde weiters auch aufgetischt" was das Herz erfreute. Mit dem Geld hätten sich damals alle sechs Mann neu einkleiden können. Getanzt Der Prinz of Wales vor 40 Jahren in Kitzbühel
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