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Samstag, 12. April 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 a -- Hans chlossermeister Graswander zum Gedenken Am 29. März 1975 starb In Kitzbühel der Schlossermeister in Ruhe Hans Gras- wander im 95. Lebensjahr. Als Mitbe- gründer des Heimatmuseums im alten Getreidekasten und als erster Obmann des Museumsvereins hat sich der Ver- storbene große Verdienste erworben Bei seinem Begräbnis gab ihm eine große Anzahl von Leidtragenden die Eh- re des letzten Geleites. Voran die Helm- kehrerkameradschaft, die Freiwillige Feuerwehr und der Meisterverein mit ihren Fahnen, die Zunftstange der Ti- roler Schlosserinnung, Bürgermeister LAbg. Hans Brettauer mit dem Gemein- derat. die Mitglieder der Siebenerlei- Handwerkerzunft und viele Mitbürger aus Kitzbühel und den Nachbarorten. Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann Dannin- ger hielt den Trauergottesdienst und würdigte in seiner Ansprache in der Stadtpfarrkirche das Wirken des Ver- storbenen. Am offenen Grabe dankten ihm für seine Leistungen im Dienste der Allgemeinheit Bürgermeister LA Hans Brettauer, der Landesobmann der Schlos- serinnung Lorenz Blattl und der Bez.- Kmdt, der Freiwilligen Feuerwehr Ste- fan Brunner. Johann Graswander wurde am 27. De- zember 1880 als Sohn des Bergknappen und Eisenwarenhändlers Matthias Gras- wander und der Sägewerksbesitzers- tochter Walpurga Thurwieser, Kramsach im alten Schießstandhäusl in Kitzbühel geboren. Nach dem Pflichtschulbesuch bei dem unvergeßlichen Schuldirektor Franz Walde erlernte er beim Bruder seines Vaters, Josef Graswander, das Schlosserhandwerk,Dje Graswan der'sche Schlosserwerkstatt befand sich damals in der Jochberger Straße, im heutigen Kaufhaus Graswander. Nach seiner Ge- hilfenzeit bei Meister Klaus Brunn- schmid d. Ä. in St. Johann in Tirol, des- sen Betrieb vor allem auf die Erzeugung von Stinglwaagen spezialisiert war, machte er sich 1905 im Hause des Re- chenmachers Ziepl in der Franz-Erler- Gasse. heute Hotel Hofer. selbständig. Im Jahre 1909 kaufte er von der Witwe Heliriegi das damalige Adjunktenhaus in der oberen Gänsbachgasse und ver- legte auch seine Werkstatt dahin. Wäh- rend des Ersten Weltkrieges wurde Mei- ster Graswander für die Munitionsfabrik in Jenbach dienstverpflichtet, wo seine Arbeitskraft und sein Fleiß zur Geltung kamen. Im Laufe seiner jahrzehntelangen Mei- stertätigkeit bildete der Verstorbene vie- le Dutzend Lehrlinge aus und vermittel- te ihnen eine gediegene Berufsausbil- dung. Graswander war zeit seines Le- bens ein tüchtiger Meister, der sich be- sonders für Türen- und Truhenschlösser und für die Erzeugung von Schlüsseln auszeichnete. Auch viele Kunstschlosser- arbeiten zeugen heute noch von der Fer- tigkeit des Verstorbenen. Hans Graswan de: gilt auciT als Erfinder. Als er näm- hei in den zwanziger Jahren mi:machen rnuße, wie Rinder im Feuer elendig zu- grunde gingen, konstruierte er eine Pa- tentvcrrich:ung, mittels welcher es je- dem kleinen Buben möglich war, die Kü- he be: Gefahr aus dem Ketterhang 2U e n assen. Hans Graswander im Heimatmjseum; En c.er Oeffentlichkeit trat Hans Gras- wander schon 1905 in Erscheinang. Er trat dem Meisterverein bei; die 1905 e- weihte Fahne dieses Vereins wurde bei se:nem Begräbnis mitgetragen, Im Fe- ber 1915, kurz vor seiner Einberuf..ji zum Militär, gründete er mit Urban mermartn die seit 1627 bestandene „Zunft der Sieben Handwerke zu Ktzbühel', die vcrher mehrere Generationen in Ver- gessenheit geraten war. Die junge, wie- dergegründete Zunft erhielt aus der Hand von Maria Witwe Mamcser vorn Hotel Tie.enbrunner, dem Stammlokal der Zunft, die Zunfturkunde, gegeben yen Erzherzog Leopold am 27. Feher 1627, die Zunfttruhe (heute 1-leimat- mas2um) und das Zunftbuch und die traditionellen ‚.Tinzltage" erlebten -'-,Ire Auferstehung bis zum heutigen Jahr. Der Verstorbene war auch zeitlebens mit der Freiwilligen Feuerwehr unserer Stadt verbanden. - Noch unter }aupt- mann Anton Rothbacher wurde er :902 in die Schlauchmannschaft aufgenonz- man. Sein nachhaltigster Eindruck im Feuerlscnwesen war sein Einsatz beim grollen Brand in der Gänsbachgasse am RoserLkranzsonntag, 3. Oktober 1914. bei welchem der Wehrmann Sebastian I-e- chenbe:ger tödlich verunglückte und Graswander durch das herabfallende Fürdach des Grünwaldhauses am Kcpf getroffen wurde. Hätte unser Verstorbe- ner damals keinen Stahlhelm getragen, wäre er, wie er selbst berichtete, mit dem Leben nicht davongekommen. Er beende-,e seine aktive Feuerwehrtä tig- keit als Löschmeister und wurde von ei- nen Kameraden öfters geehrt. Bei kame- radschaftlichen Anlässen, aber auch bei Uebungen und zum Florianikirchgang, war er bis in sein letztes Lebensjahr aktiv. In den Gemeinderat wurde Hans Gras- wander am 30. Oktober 1931 als Ersatz für den zurückgetretenen Stefan Brun- ner berufen. Als Gemeinderat war er bis 1935 unter fünf Bürgermeistern tä- tig. Carl Planer, Ernst Reisch, Josef He- rold, Max Werner und GenMjr. H. Wolf. Unvergeßliche und für alle Zeiten blei- bende Verdienste errang sich Graswan- der mit der Gründung des Heimat- museums im Getreidekasten des Forst- amtsgebäudes. Er richtete dort schon 1932 die „Graswander'sche Sammlung" ein und 1933 wurde diese Sammlung mit den urgeschichtlichen Funden von der Kelchalpe des Univ.-Prof. Dr. Richard Pittioni, die bisher im Rathaus unterge- bracht war, vereint. Am 5. Okt. 1934 wurde beim Eggerwirt ein Museumsver- ein gegründet und Hans Graswander zum Obmann gewählt. Die feierliche Er- öffnung des Museums fand schon vor- her, am 15. Juli, statt. Die Einweihung erfolgte durch Weihbischof Dr. Johan- nes Filzer, einem geborenen Kitzbüheler, Hans Graswanders Ziel war erreicht, er erhielt für seine Tätigkeit viel Lob und Ehre. Bis in sein hohes Alter blieb er dem Heimatmuseum treu, besuchte es bis zu seinem letzten Lebensmonat jede Woche und ließ sich vom jetzigen Mu- seumsleiter über alle Neuzugänge infor- mieren. Kitzbühel wird Hans Graswander nicht vergessen; das Heimatmuseum wirbt für ein Porträt Graswanders durch einen heimischen Künstler, denn bisher ziert nur eine Photographie die Graswander- sehe Sammlung. Fernsehsender am Schattberg im Juni? Seit langem bemüht sich die Stadt- gemeinde mit Bürgermeister Hans ret- tauer an der Spitze um den raschen Bau eines Fernsehsenders am Schattberg. Der Empfang der beiden ORF-Program- me läßt in einigen Stadtteilen Kitzbühels sehr zu wünschen übrig. Vor wenigen Tagen hat nun der neue Generalintendant auf eine neuerliche Anfrage von seiten der Stadt in einem Brief geantwortet: Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Besten Dank für Ihr Schreiben vom 17. Feber 1975. Ich habe mich um Ihr Anliegen bemüht und möchte Ihnen das Ergebnis meiner durchgeführten Ermitt- lungen bekanntgeben. Die Inbetriebnahme der Fernseh-Ein- heits-Sendestatjon Kitzbühel ist laut Ausbauplan für 1975 vorgesehen. Die 'Stadt Kitzbühel hat am 11. November 74 1 mit den laut Vertrag von ihr zu leisten- den Arbeiten begonnen und diese knapp vor Wintereinbruch abgeschlossen.
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