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Samstag, 12. April 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 24. und 25. Jänner 1976 nach Kitzbühel Tag und Nacht dafür, daß alles zur be- fektionierung des Stils und Könnens bei kommen! sten Zufriedenheit der hohen Gäste ab- den Roten Teufeln von Kitz und der Die Kitzbüheler Tischrunde wurde nun lief. - Minister will möglichst viele Abfahrts- zu einem Gegenbesuch nach Hintertal Sowohl der deutsche Bundespräsident kilometer konsumieren. Kitzbühel darf eingeladen, um Einzelheiten zu bespre- und seine Gemahlin als auch der Innen- sich noch nachträglich über die Auf- chen. Der Besuch beim Bundespräsiden- minister und seine Familie wollen wie- merksamkeit, die Betreuung und das ten der BRD wird schon in den nächsten derkommen. Frau Maihofer wegen der darob geäußerte Lob des deutschen Bun- Tagen erfolgen. herrlichen Langlaufmöglichkeiten, die despräsidenten und des deutschen Innen- Töchter des Ministers 711r weiteren er- f- f-,- Ueber Neckermann-Reisen hatte sich ein weiterer hoher Besuch aus der Bun- desrepublik eingefunden. Der Bundes- minister für Inneres Prof. Dr. Maihofer hatte zehn Tage Osterurlaub im Harisch- Hotel Goldener Greif gebucht. Auch in diesem Falle war eine vollkommene In- formationssperre seitens Kitzbühel ein- gehalten worden, um den Gästen wirk- liche Ruhe und Erholung garantieren zu können. Die Ministerfamilie wurde sei- tens Kitzbühel zu einem Abendessen in das Hotel Bichihof eingeladen, an dem neben dem Minister, seiner Gemahlin und den drei Töchtern auch Bezirks- hauptmann Hofrat Dr. Hans Trentina- glia, der FVV-Obmann von Kitzbühel, KR Wolfgang Hagsteiner, und der Direk- tor des FVV Dr. Josef Ziepi teilnahmen. Minister Maihofer war von der Freund- lichkeit und Gastlichkeit in Kitzbühel und im Hotel Goldener Greif voll des Lobes. Ein großes Kompliment machten die hohen Gäste, die das internationale Parkett zu ihrem Zuhause zählen, der Familie Bachler für das echt österreichi- sche Ostermenü. Im Verlauf des Abendessens wurde viel über den Skisport gesprochen. Mini- ster Maihofer, ein dynamischer und her- vorragender Skiläufer, genoß, wie er selbst sagte, den Skiurlaub in vollen Zü- gen. Wohlbehütet von den Sicherheits- beamten und den Skilehrern befuhr er im Laufe der zehn Tage den ganzen Ski- großraum Kitzbühel. Er war von den Möglichkeiten angenehmst berührt. Kri- minalinspektor Feyrer und seine deut- schen und österr. Kollegen sorgten Minister Prof. Dr. Maihofer (im dunklen Skianzug) mit einem Kriminalbeamten auf der Piste. Musica sacra auf der Hammond-Kirchenorgel In konservativen Musikerkreisen, teils aber auch im Klerus, gilt die Hammond- Kirchenorgel noch immer als sicheres äußeres Zeichen eines nicht aufzuhalten- den inneren Verfalls jahrhundertetiefer europäischer Kirchenmusik. Schuld dar- an trägt vornehmlich die ifespielung der- artiger Orgeln durch mittelmäßige bis schlechte Organisten. Aber die Ham- mondkirchenorgel ist viel besser als ihr fälschlich mit der alten „Kinoorgel" ver- mantschter Ruf. Wenn hier dieser Art von Orgel eine Lanze gebrochen wird, so freilich im Zusammenhang mit der Improvisationskunst der heimischen Komponistin Prof. Maria Hofer. Sie, die von der alten Kirchenorgel kommt - die Orgelkonzerte ihrer Glanzzeit sind ge- wiß noch in bester Erinnerung - und die mit ihren 81 Jahren nach wie vor die 11-Uhr- und 17-Uhr-Gottesdienste in der Kapuzinerkirche Kitzbühel musika- lisch bestreitet, hat hier eine überra- schende Wandlungsfähigkeit bewiesen. Ein intensives Sich-in-das--Instrument- Hineindenken, die Beschränkung auf dessen Möglichkeiten, aber auch die Aus- nützung der Vorteile, scheinen der Schlüssel zu Maria Hofers Liedbeglei- tungen, ihren Zwischenspielen und Post- ludien zu sein. Die normale Kirchenorgel, deren Töne durch Anblasen von Pfeifen erzeugt wer- den, erlaubt die Verwendung „enger" Intervalle. (Man denke an die Klaster und Tontrauben in modernen Orgelkom- positionen!) Die Hammond-Kirchenorgel mit elektronischer Tonerzeugung bzw. Tonverstärkung erlaubt die gleitenden Intervalle enger Lagen nicht, sondern nur weitgespannte Tondistanzen, da sie, wie der Organist sagt, zum „Schmieren" neigt. Daher auch bei Maria Hof ers Zwi- schenspielen die reichliche Verwendung von Quarten und Quinten. Der für ih- ren Satz so typische archaische Klang ist durch diese dominierende Verwen- dung der „Reinintervalle" bedingt. Und hier bietet sich Maria Hofer - als Mög- lichkeit, und wenn man will als ökume- nische Komponente etwas an, was der unbefangene Hörer wahrscheinlich nicht erkennt, obwohl es präsent ist: die Mit- hineinmischung östlich - musikalischer Elemente aus dem orthodoxen und je- rusalemischen Raum. (Maria Hofer war ja immer „Sammlerin" f) Diese „Fremd- bausteine" erscheinen nur verdeckt, sind in den Satz integriert. Man hört den ori- ginellen Klang, kann ihn aber nicht ana- lysieren. Was aber unbedingt auffällt, ist die weitgehende Aussparung der Terz (die ja eine europäische Erfindung ist und in der Romantik zur völligen Ver- weichlichung der Sakralmusik geführt hat.) Man hat auch bei Maria Hofers Spiel immer das Empfinden, daß sie nie „unvorbereitet" an der Orgel sitzt und aaß sie es sich zur Aufgabe gestellt hat, durch ihren neuartigen Satz (der immer .‚anhörbar" und doch modern ist) neue Praktiken auf die alten Traditionen kirchlichen Volksgesangs zu übertragen und daß es ihr zudem um echte Erhe- bung der Gläubigen durch die Musik - im besonderen im Liederhochamt geht. So ist ihre Improvisation ebenso wie ihre Kirchenliedbegleitung echte kir- chenmusikalische Kunst - eine Not- wendigkeit! - und somit integrierender Bestandteil der neuen Liturgie. Maria Hofer versteht es auch, innerhalb ihrer Satztechnik mit seiner Archaik dem je- weiligen Festkreis gerecht zu werden - ist erden- ist also auch in diesem Punkt flexibel: pastorale Elemente in den Fastenwochen glanzvoll-festliche Elemente zu Ostern. Nie erlegt sie den Versuchungen des In- struments. Klarheit in den Linien, As- kese im Satz und trotzdem Farbigkeit im Ausdruck bilden den Dreiklang, der die Faszination ihres Spieles ausmacht - eines Spieles, dem die dienende Gebärde zugrundeliegt und das noch lange nicht verstummen mag. h. bon.
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