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Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 10. Mai 1975 schiedenen Ministern hatte, daß der Bahnbau doch noch in letzter Stunde eine Wendung zu Gunsten seiner Vater- stadt nahm. Seine Absicht, eine Depu- tation aus den Nachbargemeinden zu- sammenzustellen und mit dieser beim Eisenbahnministerium in Wien vorstel- lig zu werden, mißlang an der Hart- näckigkeit seiner Gegner, die unabläs- sig den Plan Pirchis zu kreuzen ver- suchten. Pirchis Unnachgiebigkeit war es aber zu verdanken, daß er endlich mit drei Herrn, und zwar Johann R u c Tief enbrunnerbräuherr, Egid J ö c h 1, Wirt in Reith, und Franz F r i e d r i c h, Glashüttenbesitzer in Hopfgarten, in Wien durch die Vermittlung des dama- ligen Kriegsministers Grafen K u h n von K u h n e n f e 1 d bei vier Ministern vorsprechen durfte und sogar von Sr. Majestät dem Kaiser Franz Josef 1. in Audienz empfangen wurde. Wie die Chronik darüber zu berichten weiß, sagte der Herrscher Oesterreichs damals zu dem Altbürgermeister Pirchl: „Wir kennen uns ja schon länger, gehen Sie ruhig nach Hause, Ihre Wünsche werden erfüllt werden". Die Deputation glaubte nun ihre Mission erfüllt zu ha- ben, aber die Bahnbauleitung hatte den Auftrag, den Durchbruch durch das Hausertal zu machen und der Bahnhof sollte bei Gundhabing erstehen. Diese Situation ausnützend, hatte Frau R u c h, Tief enbrunnerbräu.-Besitzerin (Anna, geb. Stamer, verehelichte Schlechter und wiederverehelichte Ruch) eine äußerst geistreiche Frau, ihr Bau- ernhaus zu einem schönen Gasthaus umgebaut und ihre an der Trasse gele- genen Gründe fast kostenlos zur Ver- fügung gestellt. Wieder begann für Pirchl die Jagd nach Durchbringung seines Projektes, ungezähltemale durch- fuhr er mit seinen Pferden und Wagen März 1937, um 10.15 Uhr, wurde von der Hahnenkammbahn der 40.000 Fahrgast befördert. Wie uns mitgeteilt wird, dürf- te der heurige Winter die beste Saison für die Bergbahn AG sein. Noch in kei- nem Jahr wurden die 40.000 so früh erreicht; im Vorwinter überhaupt nicht. Die 40.000ste, Lisi Tearing, Eckinger- hof, erhielt einen Fahrscheinblock. Hochfilzen. Komponist. Im Vorjahr wurde der Kapellmeister Robert Kup- peiwieser, Sohn des hiesigen Schuldi- rektors Karl Kuppeiwieser, für das preußische Staatstheater in Kassel ver- pflichtet. Am 15. März 1937 brachte der Reichssender Stuttgart verschiedene Lie- der von Kuppeiwieser zum Vortrag. Kitzbühel. Auslandsarbeit. Am 7. April 1937 verließen 40 Mann den Heimat- bezirk Kitzbühel, um im benachbarten Bayern Stellung zu beziehen. Das Ar- beitsamt Kitzbühel gibt bekannt, daß weitere landwirtschaftliche Arbeitskräf- te, aber auch Gastgewerbepersonal im Raum Rosenheim Beschäftigung finden können. bei Nacht und Nebel den Hopfgartner Wald, um in Wörgl bei der dort statio- nierten Bahnbauleitung auch den An- schluß über Kufstein—Rosenheim nach Salzburg zu erreichen, doch die vielen Meinungsverschiedenheiten mit dem Oberbaurat Baron Schwarz konnten nicht überbrückt werden. Mittlerweile kam von „oben herab" der Auftrag, daß der Bahnhof, zwar nicht, wie es Pirchl wollte, bei der Horn- wegübersetzung oder am Hinterbräu- felde zu stehen käme, weil dies aus technischen Gründen nicht möglich wä- re, jedoch in der Nähe der Bierquelle des Tiefenbrunner-Bräuhauses gebaut werden wird. Damit kann man auch den Wünschen der Tiefenbrunner- bräu-Besitzerin, Frau Anna Ruch, ein wenig näher, die sich redlich große Mühe gab, durch freundliches Entgegen- kommen den Bauleitern gegenüber ihren Plan durchzuzwingen, den sie mit dem netten Spruch: „Zieh'n die Schimmel nicht, zieh'n die Fuchsen", das beste Ge- leite gab. Das zur Geschichte der vor 50 Jahren zum erstenmal um die Stadt Kitzbühel ihren Weg gefahrenen Giselabahn. Die Stadt hatte an diesem ersten Au- gust-Samstag 1875 ihren ersten Flaggen- schmuck. Die Stadtmusik zog aus, die Schulkinder nahmen an der Begrüßung Ihr Ehrentag! Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden. Nicht jedem auf dem Erdenrund ist dieses große Glück beschieden. So sagt ein altes Dichterwort, das sollten wir bedenken und nicht nur heut' am Muttertag ihr unsere Liebe schenken. L. Borch Kössen. Auflösung des Gemeindera- tes. Mit Erlaß der Landeshauptmann- schaft vom 14. April 1937 wurde der Ge- meinderat von Kössen aufgelöst. Bis zur Neubestellung wurde Josef Koidl, Ka- tusb auer, zum Amtsverwalter bestellt. St. Johann. Jubiläum. Zur Feier des 25jährigen Bestandes veranstaltete die Fortbildungsschule vom 15. bis 23. Mai 1937 eine Ausstellung von Lehrlingsar- beiten. Die Leitung hatte der Schöpfer der Ausstellung, Schulleiter Villunger, inne. Kitzbühel. Hahnenkammbahn. Zum Umbau der Hahnenkammbahn hat der Finanzminister eine Wiener Bank ver- anlaßt, der Stadtgemeinde Kitzbühel oder der Bergbahn AG 600.000 Schilling zu leihen. Die Bedingnisse waren: Fünf Prozent Zinsen, entsprechende Amorti- sation, 93 Prozent Zuzählungskurs und Haftung der Stadtgemeinde (Verpfän- dung der Steuerzuschläge). Kitzbühel. Trauung. Am 3. Juni 1937 fand auf Schloß Cande in Frankreich die Hochzeit des Herzogs von Windsor teil und die Turnvereinsfeuerwehr bil- dete Spalier. Altbürgermeister Pirchl machte von den Kitzbühelern ganz allein die erste Bahnfahrt bis Wörgl mit. Auf der ganzen Strecke war kein Mensch zur Begrüßung der Erstlingsfahrt der Giselabahn zu sehen. Es hatten sich ja die verschiedensten Bedenken in den Köpfen der Tiroler Bauern eingenistet. Die einen fürchteten den Haß derer auf sich zu laden, welche durch dieses Darnpfroß brotlos werden könnten. Aus sanitären Gründen versagte wieder vie- len anderen ihr Interesse, die sich sag- ten, der Dampf und die Schnelligkeit der Fahrt würden alle möglichen Krankhei- ten hervorrufen, ja, es könnten sogar Leute, die nicht mitfahren, sondern den Zug vorbeifahren sehen, vom Schwin- del erfaßt werden. Ein größerer Teil der Bevölkerung machte sogar religiöse Be- denken geltend, dahingehend, daß durch die Eisenbahn eine Versuchung mit Gott entstehe, mit Dampf statt mit Pferden und anderen Tieren zu fahren, welche vom Schöpfer den Menschen gegeben seien. Zahlreiche Proteste der an die Bahn grenzenden Ortschaften hatten ja auch den Erfolg, daß die Haltestellen ziem- lich weit von den Ortschaften entfernt wurden. So hat also die vor 50 Jahren hier erbaute Giselabahn und die bereits vor 80 Jahren zwischen Nürnberg— Fürth erstandene erste Ludwigs-Eisen- bahn ihren Siegeslauf bis zum heutigen Tage fortgesetzt, bis auch das Stahlroß von der Elektrizität in den Stall gescho- ben sein wird. Jenen Mann aber, der sich um die Kitzbüheler Schleifenbahn so hervorra- gend bemüht hat, soll und darf die Stadt Kitzbühel nicht vergessen und dem Re- lief an seinem Hause einen forschen Ei- chenkranz widmen. mit Frau Simpson statt. Die Ziviltrau- ung durch den Bürgermeister folgte um 12 Uhr die kirchliche Trauung. Das Brautpaar befand sich im Februar 1935 auf Winterurlaub in Kitzbühel. Kitzbühel. Lawinenkatastrophe am Nanga Parbat. Ende Juni 1937 erreichte Kitzbühel die Schreckensnachricht vom Untergang der deutschen Himalaja-Ex- pedition. Die Expedition befand sich in Lager 4, um sich auf das Vordringen auf Lager 5 vorzubereiten. Der englische Leutnant Smart fand das Lager von ei- ner Eislawine bedeckt, als er vom Ab- transport kranker Träger zurückge- kehrt war. Unter den Toten befanden sich Dr. Karl Wien (Leiter), Dr. Hans Hartmann, Dr. Günther Hepp, die baye- rischen Alpinisten Adolf Göttner und Martin Pfeffer, der Kitzbüheler Bert Fankhauser und der Photograph Peter Mülltitter (Ruhpolding). Fankhauser er- lernte bei Meister Klebermaß das Speng_ lerhandwerk und war ein geübter „Kai- sergeher". (Fortsetzung folgt)
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