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Samstag, 4. Jänner 1975 NitzbuneierAnzeiger Seite 9 Lebend geborgen wurden: Erich Müller, Bauingenieur (Bruder von Klaus) aus München, geboren am 25. November 1939. Walter Hofwimmer, Student aus Linz, geboren am 29. Juni 1953. Josef Scheinecker, Jus-Student aus Traun bei Linz. Gabi Elsensohn, Studentin und Ski- lahrerin aus Aschau, geboren am 26. März 1955 in Aschau. Die Lawine hatte eine Breite von 50 bis 70 Metern und mündete unterhalb des Steilhanges in einer Länge von 500 Metern in einen schluchtartigen Graben. Der Lawinenkegel wies stellenweise eine Tiefe von 6 bis 8 Metern auf. Die Verschütteten lagen in einer Tiefe von 1 bis 2 m. Nach Angaben von Sprengel- arzt Dr. Hubert Spielberger war bei acht Verschütteten Ersticken die Todes- ursache; Frau Gertrude Buhl starb an einem Schädelbasisbruch. Am 22. Dezember wurde von Bezirks- richter Dr. Braunias ein Lokalaugen- schein vorgenommen. Nach Beendigung desselben beauftragte Dr. Braunias den Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes Dr. Otto Schhnpp mit der Untersuchung. Van wem die Lawine abgetreten wurde, konnte bisher nicht eruiert werden. Die Alarmierung der Dienststelle Kitz- bühel des „Zentralen Pistenrettungs- dienstes" erfolgte unmittelbar nach dem Abgehen der Lawine über Funk von der Bergrettungsstation Steinberg- kegel. Dienststellenleiter Remigius Höck veranlaßte daraufhin die Verständigung der verantwortlichen Stellen und brach m:t einer Rettungsmannschaft zur Un- fallstelle auf. Zeitablauf: 14.15 Uhr Funkmeldung an den Zen- tralen Pistenrettungsdienst. 14.20 Uhr: Erich Müller konnte sich selbst befreien. 14.30 Uhr: Walter Hofwimmer wurde mit Unterstützung eines Skifahrers ge- borgen. 14.45 Uhr: Erstes Opfer Klaus 1\/lül- 1er, geborgen von den am Steinberg- kogel stationierten Bergrettungsmän- nern. 15 Uhr: Josef Scheinecker konnte von den B ergrettungsmännern lebend geb or- gen werden. 15 Uhr: Eintreffen von 150 Mann an der Unglücksstelle. 15.30 Uhr: Gabi Elsensohn konnte lebend geborgen werden. 16 Uhr: Zweites Opfer Gertraud Buhl 16.20 Uhr: Drittes Opfer geborgen 17 Uhr: Viertes Opfer Rettungsmannschaften im Steinberg- kogeigraben 17.20 Uhr: Fünftes Opfer 17.30 Uhr: Sechstes Opfer 18.15 Uhr: Siebtes Opfer 19.30 Uhr: Achtes Opfer 20.35 Uhr: Neuntes Opfer: Edi Bacher Berichte der Geretteten beim Gendar- meriepostenkommande Kitzbühel: Erich Müller: „Ich war mit meinem Bruder Klaus schon oft in Kitzbühel zum Skifahren. Am Unglückstag fuhren wir zuerst auf das Kitzbüheler Horn und am frühen Nachmittag auf den Steinbergkogel. Im Steilhang befanden sich meiner Schätzung nach 40 bis 50 Skifahrer. Im ersten Drittel des Steil- hanges vernahm ich plötzlich ein Grol- len. Ich blickte um und sah, wie sich Schneemassen zusammenschoben und hinter mir anschwollen. Ich setzte zu ei- ner Schußfahrt an und wollte mich seit- lich aus den Schneemassen entfernen. Dies gelang mir nicht. Ich wurde von der Lawine erfaßt und mitgerissen, konnte mich aber doch noch selbst be- freien." Walter Hofwimmer: „Als ich im letz- ten Stück des Steilhanges war, brach der ganze Hang los. Ich versuchte aus der Lawine herauszufahren, wurde aber an die 200 Meter mitgerissen und bis zum Kopf verschüttet. Ein anderer Ski- fahrer, den ich nicht kenne, befreite mich. Allein wäre ich nicht aus den Schneemassen herausgekommen. Mein Freund, Ernest Vogel, konnte nur noch tot geborgen werden." Josef Scheinecker: „Ich fuhr mit Ernest Vogel und Walter Hofwimmer in den Steilhang ein. Unsere Begleiterin Evi Oettl überlegte sich dies und blieb auf der normalen Piste. Nach dem er- sten Drittel blieb ich im Steilhang ste- hen und wartete auf meine Freunde. In dieser Zeit fuhr eine Skilehrergruppe an mir vorbei. Als dann Vogel und Hof- wimmer nachgekommen waren, fuhren wir alle drei weiter. Da bemerkte ich, daß hinter mir die Schneemassen in Be- wegung kamen. - Ich setzte zu einer Schußfahrt an und wollte rechts aus- fahren. Ich wurde aber von der Lawine erfaßt und mitgerissen. Es dauerte eini- ge Zeit, bis die Lawine zum Stillstand kam. Ich merkte, daß ich eine Hand aus der Lawine hatte. Mit dieser versuchte ich meinen Kopf, der unter den Schnee- massen lag, zu erreichen, um den Mund freizumachen, was mir auch gelang. - Nach einiger Zeit wurde ich von den Bergrettungsrnännen geborgen. - Mir selbst wäre dies unmöglich gewesen." Bericht eines Augenzeugen (lt. Gendarmeriebericht) Ernst Toeche-Mittler, Darmstadt: „Ich fuhr gerade über die Stütze 14, als im Steilhang links von der Sesselbahn, in meiner Fahrtrichtung gesehen, eine La- wine losbrach. Ich bemerkte im Steil- hang drei Skifahrer. Einer davon fuhr mit den Skiern auf der Lawine, förm- lich auf einer Schneescholle hockend, die Zum Lawinenunglück in Kitzbühel Am Samstag, 21. Dezember um 14.15 Vier davon konnten lebend geborgen Uhr ging etwa 40 Meter unterhalb des werden und wurden im Krankenhaus Gipfels des Steinbergkogeis (1971 m) im der Stadt Kitzbühel ärztlich vesorgt. - Hahnenkammgebiet eine Lawine nie- Neun Skiurlauber wurden von der La- der, weiche 13 Personen verschüttete. wine getötet. Es sind dies: Klaus Müller, Bauingenieur aus München, geboren am 2. Oktober 1936. Ernest Vogel, Student aus Stockerau, geboren am 19. Mai 1954 in Wien. Kathi Zierl, Strickerin, Skilehrerin aus Aschau, geboren am 30. Jännei 1949 in Kirchberg. Eduard Bacher, Maurer und Skilehrer in Aschau geboren am 29. Juli 1934 in Prettau, Südtirol. Karl-Heinz Bacher, Elektrikerlehrling in Aschau, geboren 14. März 1959 in Hopfgarten. Georg Buhl, Unternehmer, München, geboren am 27. Juni 1931, wohn- haft in St. Johann in Tirol, Mag.-Angerer-Weg 22; dessen Gattin Gertraud Buh!, geboren am 14. August 1932; und die Töchter Gabriele Buh!, Schülerin, geboren am 27. Juni 1959, Brigitte Buh!, Schülerin, geboren am 13. Oktober 1961.
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