Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 10 kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. Mai 1975 Mitarbeiterin Gabrielle Castelot flieht Chäteaubriant vor den nachrückenden Allierten: zuerst nach Herrenwies im Schwarzwald, wo ihm die Partei schon seit mehreren Jahren ein Chalet zur Verfügung gestellt hat. Als die Front immer näher rückt, flüchten sie weiter, ostwärts - nach Oberbayern und zu- letzt nach Tirol. Bei der „Schwedenkapelle" zwischen Kirchberg und Kitzbühel verläßt sie schließlich alle Kraft. Sie halten ihren Wagen an und schlafen vor Erschöpfung ein. Plötzlich hören beide eine Stimme. „Fürchtet nichts! Es ist alles vorberei- tet!" - doch ringsum ist nichts zu se- hen. Ist es der Beginn des Wunders, das sich hier anbahnt, die erste Perle im „Collier des miracles", wie es Mme Gastelot in ihren Erinnerungen aus- drückt? Das soll der Leser selbst nach den Tatsachen entscheiden. Anfang Mai 1945: Das Grandhotel, erstes Quartier der Flüchtlinge, muß nach dem Einmarsch der US-Truppen geräumt werden. Ein Angestellter des Hotels verschafft Unterschlupf bei ei- nem Bauern in Aurach, wo auch der auffällige Wagen mit dem französischen Kennzeichen versteckt wird. Daß dort auf dem Hof eine Mitbewohnerin rudi- mentäre Französischkenntnisse besitzt. überrascht die beiden und, danach ge- fragt, erklärt diese, sie sei lange Dienst- mädchen im Haus Petzold in Kitzbühel gewesen, dort hätten immer viele Aus- länder verkehrt, auch Franzosen. Na- men? Sie nannte einige, die ihr gerade einfielen. Auch von Romain Rolland sei oft die Rede gewesen. - Alphonse de Chäteaubriand ist wie vom Donner gerührt! Rolland, der große Lehrmei- ster seiner Jugendjahre und Freund, dem er seinen ersten Roman gewidmet hatte, wird hier genannt, vielleicht ver- xen. Westendorf und Itter um alsbal- dige Angriffnahme der Brixenthaler- Straße. 1863: Bürgermeister Ludwig Stamer, Mag.-Räte Georg Huber und Josef Pirchl, Ausschuß: Johann Schweinester, Matthias Egger, Dr. Hammer, Alois Vogi, Vordermair, Leopold Fritz, Dr. Pusch, Georg Schlechter, k. k. Kontrol- leur Bouthilier, Franz Stitz. 10. Mai 1863: Ausfüllung des Stadt- grabens hinter dem Montangebäude. 1. Juni 1863: Rauchverbot für Dach- decker und Zimmerleute bei der Arbeit. 20. August 1863: Auflassung der Fahr- bothen-Post St. Johann und Kitzbühel: „Beschluß ist durchaus nicht zu be- fürworten, da dadurch der sehr bedeu- tende Verkehr zwischen Kitzbühel und St. Johann und den übrigen Bezirksge- meinden gehemmt und gesperrt werde, was nicht nur für das Publikum, son- dern insbesondere auch für alle Arten von Behörden von großem Nachteile wäre, dagegen wäre es höchst wün- schenswert, wenn die bestehende Post- ehrt! Sein Glück und seine Erwartung kennen keine Grenzen! Diese Leute muß er sehen und sprechen. 7. Mai 1945: Frau Hedwig Petzold, die Witwe des Dichters Alfons Petzold, ist nicht wenig erstaunt, als man ihr zwei Besucher meldet, Franzosen, die sie drin- gend sprechen wollen. Sie findet die beiden, die man inzwischen in ihre Bi- bliothek geführt hat, vor der großen, handschriftlich gewidmeten Photogra- phie Romain Rollands stehend, mit Freu- dentränen in den Augen. Gleich soll sie erfahren, in welcher großen Notlage sich die beiden Flüchtlinge befinden. Für den Augenblick sind sie zwar ver- sorgt, wie aber soll es weitergehen? 10. Juli: Vollends hoffnungslos scheint die Lage, als gerüchtweise verlautet, die Amerikaner würden weiterziehen und Tirol französischen Einheiten überlas- sen. Verständlich, daß dem Bauern in Aurach das Risiko, weiter als Versteck zu dienen, zu hoch ist. Der eilig ins Vertrauen gezogene Pf ar- rer von Kitzbühel, Josef Schmid, hat das Pfarrhaus auch voll mit Flüchtlingen, gewährt aber Obdach für eine Nacht. 18. Juli: Es gibt noch einen Ausweg: die „Stefflalm" oder „Skihütte" am Rau- hen Kopf, im Besitz von Hedwig Pet- zolds Schwiegersohn. Zu dieser Hütte muß der an Höftarthrose leidende Chä- teaubriant gebracht werden. Nach fünf- stündigem Aufstieg erreicht er schließ- lich die Stefflalm und ist hier, in 1250 Meter Höhe, vorläufig in Sicherheit. Viele Schwierigkeiten jedoch sind noch nicht gelöst: Lebensmittelkarten werden nur an registrierte Personen ab- gegeben, daher sind falsche Papiere dringend nötig. Eine Dame, Jüdin, die als „U-Boot" in einer Wiener Wohnung den Krieg überlebt hat, stellt die zu- rückgelassenen Dokumente ermordeter ar— mannamm verbindung von Wörgl nach Hopfgarten bis Kitzbühel ausgedehnt würde, da der lebhafte Verkehr der Stadt und Umge- bung, besonders in der Sommerzeit bei der Anwesenheit vieler Fremden eine kürzere und schnellere Verbindung mit der Eisenbahn als höchst zweckmäßig, ja als wahres Bedürfnis erscheinen läßt. 7. September 1864: Ein Schulgehilfe hat nicht entsprochen wegen gänzlicher Musikunkenntnis. 23. Dezember 1864: Aeußerung über das Gesuch der Frau Anna Ruch um Erhöhung des Postpauschals: Beschluß: In Berücksichtigung, daß eine tägliche Postbotenfahrt zwischen Kitzbühel und St. Johann hiezu die Haltung und Ver- wendung eines bereits eigenen Pferdes unerläßlich, ein Fußboth durchaus nicht entsprechend wäre, kann in weiterer Berücksichtigung der Haftung für auf- gegebene Gelder und Wertgegenstände und Besoldung und Verpflegung der Expedienten das angesprochene Pau- schale per 600 Gulden nicht unbillig, das bisherige per 315 Gulden jedenfalls Verwandter zur Verfügung. Chäteau- briant und seine Sekretärin müssen, so gut es geht, ihr Habitus verändern. Chä- teaubriant, der nur gebrochen deutsch spricht, lernt, sich in der Rolle des taub- stummen Professors Wolf zurechtzuf in-. den, als den ihn vielleicht der eine oder andere Kitzbüheler noch in Erinnerung haben wird. Selbst in dieser Abgeschiedenheit heißt es auf der Hut sein, denn öfters kommen „chasseurs alpines", die Ge-' iändeübungen abhalten, nahe an der Hütte vorbei. Trotzdem vergeht für Chäteaubriant, der wieder zu schreiben beginnt, ein fruchtbarer Sommer. Die Ruhe inmitten der sanften Bergformen des Urgesteins, der Blick auf die bizarre und majestä- tische Gestalt des „Wilden Kaisers", tra- gen für Chäteaubriant viel zur Selbst- findung und Wiedereriangung des inne- ren Friedens bei. Als Anfang Oktober der erste Schnee fällt, nimmt der Dichter diese Eindrücke bewundernd auf, doch ist Anlaß zu neuen Sorgen gegeben. Die Hütte ist nicht winterfest, schon gar nicht für alte Leute. Hedwig Petzold, die sich in den ver- gangenen Wochen vergeblich bemüht hat, die Hilfe kirchlicher Kreise und des Vatikans zu erlangen, vertraut ihre Sor- gen einer Freundin, Frau von Arnsdorff, an. Diese macht sich ohne weiteres er- bötig. die Flüchtlinge bei sich in der Pension „Seereith" am Schwarzsee auf- zunehmen. Für über fünf Jahre wird dieses Haus Chäteaubriant zum Heim und zur Ar- beitsstätte. Hier entstehen die letzten Werke. In ihnen nennt er Kitzbühel und seine Umgebung „Laterre de mon salut", das Land heimen Heils. als ungenügend betrachtet werden. 2. Juni 1865: Deckung des Kathari- nen-Kirchendaches und Renovierung der Uhrzifferblätter. Beschluß: Wird als notwendig anerkannt und soll dem He- rold gegen 100 Gulden Pauschale, ein- schließlich Rüstungskosten, überlassen werden. Probeheizung mit Torf in der Schule. Anlage einer zweiten Saatschule wird für Frühjahr 1866 beantragt. Jeder in den Gemeindeverband neu Aufgenommene (Kitzbühel-Stadt) hat eine städtische Forstkulturtaxe von 2 Gulden zu erlegen. In der Burgerwaldung hat kein Ge- meindemitglied ein Holzbezugsrecht. Es wird nur das nötige Bau- und Brenn- holz für das Burgerspital un die Schule gefällt. Auf die Burgeralpe haben nur die Ge- meindemitglieder das Recht, Vieh auf- zutreiben, die für Weide in die Stadt- kasse Grasgelder einzahlen. Künftiges Frühjahr wäre beantragt, eine Allee längs der neuen PaB-Thurn-
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