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Samstag, 17. Mai 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Alphonse de Chäteaubrinnt und sein Exil in Kitzbühel Im deutscheii Sprachraum ist sein Na- me nur wenigen bekannt, und kaum ei- ner, der den Kitzbüheler Friedhof be- sucht und dessen Blick zufällig auf das kleine, hölzerne Kruzifix fällt., wird wis- sen, daß sich hier ein bewegtes, außer- gewöhnliches Schicksal vollendet hat. Das lassen selbst die dürren Fakten, die das Lexikon anführt, schon ahnen: „Alphonse de Chäteaubriant (nicht zu verwechseln mit Francois-Ren de Cha- eaubriand, dem Dichter und Diploma- :en, der über hundert Jahre früher leb- :e und mit dem auch keine Verwandt- schaft besteht), geboren 1877 in Rennes; Gedichte, Erzählungen, Romane (Gon- court 1911, Grand Prix du Roman 1923; Herausgeber der deutschfreundlichen Zeitschrift „La Gerbe"), gestorben 1951 :n Kitzbühel, Tirol." Im folgenden wird versucht, das Le- Den dieses bedeutenden Franzosen und seine enge Verknüpfung mit unserer Heimat zu skizzieren. Alphonse de Chäteaubriant, aus einer adeligen Familie der Vende stammend, besuchte zunächst die Militärakademie St. Cyr, wandte sich aber schon früh dem Schreiben zu. Nachdem er bereits einige Gedichte in Zeitungen veröffent- licht hatte, erhielt er für seinen Erst- lingsroman „Monsieur des Lourdines" den begehrten Prix Goncourt und damit Erfolg und Anerkennung. 1914 bis 1918 nahm er als Offizier am Weltkrieg teil, der in ihm den Eindruck des Grauens und der Sinnlosigkeit hinterläßt. 1923 folgte sein vielleicht bekanntestes Werk, der Roman „La Briöre" (Die Moorinsel), Kösel-Pustet, München 1943, benannt nach dem Schauplatz der Handlung, ei- ner der letzten wilden Landschaften Eu- ropas, einem Sumpfgebiet nördlich der (35. Fortsetzung) Kitzbühel. „Kinderarzt Dr. Engel". Dieser Film deutscher Produktion wur- de in Kitzbühel erstmals am 12 Juni 1937 aufgeführt. Die Hauptrolle spielte Paul Hörbiger. Hochfilzen. Gendarmerie. Im Juni 1937 wurde in Hochfilzen das Gendar- meriepostenkommando gegründet. Als Postenkommandant wurde Revierinspek- tor Josef Gürtler aus Innsbruck ein- geteilt. Ihm wurde als zweiter Gendarm der Beamte Raich aus Fieberbrunn zu- geteilt. Der neue Posten wurde vorwie- gend zwecks besserer Ueberwachung der Grenze nach Salzburg aufgestellt. Kitzbühel. Hornbahnprojekt abge- lehnt. Das Bundesministerium für Han- del und Verkehr hat mit Erlaß vom 16. Juni 1937 das Ansuchen von Kommer- Loire-Mündung. Als weitere Bücher er- schienen: „La Meute" (Erzählungen), der Reisebericht „Instantanös aux Pays- Bas" und 1935 der Roman La Rponse du Seigneur" (Die Antwort des Herrn, Benzinger, Einsiedeln-Köln), der sich - in höherem Ausmaß als die früheren Werke - mit philosophisch-religiösen Ti'ragen auseinandersetzt. Die Jahre 1936 und 1937 aber bringen eine schicksalhafte Wende. Chateau- briant, immer schon ein Bewunderer deutschen Geistes - unter seinen Ah- nen ist ein van Bretenbeck aus Ham- burg unternimmt mehrere Reisen ins nationalsozialistische Deutschland. Dort erlebt er das Neue, das im Ent- stehen ist. Er besuc'nt Lager der Hitler- jugend und die Ordensburgen Crösinsee, Sonthofen und Vogelsang, erlebt Mas- senkundgebungen und zweimal den Nürnberger Parteitag. Er trifft mit Goebbels, Rosenberg und schließlich mit Hitler zusammen. Von diesen Eindrücken überwältigt, schreibt er „La Gerbe des Forces" (Ge- ballte Kraft, Braun, Karlsruhe 1938), ein Buch, das aus solcher Feder in Frankreich Aufsehen erregen muß. Den Nationalsozialismus sieht er darin als neue Erfüllung des Christentums, Hit- ler als einen „Menschensohn" und Ret- ter. Er rühmt Gemeinschaftsgeist und Solidarität (,‚Der Professor und der Zet- telankleber in der gleichen Uniform") und hält einzig und allein eine starke nationale Bewegung für fähig, dem Vor- dringen des Bolschewismus Einhalt zu gebieten. In Frankreich regiert seit ihrem Wahl- sieg im April 1936 die Volksfront und in Spanien ist ein Sieg General Francos noch nicht abzusehen. Nur wenige Leu- zialrat Franz Humhal, Dr. Otto v. Zim- meter, Max Werner und Kommerzialrat Maximilian Penizek um die Erteilung der Bewilligung zur Errichtung einer Seilschwebebahn auf das Kitzbüheler Horn abgelehnt. Kitzbühel. Fußball-Länderkampf. Am 29. Juni 1937 fand in Kitzbühel ein Fuß- ball-Länderspiel Steiermark :Tirol statt. In den Reihen der Tiroler spielten Gas- ser (Verteidiger), die Halfreihe Strobl, 25. Februar 1863: Gesuch, des Josef Reisch um Kaffee'hausausschankbefug- nis. Beschluß des Gemeindeausschusses: Gegen Konstruierung für ein solides Publikum comfortable Kaffehauses - te haben Vertrauen zu einer demokrati- schen Regierungsform, in der parlamen- tarische Tumulte, Regierungskrisen und Straßenkrawalle an der Tagesordnung sind. Auch Chäteaubriant sieht in einer starken, ordnenden Hand den einzigen Ausweg. Diese Seite des Nationalsozia- lismus hat er kennengelernt, als er kreuz und quer durch das Reich fuhr. Deutschlands Opposition lag ja schon in Agonie - die öffentliche Meinung war gleichgeschaltet, alle Institutionen, die dem Siegeszug der Partei entgegen- standen, beseitigt - und Hitlers An- fangserfolge schienen seiner Politik recht zu geben. All das konnte im un- befangenen Beobachter nur den Ein- druck der Geschlossenheit und Stärke hervorrufen - im Gegensatz zur Zer- rissenheit der 3. Republik und ihrem Parteienhader. Dann bricht der 2. Weltkrieg aus. Der Osten Frankreichs wird besetzt, im be- rühmten Eisenbahnwaggon von Com- pigne der Waffenstillstand unterzeich- net. Chäteaubriant gibt jetzt die kultur- politische Wochenzeitschrift „La Gerbe" heraus, die ihm später zum Verhängnis werden soll. Aber schon zu dieser Zeit müssen sich bei ihm ernste Zweifel ein- gestellt haben. Er versucht zu retten, was noch zu retten ist, und setzt sich - die Chancen sind gering - für die Ver- ständigung zwischen Franzosen und Deutschen ein. 1944, als der Krieg apokalyptische Ausmaße annimmt, kommt für ihn - wie für viele - eine dunkle Zeit. Er steht am Rande seiner Existenz, erkennt das fürchterliche Ausmaß seines Irr- tums. „La Gerbe" muß ihr Erscheinen Ende August 1944 einstellen. Zusammen mit seiner Sekretärin und Radesinsky, Mariacher (Deckung) und Lerchbaumer (Stürmer) vom Sportver- ein Kitzbühel. Es war dies die erste Fuß- ballgroßveranstaltung in Kitzbühel. Die Steirer (rote Dreß) liefen durch ein Spa- lier der Kitzbüheler Schülermannschaft aufs Feld. Die Tiroler spielten in Weiß. Das Spiel endete 4:1 für die Steirer. Das einzige Tor für Tirol erzielte Noldi Lerchbaumer, Kitzbühel. Im Vorspiel trennten sich die Gendarmerie-Sport- vereinigung Salzburg gegen eine kom- binierte Kitzbüheler Mannschaft 2:0. Es herrschte großer Fußballjubel. Die Stei- rer erhielten als Andenken eine große silberne Garns auf einem Marmorsockel. - nicht bloße Nachtschwärmerkneipe - kein Anstand hiegegen. Bittliche Eingabe der Gemeinden Hopfgarten, Kitzbühel Stadt und Land, Reith, Jochberg, Aurach, Kirchberg, Bri- Kitzbiiheler Bezirkschronik 1899-1974 Jubiläum der Bezirkszeitungen „Kitzbüheler Bezirksbote" - „Kitzbüheler Nachrichten" - „Kitzbüheler Anzeiger" Aus der zeitungslosen Zeit (1863-1899) Nach Protokollen des Gemein deaiich.isse K ltzbflhcl..Sta dt
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