Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 24. Mai 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Am 9. Mai 1975 hielt der Landeskon- servator für Tirol, Architekt Dipl-Ing. Josef Menardi, im Kolpingsaal in Kitz- bühel einen Vortrag über das Thema „Eine Zukunft der Vergangenheit - Das Europäische Jahr des Denkmal- und Heimatschutzes 1975". Einführende Worte sprach Gemeinde.- rat Volksschuldirektor Peter Brandstät-. ter. Er begrüßte auch prominente Gä- ste wie Dekan Konsistorialrat Alois Dia- 1er (St. Johann), Bürgermeister LA Hans Brettauer, Vizebürgermeister Georg Berger, seine Kollegen im Gemeinderat Friedhelm Capellari, Peter Rettenwan- der und Gerd Ueberall, die Historiker Dr. Gert Ammann und Dr. Franz Cara- melle Dipl.-Rest. Hermann Mayr und Restaurator Friedrich Jünger (Jochberg). Der Besuch war schwach, umso erfreu- licher jedoch die freiwilligen Spenden von 1060 Schilling. Dieser, Betrag wird für die Renovierung des Nazarener- Kruzifixes an der Außenwand der Ne- pomakkapelle verwendet. Die Buch- druckerei Grobstimm & Heininger KG lieferte die Plakate kostenlos, wofür an dieser Stelle herzlichst gedankt wird. Dank auch der Kolpingfamilie für das Entgegenkommen bei der Saalmiete. Bürgermeister LA Brettauer dankte am Schluß des Vortrages dem Herrn Landeskonservator im Namen der Stadt Kitzbühel für seine Tätigkeit im Dien- ste des Denkmal- und Heimatschutzes in den vergangenen Jahren und insbe- sondere für den ausgezeichneten Vor- trag, welcher die Anwesenden überaus befriedigte. Wir konnten bereits in unserer Aus- gabe vom 26. April 1975 den ersten Teil des Vortrages von Dipl.-Ing. Menardi bringen und setzen nun in der Bericht- erstattung fort. „Durch Maßnahmen zur Erhaltung von Stadtkernen und verschiedenster, die Kulturlandschaft prägender Bauten, soll den Bürgern Europas die Notwen- digkeit einer gezielten Denkmalpflege aufgezeigt und so in ihnen der Wille zu einer zukünftigen Mitarbeit geweckt werden. Darüber hinaus sind alle Staa- ten, Länder und Gemeinden aufgerufen, Gesetze und Verordnungen zum Schutz unseres kulturellen Erbes zu erlassen. Die wichtigsten Maßnahmen: Die Restaurierung alter Gebäude und gegebenenfalls ihre Anpassung an neue Verwendungszwecke. Die Aufwertung von Altstadtvierteln durch Ansiedlung neuer Tätigkeitsbe- reiche. Die Beseitigung störender Werbung. Die Entfernung überirdischer Telefon- und Telegrafenleitungen. Der Erlaß einer strengen Regelung für den Abriß aller Arten von Gebäu- Lande-konservator Architekt Dipl.-Ing. Josef YEenard ruft zur Mfiarbeit auf! den in Zonen von hisc.richem oder ar- chitekaanischem Wert Lie wirksame Kontrolle van Neubau- objekten in alten Stidten und Dörfern zur Gewährung eines harn.:nischen Ein- füg--ns des Neuen in die vorhandene Umgebang und die Restaurierung und lenovierung vcn Gebäuden in alten Städten und Dörfern Was ist und was wird in Tirol ge- scheher? Bei den bereits erwähnten Gesprä- chen mit. den Herren Bezirkshauptleatcn und auf Grund einer in der Gemeinde- zeltang Tirols veröffentlichten Auffo- derung an die emeindeiz, sich an die- ser Ak:ion zu beteiligen, wurden insge- samt 5a Objekte bzw. Vorhaben ausge- wählt. ie Besitzer dieser Bauten haben alle eine finanzielle Mithilfe zugesagt. Im Herbst 1373 hat der Ausschuß des Verbamies für Heimatschutz und Hei- matpflege in Tirol beschlossen, sich für die Sicherung der vorn Absturz bedroh- ten Kalvarienbergkapel]e in Arzl bei Innsbruck e:nzusetzen, In der Zwischen- zeit wurden vom Verband bereits en:- sprechende Gutachten eingeholt und diese der Stadtgemeinde vorgelegt. Die Stadt Innsbruck zeigte dafür größtes Interesse und ha: ihrerseits die zustär.- digen i:dtischen Aemter um Stellung- nahmen und 173rs&Jäge gebeten. Das Kuratorium Schöneres Tirol hat im Jänner 1974 einen verstärkten ir- satz zur Verschönerung und Bepflan- zung der Umgebung ireis:ehender Denk- rnäler b eschlos;en. Das Land Tirol hat in der neuen Bau- ordnung 1975 Vorschreibungen für die Denkmalpflege erlassen. Im Herbst des vorigen Jahres hat das Land Tirol ein neues Naturschutzgesetz verabschiedet. Es bringt die dringend notwendige Ausweitung auf den Land- schaftsschutz und somit endlich jene Ba- sis, die für eine sinnvolle Zusammen- arbeit von Naturschutz- und Denkmal- schutzbehörde unbedingt notwendig ist. Der Kulturreferent des Landes Tirol, Landeshauptmann-Stellvertreter. Dr. Fritz Prior, hat in einem an alle Bürger- meister des Landes gerichteten Schrei- ben die Gemeinden gebeten, Restaurie- rungsvorhaben an kleinen Kapellen und Bildstöcken bekanntzugeben und gleich- zeitig für solche Arbeiten eine finanziel- le Unterstützung angekündigt. Presse und Rundfunk haben dem Lan- deskonservator ihre Mithilfe zugesagt und diese- Versprechen bereits sehr oft in die Tat umgesetzt. Bei den in vielen Gemeinden Tirols gehaltenen Vorträgen soll für das Denk- maljahr geworben und das Interesse für die Denkmalpflege und die Erhaltung der gewachsenen Substanz geweckt werden. In ganz Oesterreich wird an einer Kunsttopographie, einer für die denk- malpflegerische Arbeit sehr wichtigen wissenschaftlichen Unterlage, gearbeitet. In Tirol ist bisher erst ein Band er- schienen, Um diese Arbeit zu beschleu- nigen, hat das Land Tirol den Zuschuß von 20.000 auf 150.000 Schilling erhöht. Damit wären wir bei einem weiteren, sehr wichtigen Abschnitt angelangt: Die Finanzierung der Vorhaben. Das Land Tirol hat für die Denkmal- pflege die Budgetmittel für 1975 auf 1,940.000 Schilling erhöht. Darüber hin- aus wurde aus Mitteln der Raumord- nung eine Sonderpost von 1,9 Millionen bereitgestellt. Für die von Landeshauptmann-Stell- vertreter Dr. Prior ins Leben gerufene Aktion steht eine weitere Million aus Kulturmitteln zur Verfügung. Der Bund hat seine Beiträge ebenfalls erhöht. Aus Sondermitteln werden Ob- jekte, darunter die Orgel in Mariathal, gefördert. Die Kammer der gewerblichen Wirt- schaft in Tirol hat die Restaurierung der Zunftkirche in Bichlbach mit nam- haften Summen unterstützt und die Förderung weiterer Vorhaben in Aus- sicht gestellt. Darüber hinaus wird sie in ihrem Ausstellungssaal in der Mein- hardstraße im heurigen Sommer eine Ausstellung „Von Burg zu Burg" zeigen und auch damit einen ganz wesentlichen Beitrag zum Europajahr 1975 leisten. Viele Gemeinden des Landes werden durch finanzielle Unterstützung einzel- ner Vorhaben ganz wesentliche Beiträge leisten. Das Denkmalamt hat sich an die Di- Landeskonservator Architekt DipL-Ing. Josef IVlenardi: Das Europaische Jahr des Denkmal- und Heimatschutzes 1975
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