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Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 7. Juni 1975 cherem Geschmack darauf verzichtet, die Szene an der offenen Kirchentüre enden zu lassen. Er überließ es dem Pu- blikum, sich vorzustellen, daß Juliane den armen Valer vielleicht doch noch erspart bleiben könnte. - Und daß es letztlich doch einem Lustspiel und nicht einer bitteren Satire beigewohnt hat. Der Regie, die hier zusätzlich mit dem Problem der Raumnot zu kämpfen hatte, gebührt ein hohes Lob, schauspielerisch war es eine exemplarisch gute Ensemble- leistung, die es schwer macht, im ein- zelnen besondere Glanzlichter zu wür- digen, deren es nicht wenige gegeben hat. Das Publikum dankte mit reichem Applaus. Alles in allem: ein sehr ge- lungener Abend. Wir wollen hoffen, daß es nicht bei diesem einen Abend bleibt. H. Sz. T I RSC~H 5KYT „Tierpiagen" und Tierschützer Da gibt es bekanntlich das Tauben- problem. Und es ist tatsächlich in ge- wissen Zonen ein nicht zu bestreitendes Problem. Ein Hotelier, weicher ganz be- stimmt kein Tierfeind ist, hat mir die Balkone seines neuen Hotels gezeigt. Sie sind voll von Taubenmist. Und dort sol- len in kurzer Zeit Fremdengäste drau- ßen sitzen. Das ist die eine Seite des Problems. Und da kommen täglich drei oder vier siechende Tauben zu mir, die ich einschläfern muß. Durch Zufall ka- men wir diesem Phänomen auf die Spur. Jugendliche schießen aus Blasrohren mit scharfen Nadelbolzen auf die zu- traulichen Tauben in den Straßen. Das ist das andere Problem. So kommt der Tierschützer in einen Gewissenskonflikt. Denn er soll ja die Tiere vor Verfolgung schützen. Und er soll als Mitbürger auch die Realität der „Taubenplage" da und dort verstehen. Wahrlich gibt es unter uns Tierschüt- zern verbitterte Leute, die da sagen: „So vertilgt die Tauben doch endlich schmerzlos, damit sie nicht mehr grau- sam verfolgt werden!" Nun gut so, ver- schließen wir unsere Tierschutzaugen, wenn es uns weder gelingt, mit Hormon- futter eine humane Dezimierung zu er- reichen und wenn wir unfähig sind, sie zu schützen. Aber damit wird nur ein Problem möglicherweise und bedauer- licherweise drastisch gelöst. Aber schon kommen weitere Beschwerden. Die Am- seln! Ja, auch da stimmt es, daß zu viele den gestreuten Grassamen aufpicken. - Und dann gibt es Landwirte, die von ei- ner „Spatzenplage" befreit werden wol- len. Trotzdem, man verzeihe mir das Gegenargument. Volle neun Monate braust ein irrsinniger Straßenverkehr durch ein Gäßchen, die Ehrenbachgasse Und wir müssen die Plage von Gestank, Lärm und Dreck einfach schlucken. Wir müssen zusehen, wie eine Baustelle ta- gelang verlassen daliegt, während auf unserem Rücken alle Parolen von Lärm- plage, Umweltvergiftung ignoriert wer- den. Welche „Plage" ist in der Tat ärger? Gegen die Technik gibt es kein Gift. Aber gegen die Tierchen. Die Tierwelt wird ohnedies immer weniger. Früher waren in unserer Ehrenbachgasse Gim- pel und Meisen, Spechte und auch Käuze. Sie sind ausgewandert aus en Benzin- nebeln und sie werden kaum wieder kommen. So sind die Tauben, die Am- seln und Spatzen als Proleten der Vogel- welt geblieben. Und die sind bei Gott nichts zu neiden. Wollten wir sie also auch ausrotten, so wird bei uns eine To- deszone werden. Steril, unfreundlich. Gewiß, die Rasen werden dichter wach- sen, wenn keine Amseln den Grassamen picken. Aber auch kein Gesang wird von den noch bestehenden hohen Bäu- men uns erfreuen. Und die Hecken wer- den leer werden vom lustigen Spatzen- volk. Der Asphalt wird frei von den auf- flatternden Tauben. Hand aufs Herz. Ist so eine Welt noch einigermaßen heil? Zurück zu der „Taubenplage", wo sie wirklich eine geworden ist. Denn es sind ja nur einige Schwerpunkte in der Stadt, wo es irgendwie stimmt. Man re- spektiere also, daß wir Tierschützer gar nicht so engstirnig sind, diese Probleme zu verstehen. Uns Tierschützern geht es a priori darum, daß weder eine tier- quälerische Verfolgung etwa der Taube forciert wird, noch daß die letzten Stadt- vögel ausgerottet werden. Natürlich müssen wir auch Alterna- tiven dagegen vorschlagen. Wir können unsere fleißigen Taubenfütterer nur in- nigst bitten, wenigstens im Sommer die- se manchmal unvernünftigen maßlosen Fütterungen einzustellen. Wo die Taube massiv gefüttert wird, brütet sie unun- terbrochen. Und auch das mit Tier- schutzgeldern ausgelegte Hormonfutter bleibt wirkungslos. - Um teures Geld bleibt es unangetastet und verdirbt. Wenn unsere Taubenfreunde Disziplin halten möchten, wäre dem Problem we- sentlich näher zu kommen. Während der Zeit des Grassamensäens bitten wir, zur Abwehr der Amseln Schnüre mit Blinkern über die Rasen zu ziehen. Auch damit kann dem bemän- gelten Uebel abgetan werden. Und die Spatzen. Auch sie mehren und nisten nicht so drastisch, wenn man mit Ende des Winters jede Vogelfütterung einstellt. Die Vogelfütterung ist ab Win- ter unsinnig. Selbst für die Singvögel. Sie sollen sich ihr Futter in der Natur suchen. So könnte sich eine vernünftige Vogelbetreuung ebenso vernünftig ein- pendeln. Wir Tierschützer haben keine andere Wahl. Und wenn wir solche Ratschläge nicht befolgen - dann gehen Mitbürger eben zum Selbstschutz über. Und das heißt Verfolgung mit Luftdruckkugeln, mit Giften und Blasrohren. Tierfreunde habt Vernunft! Laßt die Tauben, Amseln und Spatzen nur die Abfälle aufpicken. Freut Euch der etz- ten lebenden Geschöpfe der Stadt. Be- obachtet sie in Parks und Straßen, aber mästet sie nicht! Nur so können wir eine gesunde Relativität im Zusammen- leben von Tier und Mensch erhalten. Wir bitten um wohlwollendes Verständ- nis unserer Argumente als einzig mög- liche Alternative gegen die oft grausa- me Verfolgung dieser Tiere. Ihr Tierschutzverein Kitzbühel Dr. 0. G. Zufriedenstellender Ver- steigerungsverlauf in Maishofen Die am 24. April in Maishofen alge- haltene 367. Versteigerung war von in- ländischen Käufern schwächer als im März besucht und nahm, gemessen an der anhaltend ungünstigen Exportsitua- tion, einen zufriedenstellenden Verlauf. Die Qualität der 206 zur Versteigerung zugelassenen Rinder war mittel bis gut, wobei die Kühe der Preisklasse II be- sondrs gefallen Ronnten. Die festge- stellten Tagesleistungen entsprachen, bei Maximalergebnissen bis 29.— kg Milch, den Erwartungen, die erzielten Preise jedoch lagen um 600.— Schilling unter jenen der letzten Versteigerung. - Es wurde sehr qualitätsbetont eingekauft, was besonders die Verkäufer schwäche- rer Ware zu spüren bekamen. Die Kühe mit hoher Milchleistung und gutem Eu- ter hatten wie immer die größte Nach- frage und die besten Preise. Kühe: Auftrieb 188, bewertet 174, ver- kauft 151 zu Preisen von 9800 bis 19.'00 Schilling. - Kalbinnen: Auftrieb 33, be- wertet 32, verkauft 28 zu Preisen von 8600 bis 17.100 Schilling. Verkaufsrichtung: Salzburger Flach- gau 67, Salzburger Gebirgsgaue 30, OOe 11, Kärnten 2, Osttirol 1, Nordtirol 1. - Export Italien 67 Stück. Den besten Preis erzielte eine schöne, schwere Jungkuh des Gastegbauern Ch:i- stoph Deutinger in Radstadt, welche ei- ne Tagesleistung von 23 kg Milch auf- wies. Sie wurde von der Osttiroler Vieh- verwertung ersteigert. 36. Einstellerversteigerung Von den 108 aufgetriebenen Stieren wurden 100 zu Preisen zwischen 16.— und 26.— 5 pro kg Lebendgewicht ver- kauft. Stiere der Gewichtsklasse bis 250 kg kosteten durchschnittlich 19,23 S-kg, jene der Klasse von 250 bis 350 kg 18,11 S-kg und die über 350 kg schweren Stie- re 17,54 S-kg. Gegenüber der letzten Versteigerung war ein Preisanstieg von 20 Groschen zu verzeichnen. Wegen der von der EWG verhängten Importsperre waren keine Exportgeschäfte möglich. Die nächste Absatzveranstaltung fin- det in Maishofen am Donnerstag, 5. Juni statt. Neben Kühen und Kalbinnen kom- men auch Einsteller zum Auftrieb.
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