Kitzbüheler Anzeiger

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Ausschnitt „Die Landgerichte Kitzbühel und Itter" aus der Tirol-Karte von Matthias Burgklechner, 1629. Foto: Demanega, Innsbruck Samstag. 21. Juni 1975 Kitzbühelei' Anzeiger Seite 23 Ausstellung „TirolimKarten - "ein bild bis 1800" im Landes- Mk- museum Ferdinandeum . Der Verein „Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum" hielt am 15. Mai 1975 unter dem Vorsitz des Präsiden- ten Dr. L a d u r n e r in Innsbruck die Vollversamm- lung ab, bei welcher Direktor Hofrat Dr. Erich E g g den Jahresbericht und die Jahresrechnung erstattete. Aus unserem Bezirk nahm an dieser Versammlung im Auf- trag der Stadtgemeinde Kitzbühel, welche Mitglied des Vereins ist, der Leiter des Heimatmuseums teil. Nach der Versammlung wurde die Ausstellung „Tirol im Kartenbild bis 1800" besichtigt. Unmittelbarer Anlaß war der 40. Deutsche Geographentag in Innsbruck. Die Ausstellung zeigt 100 alte Karten aus den Beständen des „Ferdinandeums" sowie Leihgaben des Tiroler Landesarchivs und der Universitätsbibliothek. Dr. Meinrad Pizzinini: „Diese alten Blätter besitzen vom rein praktischen Standpunkt aus gesehen -- keinen aktuellen Aussagewert. Ihre Bedeutung liegt, abgesehen von der Verwendung zu dekorativen Zwek- ken, vorwiegend im Bereich der Kulturwissenschaft. Sie geben Aufschluß über die schrittweise Entdeckung der Erdoberfläche, im Rahmen dieser Ausstellung über den Bereich Tirols. Sie sind historische Quellen im weiteren Sinn, wobei selbstverständlich jedes einzelne Blatt, wie jede schriftliche oder bildmäßige Quelle, auf seinen Wahrheitsgehalt und damit den Aussagewert hin zu überprüfen ist. - Alte Karten geben aber auch Aufschluß über die Art ihrer Erstellung von primiti- ven Methoden bis zu den ständig sich verfeinernden Vermessungspraktiken und damit auch über den sich wandelnden Begriff der Kartographie überhaupt. - Alte Karten kann man auch unter einem kunsthistori- schen Aspekt sehen, denn ihr künstlerisches Beiwerk reicht von echten kleinen Kunstwerken als Vignetten oder füllendes Beiwerk bis zum einfachen Ornament. Erst vereinheitlichende Bestrebungen des 19. Jahr- hunderts haben das Kartenbild nüchterner gemacht. Die in der Ausstellung gezeigten Objekte sind unter- schiedlich hinsichtlich Herstellungstechnik und Ur- heberschaft, die sich bei weitem nicht etwa nur auf tirolische oder öster- reichische Leistungen beschränkt. Eben- falls nicht einheitlich ist die Qualität der Exponate, die von zaghaften Ver- suchen. über Plagiat, Massenproduk- tionsniveau bis zu hervorragenden Ar- beiten reicht. Dieses Nebeneinander aber bietet Vergleichsmöglichkeiten. um Schwächen und Leistungen feststellen und so den Wert des einzelnen Blattes oft erst richtig einschätzen zu können. Es ist selbstverständlich, daß das Aus- stellungsmaterial auf das alte Tirol Be- zug nimmt, das im Süden bis zum Gar- dasee reichte. - Bis zum 16. Jahrhun- dert mußte der Bereich Tirols in größe- ren Zusammenhängen gezeigt werden, auf Karten, die noch auf spätantiken Vorlagen beruhen, wie der „Geographie" des Ptolemäus oder der ‚.Tabula Peu- tingeriana". Seit dem frühen 16. Jahrhundert ha- ben immer wieder einheimische Kräfte an der Berichtigung des Tirol-Bildes ge- arbeitet. Mit den Hofmalern Jörg Kölde- i'er und Paul Dax haben sich erstmals Einheimische auf verhältnismäßig ho- hem Niveau als Hersteller von Land- karten betätigt. Die erste Spezialkarte aber bisher nicht gewürdigt worden sind. Ihre Arbeiten entstanden meistens im Auftrag der Regierung, als Unterlagen von Befestigungsbauten. Sie waren also nicht für weite Verbreitung bestimmt und konnten daher auch keinen Ein- fluß auf die Entwicklung des Karten- bildes von Tirol ausüben. Trotzdem sei ihre Leistung, die nicht geringer einzu- schätzen ist als z. B. die gleichzeitiger venezianischer Vermesser, mit Nach- druck betont. Mit Peter Anich und Blasius Hueber erreicht die einheimische Kartografie ih- ren unbedingten Höhepunkt. Das Werk Anichs aus Oberperfuß in der Nähe von Innsbruck, unterstützt von Blasius Hue- ber, gipfelt im „Atlas Tyrolensis", er- schienen 1774, acht Jahre nach Anichs Tod. Sowohl Anich als auch Hueber wa- ren Bauern. deren geniale Veranlagung erst durch den Unterricht beim Jesuiten- pater Ignaz von Weinhart, Professor an der Innsbrucker Universität, richtig zur Entfaltung gelangte. Die Besonderheit des monumentalen Kartenwerkes be- steht u. a. darin, daß zu diesem Zeit- punkt noch keines dci' habsburgischen Erbländer. a wohl kein Land in Europa. des Landes schuf der Wiener Humanist Wolfgang Lazius (1516), eine Karte, die mehrfach nachgeahmt wurde und lange nachwirkte. Die erste Gesamtkarte des Landes, von einem Tiroler erstellt, stammt von Warmund Ygl (1604/05). Erstmals auf einer Tirol-Karte sind hier die Gletsche eingetragen. Ebenfalls in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wirkte Matthias Burgklechner, dessen große „Landafe1" (1611/29) viel berich- tigen und eine Fülle an neuem topo- graphischen Material bieten konnte. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hat keine wesentlichen Leistungen her- vorgebracht. Es überwiegt nun das Pla- giat, das ständige Kopieren und die Mas- senproduktion, hauptsächlich von aus- wärtiger Seite, was im 18. Jahrhundert in eine Sackgasse führte. Doch sind ge- rade diese gefällig gestalteten Blätter von Blaeu, Janssonius, Homann, Lotter usw. heute als Wandschmuck sehr be- liebt. Einheimische Ingenieure des aus- gehenden 17. und des 18. Jahrhunderts, wie verschiedene Gumpp, Franz Anton Rangger oder Georg Singer haben zwar beachtliche Leistungen erbracht, die
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