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Samstag, 21. Juni 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Kain,wo ist dein Bruder Abel? Kitzbühel, wo sind deine Theaterinter- essierten? So möchte man in Abwand- lung des Zitates sagen angesichts des re- lativ schwachen Besuchs der Aufführung des dramatischen Gedichtes „Kam" von Anton Wildgans. Immerhin es waren an die siebzig Leute gekommen und diese gingen gewiß beeindruckt und beschenkt nach Hause. Es erhebt sich wieder ein- mal die Frage, ob die Aufführung eines Stückes, wenn auch durch Laienspieler, wegen der Möglichkeit des persönlichen Kontaktes in der Aktion und der unmit- telbaren Konfrontation nicht doch einer perfektionierten Fernsehwiedergabe ei- nes von Profis gespielten Stücks vorzu- ziehen ist - abgesehen davon, daß man den „Kam" dzt. kaum irgendwo auf- führt, wie überhaupt die Stücke des Oesterreichers Anton Wildgans sträf- lich vernachlässigt werden. Der Mut und die Tat der Studiobühne an der Univer- sität Innsbruck, der wohl aktivsten Lai- enspieler-Gruppe des Landesverbandes, können jedenfalls nicht hoch genug ein- geschätzt werden.. Die Gruppe hat sich die Aufgabe ge- stellt, wenig gespielte, aber bedeutende Dramatik - im Rahmen der Möglich- keiten eines Kleinensembles - aufzu- führen. „Wir spielen nicht Theater jeder Art", sagte in der Einführung Irene Reichl. „In einer Zeit, in der viel zu oft der Dichter demTheater und das sprach- liche Kunstwerk einer effektvollen Re- gie geopfert werden, versuchen wir, mit unseren Aufführungen dem sprachlichen Kunstwerk und dem Dichter zu dienen. Wir beschränken uns dabei bewußt auf die Grundmittel der Darstellung, auf das Spiel und die Sprache. Das naturalisti- sche und sensualistische Beiwerk einer modernen Bühnenausstattung und einer (38. Fortsetzung) Hochfilzen. Erbhof. Am 21. November 1937 wurde dem Besitzer des Schipfl- gutes, Johann Perterer, feierlich die Erb.- hofurkunde überreicht. Seit 1648 be- wirtschaftet diese Familie den Schipfl-. hof. Kitzbühel. Promotion. Am 4. Dezem. her 1937 wurde an der Universität in Innsbruck Manfred Reiter, Kitzbühel, zum Doktor der Rechte promoviert. Kitzbühel. Verkehrsverein. Bei der Jahresversammlung am 17. Dezember 1937 berichtete Obmann Dr. Camillo v, Buschmann, daß die Hauptversammlung- nach auptversamml ung nach dem Landesgesetz vom 4. Juni 1937 auf den Voranschlag keinen Ein- fluß mehr habe. Der Voranschlag wie technischen Regie fällt weitgehend weg.' Wildgans nennt seinen Kain ein „my- thisches Gedicht". Und diesem „Gedicht- charakter". Gedicht_ charakter" - im weitesten Sinne des Wortes - wurde die Aufführung durch die Studiobühne jedenfalls gerecht. Die sparsam eingesetzten dramatischen Ak- zente und Entladungen wurden nie über- zogen oder verzerrt - obwohl es sich doch um ein expressionistisches Stück handelt. Selbst die Tötungsszene wurde nicht dramatisch hochgestochen, son- dern mehr angedeutet. (Sie hätte sogar ein Mehr an Dramatik vertragen.) Und die Spieler? Franz Ramsbacher als Kam, der fleischgewordenen Miß- gunst - in der Rolle von grundbösen Gedanken verfolgt, zwiespältig, bald hoffend bald in blasphemer Auflehnung gegen „den Gott", der seine Opfer ver- schmäht - eine Rolle, die dem jungen Ramsbacher auf den Leib geschneidert schien. Ebenso überzeugend Ernst Re- chenmacher als Abel. Ihm gelang es, das Kindhaft-Unschuldige - etwas von jener natürlichen Harmonie, in der sich sein Verhältnis zu Gott zeigt, auszuspie- geln und auszustrahlen: ‚.Ich habe IHN nie gesehen! Da drinnen . . ." Und die an sich wenig ergiebigen Rollen Evas (Isol- de Ferlesch) und Adams (Hans Berger, Leiter der Gruppe); wenig ergiebig und doch von jenem Zündstoff, der verste- hen läßt. warum iain an sich, an der Welt und an den eigenen Eltern ver- zweifelt - er, der das Licht des natur- haften jüngeren Bruders nicht ertragen kann und den der Neid - ein irgendwo verständlicher Neid! auffrißt: der maßlose. grenzenlose Neid selbst auf Gott. Die Tragik des Eva-Schicksals -- Isolde Ferlesch spielte die Rolle über- zeugend mütterlich und sprachlich sehr auch die Jahresrechnung wurden von der Landesregierung bereits genehmigt und könnten nicht mehr geändert wer- den. Die Gästefrequenz des vergange- nen Jahres betrug 210.000; England stellte auf Grund der valutarischen Ver- hältnisse die meisten Besucher. Kitzbühel. Neue Gemeinde. Die Tiro- ler Landesregierung bestellte Kommer- zialrat Josef Herold, Bürgermeister von Kitzbühel-Stadt, zum Amtsverwalter. Herold hat die Agenden beider Gemein- den bis zum 31. Dezember 1937 und ah 1. Jänner 1938 die Geschäfte der neuen Stadtgemeinde Kitzbühel zu führen. St. Johann. Trachtenverein. Die Schuhplattlergruppe des hier gegründe- ten Trachtenvereins trat am Stefanitag im Postsaal erstmals auf. Zum Obmann kultiviert —wurde auf dem Hintergrund der mannhaften, gerechten, schicksals- bereiten Haltung des ruhenden Pols Adam entsprechend transparent. - Die Rolle Adams ist sicherlich die schwierig- ste und undankbarste des Stückes. Hans Berger tastete sie mehr ab als sie mit großer Geste auszuspielen und trat nur an den wenigen dramatischen Konflikt- punkten (Dialoge mit Kam) aus sich her- aus - ohne den gesteckten „Rahmen" zu verlassen. Ausgezeichnet übrigens das einfache Bühnenbild von akad. Maler Fritz Ber- ger. Auf der freien Podiumsbühne des Handelskammersaales kamen die ab- strakten Sitzwürfel und der in Farb- kreisen gleichsam rotierende Hinter- grund ausgezeichnet zur Geltung. Herz- licher Applaus am Ende des Stückes und Diskussion mit den Spielern. h. bon. Ranggier-Terminkalender 1975 Ranggln in Nordtirol: 29. Juni: Breitenbach, Tiroler Meister- schaft und Preisranggln 13. Juli: Kitzbühel, Präranggln 27. Juli: Hart/Z., Preisranggln Ranggln in Bayern 20. Juli: Rauris. Ranggln um den Rauri- ser Bergkristall und Preisranggln Ranggln in Salzburg: 29. Juni: Maishofen, Salzburger Meister- schaft und Preisranggln Ranggln in Osttirol Pangg1n in Osttirol: 22. Juni: Lienz, 4-Länder-Ranggln (Salzburg. Süd-, Nord-, Osttirol) und Preisranggln Ranggln in Südtirol: 20. Juli: Vintl, Tiroler Ranggln 29. Juni: Luttach, Preisranggln des Trachtenvereins wurde Peter Thaler und als Kassier der damalige Obmann des Verkehrsvereins. Karl Zobler, ge- wählt. Kitzbühel. König von Belgien. Leo- pold III., König von Belgien, hat für den Monat Jänner 1938 die Villa „Erna" in Kitzbühel gemietet. Er verpflichtete für sich den berühmten Skilehrer Franz Palaoro, der vor Jahren den Parallel- schwung eingeführt hat; für die Köni- ginmutter Elisabeth wurde der Skifüh- rer Klaus Zwicknagl engagiert. Fieberbrunn. Brand. In der Silvester- nacht 1937 brach im Gebäude, wo die Gendarmerie untergebracht ist, ein Brand aus, dem das ganze Gebäude zum Opfer fiel. Von den 30 Personen, die im Hause wohnten, kam niemand zu Scha- den. Die Ortsfeuerwehr war sofort mit zwei Spritzen erschienen, doch konnte sie nicht wirksam eingreifen, da bei der herrschenden Kälte von 20 Grad das Wasser in den Schläuchen einfror. Im Brandhaus befand sich in der Brand- nacht eine Gesellschaft von 40 Personen. Kitzbiiheler Bezirkschronik 1899-1974 Jubiläum der Bezirkszeitungen „Kitzbüheler Bezirksbote" - „Kitzbüheler Nachrichten" - „Kitzbüheler Anzeiger" Aus der zeitungslosen Zeit (1863-1899)
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