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Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. Juni 1975 nach „gen Bamberg" folgende Güter: In Jochberg: eines am Fuße des Bärn.- bichis, eines im vordern Tal, fünf Häu- ser zu Au (mit dem großen Gut „Beim Schlicht"), zwei Güter von Bichin, Wie- senegg südlich gegenüber Ainöder Werchat: Klehnpüchl, ein Gut von Auerberg (Grewppen-) Stein, zwei zu Grub in der Kochau, sieben Le- hen zu Wiesenegg mit. einem Mairhof da- selbst, ein Grueb in der Au. zwei Mo- sen. ein Kochau und fünf Güter zu Ein- öden, das war also das ganze Gebiet um Heci-ienmoos/ Wiesenegg, links und rechts von der Ache. Henntaler Werchat (von Kirchbjchl gegen Aurach): Ober- und Unterleiten, vier Güter bei Kabss und ebensoviele um Winkln, ganz Stockerdörfl mit da- mals zwei Gütern, ebensoviele in Maur- ach und Rehbüchl, Eben und Walten- berg. Dann angrenzend Reichau und Luegeck. Steyerberger Werchat: Elsenstett. zwei Güter zu Gürring (Schnapfl). Vo- gelsberg, Schraybüchl, Heresberg (= Hörla), Dürmperg (= Tiemberg), Lutzenberg, Wald, je zwei zu Haus und Steuerberg, dann Filzen, Achrain, Pruck, Seebach und Seebichl. Gunthabinger Werchat: Alle Güter dieser Umgebung mit Pöll, Neunhausen, Hueb usw. (damals zehn Häuser), zwei Güter Kogl, Kampen (mit Stein?), sowie der ganze Hang von Erking bis zu dem etwas südöstlichen hiesigen Maurach (fünf Güter) mit Ausnahme des Mair- hofes Erking und von Hausberg. Im Gebiet von Reith waren schließ- lich noch bambergisch Kolenhofen, Haus, Berg und Sunschwent. Das waren zirka 90 Güter. Die Grund- gilt mußte um den Prechen- oder Per- chentag (= Dreikönig) entrichtet wer- den. Alljährlich wurde auch in der Ka- tharinenkirche zu Kitzbühel das soge- nannte Bamberger Amt gefeiert. Nach älteren Urkunden haben noch andere Güter zur Grundherrschaft Bam- berg gehört. So wird im Jahre 1385 das 1416 nicht mehr bambergische Gut Oberhausberg (Kitzbichl) als von diesem „Stifte lehenrührig" bezeichnet, ebenso von 1391 bis 1409 Gut Obermoos und im Jahre 1319 das Gut (Wenig-) Astkar, beide in Aurach. Noch mehr zu denken gibt die Nach- richt, daß im Jahre 1361 „vom Stift Bamberg lehenrühriges Land auf dem mittleren Hegel", d. i. ganz in der Nähe der Stadt Kitzbichl selbst, von Ortlieb dem Munichawer und seiner Frau Die- mut verkauft wurde und ein weiteres Stück im Jahre 1394. Auch ein Rain bei der Stadt daselbst erscheint im Jahre 1408 als bambergisch. Letzten Endes ist ja das Gebiet der heutigen Stadt Kitzbichl nur eine Fortsetzung von Ecking, das stets bambergisch blieb. Weiterhin wird dahingehörig bezeugt, daß im Jahre 1314 ein „Haus auf der Kugelstatt zu Kirchbichl". Da in frühe- ster Zeit das St. Andreas-Gotteshaus in Kitzbichl als Kirche zu Ecking bezeich- net wird und dieses, wie die im Stadt- gebiet gelegene „Kugelstatt" und der „Rain" bambergisch waren, ist die Fra- ge nicht unberechtigt, ob nicht der gan- ze Boden Kitzbühels einst dieser Grund- herrschaft angehörte. Schließlich gibt eine Urkunde vom 27. Jänner 1496 zu denken, laut welcher Karell von Seckendorf, Dekan zu Bam- erg und Obleiherr der Oblay zu Kitz- bichl, dem -Ritter Gilg von Münichau das Schloß Münichau mit dazugehöri- gen Gütern zu Lehen gibt. Münichau scheint demnach bambergischen Ur- sprungs zu sein, und nicht, wie auf Grund eines in Reith sonst noch beste- henden Güterstockes des Klosters Berch- tesgade vermutet werden könnte, ur- sprünglich desem Stifte zugehörig ge- wesen. Die Bamberger Oblei war bis zur Heimsagung des Patrimonialgerichtes im Jahre 1837 fürstlich lambergisch. In Urkunden des 13. Jahrhunderts fin- det sich die alte Bezeichnung Babenberg für Bamberg. Auch aus dieser Zeit sind w-is Nachrichten erhalten, die alte Rech- te dieses Hoclistiftes in der Gegend von Kitzbichl bezeugen. So erklärt am 8. Jani 1271 (zwei Tage nach der Stadt- erhebung) Herzog Ludwig von Bayern, daß er die von Otto von Münichawe, wie mit Mathilde, Tochter des Ritters Engelbert von Kufstein, erzeugten Kin- der mit der Kirche von Babenberg gleichmäßig teilen wolle. Ein ganz glei- ches Uebereinkommen zwischen dem Herzog und der Kirche Babenberg war schon am 30. März 1257 geschlossen worden, um die Ehe zwischen Chunrad Ochsenperger und Chunigunde, eben- falls einer Tochter Engelberts von Kuf- stein, zu ermglichen. Dieser Engelbert vc-n Kufstein war vielleicht Burgsäss vcn Münichau, jedenfalls aber als Un- freier dem Herzog zugehörig. In ähn- licher Weise war der Ochsenperger, ver- mutlich von der frühgeschichtlichen Erdbefestigung ganz nahe bei Kössen herstammend, dem Hochstifte Bamberg unterworfen. Die Bamberger Oblai in Kitzbichl stammt aus der Gründerzeit Bambergs - und der gesamte Güterstock war ein Teil der Stiftungsdotation des Bistums durch Kasier Heinrich II. Wie wäre, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, sonst das Hochstift noch zu diesen so weit abgelegenen und dabei umfang- reichen Grundrechten gekommen? Wenn anderswo in den Alpen die Gründungs- gabe von Kaiser Heinrich II. n i c h t angezweifelt wird, warum dann aber bei dem Bamberger Oblai in Kitzbichl? Bamberg wurde 1007 errichtet. Wir sehen also, daß Kaiser Heinrich höchstwahrscheinlich bedeutende Grund- rechte im Leukentale besaß, die ihm als bayrisches Herzogsgut zur Verfügung standen und die er dann Bamberg stif- tete. Das macht es auch wahrscheinlich, daß auch die Begründung der Seelsorge in Kirchdorf durch Zuweisung eines Widmungsgutes und durch die recht- liche Errichtung als Tauf- und Pfarr- kirche ihm zu danken ist. Das müßte wohl noch v o r der Bistumsgründung im Jahre 1007 geschehen sein. Einen kleinen, freilich nur unsicheren Hinweis darauf, daß zu Kirchdorf in al- ter Zeit der deutsche König Heinrich II. Grund und Boden besaß, bietet der Flu- name „Königspeunten". Diese „Königs- peunten" hatte lt. einer Urkunde vom 20. Juni 1558 Hanns Püchler, Wirt zu Kirch- dorf, an den Besitzer des Gutes Leer- berg unter dem Gasteig verkauft. Sie wird aber auch schon in einem Perga- mentbrief vom 29. Jänner 1498 genannt. Da weder vor noch nach Heinrich II. ein bayerischer Herzog auch deutscher Kö- nig wurde, so kann man bei einer sol- chen Flurbezeichnung wohl am ehesten in irgendeiner, uns freilich heute nicht mehr erkennbaren Verbindung mit ei- ner Person den Anlaß zu dieser Namens- gebung sehen. Daß die Errichtung der Pfarre Kirch- dorf in alter Zeit und über Vermittlung sowie aus Interesse eines mächtigen Herrn seinerzeit geschehen sein wird, ergibt sich auch aus den einstigen Gren- zen dieser Seelsorge. Bis zu der auch zwischen den Pfarren St. Johann und Kirchdorf nach den Weisungen Josef II. im Jahre 1786 durchgeführten Umpfar- rung bildete nämlich im Nordosten die Fieberbrunner Ache vom Beginne dieser Grenze des Kloster Rott'schen Besitzes im Zillersee, d. i. von den Mayrhöfen und dem Wiesengut im Winkl an bis fast zu ihrer Einmündung in die Großache, die Trennlinie beider Pfarreien. Von diesem Punkte zog die Grenze in einer Geraden auf die Höhe des Schatterberges. Mühl- bach, Wilheimstätten, Reitham, Ober-, Mitter- und Niederhofen in der Winkler und Haberberger Werchat mit der Berg- gegend Aiglsau, wie die von Bärenstet- ten mit dem heutigen Gasthaus Lampe- rer und der Einsiedelei lagen also auf dem Gebiete der Pfarre Kirchdorf.
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