Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 20. Juni 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Legende der „Stadtblume von Yamagata" Im „Kitzbüheler Anzeiger" Nr. 19 / 75 berichtete der Referent für Ortsverschö- nerung, Gemeinderat Peter B r a n d - s t ä t t e r, daß die „Blumenlegende" über die Yamagatablume (den Samen brachten bekanntlich die beiden Ehren- bürger von Yamagata, Toni Sauer und Tönt Praxmair, nach Kitzbühel) Kopf- zerbrechen bereite, da die Legende auf japanisch gedruckt ist. Herr Ernst Frey, Generalimporteur der Firma TOYOTA, Wien, ein Leser unserer Heimatzeitung, schrieb darauf Herrn Direktor Brand- stätter, daß er die Möglichkeit habe, auf Grund seiner geschäftlichen Beziehun- gen zu Japan, eine Uebersetzung der ge- nannten „Blumenlegende" in deutsch zu ermöglichen. Vom Heimatmuseum, das die wichtigste Korrespondenz mit Yama- gata verwahrt, wurde nun Herrn Frey (1040 Wien, Postfach 204) am 25. Mai 1975 der japanische Originaltext über- mittelt, mit der Bitte, eine Uebersetzung freundlicherweise zu ermöglichen. Hoch- erfreut erfolgte schon mit 17. Juni die Erledigung, wofür wir Herrn General- direktor Frey herzlich danken. Hier die Uebersetzung: Die Stadtblume von Yamagata, der Ursprung „Benibana" Man sagt, daß die Heimat der Beni- bana Aegypten ist und um 1700 nach Japan gekommen ist. Der wissenschaftliche Name der Beni- bana ist Carthamus Tinctorius. Linn (Karl. schwedischer Naturforscher, 1707 bis 1778) hat sie im Jahre 1.753 so be- nannt. Der Gattungsname Carthamus kommt aus dem Arabischen, und ist Quartorn, auf hebräisch Kartami, und der Sortenname Tincorius ist lateinisch. Alles bedeutet „färben", wozu die Blume auch verwendet wird. (39. Fortsetzung) Paß Thurn. Brand. In der Nacht vom 3. auf 4. März 1938 wurde das Gasthaus Breitmoos ein Raub der Flammen. In den. späten Abendstunden brach der er- ste Brand aus. Dieser wurde vom Haus- personal gelöscht. Bald darauf fing es wiederum zu brennen an. Diesmal wur- de so gründlich mit dem Feuer aufge- räumt, daß die Haus.leute glaubten, nach- dem man noch längere Zeit depattierend beisammensaß, nun doch ruhig schlafen gehen zu können. Ein weiblicher Gast behauptete aber unentwegt, daß sie Brandgeruch verspüre. - Man schaute dann auch am Dachboden nach, aus dem aber zum Entsetzen aller schon riesige Flammen schlugen, die innerhalb kürze- ster Zeit das ganze Haus ergriffen und Mit dem Mogamifluß wurde die Blume etwa im. Jahre 1800 in unsere Stadt Yamagata gebracht. Da sie mit dem Klima und der Bodenbeschaffenheit sehr gut zusammengepaßt haben, wurden dann viele gezüchtet und man produ- zierte einen qualitativ sehr guten Farb- stoff „rot" aus ihnen. Die Stadt Yama- gata wurde dadurch reich. Seit langem singt man: ‚Man hat die Samen vom Chitose-Berg gestreut, deshalb gibt es im ganzen Yamagata viele Blumen". Jetzt singen viele Leute dieses Volks- lied gern. Den feinen Farbstoff von Benibana gebraucht man als Kosmetikartikel, Me- einäscherten. Auch das Wirtschaftsge- bäude wurde trotz verzweifelter Gegen- wehr ein Raub der Flammen. Der Besit- zer, Prof. Konstantin Olging aus London, der bei der Katastrophe zugegen war, und die beiden Pächter, Josef Hummer und Hedwig Klausner, sowie die Haus- leute, die vielfach ihre Effekten verlo- ren, erleiden großen Schaden. Frau Hed- wig Klausner war seinerzeit Pächterin des Alpenhauses am Niederkaser, das 1934 abbrannte. Kitzbühel. Sonderausgabe. Am Sams- tag, 12. März 1938, erschienen die „Kitz- büheler Nachrichten" in einer Sonder- ausgabe. Es wurde darin auf einem Blatt über die Machtergreifung der National- sozialisten durch Dr. Seyß-Inquart be- richtet. dikamente, für Farbwaren usw. In frü- her Zeit färbte man vor allem die Klei- der damit. Für die zeremonielle Klei- dung von Ise-Tempel und die Palast- Zeremonien verwendete man sicher die- se gefärbte Sachen, die man immer mit dem Farbstoff Benibana färbte. In manchen Gegenden sät man die Samen der Benibana im Herbst. Dort bleiben die Sprößlinge den Winter über in der Erde und blühen im Frühling. Aber in Yamagata sät man im Frühling. Die Benibana paßt sehr gut mit dem Sauerboden zusammen und sie keimt hundertprozentig, wenn man den Boden mit organischer Düngung gedüngt hat. Die zu dicht gewachsenen Keime wer- den gelichtet. (Diese kann man auch essen, wenn man sie gekocht hat.) Etwa 80 Tage nach dem Säen sind sie ungefähr einen Meter hoch. Gegen Ende Juni oder Anfang Juli sind es dann gelbe Blumen, ähnlich den Di- steln, die an der Spitze des Stengels blühen. Nach drei bis vier Tagen fär- ben sich die Blumen von selbst z i n n - o b e r r o t ! Wenn die Sonne stärker scheint, werden sie hart, so daß ihr Dorn Ihnen weh tun könnte. Deshalb muß man sie bei Morgentau pflücken, bevor sie trocken werden. Wenn man sie nicht nur von den Blumenblättern, son- dern auch von dem Teil, der das Blu- menblatt bestückt, abnimmt, kann man die Blumen mit dem Blumenblatt neh- men. Aber diese Methode ist schwierig und mühsam. Man sagt, daß das Gewebe, welches mit dem Farbstoff der Benibana gefärbt wird, das Beste ist. Und ein Unterkleid, welches damit gefärbt wurde, hält sehr gut warm. Als Medikament verwendet man die Benibana seit langem gegen Altersschwäche, und als Schminkmittel, und auch gegen Frauenkrankheiten. Kitzbüheler Nachrichten. In eigener Sache. Fünf Jahre hindurch bestand die „Vorlagepflicht" und wir mußten Woche um Woche auf den Entscheid ei- nes Herrn Schäffel warten, ob wir wohl „richtig" geschrieben haben. (Die Kon- trolle der Zensur wirkte sich durch „weiße Spalten" aus.) Di Umbruchtage in Kitzbühel. Am Freitag, 11. März 1938, sammelten sich Angehörige der NSDAP und bildeten einen langen Zug. Voran ein Transpa- rent mit der Aufschrift: „Wir wählen nicht!" (Gemeint ist die Volksabstim- mung für ein unabhängiges Oesterreich.) In den Abendstunden bevölkerten im- mer mehr Menschen die Straßen der Innenstadt. Vom Rundfunk wurde be- kanntgegeben, daß die „Volksbefra- gung" verschoben wurde. Vermerkt ist der Rücktritt der Regierung von Doktor Kurt v. Schuschnigg und die Bildung der nationalsozialistischen Regierung. Die SA besetzte die Aemter und Be- hörden und auf öffentlichen und priva- Kitzbüheler Bezirkschronik 1899--1974 Jubiläum der Bezirkszeitungen „Kitzbüheler Bezirksbote" - „Kitzbüheler Nachrichten" - „Kitzbüheler Anzeiger"
< Page 8 | Page 10 >
< Page 8 | Page 10 >