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Samstag, 19. Juli1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 33 T IrR SCHkIITZVERrIN Vorschläge zur Hundehaltung im Toliwutgebiet (2. Teil) In der letzten Ausgabe des „Anzei- gers" habe ich mir erlaubt, über die Re- gistrierung und Kennzeichnung der Hunde tierschützerische Aspekte offen zur Sprache zu bringen. Also, die amt- liche Erfassung des Hundebestandes und die Chancen streunende Hunde zu iden- tifizieren. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und für die fahndenden Stellen nach streunen- den Hunden eine wesentliche Voraus- setzung. Trotzdem wird damit das Pro- blem der streunenden Hunde nicht an der Wurzel erfaßt. So kann ich aus jahrelangen Konferenzen im Welttier- schutzbund versichern, daß die Hunde- steuer ein absolut untaugliches Mittel ist eine Ueberpopulation herumzigeu- nernder Hunde einzudämmen. Mag die Hundesteuer noch so hoch sein. Sie ist nichts als ein willkommmener Budget- posten für die Gemeinde, sonst nichts. Im Gegenteul sind die sorgfältigen Hundebesitzec die Opfer. Es gibt schon Staaten, z. B. Frank- reich, welche die Hundesteuer aufgelas- sen haben. Kleine Hunde, wie Pudel u. dgl. spie- len kaum ein Problem. Ganz anders ist die Lage bei größeren Hunden. Ueber deren Gehorsamsabrichtung möchte ich in meinem Abschluflbericht fachliche Tips geben. Leider besteht in manchen Hunde- freunde-Kreisen die Ansicht, daß etwa nur ein Schäfer, ein deutscher Kurz- haar u. dgl. „ein Hund" ist. In Ordnung, wenn solche Hunde richtig betreut wer- den. Und der--i ist leider nicht immer. Nun möcht2 ich ein Tabu einmal offen ventilieren: Die Sterilisation! Dazu ent- schließen sich jetzt immer mehr Hunde- besitzer. Es gibt dazu zwei M5glichkei- ten. Soll man den Rüden oder die Hün- din sterilisieren. Zweifellos ist der Rüde technisch leichter zu sterilisieren. Und doch auch wieder nicht, wenn man die laienhaften Viehschneidermethoden sieht, die da vorkommen. De--- Eingriff ist ohne moderne G a n z n a r k o s e eine Murkserei. Was bringt die Kastra- tion des Rüden? Er wird zweifellos ruhi- ger und läßt das Streunen. Damit ist das allgemeine Problem streunender und wildernder Hunde noch nicht gelöst. Denn eine einzige läufige Hündin zieht von weit und breit die nicht sterilisierten Rüden an. Ich bin daher der Meinung, daß die Hündin wichtiger zu sterilisieren ist. Dagegen herrscht ein Vorurteil: Er- stens ist die Operation teurer. Die Hün- din verliere ihre guten Eigenschaften und dergleichen. Die Amerikaner sind über solche Vor- urteile längst hinweg. Es gibt in Ame- rika eigene Sterilisationskliniken und wir versuchen im Welttierschutzbund in Ländern mit einer immensen Hunde- Überpopulation solche spezifische Steri- lisationskliniken einzurichten. Die Me- thode der Sterilisation weiblicher Hunde hat sich ebenfalls medizinisch gewan- delt. Man war früher der Ansicht zur Erhaltung des weiblichen Hormonspie- gels die sogenannte „Tubenligatur" vor- zunehmen. Es wurden nur die Eileiter unterbrochen. Damit konnte die Hün- din wohl keine Jungen mehr bringen, aber die Hündin wurde weiter läufig und blieb weiter ein sexueller Anziehungs- punkt für streunende Rüden aus der weiten Umgebung. Wir operieren jetzt deshalb die weib- liche Hündin total, d. h. es werden die Eierstöcke samt der Gebärmutter ent- fernt. Ich kann aus eigener tierärzt- licher Erfahrung nun sagen, daß diese Totaloperation das Mittel der Wahl ist. Mag sein, daß die Hündin sparsamer in der Fütterung gehalten werden muß, aber sie verändert ihr angenehmes We- sen nicht. Und das Anstellen von Rüden vor dem Heim der Hündin bleibt aus. Es gibt aber auch noch medizinische Gründe. Da kam zuerst die Sexpille für Hündinnen auf. Dann Hormaninjektio- nen zur Unterdrückung der Läufigkeit. So einfach und relativ billig diese Prä- parate erschienen, so führen sie früher oder später zu schweren Erkrankungen der Gebärmutter. Deshalb schon gehen die spezifischen Kleintierärzte immer mehr von solchen hormonalen Eingriffen ab. Sie operieren. Wenn wir also gerade in Zeiten der Tollwutgefahr das Streunen möglichst verhindern wollen, müssen wir diese Operation dringend empfehlen. Für den routinierten Praktiker ist sie kein Pro- blem. Um auf die amerikanische Methodik zurückzukommen, sollte man womög- lich alle Hündinnen, die nicht zur Zucht vorgesehen sind, operieren. Man muß dazu gar keine Klinik aufsuchen, son- dern operieren bei uns Kollegen die weiblichen Hündinnen genau so gut. Beim derzeitigen Stand der modernen Tiermedizin arbeiten wir mit Vollnar- kose - selbstverständlich - und die operierte Hündin ist, wie die sterilisierte Katze, kaum zwei Tage rekonvaleszent. Was hat das nun mit Tierschutz und Tollwutvorsorge zu tun? Wir dürfen nicht mehr schweigen, daß wir in diesen Zeiten die Hunde als unsere treuesten Kameraden disziplinär in den Griff be- kommen müssen. Durch die Tollwut- schutzimpfung und durch den operati- ven Eingriff. Wir müssen zum Schutze der gesamten Hundehaltung endlich die herumstreu- nenden Hundemassen eindämmen. Da- AV-Sektion Kitzbühel 1) - Alpenvereins-Sektions- tour. Sonntag, 20. Juli, führt die OeAV-Sektion Kitzbühel eine Tour in die Lienzer Dolomiten. Die Anfahrt erfolgt über Felbertauern nach Lienz und von dort auf die Dolomitenhütte, 1620 m, die un- ser Stützpunkt ist. Am Sonntag Aufstieg über den Nordwestgrat (versicherter Klettersteig) auf die Laserzwand, 2614 Meter. Aufstiegszeit ca. 4 Stunden. Ab- stieg über Karlsbaderhütte. - Anmel- dung bis Freitag, 18. Juli, im Landes- reisebüro bei Herrn Tengg. - Abfahrt Sonntag, 20. Juli, 5 Uhr, ab Landesreise- büro. - Fahrpreis 5 100.— inkl. Felber- tauernmaut. Jugendliche S 50.—. - Aus- rüstung: Kletterausrüstung. - Führung Herbert Haderer. Tourenwart Herbert Haderer mit wird sich auch manches Vorurteil über die „Sauviecher" abbauen. Die Hundefreunde mögen über diese Ratschläge aufrichtig nachdenken. Dr. Oskar Ganster Die Hundemarke Unser Artikel im Anzeiger fand ein lebhaftes Echo. Und das ist gut so. Un- sere Vorwürfe,, daß es die Gemeinden mit der Registrierungspflicht gar nicht so genau nehmen, wurde bestätigt. Da berichteten Hundebesitzer, daß z. B. von der Stadtgemeinde Kitzbühel die Hunde- steuer wohl eingehoben wird, aber keine Hundemarken ausgegeben werden. Auf Anfrage erhalten wir folgende Aus- kunft: Für 1975 haben nur 80 Hunde- besitzer die Hundemarken abgeholt. Des- halb wurden die Hundebesitzer per Er- lagschein zur Zahlung der Hundesteuer aufgefordert. Zugegeben, die Hundebesitzer haben die Pflicht, die Marken abzuholen. Wel- che Konsequenzen ergeben sich aber für die Praxis? Bis zum 2. Juli ist also erst ein Drittel der Hunde Kitzbühels gemäß Registrierungspflicht ordentlich erfaßt! Dieses Drittel der „braven" Hundehal- ter hat die Marken für 1975, aber bei der Stadtpolizei liegt nur die Liste von 1974 auf. Das heißt in der Praxis, daß gerade die „Braven", wenn sich der Hund verläuft und abgegeben wird, nicht ausgeforscht werden können. Zwei Drittel der Hunde laufen entwe- der mit Marken von 1974 oder „ohne" herum. Da gibt es aber Gemeinden, welche wegen der „wenigen" Hunde überhaupt keine Hundemarken ausgeben. Wir Tierschützer meinen, daß für Hun- derttausende Schilling Hundesteuer im Jahr die Erfassung der Hunde sorgfälti- ger geschehen könnte. Wir bitten die Hundebesitzer in ihrem eigenen Interesse und zur Erleichterung der allfälligen Suchaktionen die Hunde- marken 1975 abzuholen und dem Hund anzalegen. Dr. Oskar Ganster
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