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Oberbürgermeister Dr. Urschlechter aus Nürnberg inmitten seiner St. Johanner Freunde Samstag, 9. August 1975 Kitzbüheler Anzeiger 75 Jahre Bienenzuchtverein St. Johann in Tirol Im Mai fand in St. Johann beim Gast- hof Bachern das 75jährige Bestandsjubi- läum statt. Der neue Obmann Albert Sammer begrüßte um 20 lJnr die zahl- reich erschienenen Gäste und Imker. Besonders begrüßte er Bezirisbauernob- mann Paul Landmann, Bezirksbienen- obmann Martin Harasser, den Bürger- meister aus Going Alois Mitterer und die Gemeindevertreter aus St. Johann, Oberndorf Kirchdorf und Going und unseren Wanderlehrer Ferdinand Hechi. Bezirksbauernobmann Landmann gra- tulierte dem Verein für die gute, mu- stergültige Zusammenarbeit. Unser Pro- tokollführer Andreas Sinnesberger ver- las die Festrede: „Es sind nun 75 Jahre vergangen, als sich eine Anzahl von Imkern zusammen- fand, um hier einen Zweigverein zu gründen, den sie unter dem Namen „Bie- nenzuchtzweigverein Großachental" ins Leben riefen. Wir wissen nicht, wer diese Männer waren, da uns Aufzeichnungen aus die- ser Zeit gänzlich fehlen. Sicher aber wa- ren es Idealisten, die sich als Pioniere des Fortschritts zusammenaten und in den Dienst der Allgemeinheit stellten. Erst seit den dreißiger Jahren befin- den sich Aufzeichnungen in unserer Hand und wir nehmen den heutigen Tag zum Anlaß, jener Männer zu gedenken, die den Verein in der Zwi;chenkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit geprägt ha- ben, die vielleicht der eine oder andere von uns noch gut gekannt hat, die aber nun längst nicht mehr unter den Leben- den wellen. Es sind dies: Benefiziat Jakob Hirzin- ger, Obmann Sebastian Mettler, Ob- mann Christian Adelsberger, Obmann Anton Bucher, Obmann Alois Harasser. Wenn wir ehrlich sind, s müssen wir uns eingestehen, daß sie alle mit weit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt haben, wie wir. So waren es die Wirtschaftskrisen der Systemzeit, dann die Wirren der Kriegszeit, die die Bie- nenwirtschaft an den Rand des; Ab- grunds brachten. Doch unermüdlich ging dieser Kreis der Idealisten nach dem Kriege wieder an den Aufbau der Bienenzucht heran. Es entwickelte sich trotz aller Widrig- keiten eine rege Zuchtarbeit und rings- um füllten sich wiederum die Stände mit Völkern. Auch die Staatsführung hatte erkannt, welchen Nutzen eine möglichst lücken- lose Eigenversorgung mit Nahrungsmit- teln für die Bevölkerung bedeutet. Auch hatte man erkannt, von welch unge- heurer Bedeutung die Bienenzucht zur Erhaltung der Kulturlandschaft ist. Sie förderte daher die Imkerchaft, indem sie die Zucht- und Lehrtätigkeit unter- stützte. Was so hoffnungsvoll begonnen hatte, verlor - so schien es - zusehens an Bedeutung. In unglaublichem Ausmaß wuchs die Industrie und schädigte be- denkenlos die umliegende Natur. Ueber- all war nur noch von der Expansion der Industrie die Rede und die Landwirt- schaft und mit ihr die Bienenzucht als Erhalterin der Kultrlandschaft sanken zum Stiefkind des Staates herab. Der Mensch glaubte, mit der Technik über die Natur triumphieren zu können, völ- lig vergessend, daß letzten Endes auch er ein Kind dieser Natur ist und ihren Gesetzen unterworfen ist. Erst in letzter Zeit wurde erkannt, daß beides, Technik und Natur, in Ein- klang gebracht werden muß, wenn die Menschheit überleben soll. Wir in unse- rem Tal befinden uns noch am Urquell dieser Natur. Wenn auch unsere Land- schaft verschiedentlich vom Menschen geschädigt wurde, so gleichen unsere Wiesen noch immer einem Blütenmeer und von den Hängen leuchtet das satte Grün unserer herrlichen Nadelwälder. Wir Imker tragen im hohen Maß dazu bei, diese Landschaft in ihrer Ursprüng- lichkeit zu erhalten. Während ringsum der Kreis der Bie- nenzüchter immer kleiner wird ‚verzeich- net unser Zweigverein alljährlich Zu- gänge von Jungimkern und hat heuer die stattliche Anzahl von 86 Mitgliedern erreicht. Dies ist sicherlich zum größten Willi Gantschnigg mit seiner Jodler- und Schuhplattler- gruppe „Edelraute", die Fellerschüt- zen und de Lustigen Dorfmusikanten aus St. Johann i. T. zu Gast in Nürn- berg bei Oberbürgermeister Dr. Urschlechter Am 11. Juli wurde in Buch bei Nürn- berg ein sechstägiges Fest anläßlich des 80jährigen Bestehens der örtlichen Seite 11 Teil einer vorbildlichen Vereinsführung zuzuschreiben. Nicht umsonst wurden bereits neun Mitglieder des Vereins mit der Bronze- nen Weippl-Medaille ausgezeichnet, von denen noch drei in unserer Mitte weilen. Und so wollen wir abschließend hof- fen, daß unsere Jugend fortsetzt, was unsere Vorderen geschaffen, wir be- wahrt und ausgebaut haben. In diesem Sinne wünschen wir unserem Verein steten Erfolg und ein Bestehen bis ans Ende aller Tage." Anschließend an die Festrede gab es Ehrungen langjähriger verdienter Mit- glieder: 1 Ehrung für 40 Jahre treuer Mitgliedschaft, 1 Ehrung für 30 Jahre treuer Mitgliedschaft und 8 Ehrungen für 20 Jahre treuer Mitgliedschaft. Wirtschaftsberater Ing. Josef Wörgöt-. ter, der erst später erscheinen konnte, wurde durch Obmann Sammer herzlich begrüßt und zum Ehrenmitglied des Bienenzuchtvereins St. Johann ernannt. Für alle Vereinsmitglieder wurde ein wunderschönes Vereinsabzeichen ausge- teilt. - Der offizielle Teil war nun zu Ende und auf ging es zum Tanz. Es spielten die lustigen Salvenberg-Buam aus Hopf- garten. Jung und alt schwangen das Tanzbein bis in die frühen Morgen- Stunden. Das 75jährige Bestandsjubiläum war für den Bienenzuchtverein St. Johann ein großer Erfolg. L. Mühlbacher Schützengesellschaft veranstaltet, zu dem die St. Johanner Trachtengruppe „Edelraute" unter Willi Gantschnigg, eine Fahnenabordnung der Fellerschüt- zen mit Ehrenobmann Georg Wagner sowie die „Lustigen Dorfmusikanten" unter Kapellmeister Andrä Wurzrainer aus St. Johann in Tirol verpflichtet wurden. Am Freitag wurde vom Schirmherrn, Oberbürgermeister Dr. Urschlechter, der Faßanstich und die
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