Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 13. September 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 Stadtpfarrer und Bürgermeister von Kitzbühel wurden heuer im Juli von der Firma Grassmayr, Innsbruck, davon un- terrichtet, daß der Turm der Stadtpfarr- kirche schwere Bauschäden aufweise und die sofortige Einstellung des Läute- betriebes erforderlich ist. Die Fa. Grass.. mayr hat ihre Bedenken durch ein Ur- teil eines in Deutschland anerkannten Fachmannes erhärten lassen,worauf sich Stadtpfarrer Geistl. Rat Johann Dannin- ger gezwungen sah, dein Läutebetrieb vorläufig einzustellem Es handelt sich um folgende Glocken, die am 2. August 1953 vom Glocken- konsekrator Weihbischof Dliii'. Johan- nes Filzer geweiht wurden: Barbara-Glocke, 570 kg, GIS Leonhards-.Glocke, 770 kg, FIS Sebastiani-.Glocke, 1370 kg, DIS Das „Urteil" des deutschen Fachmannes, Dipl.-Ing.Werner Krings, vom Ing.-Büro für Baustatik und Baudynamik in 5064 Rösrath bei Köln, vom 16. Juli 1975 hat folgenden Wortlaut: „Der schlanke gemauerte Glockenturm ist seitlich an die Kirche im Bereiche zwischen Chor und Seitenschiff ange- baut. Beim Läuten der Glocken zeigte der Turm so starke Bewegungen, daß Bedenken bezüglich der Standsicherheit entstanden waren. Der Glockenturm stammt im unteren Teil aus gotischer Zeit, während das oberste Geschoß gleichzeitig mit dem barocken Kirchenschiff aufgestockt sein dürfte. Sowohl die beiden freistehenden Außenwände des Turms als auch die in die Chorwand und die Giebelwand des eitenschiffes einbindenden Turmschei ben sind mehr oder weniger stark be- schädigt. Die schwersten Risse befinden sich in. der Ost- und Nordwand. 1-Tier sind so schwere Schäden entstanden, daß die Standsicherheit des Turmes er- heblich gefährdet ist. - Offensichtlich sind die Brüche bereits früher geschlos- sen und überputzt worden, denn nach Entfernung der äußeren Putzschale wa- ren in den mehrere Zentimeter klaffen- den Rissen stellenweise Verfugungen mit Putz oder Mauermörtel zu finden. Durch die Rißbildungen ist die Nord- Ost-Ecke des Turmes fast völlig aus dccc übrigen Teil abgelöst. Von der Innen- seite her ist aber darüber hinaus eine Vielfalt von Vertikalbrüchen zu sehen, die mit Sicherheit als Schubrisse infolge dynamischer Beanspruchung anzuspre- chen ist. (Glocken und dadurch ausge- löste Massenbeschleunigungskräfte.) Bei einer Läuteprobe war deutlich fest- zustellen, daß einige Risse sich beim Läuten gegeneinander bewegen. - Der Turm führt unter den Glocken eine Re- sonanzschwingung mit ungewöhnlich großen Amplituden (Physik: Schwin- gungsweite) aus. Die dadurch ausgelö- sten Massenbeschleunigungskräfte ha- ben zu den schweren Zerstörungen im unteren Bereich des Turmes geführt. - Der früher durchgeführte Versuch, den Turm durch ein Betonkorsett auf der Innenseite im oberen Bereich zu sanie- ren, muß bei dieser Sachlage als unzu- reichend bezeichnet werden. Aus der Lage der einzelnen Rißgruppen schätze ich, daß die Läuteeinrichtung früher um 90 Grad gegenüber der jetzigen Läute- einrichtung versetzt war. Die oben beschriebene Resonanz- erscheinung ist bei allen Glocken, nur in verschiedener Stärke, spürbar. Ich kann aber mit Sicherheit ohne Durchführung einer Amplituden- und Beschleunigungs- messung sagen, daß die Amplituden so groß sind, daß eine Abstellung dieser Resonanzschwingungen für die Stand- sicherheit des Bauwerks unumgänglich ist. Durch die Zerstörung infolge der großen Massenbeschleunigungskräfte ist der Turm inzwischen nicht nur in dyna- friischer, sondern auch in statischer Hin- Die Nordseite (Vorderseite) und die Ostseite des Glockenturms sicht schwer gefährdet. Eine Sanierung der konstruktiven Substanz ist unum- gänglich. Diese Sanierung muß mit aller gebo- tenen Sorgfalt und mit der erforderli- chen Sachkenntnis durchgeführt wer- den. Es war mit im Rahmen der Orts- besichtigung nicht möglich, die Struktur des Mauerwerks, das offensichtlich aber aus sehr unterschiedlichen Steinen be- steht, genauer zu untersuchen. Ich ver- mute aber, daß der innere Kern weitge- hend ohne oder nur mit unzureichender Mörtelbindung und kleinem Steinmate- rial ausgeführt ist. Wahrscheinlich wird die günstigste und zweckmäßigste Sa- nierungsmaßnahme in einer Injektion des Mauerwerkes mit geeigneten Ver- kittungsmörtein bestehen, die einmal vorhandenen Hohlräume füllen und zum anderen wird eine Bindung der ein- zelnen schlecht untereinander gebunde- nen Steine bewirkt. In dieser Hinsicht haben sich besonders Traß-Kalk-Mörtel bewährt, die sich durch besondere Zä- higkeit und gute Bindung auszeichnen. Dabei ist aber vor allem zu beachten. daß diese Mörtel erhebliche Mengen an Feuchtigkeit zum Abbinden benötigen. weshalb eine Vorspülung mit Wasser und gegebenenfalls auch ein Abhängen der injizierten Wände mit Planen er- forderlich wird. Zu dieser Injektion werden in die Bohrlöcher Torstahlanker eingelegt und verpreßt. Dadurch wird eine durchge- hende Vernadelung des Kerns mit den Außenflächen erreicht. Weiterhin wird wegen der besonders schlanken Ausfüh- rung und wegen der schweren Rißschä- den im unteren Teil auch eine durch- gehende Verankerung in der Längsachse der Wände mit Stahlankern zweckmä- ßig sein, um einen zuverlässigen Schub- verbund im Rißbereich zu erreichen. Ich möchte in diesem Zusammenhang aber besonders darauf hinweisen, daß Arbeiten dieser Art nur von Firmen aus- geführt werden sollten, die umfangrei- che Erfahrungen in der Durchführung solcher Arbeiten haben. Bei unsachge- mäßer Ausführung von Injektionsarbei- ten kann nämlich die Standsicherheit des Bauwerks während der Arbeit aufs schwerste gefährdet werden. Zum Bei- spiel durch zu hohe Innendrücke, den Aufbau hydrostatischer Drücke im Wandinnern, Auslösen eines Fließeffek- es. Darüber hinaus wird natürlich aui4' der vorgesehene Zweck einer gründli- chen Sanierung der konstruktiven Sub- stanz nur unvollkommen erreicht.Wahr- sch.einlich wird das österreichische Lan- desamt für Denkmaloflege entsnrechen- de Firmen mit Erfahrung auf diesem Gebiet nennen können. Erst nach Abschluß der hier in ganz roben Zügen beschriebenen Sanierung des Mauerwerks sollte man durch eine Schwingunesmessung die Eigenfrequenz des verfestizten Turmes messen. Ich möchte allerdings aus den Abmessungen des Turmes schätzen, daß mit Sicherheit Gollinghütte war noch zu machen, dann gutes genützt, ehe man über Bad Ischl aber brach Schlechtwetter ein und die heimkehrte. Wurde es auch nicht eine Tour wurde abgebrochen. Die verblei- volle Bergfahrt, so konnten die Mitglie- bende Zeit wurde für eine Besichtigung der und Freunde der Kolpingsfamilie von Liezen, dem Salzachstausee, des Kitzbühel doch einen vielen kaum be- Skifliegergebietes von Bad Mitterndorf- kannten Fleck österreichischer Heimat Kulm und des steirischen Salzkammer- kennenlernen. Zur Standsicherheit des Glockenturms der Stadtpfarrkirche zum hl. Andreas in Kitzbühel
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