Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 20. September 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Am 17. Oktober 1952 starb Schul- direktor Much Wieser. Er hatte den sel- tenen Wunsch, am brennenden Pölven, unweit seiner Freiberghütte beerdigt zu werden. Sein Wunsch schien uner- füllbar, aber unser unbeugsamer Wille und die Einsicht zweier großartiger Freunde der Bergsteiger, Weihbischof Dr. Johannes Filzer und Bezirkshaupt- mann Hofrat Dr. Hans Trentinaglia, er- möglichten die Beisetzung am 19. Okto- ber. An die 400 Menschen, darunter viele prominente Alpinisten, nahmen teil an Muchs letzter Bergfahrt. Und später, wenn wir einen toten Bergsteiger heruntertrugen, dachte ich immer daran, vom Berg heruntergetra- gen haben wir schon manchen Toten, aber tot hinauf nur den Gildenbruder Much, er war eben außergewöhnlich. Als Vereinigung extremer Bergstei- ger war es uns geradezu Verpflichtung, junge Menschen zum Bergsteigen zu ge- winnen und gewissenhaft auszubilden. Das kostete auch Geld und gerade Geld ist die Substanz, die Vereinen, welche ideelle Ziele anstreben, am meisten fehlt. Vorn Mitgliedsbeitrag, jährlich 50.— 5 kann wenig finanziert werden. Wir beteiligten uns deshalb seit 1952 am Kitzbüheler Jahrmarkt der Stadt- musik mit einer Hühner- und Würstl- station. Der Reinerlös wird zur Förde- rung der Jugend und für Bergfahrten- zuschüsse verwendet. Auch die Erhal- tung der Ackerlhütte, unserem Kleinod im Westkaiser, wird daraus bestritten. Die alte Ackerihütte, im Jahre 1922 von Michael Hornmair erbaut, stand zwar auf einmalig schönem Platz im Hochgrubachkar, leider aber in einer kleinen Mulde. In schneereichen Win- tern sieben bis acht Monate vom Schnee Sauter kam, interessierte er sich für das dortige Pflanzenreich und folgerichtig war eine „Geographisch-botanische Schilderung der Umgebung Wiens", 1826 seine Dissertation. Sauter hatte sich al- so einen guten Ruf als Pflanzenkundiger erworben und auch seine Schreibfreu- digkeit bereits unter Beweis gestellt, als er 1828 nach Kitzbühel kam. Er bemerk- te zur Uebersiedlung nach Kitzbühel: „Von Salzburg führte mich ein gün- stiges Geschick nach Kitzbühel, wo ich an dem Apotheker Herrn Traunsteiner einen so eifrigen als kenntnisreichen und sehr gefälligen Botaniker antraf, der schon die Umgebung und Alpen von Kitzbühel ein paar Jahre durch- forscht. . Traunsteiner und Sauter wurden gu- te Freunde und diese Freundschaft hielt auf Lebenszeit. Sauter zählt die in Traunsteiners Gesellschaft gemachten Exkursionen zu den angenehmsten seines Lebens. Traunsteiners botanische und örtliche Kenntnisse kamen Sauter zu- statten, und in seiner Korrespondenz so- wie durch Beiträge in der „Flora" mach.- te er Kitzbühel in der botanischen Welt bekannt. Das Landgericht Kitzbühel mit fast zugedeckt. Dadurch faulten die Holzwände in Bodennähe ab. Die Was- serversorgung war nur bei Schnee oder Regen gesichert! Bevor nun alles ver- faulte, entschlossen wir uns, mit der AV Sektion Kitzbühel unter Vorsitz von Prof. Adolf Cologna gemeinsam eine neue Hütte zu erbauen. Gildenbruder Dr. Wolf Zimmeter schuf die rechtlichen \/oraussetzungen. Ein neuer Standplatz in der Nähe einer Quelle wurde ausge- sucht und mit dem Bau bald begonnen. Es war, eine vorbildliche Zusammen- arbeit von Alpenverein, AV-Jugend und Edeiweißgilde. Angeleitet und angetrie- ben von Gildenbruder Pepi Graswan- der, dem Motor des Unternehmens. Am 18. Oktober 1959, einem herrli- chen Herbsttag, konnte anschließend an die Kaisermesse die feierliche Einwei- hung der neuen Ackerlhütte vollzogen werden. In den Festansprachen wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß diese Hütte nicht nur ein Stützpunkt für Bergsteiger, sondern auch eine Heimstätte der Kameradschaft für alle Zeit sei. Heute nach 16 Jahren können wir gerne bestätigen, daß die „Hütten- ehe", welche wir , damals mit dem Al- penverein eingingen, eine gedeihliche wurde und wir uns nur wünschen kön.- nen, daß es weiterhin so bleibe! Mit berechtigtem Stolz darf ich Be- richt erstatten vom Alpinen Geschehen der Gilde. 93 Gildenmitglieder haben in den ver- gangenen 50 Jahren 52.146 Gipfel er- stiegen. Davon 98 in Afrika, Asien und Mexiko. Es Waren: 5132 Dreitausender, 720 Viertausender, 46 Fünftausender, seiner geologischen Mannigfaltigkeit und mit entsprechend interessanter Vegeta- tion war bisher regelrecht umgangen und übersehen worden. Um Kitzbühel war vor Sauters An- kunft nur Traunsteiner in systemati- scher Weise tätig. Sein Interesse galt den Gefäßpflanzen, veröffentlicht hatte er noch nichts. Sauters Berichte aus Kitzbühel hat- ten zur Folge, daß auch andere Botani- ker Kitzbühel aufsuchten. Franz Anton von Braune schreibt:,, Als eine neue Botan.y Bay sind die Fluren und Berge um Kitzbühe1 durch Herrn Dr. Sauters Forschungen bekannt geworden, und es wird kein Botaniker, welcher die salz- burgischen Alpen besucht, bereuen, wenn er einen Abstecher dahin macht, denn er wird eine reiche Ausbeute an inter- essanten und unentdeckten Pflanzen er- halten . . ." (Botany Bay ist der Name der Meeresbucht im Südosten Austra- liens, die der Weltumsegler James Cook entdeckte. Cook benannte die Bucht nach der reichen botanischen Ernte.) Die Uebersiedlung von Dr. Sauter nach Bregenz (Stadtarzt) bedeutete für ihn kein Ende seiner Kontakte mit 9 Sechstausender, 2 Siebentausender. Es wurden 69 Erstbesteigungen ausge- führt, dabei waren 156 Mitglieder be- teiligt. An Zweitbegehungen 36 Mitglieder, an Drittbegehungen 28 Mitglieder, 2223 Bergfahrten des Schwierigkeits- grades V—VI wurden bewältigt. Vor 14 Tagen gelang den Gildenbrüdern Fritz Huber und Peter Brandstätter westlich des schiefen Risses an der Törl- Südwan.d eine Erstbegehung und weil dies im Jubiläumsjahr gelang, wurde die Tour spontan als Gildenriss be- nannt. Bei sportlichen Wettkämpfen waren Gildenbrüder recht erfolgreich. So beim Kreuzspitz- und Stubaier Staffellauf. Auf europäischen Langlaufloipen vom Koasa- bis zum Wasalauf, sind unsere Gildenbrüder vertreten, auch beim Rad- rennen auf's Kitzbüheler Horn. Um das Vereinsleben intensiv zu ge- stalten, wird jeden ersten Freitag> im Monat ein Gildenabend im Alpenver- einsheim gestaltet. - Ueber gemachte Fahrten wird in Wort und Bild berich- tet, es sitzt der Maurer neben Akade- miker, Kaufmann oder Landwirt, jeder gleich berechtigt, unbeschadet seiner politischen Anschauung. Uebrigens Par- teipolitik gibt es in unserer Gilde seit 1938 nicht mehr und das zum Wohle der Gilde! Es sollte eigentlich zum ungeschriebe- nen Gesetz jedes freien Vereins gehö- ren, daß innerhalb des Vereins jede parteipolitische Betätigung oder Aeu ße- rungen auf Politik bezogen verboten sei. Dadurch hätten viele Vereine mehr An- Traunsteiner oder seine Beschäftigung mit Kitzbühel Er lieferte etwa 150 Fun- de aus der Bregenzer Pflanzenwelt für
< Page 11 | Page 13 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen