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Samstag, 27. September 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite 9 Betrachtungen über das Musikalische Die Musik der sommerlichen Tage ver- klingt in zarten, weichgeschwungenen Akkorden. Ihr inniger Laut bebt nach noch über weite, farbige Wiesen einer friedevollen Landschaft, wie Schäfer- andacht. Alles Streben ist zwar noch nach außen gekehrt, mit den Sinnen zu erfahren, was das Leben sei. Im Auf und Ab meldet sich aber wieder das Verlan- gen, nach innen zu schauen, hineinzu- horchen in die Innenwelt des Menschen. Die Kunst ist die goldene Brücke von der Sinnenwelt in die Welt des Geistig- Seelischen. Wenn Wir aber versuchen, die Musik den anderen Künsten gegen- überzustellen, wird man gewahr, daß alle anderen Künste ein Vorbild haben in der Sinnenwelt. Der Dichter formt in Worten Zustände aus der Erfahrungs- weit des Menschen und verbindet diese, in künstlerischer Weise, mit seiner Inspi- ration. Der Maier wird dasselbe in Far- ben malen, der Bildhauer in Formen ge- stalten, nicht also der Komponist. Fr malt nicht in Tönen. Die Klangmalerei ist nur ein sehr enger Bereich. „Der Ton ist ohne Vorstellung, unmit- telbarer Ausdruck des Willens', sagt Schopenhauer. Musik muß man nicht verstehen, ja sie entzieht sich sogar dem Begreifen-Wollen, sie wirkt unmittelbar aus sich auf für uns unverständliche, aber umso beglückendere Weise. Wir er- fahren ein Heimatgefühl, ein Wissen um den Gleichklang derselben Empfindungs- weit in uns, wir werden hinausgeho- ben in eine Seinssphäre, die nicht nur den Alltag des Menschen, sondern an Wirkung auch die anderen Künste weit überragt und ohne intellektuelles Be- mühen zustande kommt. Das ist das Ge- (1. Fortsetzung und Schluß) Aufbauend auf Traunsteiners Vor- arbeiten hatte Doktor Sauter eine ziem- lich vollständige Liste der Gefäßpflan- zen mit Angabe der Standorte zusam- mengestellt und sie Unger überlassen. Durch diese Vorarbeiten war Unger frei für anatomische, physiologische und chemische Untersuchungen; außerdem konnte er sich auf die Bestandsaufnah- me der Kryptogamen (Sporenpflanzen) konzentrieren. Unger begann mit der systematischen Erforschung der Algen unseres Gebiets und legte zu diesem Thema auch klei- nere Schriften vor. Auf dem Gebiete der Erforschung der Pilze war Unger bahnbrechend für Tirol; Sauters Arbeiten in der Erfassung dci: Flechten setzte Unger fort. Epochema- chend war Unger außerdem in der Er- forschung der Moose, über die er auch kleinere Arbeiten verfaßte, heimnis des Musikalischen, abgesehen davon, daß in allem Künstlerischen die Sehnsucht nach dem Außermenschlichen lebendig ist. So begleitete denn auch die 'Musik den Menschen vom Anbeginn an bei seinen erhabensten und tiefsten, aber auch dä- monischen Empfindungen, welche er in der Bewegung, im Tanz, nachzugestalten versuchte. Lange vor dem Wort, dem Bild und dem Mal war der Ton, und über den Ton her wird der Mensch ge- staltet. Wenn ein Marsch ertönt, will je- der marschieren, wenn eine Tanzweise erklingt, tanzen. Ist das der Fall, wenn wir Bilder oder Skulpturen von Mar- schierenden oder Tanzenden betrachten? Darum ist auch die Sehnsucht nach dem musikalischen Erfahren am größten. und diejenigen sind im Irrtum. welche glauben. es gäbe viele unmusikalische Menschen. Das sind meist Vorurteile, die den Menschen von den bedeutendsten Eindrucksmöglchkeit en im Leben aus- schkeßen. Nicht gleich ist es aber, welche Art des Musikalischen wir einströmen lassen, weil sein gestaltender oder gestaltauf- lösender Einfluß ein außerordentlicher ist. Gestaltend auf eine alte oder neue Weise wIrd er nur dann sein können, wenn ein Ordnungsprinzip zur Gestal- tung beizutragen imstande ist. Sein Ge- genpol, das Chaotische, vermag genau so zu wirken. aber gestaltauflösend, sie zerstörend. Es ist nicht wahr, daß das Schöne beispielsweise unwahr ist. wie manche heute aus ihrer mißverstande- nen Progressivität heraus lautstark be- haupten, und das Häßliche wahr. Weil alles fließt, lösen sich Ordnungen wohl Unger schloß seine Untersuchungen 1835 ab und gab dann das Werk in Druck. 1836 erschien es in Wien unter dem Titel „Ueber den Einfluß des Bo- dens auf die Verteilung der Gewächse, nachgewiesen in der Vegetation des nordöstlichen Tirol". (Näheres darüber im 4. Band des Kitzbüheler Stadtbuches, Beitrag Manfred Rupert.) Dr. Unger legte seine Arbeit noch vor der Drucklegung der botanischen Ge- sellschaft in Regensburg vor und konn- te den Preis erringen. Ungers Arbeit fand die gebührende Beachtung. Gelehrte des In- und Aus- landes setzten sich mit ihr auseinander. Hören wir abschließend das Urteil Neu- reichs in der Oesferreichischen Botani- schen Zeitschrift 14, 1864, S 4: ..Abge- sehen von, dem oflanzeneogranhischen Werte des Buches (368 Seiten) wurde hier das erstemal in Oesterreich die Ab- hängigkeit der Vegetation von der geo- auf, aber um den Preis neuer Gestal- tungsformen. Niemals darf die Zerstö- rung Selbstzweck sein, stets muß sie ge- bunden sein am Prinzip der Erweckung einer neuen Ordnung. Auf diese Weise wird das Zerstörtwerden bzw. das da- durch bewirkte Häßliche nur Uebergang zu erneuter Schönheit. Zum Staunen müssen wir erweckt werden, nicht zum Ekel. Zum Lebendigen müssen wir uns emporringen, um zu leben, nicht in die Passivität der Abgestorbenheit versin- ken, die lediglich mehr funktioniert wird. Darum schrieb Ludwig van Beethoven als ein solches Erkennender in sein No- tizbuch: „Musik ist höhere Offenba- rung als alle Weisheit und Philosophie". H. Oe. Versammlungskalender der OVP zur NationaratswahI 1975 Freitag, 26. September, 20 Uhr, in J o c h b e r g. Gasthof Post - Dis- kusüonsabend mit NR Dr. Ermacora. Freitag, 26. September, 20 Uhr, in K i r c h b e r g, beim Bräuwirt - Dis- kussionsabend mit LR Dr. Partl. Samstag, 27. September, 20 Uhr in W a i d r i n g, im Waidringerhof - Diskussionsabend mit NR Dr. Keimel und Landesrat KR Christian Huber. Samstag, 27. September, 20 Uhr, in K i r c h d o r f, beim Wintersteller - Diskussionsabend mit LHStv. Dr. Prior Mittwoch, 1. Oktober, 20 Uhr, in R e i t h, Reitherwirt - Diskussionsabend mit Bürgermeister LAbg. Hans Brettauer. logischen Unterlage wissenschaftlich nachgewiesen." 1829 hatte die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg als Preisaufgabe gestellt, neue Untersuchun gen über Bildung und Wachstum des Stengels der zweikeimblättrigen Pflan- zen anzustellen. Die von Dr. Unger aus Kitzbühel eingereichte Arbeit wurde nls beste geehrt und mit 100 holländischen Gulden ausgezeichnet. Sein Aufenthalt in Kitzbühel nahm also einen recht fruchtbringenden Verlauf. - Dabei ist noch zu bedenken, daß diese Leistungen (das gilt auch für Traunsteiner und für Sauter) neben der Ausübung des Berufs erbracht wurden. Ungers weitere Karriere verlief steil nach oben. Bereits im Spätherbst 1835 wurde er zum Professor für Botanik und Zoologie und zum Direktor des bo- tanischen Gartens Joanneum in Graz nach oben. Bereits im Spätherbst 1835 1847 wurde er Mitglied der eben ge- gründeten Akademie der Wissenschaf- ten in Wien, 1849 Professor für Anato- mie und Physiologie der Pflanzen an der Universität Wien. Bis 1828 hatte sich nur Joseph Traun. Uns eodeukoff aff daß „8ajsiscIse Dee4eStiti$* 4" Zum 125. Todestag Josef Traunsteiners 175 Jahre Dr. Anton Sauter - 175 Jahre Dr. Franz Unger.
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