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Samstag, 11. Oktober 1975 Kitzbüheler Anzeiger Seite Der Fremdenverkehr ist für Oester- reich von einer volkswirtschaftlichen Bedeutung, die in ihrem Ausmaß oft unterschätzt wird. Fremdenverkehr be- deutet nicht nur Deviseneinnahmen, ge- waltige Beiträge an Steuern und Abga- ben, Beitrag zur Lebensqualität, Förde- rung von Infrastruktureinrichtungen, sondern schafft auch mehr als 100.000 Arbeitsplätze in unserem Staat. Dane- ben dient der Fremdenverkehr im Be- reich der Landwirtschaft und des Klein- gewerbes und Handels als eine wichtige Nebenbeschäftigung. Der österreichische Fremdenverkehr steht im zunehmenden Maße im Mittel- punkt des öffentlichen Interesses. Die oft widersprüchlichen Meldungen ver- wirren die tatsächliche Situation und machen einen der lebenswichtigsten Be- reiche der österreichischen Bevölkerung zu einem Politikum. Steigende Nächti- gungszahlen im österreichischen Frem- denverkehr wurden von allen bisheri- gen österreichischen Bundesregierungen als eine Selbstverständlichkeit betrach- tet und die Fremdenverkehrswirtschaft war eine äußerst ergiebige Melkkuh. Erst die Stagnation im Jahre 1973 und der Rückgang der Nächtigungszahlen im Jahre 1974 gaben ein nicht mehr über- hörbares Alarmsignal. Auch der Frem- denverkehr kann nicht ständig höhere Einnahmen bringen, auch dieser Wirt- schaftszweig bekommt die allgemein schlechtere Wirtschaftskonjunktur zu spüren. Eine gewisse Unsicherheit machte sich (52. Fortsetzung) Aus „Kitzbüheler Bote" vom 19. Ok- tober 1913: Fremdenverkehr in Kitzbühel Der regenreiche Vorsommer und Som- mer, die wirtschaftlichen Krisen, zu- meist hervorgerufen durch die Balkan- wirren ', alkan. wirren, trugen unzweifelhaft dazu bei, daß die Fremdenfrequenz der diesjäh- rigen Sommersaison eine bedeutende Herabminderung der Besucherzahl zur Folge hatte. Eine statistische Aufstel- lung an der Hand der vom Verschöne- rungsverein ausgegebenen Fremdenli- sten führt zur nachstehenden Darstel- lung. Von den in der letzten Fremdenliste zu längerem oder kürzerem Aufenthalt ausgewiesenen 4235 Besuchern entfal- len auf die Länder der österreichjsch- bemerkbar. Zeichnete sich die Fremden- verkehrswirtschaft bis 1973 durch eine besondere Investitionsfreudigkeit aus (der Verschuldungsgrad des Fremden- verkehrsgewerbes zeigt seit 1960 eine Steigerung von 1656 Prozent), so wurde durch die Einführung der Investitions- steuer diese Investitionslust gebremst und erreichte nach den ungünstigen Er- gebnissen 1974 einen absoluten Tief- punkt Zirka 90 Millionen Nächtigungen wur- den 1974 in Oesterreich erzielt. 65 Pro- zent der zur Verfügung stehenden Bet- ten befinden sich in gewerblichen Be- trieben. Der Großteil sind Kleinst- und Kleinbetriebe, welche von der Unter.- nehmerfamilie selbst mit einem bis drei Mitarbeitern betrieben werden. - Nur durch einen grandiosen persönlichen Einsatz des Unternehmers und seiner Familienangehörigen, für die eine 40- Stunden-Woche unbekannt ist, und de- ren Leistung nur durch einen weitge- henden Verzicht auf Freizeit und Fami- lienleben möglich ist, kann diese Stabi- lität im österreichischen Fremdenver- kehrsgewerbe gehalten werden. Diese Arbeitsüberlastung hat jedoch zur Fol- ge, daß in den letzten Jahren eine Ab- nahme von Selbständigen im FVK-Ge- werbe zu beobachten ist (1971-73 13,5 Prozent). Der Fremdenverkehr ist ein Dienst- leistungsgewerbe. Rationalisierung durch Maschinen ist nur zu einem kleinen Teil möglich. Arbeitserleichterungen für die Mitarbeiter sind nur möglich durch eine ezirksbote" - „Kitzbüheler Anzeiger" ungarischen Krone 2409 Personen. An erster Stelle steht Niederösterreich mit 1453 Besuchern, wovon auf die Reichs- haupt- und Residenzstadt Wien allein 1420 entfallen. Gegen dem Vorjahre um 325 Besucher weniger. - Der weiteren Reihenfolge nach sind zu verzeichnen: 218 Tirol und Vorarlberg, davon aus Innsbruck 122 188 Böhmen 111 Steiermark 101 Prag 100 Graz 85 Ungarn 63 Budapest 70 Oberösterreich 49 Linz a. d. Donau 69 Salzburg 52 Stadt Salzburg 56 Mähren 45 Brünn Arbeitsmehrbelastung der Familienan- gehörigen, da in den Kleinbetrieben die Einstellung einer zusätzlichen Kraft fi- nanziell nicht tragbar ist. Forderungen wie 4 Wochen Mindesturlaub, Bildungs- urlaub sind daher in einer Zeit der wirt- schaftlichen Schwierigkeiten, in einer Zeit, in der es für viele Betriebe ums Ueberlegen geht, schwer zu verkraften. Nur ein Zusammenstehen, ein Enger- schnallen des Gürtels wird uns helfen, die momentan angespannte Situation zu meistern. Zurückhaltung bei den Lohn- forderungen auf der einen Seite und Preisstabilität und damit Sicherung der Arbeitsplätze auf der anderen Seite er- möglichen uns die Erhaltung unseres derzeitigen Lebensstandards. Die Konkurrenz zwingt zur scharfen Kalkulation. Trotz enormer Mehrbela- stungen (Einführung der Mehrwertsteu- er, Verlust der 80prozentigen UST-Be- freiung im Beherbergungsgewerbe, Od.. preiserhöhung, Erhöhung der Löhne lt. Kollektivverträgen um 20 Proz., 10 Pro- zent Teuerungsrate) haben die Preisstei- gerungen in den Hotels von 1973-74 in Oesterreich nur um die 8,1 Prozent be- tragen. (Im Vergleich dazu BRD 10,2, Schweiz 10,6, Italien 24 Prozent - ohne Berücksichtigung des Kursverlustes der italienischen Lira). Optimisten behaupten, es gibt keine Krise im österreichischen Fremdenver- kehr und ziehen als Beweis die steigen- den Nächtigungszahlen des Winters 74- 75 heran. Dabei wird jedoch vergessen, daß wir im Gegensatz zu den anderen Wintersportländern eine sehr gute Schneelage hatten. Es zeigt sich aber auch deutlich, daß die Deviseneinnah- men des Winters nicht in der gleichen Höhe wie die Nächtigungszahlen wach- sen. (1970 Deckung des österr. Außen- handelspassivum noch zu 97,7 Prozent 26 Küstenländer; der Rest verteilt sich auf die Kronländer von Schlesien, Galizien, Kärnten, Kram, Bosnien und Herzegowina. Von den 1826 Besuchern des Auslan- des entfallen auf Deutschland - das Königreich Bayern ausgenommen - 1024 Besucher, hievon auf die Residenz- stadt Berlin 246. Auf den Nachbarstaat Bayern entfallen 655 Besucher, davon auf München 420. - Im Ganzen aus Deutschland einschließlich Bayern um 529 Besucher weniger als im Vorjahre. Aus England sind 114, Schweden und Norwegen, Irland und Schottland 35, Amerika 31, Schweiz 17, Belgien 16, Rußland 15, Holland 9, Italien 6 und China 1 Besucher zu verzeichnen. Im Gesamten sind gegen dem Vorjahr 1381 Personen weniger verzeichnet. Ein Rückblick auf den Aufschwung des Fremdenverkehrs seit dem Jahre 1900 - wo die erste Fremdenliste aus- gegeben wurde - ergibt nachstehendes, interessantes Resultat: Aus: „Gastro-information" Nr. 1, September 1975, Herausgeber K. Gamper, Wattens, Roseggerstraße 8: Gedanken zum österreichischen Fremdenverkehr Von StR Gerhard Resch Kitzbüheler Bezirkschronik 1899-1974 Jubiläum der Bezirkszeitungen „Kitzbüheler 1 Nachrichten" - „Kitzbüheler
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