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Der Hubertushirach 1975. ein ungerad:i' Kronenzwölfer; erlegt von H. Ebers- berger in seinem Revier Naring Photo: Erwin Loferer, Kössen Von der Hubertusfeier in Käss en Samstag 8. November 195 Kitzbüheler Anzeiger Seite 23 In Anwesenheit zahlreicher Ehrengä- ste, insbesondere auch aus Bayern, wur- de am 25. Oktober 1975 von der Bezirks- gruppe Kitzbühel des Tiroler Jagd- schutzveceins 1875 die traditionelle Hu- bertusfeier abgehalten. Nach dem ge- meinsamen Marsch von der Grenzland- halle zur Kirche zelebrierte Hochwür- den Staftpfarrer Johann Danninger die Hubertusmesse, wooei die Brixeri.aler Jagdhornbläserg:upe mitwirkte. Dann folgte der gemeinsame Einzug in die Grenzilandhalle ZUITL Festa-st und zum Grünen Abend. - Den stattlichen Zug führte die Bundesmusik±apelle Kös- sen an. In der c-renzlandiaalle wurde der Fest- akt durch Begrü3ungsansprachen von Vzbgm. Fritz Astl und dem Präsidenten der Bez:rksgruppe Kitzbüh1, Dr. Chri- stian Fc]ey eröffnet. Auch hier gab es wieder willkommene Einlagen der Bri- xentaler Jagdhornbläser. Zum „Grünen A'oend' spielten -die Schkßbergbuam aus Lienz. Viel Beachlung fand die Hu- bertusarsprache, gehalten von Udo Meller, Vorst andsm:tglied des Tirol er Ja gdschutzvereins. W:r entnehmen die- sec: „Einmal im Jahr wollen wir innehal- ten und zurückblicken, -ins Rechen- schaft geben, ob wir die uns gestellten Aufgaben als Waidmänner erfüllt ha- . :)en, oder ob da und dcrt nicht doch Fehler zu erkennen sind und Unterlas- sungen, die wir im kommenden Jagd- jahr abstellen wollen. Denker Wir einmal ein bißl nach! Haben wir unsere Pflichten als Heger erfüllt oder haben wir aus Troph5en- neid einen Zukunftskapitalen um Jahre zu früh auf die Decke gelegt, nur da- mit ihn der Nachbar nicht kriegt? Haben wir den „Roten Räuber" mit dem komisch-verdächtigen Benehmen unter dem Hochsitz durchachnüren las- sen, weil wir auf den Bock oder den „Geweihter" angesessen sind,, obwohl überall noch Tollwutwarnung ist? Habe ich etwa deswegen die küm- mernde c-ais so lange ansprechen müs- sen und dann ziehen lassen, weil ich eigentlich auf einen Bock eingeladen war, den ich erwartete? Habe ich immer meine Jausenpa:'ie- re und leeren Blechkonser'zenbücl-isen wieder m:t nach Hause genommen oder ordentlich vergraben? Oder habe Ich die Verschmutzg unseres Waldes und der Bäche vermehrt? Habe ich de Touristen zu richtigem Verhalten im Wald angehalten, wenn sie bedenkenlos Feuer anm.achtezi und. Abf.ille in der Gegend verstreuten - oder war es mir zu unbequem? Das sind nur ein paar Beispiele. die am heu- tigen Tag für eine Gewissenserforschung gut sein könnten' Aber es geht um mehr! Es geht dar- um, daß -ins bewußt wird, daß es auf jeden von uns ankommt, auf jeden ein- zelnen, auf den Jäger in der großen Na- tur, der sei Revier kennt, in dem er geht, daß er alles tut, diese Natur rein zu erhalten und daß der darin lebende Wildbestand gesund und im richtigen Verhältnis zu: vorhandenen Aesungs- möglichkeit gehalten wird. Der Mensch nat mit der weitgehen- den Kultivierung des Bodens und der sonstigen Verschandelung der Natur zu tief in die Lebensbedingungen der wi]d- lebenden Tiere eingegriffen. Zum Schutz seiner Haustiere hat er auch noch den Bären, den Wolf und den Luchs ausge- rottet und damit die natürliche Auslese unterbunden. Dem Jäger obliegt nun auf der einen Seite die Obsorge dafür, daß das Wild im Winter genug Fütterung angeboten bekommt, wenn im Herbst die Felder glattrasiert werden, auch die letzte SLoppel noch zum Silo eingefahren wird. Auf der anderen Seite hat er die nötige Auslese im Wildstand zu besorgen und krankes und überaltertes Wild rechtzei- tig zu erlösen, bevor es die Art verder- ben oder Seuchen entfachen kann. Auch das Niederwild und die Vogel-- welt müssen wir Jäger ständig im Auge behalten. Jeder von uns weiß, daß Ueberhege oder Ueberhandnehmen der einen Art zur Dezimierung oder Ver- nichtung einer anderen führt. Im über- hegten Gamsrevier flackert bald die Räude auf, und wo zuviele Füchse sind, gibt es bald keine Hasen mehr - Mar- derbestände vernichten den Bestand an bodenbrütenden Waldhühnern. Wo umgekehrt zur Mäusevernichtung geschritten wird, verenden auch die Bussarde, Falkn und Nachtgreifen an den vergifteten Kadavern der toten Mäuse und die besten natürlichen Mäu- severtilger sterben dadurch aus. Waidkameraden! Jede plötzliche Ver- änderung, die wir an den Beständen unserer freien Tierwelt oder an ihrem uns gewohnten Normalverhalten fest- stellen, hat seine Ursachen und kann ein Alarmzeichen sein, das nicht über- sehen werden darf. Ihr alle als natur- verbundene Menschen seid allein dazu befähigt, solche Beobachtungen aufzu- nehmen und weiterzugeben, damit nach den Ursachen geforscht und die Miß- stände abgebaut werden können. Der Gesetzgeber am „grünen" Tisch ist der letzte, der sich mit den Vorgän- gen im grünen Wald und in der grünen Natur auseinandersetzen kann, wenn er nicht ausnahmsweise selbst ein guter Waidman ist. Daher ist er auf Euch angewiesen, auf Eure Beobachtungen, auf die Erkenntnisse des einfachen Jä- gers, der noch das Gespür für die Natur behalten hat, weil er in ihr lebt und weil er sie liebt. Seid Euch heute und in aller Zukuntf dieser Verantwortung bewußt, aber auch stolz darauf, sie für alle die anderen tragen zu dürfen. Seid nicht mundfaul oder schüchtern, son- dern klärt Eure Mitmenschen auf: die Stadtler oder die Gäste Von weit her, die nur mehr viel zu wenig von der Be- deutung der Jagd und ihren naturerhal- tenden Aufgaben ahnen. Sagt ihnen vor allem, wie sie sich im Wald aufzuführen haben, damit sie selbst zu ihrer verdienten und schließ- lich auch bezahlten Erholung kommen, aber das Wild auch seine angestammte Ruhe behält. Das sei der heurige Auftrag zu Sankt Hubertus, den der nunmehr hundert- jährige Tiroler Landesjagdschutzverein 1875 an seine Mitglieder und alle ehr- liehen Waidmänner, wie bei der Grün- dung vor hundert Jahren, neu hinaus- rufen möchte!"
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